Unter Drachen 7 - Kleine Drachen...

Story by Lord_Eldingar on SoFurry

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#7 of Unter Drachen

Erstmals bekomme ich direkten Kontakt mit Erce, entdecke einen weiteren Wohnsitz, erkundige mich bei den Menschen über ihr unverständliches Verhalten und muss mich mit einigen Kleinen Drachen herumschlagen, zuletzt sogar tatsächlich. Und ich treffe eine attraktive Drachin, die sich mir jedoch verweigert...

Achtung, entspricht 53 Seiten... ;)

Teil sieben der Geschichte um einen Menschen, der als Lord Eldingar mit und bei den Drachen lebt.

Ich versuche in dieser Story die Gedanken und Empfindungen des Menschen, der in ein Leben als Drache gestoßen wurde, in den Vordergrund zu stellen. Daher geht es eher um die Erkenntnisse und weniger um ständige Action. ;)

Ich hoffe, es gefällt trotzdem.


Unter Drachen

4. - Kleine Drachen...

Die Sonne weckt mich gefühlt zu viel zu früh - ach ja, ich bin ja ein gutes Stück nach Osten gereist. Ich recke mich und gähne herzhaft, so ein Drache kann seinen Mund ganz schön weit aufreißen. Anschließend lecke ich mir die Augen sauber, meine Zunge ist ja reichlich lang genug dafür. Keine Ahnung warum ich das mache, aber es erscheint mir richtig und normal und ich habe es öfter bei Manvinkona - nein, halt: Sálleiðtogi - gesehen, also tue ich es einfach. Offenbar zeigen sich nach einer Woche langsam die ersten Verhaltensweisen eines Drachen bei mir.

Die Matratze ist tatsächlich angenehm bequem, ich fühle mich gut ausgeruht - auch wenn in mir ein undeutliches Gefühl ist, dass etwas daran nicht richtig ist... - Egal, leise stehe ich auf und horche auf dem Gang - Kyrin scheint noch zu schlafen, vermutlich wirkt der Wein.

Also gehe ich leise in den Vorratsraum, um Kyrin weniger zu stören, mache mich dort ein wenig frisch, spüle den Mund durch und mache mir dann einen Becher mit etwas Fruchtsaft in frischem Wasser. Damit gehe ich leise zurück in den Wohnraum und schaue mir dort das Bücherregal näher an.

Neben gebundenen Büchern gibt es lose Blätter in Hüllen und etliche Papyrus- und Pergamentrollen. Ich schaue drüber, vieles kann ich lesen - obwohl ich vor einer Woche noch nicht einmal wusste, dass es diese Sprachen gibt - anderes nicht. Vermutlich hat Erce mir „nur" die aktuellen Sprachen mitgegeben, aber Eldflóð deutete an, dass Drachen normalerweise Sprachen und Schriften sehr schnell lernen. Die meisten Bücher sind offenbar jüngeren Datums, da ich davon die meisten lesen kann. Hier stehen Bücher über Natur und Technik, Geschichte, aber auch Poesie und Prosa. Die naturwissenschaftlichen und technischen Bücher werden mir einen Überblick über den Stand hier vermitteln. Ich greife mir vorerst ein Buch über die Tier- und Pflanzenwelt und blättere ein wenig darin.

Der Türriegel geht... richtig die Tür knarrt leise und wird wieder geschlossen, ein leises Tappen ist zu hören, das Klacken und Scharren von Krallen ist eindeutig ein zweibeiniger Drache. Kyrin ist noch in seinem Schlafraum, wer kann das also sein? Der Besucher geht zielstrebig in den Vorratsraum und ich höre leises Klappern und Plätschern. Da spült jemand das Geschirr... Und der Geruch eines männlichen Kleinen liegt jetzt in der Luft.

Mit dem Buch und dem Becher in den Händen gehe ich zum Vorratsraum und schaue durch die Tür. Am Wasserbecken steht ein orangeroter Anthro-Drache mit einer fast blonden Mähne, die vom Kopf bis zum Schwanzansatz entlang der Wirbelsäule läuft. Offensichtlich hat er mich noch nicht bemerkt. Naja, mit meinen kurzen Krallen, die den Boden nicht berühren und meinen sehr weichen Fußballen bin ich selbst für einen Drachen nur schwer zu hören. Mit einem deutlichen Geräusch klappe ich das Buch zu - er lässt sofort alles in das Becken fallen, wirbelt herum und wirft sich zu Boden wo er die Demutshaltung einnimmt. Offensichtlich hat er mich als Großen erkannt.

„Verzeiht eurem Diener, er wollte Eure Lordschaft nicht stören." -

Wird das hier von den kleinen Drachen so erwartet?

„Er hat mich nicht gestört, ich wollte nur nachsehen, wer hier tätig ist." Mein Ton ist dracoid emotionslos -

„Verzeiht, Euer Diener hätte Euch informieren müssen. - Darf Euer Diener fragen, ob Eure Lordschaft der neue Herr ist?" -

„Er darf. Mein Name ist Eldingar, falls das die Frage beantwortet." -

Er rückt noch korrekter in die Demutshaltung.

„Verzeiht Eurem unwürdigen Sklaven, dass er Euch nicht sofort erkannt hat, Hoher Lordpaladin." -

„Es ist gut. Er kann nicht wissen, wer ich bin - und er soll sich nicht als mein Sklave bezeichnen, es steht ihm frei, mir zu dienen oder nicht, ich zwinge ihn nicht dazu."

Er stockt einen Moment.

„Verzeiht eurem ... Diener, hoher Lordpaladin, dass er Euch verärgert hat."

Ich verdrehe die Augen. Sogar als Drache ist mir das zu viel des Guten, auch wenn ich Gehorsam von den Kleinen erwarte. Kyrin steht inzwischen hinter mir und beobachtet das Schauspiel mit leichtem Lächeln.

„Es ist gut. Erhebe er sich." sage ich zu 'meinem Diener' und begrüße Kyrin mit einer Verneigung, die er erwidert. Er bleibt aber ruhig. - Der kleine orange Drachen bleibt unbeweglich in seiner Position.

„V-verzeiht Hoher Lordpaladin, Eurem unwürdigen Skl ... Diener. Er hat einen unverzeihlichen Fehler begangen." seine Stimme zittert leicht. -

„Wie soll ich einen unverzeihlichen Fehler verzeihen...?" frage ich rhetorisch „... vergesse er das. Nenne er also seinen Namen." Es kann nur darum gehen, ich habe mich ja vorgestellt, er aber noch nicht. -

„Sofort Hoher Lordpaladin. Euer unwürdiger Diener trägt den Namen Tyngar." -

„Gut. Nun Tyngar, folge meiner Anweisung."

Obwohl seine Nase nur Millimeter über dem Boden sein kann, schafft er es irgendwie, sich noch zu verneigen. Er rappelt sich auf, steht schließlich stramm vor mir, hält aber den Kopf gesenkt und starrt seine Füße an.

„Etwas verloren, oder ist der Boden vielleicht schmutzig?" frage ich etwas gehässig.

Ein mühsam unterdrücktes Glucksen von hinten sagt mir, dass Kyrin sich gerade köstlich amüsiert.

„N-nein, mein hoher Lordpaladin." antwortet Tyngar verwirrt. -

„Und warum starrst Du so angestrengt den Boden an?" -

„V-verzeiht Hoher Lordpaladin, a-aber ihr könnt doch unmöglich... unmöglich in Eurer wahren Form in dieser Wohnstätte..." er bricht recht verzweifelt klingend ab.

Deswegen... weil sich ein großer Drache praktisch niemals gegenüber anderen als Anthro sehen lässt. Ich verdrehe die Augen und sende ein verzweifeltes 'Himmel hilf' zu Erce. Das Glucksen von Kyrin ist nicht mehr zu überhören.

„Ihr hättet mich aber gerne informieren können, Lord Kyrin. Ich mache mich auf seine Kosten lustig und Ihr amüsiert Euch." sage ich in scherzhaften Ton. - Er hebt abwehren die Hände.

„Oh, ich habe es schon aufgegeben." wehrt er ab.

Ich gehe in den Vorratsraum und stelle meinen Becher neben dem Wasserbecken ab. Tyngar hat sich entsprechend mitgedreht und steht weiter mit Front zu mir, hält aber weiter den Blick zu Boden gerichtet.-

„Tyngar, würde es mich stören, dass er mich als Anthro sieht, hätte ich ihm schon meine Krallen in den Schädel gejagt..."

dabei halte ich meine rechte Hand in sein Sichtfeld und lasse meine Krallen heraus schnappen. Sein erschrecktes einatmen ist deutlich zu hören.

