Der fünfte Thron - Part 3

Story by Larc on SoFurry

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#4 of Der fünfte Thron

Teil drei meines neuesten Projektes.

Amahr erreicht die fünfte Ebene und muss feststellen, dass sich seit seinem letzten Besuch vieles verändert hat.

Es herrscht eine gespenstische Stille und er ist alleine. Versunken in Gedanken und mit ihm.


Part 3 - Der Schatten der ihm folgt

© Larc

Als er auf das gleißend leuchtende Auge trat, spürte er die Beine im wabernd, durchlässig gewordenen Boden versinken. Ein energetisches Zucken auf der Haut spürend, verschwand er langsam im Portal, streckte den Hals und hob den Kopf um einen letzten Atemzug zu nehmen, bevor das rote Licht ihn gänzlich umschloss. Die Augen geschlossen, die Arme vor der Brust verschränkt und die Flügelhäute eng an den Körper geschmiegt, spürte er das Gefühl des Fallens. Einen Augenblick lang, dann spürte er das kribbelnde Gefühl und das Licht, das durch seine geschlossenen Lider drang, schien zu schwinden. Die Augen öffnend und die Arme instinktiv ausbreitend um den Fall zu bremsen, trafen seine Füße auf massiven Boden. Mit den Beinen federte er den Aufprall ab und ging in die Hocke. Ein schnell gesenkter Arm verhinderte, dass er das Gleichgewicht verlor und sein Blick war noch gesenkt, als Schachfiguren, die ebenfalls im Radius des Portals lagen, klackend auf die Steinplatten zu seinen Füßen trafen, aufsprangen und letztendlich ruhig ausrollten, bevor Stille ihn umfing.

Während er sich langsam und in einer geschmeidigen Bewegung aufrichtete, musterte er seine Umgebung. Eingehüllt vom roten Schimmer, erkannten seine Augen nur schemenhafte Umrisse von Gebäuden und Wege die vom Platz wegführten, der von Form und Ausmaß stark an den Innenbereich des Thronsaals erinnerte, in dem er so viel Zeit verbracht hatte. Ein Blick nach oben, ließ ihn Lung Tao erkennen, der am Rande des Portals auf der anderen Seite stand, auf ihn herab sah und mit einer galanten Handbewegung in eine Richtung deutete. Trotz stieg in ihm und sein Blick wurde ernst. Warum sollte er dem Fingerzeig folgen? Was hinderte ihn daran einfach davonzufliegen ohne einen Blick zurückzuwerfen? Ein Mundwinkel hob sich zu einen herausfordernden Lächeln, als er den Blickkontakt brach und den Lichtkegel provokant in die entgegengesetzte Richtung verließ.

Das Gefühl, das seiner rebellischen Natur Genugtuung verschaffte, schwand als er abseits des roten Scheins in nebelverhangene Gassen blickte. Es schien die Zeit kurz vor der Morgendämmerung zu sein. Erste Sonnenstrahlen schienen über den Grat der Berge zu scheinen, doch lange Schatten und der Schleier des Nebels trotzten dem ersten Licht. Er kannte diesen Ort und konnte sich an Form und Anordnung der schemenhaft sichtbaren Gipfel erinnern. Dennoch wirkte seine Umgebung so fremd und verändert. Um den einst entlegenen Ritualsplatz von wandernden Schamanen war eine Siedlung entstanden. Wo sich früher unberührte Natur und Wald erstreckte, wurden Behausungen geschaffen. Anders als die primitiven Hütten und Zelte, die er von den einheimischen Wilden gewohnt war, wirkten diese massiver und aus Stein gemauert. Rustikal, doch zeugte es von fortgeschrittener Baukunst.