„... oder ihm den Bauch aufgeschlitzt..."

meine Krallen streichen langsam über seine beigen Bauchschuppen, entlang seines Halses bis unter sein Kinn. Mit leichtem Druck zwinge ich ihn seinen Kopf zu heben, will er verhindern, dass meine Krallen in seinen Unterkiefer eindringen. Schließlich habe ich seinen Kopf so hoch gezwungen, dass er mich ansehen muss Seine unterdrückten Angstlaute überhöre ich.

„... weil schon das Wissen, dass ich hier als Anthro lebe, als Grund ausreichen würde."

In seinen dunkelorangen Augen liegt fast schon Panik. Ich nehme meine Hand wieder weg, sofort senkt er wieder den Kopf und starrt auf den Boden.

„Aber für den Hausmeier dieser Wohnstätte gilt das natürlich nicht. Jedenfalls innerhalb meiner Wohnstätte."

Er überlegt, dann stammelt er.

„E-euer H-hausmeier... e-eine Ehre, m-mein hoher L-lordpaladin. - A-aber..." er holt tief Luft. „Verzeiht, aber ich habe eine Partnerin und einen jungen Nestling, die kann ich doch nicht..." -

„Natürlich kann er sie nicht alleinlassen. - Hmm... die letzte Schlafkammer hat ja zwei Räume, würde das nicht für seine Familie reichen? Die anderen Räume können in meiner Abwesenheit mit genutzt werden - und wenn ich hier bin, ist ein wenig Gesellschaft doch sehr angenehm." -

Sein Kopf ruckt hoch und er sieht mich voll an.

„Ihr würdet erlauben, dass ich mit meiner Familie hier leben darf?" - ich nicke.

„Ja. Vermutlich werde ich eine andere Wohnstätte als Hauptwohnsitz nehmen - aber diese ist, als westlichste, ein wichtiger Standort für mich. Ich werde also sicher mehrmals im Jahr für einige Tage hier sein. Aber wir werden uns schon arrangieren - und keine Sorge wegen seinem Nestling, wir werden uns sicher vertragen."

Freude leuchtet in seinen Augen auf. Er kniet nieder und verneigt sich.

„Ich danke Euch Hoher Lordpaladin. Ihr habt mir und meiner Familie damit eine große Ehre erwiesen. - Und ich kann so meiner Familie endlich eine mehr als angemessene Wohnstätte bieten - unsere jetzige ist... nunja..." -

Ich winke ab.

„Es ist gut. Er hat mit der Vorbereitung dieser Wohnstätte seine Leistung bewiesen. Übrigens hat er es mit dem Fleisch sehr gut gemeint, es ist noch reichlich im Kühlraum vorhanden. Ich werde heute noch weiterreisen."

Sein Blick folgt meiner Hand, die zu dem Wandschrank zeigt. -

„Das ist also ein Kühlraum... - Verzeiht, ich hatte mich schon gefragt, warum Wasser durch einen Schrank fließt. Aber ja, frisches Quellwasser kühlt. - Mein hoher Lordpaladin, erlaubt dass ich meine Partnerin hole, damit Ihr sie noch kennenlernen könnt, wenn Ihr heute schon weiterreist."-

„Natürlich, ich freue mich, sie kennenzulernen. Nebenbei, das sperrige 'hoher Lordpaladin' muss so nicht sein. Eine einfache Anrede reicht mir. Und erhebe er sich."

Er steht wieder auf, ich frage Kyrin:

„Mögt Ihr auch etwas Wasser mit Fruchtsaft, Lord Kyrin?" -

„Ja, gerne." antwortet er.

Ich greife zu einem sauberen Becher, aber Tyngar unterbricht mich.

„Nein, mein Lord, bitte lasst mich das machen. Wenn die Lords sich vielleicht in den Wohnraum zurückziehen würden, ich bringe Euch das gewünschte."

Ich nicke und gehe mit Kyrin in den Wohnraum. Vorhin hatte ich eine Karte entdeckt, die mein neues Reich genauer zeigt, als die Übersichtskarte von Eldflóð. Die hole ich und breite sie auf einem Tisch aus.

„Lord Kyrin, wäret Ihr so freundlich, mir die weiteren Wohnstätten zu benennen? Ich würde mich natürlich freuen, wenn Ihr mit mir zumindest einige noch besuchen würdet." -

„Ich würde Euch gerne begleiten, doch leider kann ich das Meer nicht so lange verlassen. Es mag für Euch als Elemental merkwürdig klingen, aber ich muss regelmäßig ins Meer zurückkehren um meine Kräfte nicht zu verlieren. So wie andere Drachen eine Kraftquelle benötigen, so muss ich häufiger ins Meer gehen. Und ich bin bereits einige Tage nicht mehr dort gewesen. Leider war mir nicht bewusst, wie interessant es mit Euch ist, Lord Eldingar."

Also haben die meisten der Drachen irgendeine Einschränkung. Wir werden durch Tyngar unterbrochen, der die Becher bringt und sich dann abmeldet, um seine Partnerin zu holen.

„Glaubt mir, dass ich ein Elemental bin, klingt für mich sehr viel merkwürdiger. Oder wenn ich aufwache und meine tiefblau schimmernden Schuppen sehe..." - Kyrin grinst.

„Ich vergaß, dass Ihr ja erst seit wenigen Tagen bei uns seid und nicht als Elemental geschlüpft seid. Da seht Ihr sicher einige Dinge noch anders."

„Nun, als Drache mag ich gleich ein Elemental gewesen sein, aber ich kann mich eben noch an ein Leben davor erinnern. Und da sind Drachen Wesen der Fantasie. - Doch lassen wir das, etwas habe ich gestern doch vergessen, Lord Kyrin. Zum einen Lord Græðarinn, der nun jederzeit seine Kräfte wieder aufladen kann, sowie das Erwachen der Kräfte seiner Schwester, der Dame Sálleiðtogi." Da hatte ich gestern wirklich nicht mehr dran gedacht. -

„Ich bestätige Euch beides, Lord Eldingar, keine Frage." antwortet Kyrin. „Ihr sagt, Lord Græðarinn ist ein Elemental?" Er wirkt verwirrt. -

„Nein, kein Elemental, wie auch kein anderer Heiler - aber er vermag an jedem Ort zu jeder Zeit Erces Kraftfluss anzuzapfen und seine Kräfte aufzufrischen. Im Ergebnis immerhin einem Elemental sehr ähnlich." - Kyrin nickt.

„Ich verstehe - eine Fähigkeit, die ich einem Heiler, wie Lord Græðarinn von Herzen gönne. Und die seine Rangerhöhung mehr als rechtfertigt. - Und die Fähigkeit von Lady Fjörgyns Tochter ist schon so früh erwacht, sagt Ihr? Sehr ungewöhnlich." -

Ich zucke mit den Schultern.

„Sicher ungewöhnlich - doch würde ich ohne ihre Kräfte nicht mehr leben. Und die Kräfte der Dame Sálleiðtogi stehen in engem Zusammenhang mit meiner Wandlung und den Zielen Erces. - Sie muss ihre Kräfte noch entwickeln und trainieren, doch erwacht sind sie, ich habe sie selber in ihr gespürt bei der Vereinigung unserer Seelen." -

Er sieht mich erstaunt an.

„Ihr habt Eure Seelen vereinigt? Das muss ein hochinteressantes Erlebnis sein. Ist das die Fähigkeit der Dame Sálleiðtogi?" -

„Ja, ein Teil der Fähigkeiten, die der Aufgabe dient, für die ich hier bin. - fragt mich bitte nicht, welche Aufgabe dies ist, ich weiß es selber nicht." -

„Ihr denkt also, Ihr werdet gemeinsam mit der Dame Sálleiðtogi kämpfen?" -

Nachdenklich nicke ich.

„Vermutlich werden ihre Fähigkeiten mir im Kampf helfen, wenn meine Aufgabe der Kampf ist. Ich hoffe aber, dass es dann gar nicht mehr zum Kampf kommen wird."

Kyrin fragt nicht weiter nach, da er verstanden hat, dass ich auch noch nicht mehr weiß. Aber ihm ist auch etwas eingefallen.

„Nicht nur Ihr habt etwas vergessen - ich wollte Euch doch zeigen, wie Ihr mit Lord Eldflóð und Lady Fjörgyn in Verbindung treten könnt. Da können wir dann auch gleich die Informationen über Eure beiden Schützlinge weitergeben. - Eigentlich ist es ganz einfach. Wie ich sehe, sind auf dieser Karte nicht nur alle Wohnstätten Valarinns eingezeichnet,..."

Kyrin deutet dabei auf ein bestimmtes Symbol, dass sich mehrfach auf der Karte findet, über die Vorberge des Himalaya bis Ceylon verteilt.

„... es sind auch die Energieknoten und die Tore zu finden."

Er deutet auf zwei andere Symbole. An zwei Standorten sind alle drei Symbole direkt nebeneinander zu finden - im Osten, im Bereich Darjeeling und hier. Alle anderen Wohnstätten befinden sich in der Nähe zu den Energieknoten, ein drittes Tor befindet sich an der Südküste.

„Wie ich sehe, war Valarinn offenbar kein Elemental, alle seine Wohnstätten sind in der Nähe einer Quelle der Lebensenergie. Nun, diese benötige ich ja nicht. - Und die Nutzung der Tore ist mir leider verwehrt." - Kyrin nickt.

„Richtig, Valarinn benötigte die Energieknoten um seine Energien aufzuladen. Aber auch für Euch haben diese eine Bedeutung, denn über sie könnt Ihr den Kontakt zu den anderen großen Drachen aufnehmen. - Aber Euch ist die Nutzung der Tore verwehrt? - Nicht, dass ich die Tore zu den anderen Welten als wichtig erachte, aber Ihr dürft diese nicht nutzen?" -

Ich nicke.

„Ja, Erce hat mich in diese Welt geholt und mich zu einem der mächtigsten Wesen hier gemacht. Gemeinsam mit Sálleiðtogi bin ich vielleicht sogar allen hier überlegen. Aber es ist mir verboten, die Tore zu nutzen. Vermutlich kann ich es auch gar nicht, jedenfalls nicht alleine. Ohne Begleitung von zwei Elementals ist es mir verwehrt, in meine Welt zurückzukehren um meine Familie dort noch einmal zu sehen. - Ihr seht, auch für mich gibt es Beschränkungen - nicht einmal meine Familie kann ich ohne Hilfe von Lady Fjörgyn und Lord Eldflóð darüber informieren, dass ich noch lebe und nicht einfach verschwunden und tot bin." -

Kyrin sieht mich ernst an.

„Für einen Menschen ist das vermutlich eine harte Bedingung. Ich weiß von ihren engen Familienbindungen. Aber habt Ihr das nicht vorher gewusst?" -

„Zugegeben, Lady Fjörgyn wies mich darauf hin, dass ich vermutlich nicht mehr dauerhaft in meine alte Welt zurückkehren könne, nachdem sie mich versehentlich tödlich verletzt hatte und nur die Gabe ihres Blutes mich noch retten konnte. Aber dass es so absolut unmöglich für mich ist, wusste niemand - Erces Plan zeigte sich erst danach, als ich als großer Drache und ihr Hüter dieser Welt wieder aufgewacht bin." -

„Ihr seid nicht freiwillig ein Drache? Erce hat Euch gegen Euren Willen zu ihrem Hüter und Paladin gemacht?" Kyrin wirkt ernsthaft besorgt. -

„Hätte sie mich vorher gefragt, weiß ich nicht, was ich geantwortet hätte." antworte ich. „Bewusst war mir in dem Moment, dass ich Veränderungen durch das Drachenblut erfahren werde, aber die Wandlung zu einem richtigen Drachen? Der vollständige Verlust meiner menschlichen Form?

Nein das war nicht bewusst freiwillig. Aber ich bin mir sicher, dass Erce tief in meiner Seele erkannt hat, dass ich dazu bereit war. - Auch wenn ich mir immer noch nicht ganz sicher darüber bin, glaube ich doch daran. Ich bin Erce nicht böse deswegen, es gibt sicher einen wichtigen Grund dafür. Und die Drachen dieser Welt sind daran unbeteiligt - auch Lady Fjörgyn hatte nur Ihre Rolle erfüllt und ich bin ihr mehr verbunden, als ihr glaubt. In mir fließt ihr Blut, nicht nur ein paar Tropfen, nein ausschließlich ihr Blut.

Das verbindet mich auch mit Euch, Lord Kyrin. Also seid unbesorgt, ich bin ein Drache wie Ihr - nur mein Denken ist überwiegend noch menschlich - leider." -

Jetzt wirkt Kyrin endgültig verwirrt.

„Ihr hadert mit Eurem Schicksal, seid aber gleichzeitig überzeugt, dass es richtig so war - beklagt den Verlust Eurer menschlichen Form und gleichzeitig verachtet Ihr Eure Herkunft? Lord Eldingar, Ihr seid mir ein Rätsel." -

Ich grinse ihn an.

„Sage ich nicht, es wäre besser, ich würde wie ein Drache denken, einfach, geradeaus, hart gegen sich und andere? - Ich bin nun mal im Denken immer noch ein Mensch, kompliziert, verwirrend und zweifelnd an mir und anderen. Es wird immer wieder vorkommen, dass ich mit meinem Schicksal hadere, aber ich weiß, dass es einen Sinn hat. Ich bin bereit meine Aufgabe zu erfüllen. Und für das Geschenk der Langlebigkeit, dass mit dem Körper eines Drachen verbunden ist, bin ich als Mensch auch nicht böse. -

Aber genug davon, wenn Ihr so freundlich wärt, mir das mit dem Energieknoten zu zeigen?" -

Kyrin sieht mich jetzt genauso an, wie Eldflóð vor ein paar Tagen.

„Äh, ja - natürlich gerne." -

„Ich weiß, ich bin sprunghaft in meinen Gedanken und Gefühlen. Ich habe mich noch nicht daran gewöhnt, möglicherweise ein paar tausend Jahre zur Verfügung zu haben. Menschen müssen sich beeilen, sonst sterben sie versehentlich mitten im Gedanken." erkläre ich auch ihm mit breitem Grinsen.

Jetzt lächelt auch er.

„Ich verstehe. Natürlich, lasst uns gehen, es ist nicht weit."

Ich folge ihm aus der Höhle, draußen fragt er mich, ob ich den Energieknoten spüren kann. Da die Karten einen recht großen Maßstab haben, muss ich mich nach meinen Sinnen orientieren, um den genauen Standort zu finden. Aber es ist tatsächlich einfach, die Energie der Quelle auszumachen und zu ihr zu finden. Sie muss wirklich ganz in der Nähe sein. Gespürt hatte ich sie gestern schon, aber nicht darauf geachtet, denn auf mich stürzen ständig so viele noch ungewohnte Sinneseindrücke ein, dass ich diese massiv sieben muss, um nicht verrückt zu werden.

„Lasst uns gehen, Lord Eldingar. Ihr habt sicher bemerkt, dass das Fliegen hier in den Bergen für mich nicht ganz einfach ist, auch wenn es mir als Anthro etwas leichter fällt. Eure Schwingen sind besser für enge Kurven und schwere Bedingungen geeignet. Auch wenn Ihr ebenfalls ein sehr guter Gleiter seid, wie ich feststellen konnte, Ihr habt mich gestern wirklich überrascht." -

„Naja, als Herr über Gewitter und Tornados brauche ich Kraft und Wendigkeit um in den Stürmen zu fliegen. Dazu hat Erce mir die Fähigkeit gegeben, in der Thermik zu segeln, eine Technik, die mir aus meiner alten Welt vertraut ist, auch wenn ich sie dort nur mit künstlichen Hilfsmitteln hätte durchführen können.

Eure Eleganz, Geschwindigkeit und die Fähigkeit, in geringer Höhe tagelang über das Meer zu gleiten, werde ich jedoch nie erreichen können. Aber gerne, lasst uns gehen."

Seitlich führt ein schmaler Pfad leicht ansteigend in die Richtung, die mir meine Sinne zeigen. Nach einigen Metern wird der Weg zunehmend steiler, ist aber noch gut zu begehen. Etwa 50 Meter über der Ebene des Eingangs gelangen wir auf eine kleine flache Ebene an deren anderem Ende fünf Felsen eine kleine, aber wasserreiche Quelle umfassen. Das Wasser verschwindet nur wenige Meter seitlich in einer Felsspalte - vermutlich ist es das Wasser, dass die Wohnstätte versorgt.

Diese Quelle und die Felsen ist ein Energieknoten, eine der Quellen, aus denen sich die Drachen mit der Lebensenergie dieser Welt aufladen können.