Der runde Platz, über dem das rote Portal schwebte, schien eine Art Versammlungsort im Zentrum zu sein. Der Boden fühlte sich kühl und etwas feucht an. Glatter bearbeiteter Stein. Er sah vier sanft leuchtende Bodenplatten, die das geöffnete Auge mit Energie zu speisen schienen. Er kannte die Anordnung, deren Ausrichtung sich an den Himmelsrichtungen orientierte und die darauf eingravierten Symbole. Die nördliche Platte zierte ein Wirbel, der den Wind symbolisierte, die stliche eine Flamme. Am Weststein symbolisierte ein Tropfen das Wasser und am Südlichen mehrere geschwungene Linien, aus denen sich eine Knospe erhob, die Erde.

Zwei Gegensätze getrennt von den Neutralen. Er schnaubte beim Gedanken an dieselbe Sitzordnung im Thronsaal und der Unterschiedlichkeit der Charaktere, die dort vertreten waren. Dieser Steinplatz war einst nur einer von vielen seiner Art. Lange bevor Beschwörungsrituale untersagt und der Riss der Sphären durch den Bau des Saals und deren Pforten versiegelt wurde. Viele Konflikte hatten er und die Vier gesehen. Der Zwist der wilden Stämme und jenen der Gerufenen aus den vier Ebenen, die unerlaubt in die Geschicke dieser jungen Welt eingriffen. Verehrt wurde seine Art. Die Einheimischen nannten sie die Kinder der Elemente. Manche von ihnen gierig und selbstsüchtig in ihrem Tun. Andere auf der Suche nach Hoffnung und einem neuen Zuhause. Es herrschte immer Zwietracht in dieser Welt, doch Zeiten ändern sich.

Er schluckte schwer beim Gedanken an die Worte des Poeten. Eine der Vier verloren? Der Zustand der anderen ungewiss. Was hatte sich geändert und wie viel Zeit war verronnen, seit er das letzte Mal in dieser Ebene war? Der Lung erklärte ihm einst, dass die Zeit außerhalb des Thronsaals schneller verging, solange die Siegel geschlossen blieben. Er hatte das Gefühl verloren für die Spanne, die er alleine dort verbrachte. Nur spärlich besucht und versorgt von seinem Kameraden, der ihn stets mit rätselhafter Sprache und Belehrungen in Aufruhr versetzte. Alleine mit ihm. Der Reflektion seiner selbst. Dem Spiegelbild, das zu ihm sprach. Der Gefangene war nun frei und Herr seiner Wege, doch seine Flucht vor diesem Ort sollte etwas warten. Amahr fühlte den Drang, diese Ansiedlung zu erkunden. Wie magnetisch angezogen von den leeren Gassen, folgte er leise und lauschend dem Weg in südlicher Richtung. Kunstvoll angelegte Grünflächen umgaben den zentralen Platz und erstreckten sich zu beiden Seiten seines Weges, bis er die ersten Gebäude hinter sich ließ und der Hauptstraße folgte. Verlassen scheinende, aus Stein gebaute Häuser waren entlang des Weges erbaut worden. Schatten verhangene Gassen führten tiefer in die Siedlung, die größer wirkte als alle die er bisher sah hinein.

Wer immer diese Stadt erbaute, hatte sie wie es schien in Hast verlassen. Er sah Holzverschläge und Stände auf denen Nahrungsmittel ansprechend angerichtet und vermutlich angeboten wurden. Früchte und Gemüse verschiedenster Art. Die Nüstern des goldenen Drachen zuckten, als er die verschiedensten Gerüche in sich aufnahm. Süß, angenehm und wohlriechend. Sogar den an Haken hängenden Fischen haftete kein Duft der Fäulnis an, was darauf deuten ließ, dass die Bevölkerung den Ort nicht lange zuvor verlassen hatte. Es war kein Anzeichen des Lebens auszumachen, aber er fühlte sich auf eine unangenehme Art und Weise beobachtet. Seine Blicke wanderten in die Pfade und Seitenstraßen, die in die Viertel hinein führten. Jedes mal als er eine von ihnen passierte. Stets gefasst darauf, belauert und überrascht zu werden, doch er fand nur Stille. Ein Geräusch in der Ferne fing seine Aufmerksamkeit. Ein Scheppern, das klang wie ein Behältnis aus Ton, das zu Bruch ging. Irgendwo abseits der Marktstraße. Die Sinne geschärft und den Kopf etwas in gesenkter Haltung, bog er in die nächste Gasse, die ihn in die Richtung der Geräuschquelle führte. Lang und schmal war diese. Gesäumt von dicht stehenden Häusern und deren Fronttüren und Fenstern die zum Weg zeigten.

Ummantelnde Stille und die düstere, nebelverhangene Enge ließ nur wenig der ersten gedämpften Sonnenstrahlen auf seinen Weg fallen. Im Augenwinkel sah er eine Bewegung. Seine Reflektion im Glas der Fenster? Amahr wusste, dass _er_da war. Der Schatten, der ihm folgte.

Alleine?"

Das knurrende Flüstern schien direkt in seinem Kopf zu entspringen. Wissend, in jeder spiegelnden Fläche in das Gesicht des dunklen Abbildes zu starren, war sein Blick stur nach vorn gerichtet.

„Ich mag es!", schnaubte er verächtlich und mit zynischen Unterton. Fast gewohnt an das Zwiegespräch mit dem Schatten.

Schwach und alleine..."

Amahr beschleunigte seine Schritte und beobachtete im Augenwinkel die Fenster zu seinen Seiten, sah ihn seine Bewegungen imitieren wie ein normales Spiegelbild und im Nächsten stillstehend und mit verschränkten Armen wartend.

"Ich brauche dich nicht mehr!", knurrte er ohne den direkten Blickkontakt zu suchen

Ich bin deine Rüstung! Wer bist du?"

Eindringlich, fast bedrohlich klang die Stimme zu Beginn, während die letzten Worte in ein Hauchen übergingen. Erinnerungen erfüllten seine Gedanken. Teils Dinge die er festhielt und andere die er verdrängte. Aufgewachsen und erzogen von den Vieren. Ausgebildet und trainiert. Sein ganzes Leben unter ihnen. Ein Gefühl der Wärme erfüllte ihn, als er an Taira dachte. Die Erddrachin war wie eine Mutter für ihn als er noch jung war. Mit der sanften und beharrlichen Art ihres Elementes. Tao hätte erwähnt, dass sie erkrankt sei. Er erinnerte sich daran, wie sie von den Anderen durch das Tor hinter ihrem Thron zurückgebracht wurde, um sich in ihrer Heimatebene zu erholen. Bevor sie ihn verließen. Sie strotzte stets vor Leben und er war sich sicher, dass sie bald wieder genesen würde.

War er das wirklich? Die Nachricht über den Verlust von Septis erschütterte ihn innerlich. Die Seeschlange hatte nie gesprochen. Sie war stumm, doch ehrwürdig und stolz in ihrem Auftreten. Sets der ruhige Pol und die personifizierte Ausgeglichenheit in der Runde. Sie lehrte ihn Kraft aus der Stille und Meditation zu schöpfen und er erinnerte sich gern daran, wie sie ihn in seiner Jugend mit bewegten Figuren, die sie magisch aus Wasseroberflächen erhob, amüsierte und zum lachen brachte. Bitterkeit lag in seinem Ton, als er flüsternd antwortete:

„Das Licht, das den Weg weist."

Du weißt wer wir sind! Jäger... Richter."