„Es ist eigentlich ganz einfach. Nehmt Kontakt zum Strom der Lebensenergie auf und Ihr erhaltet Nachrichten, die Euch gelten und könnt Nachrichten an jemanden senden, die so lange im Strom bleiben, bis der Empfänger diese erhalten hat. Die Nachricht über die Erhebung Lord Græðarinns und der Dame Sálleiðtogi durch Euch übergebt einfach ohne Empfänger, dann erhalten alle diese." erklärt Kyrin mir kurz. Er hält seine Hände über die Quelle und konzentriert sich. Nach einem Moment tritt er zurück.

„Für mich sind keine Nachrichten da. Ihr werdet zwar die Kraft der Quelle nicht spüren, aber es ist sicher trotzdem ein besonderes Erlebnis beim ersten Mal." lädt er mich ein, jetzt selber den Kontakt zu suchen.

Ich trete an die Quelle heran und strecke eine Hand aus. Selbst ohne mich besonders zu konzentrieren, spüre ich die Kraft, ein angenehm prickelndes Gefühl beginnt in meiner Hand und breitet sich über den Arm auf meinen ganzen Körper aus. Ganz anders als die Elektrizität der Gewitter, mehr so wie bei der Transformation zwischen Feral und Anthro.

Dann kommen die ersten Nachrichten, es ist so ähnlich, wie der einfache Kontakt zu Sálleiðtogi: die Informationen sind einfach in meinem Bewusstsein.

Zuerst Grüße von vielen anderen Drachen an mich, die mich in ihrem Kreis begrüßen. Obwohl wir möglicherweise hunderte Jahre brauchen, bis wir uns einmal treffen und die Drachen ja eher Einzelgänger sind, haben sie offensichtlich doch ein so starkes Zusammengehörigkeitsgefühl, daß sie sogar einen so fremden wie mich aufnehmen. Obwohl diese Nachrichten auch Empfindungen mit transportieren kann ich keine Vorurteile spüren, nur freundliches Interesse am Drachen, der ein Mensch war. Ich sende einen Dank an alle zurück.

Dann eine Nachricht von Eldflóð - er berichtet mir, dass er meine Nachricht an meine Familie drüben abgegeben hat und diese auf dem Weg ist. Er wird mich über eine Antwort informieren. Und er wünscht mir Erfolg auf meinen ersten Schritten hier. Für beides sende ich ihm einen Dank.

Weitere Nachrichten sind für mich nicht da. Ich will also schon meine allgemeine Mitteilung über Græðarinn und Sálleiðtogi absenden, als ich sie spüre - die Energie, die ich fühlte bei meiner Wandlung, die reine Kraft der Lebensenergie dieser Welt die mich damals durchströmte und die mich auch jetzt wieder in ihrer Reinheit durchströmt, die mich mit einem Gefühl unendlichen Glücks und Ruhe erfüllt.

'Ich grüße Dich Eldingar, mein Paladin.' - Erce! Ich erkenne die Stimme und die damit verbundenen Empfindungen sofort.

'Meine Herrin.' antworte ich.-

'Ich kenne und verstehe Deine Zweifel. Habe Vertrauen - Du wirst wissen, was zu tun ist, wenn es soweit ist. Noch ist viel Zeit, Sálleiðtogi wird ihre Fähigkeiten in Ruhe entwickeln können. Und verzeih mir bitte, dass ich Dich nicht einfach in Deine alte Welt reisen lassen kann, es würde Dich und beide Welten gefährden. Du wirst aber gemeinsam mit Deiner Familie hier, Deine Familie dort besuchen können.' -

'Bitte verzeihe mir meine Zweifel, ich weiß, dass sie nicht gerechtfertigt sind.' -

'Bewahre Dir Deine Zweifel, sie halten Dich und mich Aufmerksam für unsere Verantwortung.' -

'Meine Zweifel sind für Dich wichtig?' frage ich ungläubig. -

Ein leises Lachen antwortet mir.

'Ja, Du bist mein direkter Kontakt zu dieser Welt - Du und Sálleiðtogi. - Aber kümmere Dich doch kurz um Kyrin, er scheint sich zu sorgen.'

Ich habe unbewusst eine andächtige Haltung angenommen, Kopf erhoben, Augen geschlossen und die Hände leicht ausgebreitet. Jetzt höre ich Kyrin.

„Lord Eldingar, ist alles in Ordnung mit Euch?" - Ich lächele, öffne die Augen und sehe ihn an.

„Ja, es ist alles in Ordnung, Lord Kyrin. Ich habe nur gerade mit Erce gesprochen, verzeiht." -

Er starrt mich an.

„Erce spricht mit Euch? Hoher Lordpaladin, Ihr seid gesegnet unter den Drachen."

Ich höre Erce wieder leise lachen.

'Hole ihn bitte hierher.'

Ich nicke und wende mich Kyrin zu. Verständnislos sieht er mir zu, wie ich meine Hände an seinen Kopf lege. Ich brauche mich nur kurz zu konzentrieren, dann zuckt er zusammen. Auch er spürt nun die Lebensenergie so durch sich fließen, wie ich.

'Ich grüße Dich Kyrin, mein Hüter der Meere.'

Kyrin starrt mich fasziniert an, nein durch mich hindurch.

„Erce...?" -

'Ja, ich bin es. Ich danke Dir, dass Du meinem Paladin dieses Reich so wohlgeordnet und organisiert übergibst. Ich hoffe, Du wirst ihn auch weiterhin unterstützen, wenn er Deine Hilfe braucht.' -

„Ja, natürlich. Ich werde ihm und Euch stets zur Seite stehen."

Erce sendet ihm noch ein Gefühl des Dankes und ich leite Kyrin wieder aus der Verbindung. Kaum nehme ich meine Hände wieder von seinem Kopf, sinkt er auf die Knie und starrt in die Quelle.

'Eldingar.' -

'Meine Herrin.' -

'Nimm Dein Reich in Besitz, nimm Dir eine Partnerin und richte Dein Leben hier ein. Mache Dir keine Sorgen um Deine alte Familie, es wird ihnen gut gehen - ich bin nicht machtlos dort. Denke daran, dass hier ein sehr langes Leben vor Dir liegt. Du wirst die Menschen in dieser Welt überleben. Und deren Ende ist noch sehr fern. Denke an Dich. Diese Welt wird Dich brauchen. Aber die meiste Zeit wirst Du einfach hier leben und lieben. Und das sollst Du genießen, wie nur ein großer Drache das kann.' -

'Ich verstehe, Herrin. Ich freue mich auf das Leben hier, als Dein treuer Paladin.' -

'Vergiss neben der Rolle als Paladin aber nicht zu leben. - Wir bleiben in Kontakt.'

ermahnt Erce mich zum Schluss. Der Energiestrom lässt wieder nach, hinterlässt aber ein warmes Gefühl der Geborgenheit in mir.

Erce hat es tatsächlich für notwendig gehalten, auf meine Zweifel und Sorgen einzugehen. Gleichzeitig weiß ich jetzt, dass ich Kontakt zu Erce aufnehmen kann. Nicht mehr anonyme Träume, ein echter Dialog ist möglich. Auch wenn mir klar ist, dass ich mich gegen eine Entscheidung Erces nie wirklich wehren kann. Ich bin ihr Geschöpf und habe ihr zu dienen, nur deshalb lebe ich noch - aber ich bin ein Geschöpf, dass zumindest eine Erklärung erhält über die Entscheidungen die ich auszuführen habe.

Von Sálleiðtogi empfange ich ein warmes Gefühl der Freude, sie hat meinen Kontakt offensichtlich mitbekommen. Das erinnert mich, dass ich ja noch die Erhebungen von Græðarinn und Sálleiðtogi verkünden wollte. In dem Moment, in dem ich es mache, spüre ich selber die Autorität Erces in meiner Nachricht mitklingen. Mir wird klar: was ich so sage, was ich in dieser Form mitteile, gilt den anderen Drachen ab jetzt als Wort Erces. Das zwingt mich, vorsichtig zu sein, macht mich aber auch ein wenig stolz, dass ich dieses Vertrauen erhalten habe.

Ich beende den Kontakt mit dem Energieknoten und trete einen Schritt zurück. Kyrin hockt noch da, sieht mich aber jetzt an.

„Weißt Du nun, warum ich trotz allen Zweifeln doch fest an Erce glaube und ihr diene?" frage ich ihn, alle Höflichkeitsfloskeln ignorierend.

Aber Kyrin stört sich nicht im geringsten daran.

„So ist Dein Kontakt zu Erce?" ich nicke. „Ich bin Dir dankbar, dass ich es erleben und mit Erce sprechen durfte. - Was auch geschieht, ich werde zu Dir stehen, wenn Du mich brauchst." -

„Ich danke Dir. - Bleiben wir beim Du? Schließlich verbindet uns jetzt etwas." sage ich lächelnd. -

„Gerne, es ist mir eine Ehre." antwortet er. „Übrigens, hast Du das Tor hier erkannt?"

Ich schüttele den Kopf. Mir fällt nichts auf, was ich als Tor bezeichnen könnte, nichts ungewöhnliches. Ich bin offenbar blind für diese Tore, von denen ich vermute, daß es als eine Art Energie zu erkennen sein müsste, jedenfalls so etwas ähnliches ist mir vom Durchgang hierher in den Händen von Fjörgyn und Sálleiðtogi in Erinnerung. Aber ich spüre diese Energie hier nicht.

„Nein, ich habe eine Ahnung, wonach ich suchen muss, aber da ist nichts." -

„Naja, gestrandet in einer fremden Welt... - vielleicht ist es ja gut, dass Du die Tore nicht erkennen kannst." -

„Falsch - Du hättest mir jetzt was aufmunterndes sagen sollen." antworte ich grinsend.

Kyrin legt den Kopf nach links.

„Aufmunterndes?" -

„Ja, das mit dem stranden hätte ich sagen müssen und Du dann irgendwas wie 'denke an die Möglichkeiten als Drache' oder so etwas. Jedenfalls geht das im Film immer so."

Jetzt legt er den Kopf nach rechts.

„Film?" -

„Verzeih mir Kyrin. Du sorgst Dich um mich und ich mache einen dummen Scherz. - Vermutlich hast Du recht, würde ich die Tore erkennen, würde ich immer wieder daran erinnert, nie mehr zurückkehren zu können."

Jetzt grinst er auch.

„Du Mensch!"

Er steht jetzt auf und wir machen uns auf den Weg zurück. Ich höre auch Drachenschwingen vor der Höhle, Tyngar ist anscheinend zurück mit seiner Partnerin. Schnell sind wir unten und nähern uns dem Höhleneingang. Richtig, ich kann Tyngar und einen weiblichen Drachen riechen und etwas, dass ich als männlichen Nestlingsgeruch identifiziere. Sie haben ihren Sohn mitgebracht, gut - dann lerne ich gleich die ganze Familie kennen. Bald darauf kommen sie in unsere Sicht, Tyngar und seine Partnerin stehen als Anthros vor der Höhle, zwischen sich ihren Sohn, vielleicht ein paar Wochen alt. Sie ist eine hübsche, gelb-orangefarbene Drachin mit fast weißer Mähne und gelben Augen, sein Sohn sieht ihm ähnlich, hat aber die Haar- und Augenfarbe seiner Mutter.

Tyngar und seine Partnerin knien nieder und verneigen sich. Der Kleine steht zwischen ihnen und staunt mich an. Ganz offensichtlich hat er noch lange nicht die Reife, wie Sálleiðtogi. Tyngar spricht mich an.

„Hoher Lordpaladin - mein Lord. Darf ich Euch meine Partnerin Alleija vorstellen, sowie unseren Sohn Tillyn." -

„Ich freue mich, sie kennenzulernen." antworte ich. -

Da kräht der Kleine dazwischen:

„Der ist ja gar nicht so groß, wie ihr immer sagt..."

Seine Eltern zischen beide entsetzt.

„Tillyn, still!" -

Ich beruhige lachend.

„Er hat ja Recht, so bin ich nicht viel größer. Auch wenn man uns 'Große Drachen' nennt."

Wir gehen weiter auf die drei zu.

„Aber, junger Mann, die Bezeichnung hat ihren Grund nicht nur in der reinen Körpergröße. Du wirst es sicher bald verstehen. - Erhebt euch bitte."

Tyngar steht auf und zieht seine Partnerin hoch, schon wissend, dass ich übertriebene Unterwürfigkeit nicht so gerne habe.

„Kennt sie die Wohnstätte bereits?" frage ich. Beide schütteln den Kopf.

„Dann auf zur Besichtigung. - Lord Kyrin, bitte nach Euch."

Hier vor den anderen halte ich mich selbstverständlich an die höfliche Form.

Ich treibe alle vor mir her, denn Tyngar will mir immer wieder den Vortritt lassen. Anschließend zeigt er seiner Familie die Räume. Ich stehe mit Kyrin wieder an der Karte und er erklärt mir noch verschiedene Symbole und wo welche Völker leben - vor allem die beiden, die vor dem Krieg miteinander stehen. Und er zeigt mir den Hauptwohnsitz von Valarinn, der, wie ich schon vermutet hatte, drüben in Darjeeling liegt. Er soll deutlich größer sein, als dieser, aber genaues weiß Kyrin auch nicht. Auch dort gibt es einen kleinen Drachen, der sich um die Entsiegelung und Grundversorgung gekümmert hat, da Kyrin damit gerechnet hat, dass ich auf jeden Fall auch dorthin reisen werde.

Tyngar steht in der Tür.

„Verzeiht mein Lord, meine Partnerin bereitet Euch nur schnell einen Kaffee, dann stehen wir Euch zur Verfügung." -

„Ich hoffe doch, dass sie gleich für uns alle Kaffee zubereitet, damit wir hier gemeinsam reden können." weise ich ihn an. -

„Wie Ihr wünscht, mein Lord." antwortet Tyngar etwas überrascht und verschwindet in Richtung des Vorratsraumes. Kyrin grinst mich an und sagt leise.

„Du bringst die beiden noch ganz durcheinander. Die verstehen ihre Welt nicht mehr, dass ein großer Drache - noch dazu ein Elemental - so mit ihnen umgeht." -

„Sie werden sich dran gewöhnen. - Ich überlege aber gerade, ob ich den Wohnsitz dort im Osten auch finde. Ich gehe davon aus, dass der ähnlich versteckt sein wird, wie dieser hier." - Kyrin beruhigt mich.

„Keine Sorge, Lady Tyria hat sicher für alles gesorgt. Allerdings wird sie heute nicht selber dort sein, wie ich weiß." -

„Gut. Ich werde es ja sehen. Und eine Nacht im Freien werde ich sicher überstehen, falls ich nichts finde." Kyrin grinst.

In diesem Moment kommt Tyngar mit zwei Bechern in das Zimmer und überreicht diese uns. Das Kaffeearoma habe ich bereits gerochen. Als Kyrin mein Gesicht sieht, fragt er mich.

„Ihr kennt Kaffee, wie ich sehe? Dieses Getränk ist doch dort im Nordwesten nicht bekannt?" -

„Kaffee kenne ich von 'meiner Heimat', dort ist er weit verbreitet, ebenso wie Tee." Kyrin hat meinen Hinweis verstanden und nickt verstehend.

Alleija betritt jetzt ebenfalls den Wohnraum, auch mit zwei Bechern, von denen sie einen an Tyngar weitergibt. Ihr Sohn begleitet sie.

„Bitte setzt euch." fordere ich alle Anwesenden auf. Kyrin nimmt ganz links Platz, aber Tyngar sieht mich unsicher an, seine Partnerin traut sich gar nicht, einen von uns anzuschauen.

„Bitte - setzen." wiederhole ich etwas strenger und deute auf die freien Sessel rechts von mir. -

„Natürlich, mein Lord." erwidert Tyngar hastig und spricht leise zu seiner Partnerin, die sich schließlich zögernd ganz rechts setzt. Nachdem er sich nun auch hinsetzt, nehme ich schließlich auch Platz. Einen Schluck Kaffee, ah, herrlich - mit einem angenehmen Aroma. Wie auf Befehl nippen Tyngar und Alleija auch am Kaffee - sie sitzen sehr angespannt auf der Kante.

„Nun, Tyngar. Wie ist die Entscheidung gefallen. Will er mein Hausmeier in dieser Wohnstätte werden und mit seiner Familie hier leben und alles instandhalten?" - Die beiden sehen sich an und Alleija nickt fast unmerklich. Tyngar wendet sich zu mir.

„Wir sind über Euer Angebot sehr erfreut und nehmen es gerne an, mein Lord."

Ich nicke zufrieden.

„Gut. Dann lasst uns darüber sprechen, was ich von euch erwarte, was ihr erwartet, was benötigt wird."

Meine Forderungen sind nicht besonders hoch. Mir geht es darum, dass diese Wohnstätte ständig bereit ist, dass ich jederzeit hier Wohnung nehmen kann, praktisch wie in einem Hotel. Da ich die Wohnstätten nicht monatelang leerstehen lassen möchte, ist es mir wichtig, dass sie von meinen Verwaltern bewohnt werden. Dass ich dann zeitweise mit ihnen zusammenlebe ist mir dabei nicht unlieb, so bekomme ich über sie auch Kontakt zu den kleinen Drachen und entsprechende Informationen. -

Die beiden haben, wie ich erwartet habe, praktisch keine Forderungen. Ich lasse ihnen aber weitgehende Freiheiten.