Die Stimme in ihm antwortete direkt und klang bestimmter und härter als zuvor. Noch immer mied Amahr den Seitenblick, während er dem Weg folgte, um dem Starren in den spiegelnden Flächen der Glasscheiben nicht trotzen zu müssen. Verloren im Gedanken und in Erinnerung an die verbliebenen beiden Thronhalter. Tao schulte seinen Geist und füllte ihn mit Wissen. Er musste sich eingestehen, dass der Lung es verstand, mit Worten umzugehen, auch wenn er sich ihm gegenüber heute noch oft wie ein rebellischer Schüler verhielt. Irgendwie mochte er die illustre Lyrik und Geschichten seines einstigen Lehrers, auch wenn er es ihm gegenüber nie erwähnt hatte. Ebenso schulte dieser bereits früh in seiner Jugend Amahrs Reflexe und Geschicklichkeit im verspielten Sparring, als der Jüngling seine liebsten Helden aus den Erzählungen im Spiel verkörperte. Die neckenden, weisen Zitate, mit denen er seinen Schüler provozierte, als er seinen ungestümen Anstürmen mit Leichtigkeit entging und ihn zum Stolpern brachte. Der, der den Wind vertrat, war weit mehr als ein Bücherwurm und Quacksalber. Er zeigte ihm bereits im Spiel, dass es mehr erfordert als pure Kraft, um einen Gegner zu besiegen. Alles in Allem genoss er seine Jugend, auch wenn das Lernen das meiste seiner Zeit verschlang. Oft durfte er in Begleitung die verschlossenen Türen durchschreiten und in die Heimat seiner Lehrer reisen. Wälder voller Leben, ein Ozean, der endlos schien und ein wolkenverhangener Horizont und fliegende Inseln, in dessen Höhen er sich frei und unbekümmert fühlte, als er den Wind unter seinen Flügeln spürte.

Du kennst unseren Feind! Du ließt sie zurück als sie geschwächt war!"

Das unheimliche Flüsternriss ihn aus den angenehmen Erinnerungen, die sich binnen weniger Sekunden vor seinem geistigen Auge abspielten und lenkten seine Gedanken auf die harten und unangenehmen Erfahrungen, die er in seinem Leben durchlaufen hatte, seit der Zeit als er das junge Erwachsenenalter erreichte. Die Zeit als er den vierten König traf. Seinen härtesten Lehrmeister. Fengar, ein grimmiger Krieger aus der Ebene des Feuers. Sie sagten er habe eine warmherzige Seite, aber er zeigte sie nur allzu selten, als er ihm lehrte zu kämpfen. Erbarmungsloser Drill und harte Worte stählten ihn in dieser Zeit und bereiteten ihn auf die Aufgabe vor, die ihm angedacht war, doch hinterließen sie auch Spuren in der sanften Seite seines Wesens.

„Sie ist meine Schwester!", hauchte er leise und beinahe entschuldigend.

Sie war erfüllt von Neid! Wollte unseren Platz!"

Sein ganzes Leben war er geschult und trainiert worden für eine Aufgabe. Als die Welt jung und wild war, herrschte steter Konflikt zwischen ihren vielen Völkern. Manche, deren Lebensart sich glich, formten Allianzen um sich zu verteidigen. Andere jagten und rissen. Dennoch waren sie alle denkende und fühlende Wesen, die sich allerdings ihren Urinstinkten hingaben. Aufrecht gehend und sozial unter den Ihren.

Sie verehrten die Elemente und ihre Schamanen versuchten durch Rituale mit der Seele und Essenz, die sie in ihnen vermuteten, Kontakt aufzunehmen. Irgendwie gelang es ihnen sogar, was als unangenehmen Nebeneffekt die Risse zwischen den Ebenen erzeugte. Er verstand nicht viel davon und dachte mit Grauen an die Geschichtsstunden zurück, in welchen der weise Tao versuchte, ihm magische Bewandtnisse und Einzelheiten zu erklären und dabei der Klang seiner Stimme mit der Konstanz eines lauen Herbstwindes an sein Gehör drang. Die Vorgehensweise bei der Erbauung des Thronsaals erschloss sich ihm ebenfalls nicht gänzlich. Ein komplexer Vorgang bestehend aus magischen Unsinn, den er nicht gänzlich verstand. Der Lung brüstete sich immer damit, dass seine Sphäre die erste war, die eine Lösung dafür fand, den Riss ungerufen zu durchschreiten, um mit den anderen drei Ebenen in Kontakt zu treten. Der Saal und seine Tore wurden geschaffen, um den Riss hinter den magischen Pforten zu versiegeln und seinen Missbrauch durch die Unwissenden zu unterbinden.