Im Laufe des Gespräches taut auch Alleija etwas auf, vermutlich hatte sie noch befürchtet, ich würde nur einen schlechten Scherz mit ihnen machen und begreift jetzt, dass ich es ernst meine.

Ein Magenknurren von Tyngar lässt mich aufhorchen.

„Sag bitte nicht, dass mein Vorratsraum mit Fleisch wohlversorgt worden ist, mein Verwalter und gar seine Familie dabei aber hungrig geblieben sind...?" - Tyngar hebt erschreckt abwehrend seine Hände.

„Nein, mein Lord, meine Familie musste nicht hungern - ich zwar schon, mir fehlte die Zeit und ich bekam so nur einige Früchte. Aber das ist in Ordnung mein Lord, bitte macht Euch darüber keine Gedanken." -

„Ich bin ja dankbar, dass die Kammer gestern wohl gefüllt war - aber auch ein großer Drachen kann gerne einmal selber jagen. Ich tue es sogar recht gerne. - Macht Euch darüber also in Zukunft keine Sorgen. - Lord Kyrin, wie denkt ihr, wollen wir uns gemeinsam des verbliebenem Fleischvorrates annehmen? Für mich hätte es den Vorteil, dass ich heute nicht mehr unbedingt etwas jagen müsste."

Kyrin nickt zustimmend.

„Ich schließe mich gerne an, Landfleisch steht eher selten auf meinem Speiseplan, es ist sonst eher Fisch und ähnliches Meeresgetier." -

„Gut." ich wende mich an Tyngar und Alleija „würdet ihr bitte das Fleisch eines Hirsches zerteilen und auf Platten im Speiseraum bereitstellen, dazu vielleicht etwas Wasser und Saft. - Und selbstverständlich speist ihr drei mit uns."

Auf die Versuche, sich rauszureden, gehe ich nicht ein. Und auch Kyrin bekräftigt, dass er nichts dagegen einzuwenden hat. Mit einem fast verzweifelten

„Wie Ihr befiehlt, Herr." gibt Tyngar schließlich nach und die beiden gehen, um das Essen vorzubereiten. Kyrin grinst.

„Du magst es ja tun, mit den beiden. Noch vor kurzem, da kroch er vor Dir auf dem Boden und nun essen sie zusammen mit uns. - Aber ich bin da auf Deiner Seite, als Majordomus ist ein Vertrauensverhältnis wichtig." - Ich nicke.

„Ich möchte nicht, dass diejenigen mit denen ich zusammenarbeite, Angst vor mir haben. Respekt ja, Angst erzeugt auf Dauer Hass. Ob Drachen oder Menschen - es reicht, wenn die Feinde mich fürchten, ob die Feinde Erces oder meine. Und dass Tyngar hungert, weil er meinen Bauch gefüllt hat, geht mir gegen meine Ehre." -

„Worte, des Paladin Erces würdig. Mein Lord" erwidert Kyrin, während wir aufstehen, weil Tyngar mit einer Verneigung meldet, dass das Essen bereitsteht.

Auch beim Essen muss ich die beiden fast zwingen sich mit an den Tisch zu legen und zu essen. Erst auf meine Drohung, die beiden notfalls zu füttern - was den kleinen Tillyn zum Lachen bringt - lockert die Spannung ein wenig auf. Dass ich mich für die beiden und das Umfeld in dem sie leben interessiere, hilft dabei ebenfalls.

Nachdem am Ende alle gesättigt sind, klären wir noch letzte Fragen, da ich gleich in Richtung Osten starten möchte, um dort den Hauptwohnsitz Valarinns zu besuchen. Wenn der dem entspricht, was ich hier vorgefunden habe, wird der recht angenehm sein. Leider ist der nochmal 2.500 km Luftlinie entfernt, also noch weiter weg von Fjörgyn und Sálleiðtogi. Aber er soll auch größer sein, als dieser hier. Da Tyngar über den Energieknoten auch Nachrichten senden und empfangen kann, erinnere ich ihn daran, sich nicht zu scheuen, mich zu kontaktieren.

Ich nehme meine Sachen und wir gehen alle nach draußen. Kyrin will auch aufbrechen und Tyngar mit seiner Familie will uns verabschieden. Nachdem Kyrin und ich uns zum Feral transformiert haben, glaubt nun auch der kleine Tillyn, dass wir 'große Drachen' sind - besonders unsere stolze Körperhaltung beeindruckt ihn. Nach den üblichen Abschiedsformeln startet erst Kyrin, den ein leichter Aufwind trägt und nachdem er in Richtung Westen verschwunden ist, schwinge ich mich auch mit einigen kräftigen Schlägen in den Himmel über dem Himalaya. Da es trotz unseres „Frühstücks" noch früh am Vormittag ist, werde ich wohl schon kurz nach Mittag Ortszeit an meinem Ziel ankommen.

Nach kurzer Strecke lade ich mich wieder auf, lege meine Schwingen an, steige auf 8.000m und beschleunige gleichzeitig mit Hilfe meiner Kraft. Über Ladakh überquere ich südlich des Indus den Himalayahauptkamm und jage dann eine ganze Zeit über das Tibetanische Hochland. Nach knapp einer Stunde sehe ich den Kailash rechts unter mir, dann geht es nördlich von Nepal weiter, nach einer halben Stunde kommt der Everest in Sicht, den ich knapp südlich passiere.

Spontan entschließe ich mich, mir den höchsten Berg näher anzusehen und gehe in den normalen Flug über. In dieser Höhe muss ich schon etwas tun, um die fehlenden 800 Höhenmeter noch zu überwinden. Trotzdem komme ich mit der Luft noch gut aus, meine Drachenlunge ist wirklich sehr effektiv. Nach einer halben Stunde bin ich um den Gipfel herumgeflogen und entschließe mich, kurz auf ihm zu landen. So stehe ich also bald auf dem höchsten Punkt der Erde und schaue mich kurz um. Hier sind natürlich noch keine Menschen gewesen - hier ist der Everest unberührt und keine Müllhalde. Und auch kein Grab für Bergsteiger, die sich überschätzt haben und von skrupellosen Geschäftemachern in den Tod geführt wurden.

Ich schüttele meinen Kopf, um die Gedanken wieder loszuwerden. Von Sálleiðtogi empfange ich einen Gedanken, der mich beruhigt - sie hat meine trüben Gedanken mitbekommen.

Ich stoße mich wieder ab und nehme wieder meinen Kurs auf. Noch 170 km, etwas mehr als eine halbe Stunde, da bleibe ich beim normalen Flug und verringere meine Flughöhe langsam auf etwa 6.000 m - bald werden die Berge unter mir wieder niedriger und weniger Schroff, sind von teilweise dichtem Wald überzogen. Südlich des Kangchenjunga gehe ich in den Gleitflug über und lasse ich mich auf 3.000 m sinken. Hier bin ich in der Region von Darjeeling. Anders als in meiner alten Welt, sind hier natürlich keine Teeplantagen, die Bergrücken sind bis oben von Wald bedeckt. Etwas weiter südlich und tiefer erkenne ich in der Ferne einige kleine Menschensiedlungen, aber so weit in den Bergen finden sich sicher höchstens vereinzelte Jäger oder Sammler von Arzneipflanzen.

Weit unter mir höre ich Wild fliehen, durch meine Silhouette erschreckt. Wild gibt es hier genug, ich höre und rieche es - aber es gibt hier in den Tälern nur wenig Lichtungen. Nur an den Berghängen, meist nahe des Bergrückens wird es teilweise lichter. Hier muss ich mir wohl eine andere Jagdmethode suchen.

Aber wie ich hier die Wohnstätte finden soll, wenn die ähnlich gut versteckt ist, wie die östliche, ist mir noch ein Rätsel. Ich hoffe einfach mal, dass auch hier der Energieknoten so nahe am Zugang zur Höhle ist, wie drüben. Den spüre ich deutlich auf dem nächsten Hügelzug auf annähernd 2.600 m. Das könnte der Tiger Hill, östlich von Darjeeling sein, wenn ich mich richtig erinnere. Dass ich überhaupt weiß, in welcher Ecke der Welt - bezogen auf die Welt drüben - ich bin, liegt wohl an meinem Drachen-Orientierungssinn, der auch verschüttet geglaubte Informationen aus meiner Erinnerung als Mensch hervorholt und nutzt. Als Drache bin ich hier am östlichen Ende der Šhrrâán-Berge im Reich Dhrraàghoaâ. - Dhrrâkk, die eigentliche Sprache der Drachen, ist schwer schriftlich zu erfassen und für menschliche Zungen noch schwerer richtig zu sprechen, da minimale Verschiebungen die Aussage schon ändern. Bleibe ich also einfach bei Himalaya und Indien.