Vier Herrscher wurden einst erkoren. Der Zwietracht war in der Welt geboren Sie wollten das Gleichgewicht erhalten, Doch der fünfte Thron war gespalten.

Sie waren mehr Wächter als Könige, doch des Poeten Hang zur Übertreibung und Beschönigung war allseits bekannt. Und er? Er war ein Geschenk.

Sein Ei wurde von seinen wahren Vorfahren als Zeichen guten Willens den vier Wächtern übergeben. Tao sagte ihm als er alt genug dafür war, dass seine Eltern Drachen waren, die durch den damals noch geöffneten Riss gezogen wurden, als diese Wilden der fünften Ebene ihre Rituale durchführten. Sie gehörten zu jenen seiner Art, die den Einklang und Frieden mit ihrer neuen Umgebung suchten. Namenlose Fremde! Er spuckte auf den Boden.

„Ich will das nicht mehr!", schnaubte er in einem Ausbruch seiner Gefühle und senkte dabei mit finsterer Miene den Kopf, während er langsamen Schrittes weiterhin der Gasse folgte.

Der Lung hatte ihm auch erklärt, dass das Verhältnis zwischen den vier Elementarebenen gereizt und angespannt war, und dass ein Eingreifen in die Geschicke ihrer _Übergänger_schnell als kriegerischer Akt gewertet werden konnte. So fassten sie gemeinsam den Plan, jemanden den Posten des fünften Wächters anzuvertrauen, der neutral zu den vier Reichen steht. Jemand, der die Natur, Sitten und Gebräuche aller verstand und in sich vereinte.

Er schnaubte verächtlich. Die noble Aufgabe, die ihm zuteil wurde, entpuppte sich als Drecksarbeit und er war dazu bestimmt, jene zu jagen, die in der neuen Welt ihre Gottkomplexe über die Schwächeren auslebten und in ihrer Gier und Selbstsucht Schande über ihre Heimat brachten. Über jene zu richten, die im Verdacht standen, gegen die neu erlassenen Gesetze der fünf Throne verstoßen zu haben. Trainiert und vorbereitet. Allerdings nicht auf jene Situation, die ihn einst unerwartet traf. Er ließ sie zurück und hasste Politik mit tiefer Inbrunst.

Verloren in seinen Gedanken, wurde ihm erst nach einigen Momenten bewusst, dass die Stille zurückgekehrt war. Keine hämischen Fratzen, die in den Fensterscheiben reflektierten. Kein Flüstern, das in seinem Kopf widerhallte. Er fühlte sich allein. Es war das erste mal in seinem Leben, dass dieser Zustand Unbehagen in ihm auslöste. Kein Geräusch, kein einziges Anzeichen von Leben. Nicht einmal der Wind sang durch die Gasse. Die Stadt schien mit dem Leichentuch bedeckt und ihres Atems beraubt. Da war ein Geräusch! Leise, kaum wahrnehmbar und dennoch von seinem Gehör aus der Totenstille zu filtern. Wie nackte Füße auf blanken Stein. Er wirbelte herum und sah angespannt in die Richtung, in der er den Ursprung vermutete, doch dort war nichts als ein leerer Pfad und sich eng gegenüberstehende Häuserfronten mit noch schmaleren Wegen dazwischen, die die Gebäude voneinander trennten. Seine Sinne schärften sich und erwachten. Die Nüstern zuckten, als er in kurzen Atemzügen die Luft nach einer Fährte prüfte. Sein Blick, wild und konzentriert, als seine grünen Augen und die durch die Lichtverhältnisse zu schmalen Schlitzen geformten Pupillen jeden Winkel in seinem Sichtfeld abtasteten. Selbst die Zunge schien die Luft aus sanft geöffneten Lippen abzutasten, als wolle er sie schmecken. Der Geruch von abgestandenem Wasser aus den Abflüssen an Straßenrand, dominierte seine Wahrnehmung.

Und wieder leise Schritte in seinem Rücken. Näher und präsenter als zuvor. Schnell drehte er sich in seine vorherige Laufrichtung und erhaschte wieder keinen Blick auf die flinke, unbekannte Kreatur, die ihm folgte. Oder waren es gar Mehrere? Wurde er flankiert? Die Erkenntnis traf ihn hart. Er schien gejagt zu werden. Angespannt und alarmiert tastete er sich voran, drehte sich mehrfach und umsichtig um und versuchte, seine aufgeregte Atmung zu beruhigen. Sein linker Arm gesenkt. Die fledermausartige Spannhaut seines Wyvernflügels formte eine sanfte Wölbung und er spreizte seine klauenbesetzten Finger. Die andere Pranke mit nach hinten angewinkelten Ellenbogen auf Schulterhöhe erhoben und deren Fingerknöchel angewinkelt, nahm er eine Pose ein, die ihn einst Lung Tao zeigte.

Sieh mich an!"

Sein Instinkt trieb ihn dazu, rasch zur Seite zu blicken. Stehend vor einem weiteren Fenster, sah er kurz sein goldenes Gesicht, bevor das Glas sich nach außen zu wölben schien. Lautes Klirren, gefolgt vom kehligen Knurren des Biestes, das sich ohne Rücksicht auf eigene Verletzungen auf ihn stürzte. Die Fänge weit geöffnet, das graue Fell gesträubt. Kleiner als er. Einen Blick erhaschte er, bevor er den Aufprall spürte und das Gleichgewicht verlor. Den erhobenen Arm klemmte er instinktiv unter den Hals der Kreatur, bevor er das Gleichgewicht verlor und zurückfiel. Der Aufprall auf den Rücken, presste die Luft aus seiner Lunge. Der Angreifer über ihm, den er als zweibeinig, aufrecht gehenden Wolf identifizierte, schnappte wie wild nach seinem Hals. Einzig zurückgehalten von seinem Unterarm.

Einstudierte Bewegungen und Instinkt steuerten sein Handeln. Amahrs langer Schwanz peitschte seitlich aus, schlang sich in einem Haken um den Torso des Mondsängers. Mit Schwung riss er seinen Schweif in die andere Richtung, was seinen Angreifer für einen Moment anhob. Ein Wimpernschlag, der reichte um seinen Arm zu befreien. In einer blitzschnellen Reaktion packte er die Schnauze und schloss die beängstigenden Fänge mit Druck beider Pranken. Eine Handfläche auf die kühle Nase gepresst, hielt er den Kiefer mit der anderen Hand fest geschlossen und wälzte sich seitwärts, um sich mit Schwung über den Angreifer zu erheben, und ihn mit seinem Gewicht niederzudrücken.

Er fühlte den Sog des Schnaufens an seiner Pranke, während er die Atemwege verschlossen hielt. Der Wolf knurrte und wehrte sich. Wilde Augen...

Amahr erschauderte als er die Augen sah. Trüb und ausdruckslos, fast milchig und grau. Ein dunklerer Ton als das Fell. Er fühlte einen Schnitt im unteren Bereich seines Flügels, als eine Kralle des wild zappelnden und um sich schlagenden Gegners sich in die Membrane hakte. Er brüllte auf im Schmerz, hob den Kopf des Graupelzes vom Boden an und stieß in mit Wucht zurück auf den harten Stein. Den Griff lösend, schlug er einmal kräftig mit den Flügeln, um mit einem Satz zurück etwas Abstand zu gewinnen. Er landete auf seinen Füßen, warf einen kontrollierenden Blick nach unten und sah Blut. Ein wenige Zentimeter tiefer Schnitt in der Flügelhaut. Er schmerzte als er diesen spannte und wieder seine Kampfpose einnahm um sich auf den Ansturm vorzubereiten.