Ich lande neben der Energiequelle, die hier von 7 Felsen markiert ist. Ein schmaler Pfad, der wohl lange nicht begangen und erst vor kurzem wieder benutzt wurde führt hinter der Quelle den Osthang hinunter. Ich transformiere zum Anthro, hänge meinen Rucksack über die linke Schulter und folge dem Pfad. Da die Hügel hier nicht sehr steil sind bin ich schon ein gutes Stück Weg unterwegs. An einem plötzlichem Knick im Pfad kommt mir etwas merkwürdig vor. Bisher ging der Pfad recht gleichmäßig in einem weiten Bogen um die Bergkuppe - der Knick im Weg scheint mir etwas unmotiviert. Ich taste mich einfach mal vorsichtig weiter in die Richtung auf die nächste höhere Bergkuppe und finde auch bald wieder einen Pfad, der weiter auf diese Bergkuppe zuführt, hier aber ein Stück vor dem anderen Pfad stumpf endet - Tarnung, damit keiner, der dem Pfad zur Energiequelle folgt, die Wohnstätte findet? Dieser Pfad umrundet die Bergkuppe, bis ich schließlich an einer weniger bewachsenen Fläche versteckt eine Höhlenöffnung entdecke, die ausreichend groß für einen Feral ist. Von oben hatte ich zwar diese Fläche gesehen, aber die Höhle ist gut getarnt.

Die will ich mir doch mal ansehen - als Feral müsste man sich zwar fast ein wenig durch die Bäume zwängen, aber für die Tarnung ist das gut. Die Höhle dahinter ist recht geräumig aber praktisch naturbelassen. Nicht wirklich das, was ich als Wohnstätte erwartet hätte nach der westlichen Wohnung. Einen direkten Eingang in einen Anthro-gemäßen Wohnbereich sehe ich so direkt nicht, aber verschiedene Spalten könnten einen Gang verstecken.

Ich schaue mir alle diese Spalten an und finde vier einfache Schlafkammern in Anthro-Größe. Die Wände nur einfach geglättet, die Decke naturbelassen, aber immerhin mit einem Holzfußboden versehen, der eine behagliche Wärme abstrahlt. Jeder der Räume hat ein kleines Fenster mit Verglasung und ein großes, bequemes Lager. Eine Art Bad mit einem Becken mit heißem Wasser verspricht einen gewissen Komfort - und verrät mir die Quelle der Wärme in den Räumen. Hier wurde eine heiße Quelle angezapft und unter dem Holzfußboden geführt. Zuletzt finde ich noch zwei Wohnungen, die neben einem Schlafraum auch einen Wohnraum haben, auch hier ist ein Bad vorhanden und alles ist beheizt. Allerdings ist auch hier alles schlichter in der Gestaltung, als drüben im Westen. - Offensichtlich sind das hier alles Unterkünfte für Bedienstete.

Am Ende der Höhle finde ich eine Art Apsis, die im Gegensatz zur restlichen Höhle sorgfältig bearbeitet wurde. Ein etwa einen Meter hohes Podest dessen Oberfläche sorgfältig poliert wurde wird von zwei gut gearbeiteten, angriffsbereit drohenden Drachen-Statuen eingerahmt, die etwa ein Drittel meiner Größe als Feral haben. Die Wände der Apsis sind mit Reliefs von Drachen verziert, das ganze wirkt auf mich fast wie ein Thron. Direkt daneben ist ein eindeutig bearbeiteter Eingang, der mehr als ausreichend groß ist um einen Feral Platz zu geben. Ich gehe durch dieses Tor, dessen Türen offen stehen - diese Türen scheinen auch mehr Zierzwecken zu dienen, denn sie sind recht leicht gebaut - und folge einem Gang, der in weiten Windungen tiefer hinabführt.

Aber bald wird es sogar für meine Drachen-Augen schwer, noch etwas zu erkennen. Ich will gerade umkehren, als ich bemerke, dass Kristalle in den Wänden zu leuchten beginnen und den Gang in ein eigenartig warmes goldenes Licht hüllen. Ich gehe einige Schritte zurück und gleich lässt das Leuchten wieder nach.

Diese Kristalle reagieren offenbar auf die Lebensenergie, die ein Drache ausstrahlt - ich vermute, dass ich als Feral diese schon wesentlich früher zum Aufleuchten gebracht hätte.

Mir fallen jetzt aber auch etwa 2 Meter hohe, schlicht gehauene steinerne Drachenfiguren auf, die in Abständen seitlich an der jetzt deutlich geglätteten Felswand stehen und offenbar als Fackeln dienen, indem eine Flamme aus ihren hochgereckten, geöffneten Mündern lodert. Dazwischen sind Säulen zierend angedeutet und ein stilisierter Drachenkopf in einer Raute verziert oberhalb der Fackeln die Wände. Alles eindeutig repräsentativ ausgerichtet.

Ich folge weiter dem Gang, der für mich von den Kristallen jetzt erleuchtet wird. Ich spare mir, die Fackeln zu entzünden, zumal ich nicht weiß, welcher Brennstoff verwendet wird. Es riecht jedenfalls nicht nach l.

Einige Windungen weiter und mittlerweile recht tief im Berg, öffnet sich der Gang plötzlich zu einer großen Kaverne. Eindeutig bearbeitet, die Wände, der Boden und sogar die Decke sind sorgfältig geglättet. Durch zwei Säulenreihen wird die Kaverne in einen dreischiffigen Saal aufgeteilt. Die Säulen zeigen fein ausgearbeitete Drachen, die hoch aufgerichtet, mit hochgereckten Schwingen die Höhlendecke zu tragen scheinen und aus der Höhe auf mich herabsehen. Entlang der Wände vor angedeuteten Säulen und auch vor den Drachen-Säulen stehen ebenfalls die Fackel-Statuen, hier aber feiner gehauen, sehr viel naturgetreuer. Aber auch hier wird der Saal von den golden leuchtenden Kristallen an der Decke ausgeleuchtet - für meine feinen Sinne mehr als ausreichend.

Die Kaverne ist so groß, dass ich mich selbst als Feral voll ausgestreckt zwischen den Säulenreihen umdrehen kann. Die Seitenschiffe sind fast noch einmal so breit. Und der Saal ist bestimmt an die 300 Meter lang. Die Seitenwände sind zwischen den Fackelstatuen mit flaggenähnlichen Stoffbahnen behängt, auf denen zumeist Drachen eingewebt sind. Der Designer muss Drachen wirklich sehr gemocht haben, denke ich grinsend.

Zum Ende hin erhebt sich eine Plattform, wohl reichlich fünf, sechs Meter hoch, auf der leicht zwei Ferals meiner Größe bequem Platz finden. Mehrere Treppen, die auch für Anthros bequem zu begehen sind, führen nach oben.

Ich steige hinauf und sehe Vertiefungen, die es einem Feral offenbar ermöglichen bequem hier zu liegen - für zwei Ferals. Interessant, immerhin hat mir bisher niemand gesagt, das Valarinn eine Partnerin hatte.

Hinter der Plattform finde ich einen Bereich, in dem mehrere Drachen Platz finden um sich dort bequem zu unterhalten. Links eindeutig auf Ferals ausgelegt, rechts dagegen eine Art Kaminzimmer mit einer offenen Feuerstelle, die von Sitzgelegenheiten für Anthros umringt wird. Und dazwischen einen weiteren Gang, der weiter nach unten führt.

Der Geruch eines Kleinen Drachen dringt mir jetzt in die Nase, etwas später höre ich die zweibeinigen Schritte von ihm hinter mir. Ich kümmere mich nicht weiter um ihn und schaue mir den hinteren Teil der Höhle weiter an, der an den Wänden Reliefs von Drachen und von Landschaften zeigt.

„Was hast Du hier zu suchen!" faucht mich der Drache von hinten an. -

„Einen Platz zum Übernachten." antworte ich - durchaus wahrheitsgemäß. -

„Hier gibt es keinen Platz für Streuner." faucht er zurück.