Benommen durch den Aufschlag, richtete sich sein Gegenüber langsam auf. Wackelig und bemüht um Balance war er, bevor der Wolf wieder zu sich kam und wie von Sinnen, mit dem selben animalischen Verhalten in gebückter Haltung auf den Drachen zustürmte. Amahr wartete auf den rechten Moment und führte einen geraden Schlag nach vorne. Der Handballen traf mit Wucht auf den Nasenrücken. Ein Knacken ließ das Blut des Drachens fast gefrieren und den Verrückten winselnd rückwärts taumeln. Im Reflex folgte Amahr ihm mit einem geschmeidigen Schritt vorwärts und holte mit der zurückgehaltenen Pranke zum sauberen, diagonalen Schlag von unten nach oben aus. Er fühlte seine Krallen in das Fell tauchen und in die Haut schneiden. Vom Schlüsselbein schräg über den Hals. Drei Striemen begannen rot durch das graue Fell zu sickern als er seinen Gegner betrachtete, der röchelnd stehen blieb. In einer Reaktion fing er diesen, legte seine Pranke auf dessen Hinterkopf und geleitete ihn in die Hocke gehend zu Boden. Sein Blick war die ganze Zeit auf diese unnatürlichen Augen fixiert. Der Wolf blinzelte und schnappte nach Luft.

„Warum?", fragte der Drache im emotionalen Ton.

Er kannte die Mondsänger als stolzes ursprüngliches Volk, das hier im Norden lebte. Friedfertig, sanft und naturverbunden in ihrer Art. Er konnte das Verhalten nicht begreifen. Der Wolf blinzelte und der Schleier in seinen Augen schien zu weichen. Eisblau und tief wie der Ozean wurden sie. Voller Furcht im Todeskampf. Die bestialischen Züge wichen einem Ausdruck der Furcht, als er versuchte zu sprechen und nur ein Röcheln über seine Lippen kam.

„Shhh..."

Amahrs Lippen bebten und der beruhigende Laut kam nur zitternd hervor. Die zweite Pranke lag auf der Brust des Wolfes. Er fühlte die krampfende Atmung, bis langsam Stille einkehrte. Erfüllt mit Trauer und über den Toten gebeugt, schloss er seine Augen.

„Finde Frieden!", hauchte er leise. Er fühlte den Drang zu schreien und verstand den Grund der Aggression nicht. Etwas stimmte nicht. Diese Augen...

Oeffne die Augen!"

Er ignorierte die knurrige Stimme und hob schwermütig und mit geschlossenen Augen den Kopf. Er fühlte erneut einen harten Aufprall der ihn niederriss. Es war ein Fehler zu glauben, dass Wölfe alleine jagen. Die Augen weit geöffnet, sah er zwei Weitere von hinten anpirschen, während er ein gruseliges Würgen von dem über ihm vernahm. Bevor er reagieren konnte klatschte eine Flüssigkeit in sein Gesicht. Zäh, klebrig und ekelerregend. Es verklebte seine Nüstern, zwang ihn durch das Maul zu atmen. Ein Tropfen gelangte auf seine Zunge. So bitter...

Er hörte ein Brüllen. Die Stimme eines Drachens, den er kannte, bevor das Gewicht des Angreifers von seiner Brust verschwand und seine Sicht verschleierte und er langsam das Bewusstsein verlor.

Der fünfte Thron - Part 4

Part 4 - Kenne deinen Feind © Larc Amahr fühlte Kälte, die von seinem feuchten Gesicht ausgehend, langsam seinen Hals und Brustkorb hinab kroch. Sein Atem war unregelmäßig und stockend. Fast so als würde etwas seinen Hals zudrücken. Der kalte Reiz...

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Der fünfte Thron - Part 1

**Der fünfte Thron** **© Larc** Part 1 - Zwietracht In sich gekehrt und konzentriert saß er auf einem einfachen Holzschemel an einem ebenso unscheinbaren, kleinen Tisch. Frei und einsam im Zentrum eines von Dunkelheit erfüllten, großen Raumes,...

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Kein Sklave sein!

Kein Sklave möchte ich mehr sein, vom Stress, vom Alltag und von Sorgen. Nie zu hör'n in mich hinein, mit Blicken auf das Morgen. Dinge bannen aus dem Geist, die noch nicht geschehen. Solcherlei Gedanken meist, verschwendet dann...

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