Ich drehe mich um und sehe ihn langsam auf mich zukommen. In der Farbe fast wie ein Löwe mit einer prächtigen Mähne eindeutig ein Kleiner Drache, obwohl sicherlich ein „Big" wie sich die größeren unter ihnen nennen. Als Anthro ein kräftiger Kerl, der mir sicher etwas Schwierigkeiten machen könnte, wenn ich auf meine Fähigkeit verzichten müsste. -

„Die Höhle ist doch groß genug..." treibe ich meinen Scherz weiter. -

„Die Höhle gehört dem Hohen Lordpaladin. Du solltest lieber verschwinden bevor er hier ist." -

„Ah, einer von den Großen... - aber was machst Du dann hier?" frage ich. - Er funkelt mich an.

„Das geht Dich zwar nichts an, aber ich warte hier auf ihn. - Und jetzt raus hier, oder ich helfe nach." Er baut sich drohend vor mir auf. -

„Wenn Du mit dem Lordpaladin, den Lord Eldingar meinst - den kenne ich gut. Da kann ich mit Dir hier warten." -

„Es reicht, Bursche - Du willst mir glauben machen, ein Hoher Lord gibt sich mit so einem wie Dir ab? Ich werde..."

er hat immer noch nicht erkannt, dass der Anthro vor ihm alle Anzeichen eines großen Drachen trägt. Ich bin größer, trage ausschließlich Schuppen, den für die großen Drachen typisch grimmigen Blick, schon mein Geruch hätte ihn normalerweise alles sagen müssen. -

„Wie heißt Er." schnappe ich kalt, mit dem hallenden, ehrfurchtgebietenden Unterton der Elementals. -

„Ranjid - und nun verschwindest Du hier..." - Ich beginne, mich aufzuladen und breite langsam meine Schwingen etwas aus. Die Kristalle beginnen deutlich heller zu strahlen.

„Und wohin, meint Er, sollen Wir verschwinden?" Jetzt bemerkt er die Veränderung in meiner Stimme und meinem Äußeren und wird unsicher. -

„Ich - es ist nur, weil..."

Erschreckt sieht er die Funken über meine Schuppen zucken. Endlich begreift er, sackt zusammen und kauert vor mir.

„Verzeiht, Hoher Lordpaladin. Verzeiht eurem unfähigem Sklaven. Verzeiht, dass er Euch nicht erkannt hat. Euer Sklave bittet Euch, ihn nicht zu hart zu bestrafen für seine Verfehlung." -

„Genug!" fauche ich ihn an. „Was ist Seine Aufgabe hier?" -

Er zuckt zusammen, seine Rückenschuppen sträuben sich sichtlich vor Angst.

„Euer Sklave hat diese Wohnstätte für den Hohen Lordpaladin vorbereitet." -

„Zeig' er uns unsere Wohnstätte." -

„Sofort, Euer Lordschaft. Wenn der Hohe Lordpaladin seinem Sklaven bitte folgen möge."

Er rappelt sich vorsichtig auf, vermeidet es mich anzusehen und trabt wie ein Häufchen Elend vor mir her auf den Gang zu. - Eigentlich bin ich nicht für diese extreme Art Gehorsam und es war ja auch in Ordnung, dass er Fremde vertreiben wollte. Doch hätte er spätestens als er vor mir stand erkennen müssen, dass kein vagabundierender Mischling vor ihm stand, wie er wohl angenommen hatte. Strafe muss sein und seine zitternde Unterwürfigkeit schmeichelt im Moment meiner Drachenseele.

„Den kleinen Empfangssaal oben hat Eure Lordschaft ja sicher bereits gesehen. Oben an der Eingangshöhle sind auch die Unterkünfte für Eure Diener.

Hier ist der große Saal, in dem Ihr insbesondere die Gäste Eures Volkes begrüßen könnt. Weiter unten sind noch Eure Privaträume, Eure Lordschaft."

Er geht voran in den Gang der durch meine Aufladung eben schon gut erleuchtet ist durch die Kristalle an der Decke. Die Fackeln fehlen hier aber völlig, die Wände sind glatt und ohne Verzierungen. Eindeutig ist das hier privat, ohne die Notwendigkeit der Repräsentation. Nach einem Bogen führt er nahezu gerade weiter in die Tiefe, fort von der Halle. Reichlich 100m tiefer, zusammen also bereits über 200 m unter der Oberfläche wird der Gang eben und macht noch einmal einen scharfen Knick.

„Die Räume des hohen Lordpaladins"

Der Kleine - Ranjid - läuft mir mit immer noch ängstlich gesträubten Rückenschuppen voraus und gibt mir mit leiser Stimme kurze Hinweise, was ich gerade sehe.

Auf der rechten Seite führt ein Durchgang zu einer Kaverne - bei weitem nicht so groß, wie der Saal oben, aber da sie bearbeitet ist, bleibe ich bei dem Begriff - die einen für Ferals nicht unbequemen Wohnraum abgibt. Ich sehe Polster, auf denen es sich sicher bequem liegen lässt und die sich nach bedarf anordnen lassen. Die Wände sind hier mit Stoffen bespannt, auf denen Landschaften aufgemalt wurden - offensichtlich alle aus meinem Reich hier.

Gegenüber liegen zwei Höhlen, in denen nur ein großes, auch gepolstertes Lager ist, offensichtlich Schlafkammern, ausreichend für jeweils zwei Ferals. Schlafen auch die Großen als Partner so eng beisammen? Ich hatte nicht gewagt, Fjörgyn danach zu fragen.

Und offensichtlich hatte Valarinn sich auf Gäste eingerichtet, denn warum noch eine zweite, so große Schlafkammer?

„Beheizt?" frage ich knapp, immer noch im arroganten Ton eines Elementals. -

„Die großen Räume nicht direkt, Hoher Lordpaladin. Die kleinen Räume werden aber über eine heiße Quelle gewärmt."

Ich nicke nur kurz. Ranjid führt mich in den nächsten Raum.

Hier auf der linken Seite ist eine Art Toilette, eine Rinne mit fließendem Wasser, dass die Fäkalien sofort wegspült. Dazu ein Becken mit warmen Wasser, um sich reinigen zu können - richtig komfortabel. Eine Erfindung der Menschen, die ich sogar als sinnvoll anerkennen muss.

Gegenüber dann wird es luxuriös. Ein Bad mit einem Becken, ausreichend für mindestens zwei Ferals, gefüllt mit heißem Wasser, das mich regelrecht anzieht. Noch so etwas, was ich diesen Nackthäutern zugestehen muss und auch für einen Drachen sehr angenehm. Ich halte mich aber noch zurück. Dazu ein kleines Becken mit kaltem Quellwasser, in beiden wird das Wasser ständig erneuert.

Links folgen noch zwei kleinere Schlafkammern, ausreichend für je einen Drachen, ich möchte nicht wissen, wie lange es gedauert haben muss, das Polstermaterial zu sammeln, die ich heute hier schon gesehen habe. Für einen Drachen ein unerklärlicher Luxus, den Valarinn hier getrieben hat - so etwas würde ich eher von diesen unlogischen Nackthäutern erwarten.

Rechts ist dann auch hier so ein Vorratsraum mit Wassergekühlten Seitenkammern, in denen drei Hirsche und zwei Wildschweine hängen.

„Alleine erbeutet?"

„Ja, Eure Lordschaft. Die benachbarten Täler sind ein ergiebiges Jagdgebiet, mein Gebieter."

Ich grunze bestätigend, mein Ärger über ihn hat schon lange nachgelassen. Langsam muss ich ihn wohl beruhigen, dass er nichts von mir zu befürchten hat. - Obwohl, wenn er Große kennen würde, wäre ihm das bereits klar, denn wenn er die ersten Sekunden unseres Zornes überlebt und keinen weiteren Anlass bietet, ist die Gefahr vorbei. Dann greift unsere Vernunft wieder - wir sind ja keine gewissenlosen Killer. Vor allem war es aber ohnehin noch nicht soweit. Dazu hätte er mich schon angreifen müssen.

Ansonsten ist auch hier praktisch so etwas wie eine Küche eingerichtet. Ich weiß zwar nicht recht, was das ist und wozu das gut sein soll - irgend so ein Menschenkram, an das ich mich erinnere, wo ich das hier sehe. Und teilweise auch für Anthros ausgelegt, merkwürdig.

Soweit eine sehr repräsentative Wohnstätte für einen Großen Drachen. Zwar weiß ich nicht, wozu der ganze Aufwand gut sein soll, aber ich nehme es gerne an. Hier kann ich als Feral sehr standesgemäß leben.

Der Kleine öffnet eine Tür am Ende des Ganges, viel zu klein für einen Feral, wozu das denn noch? Ich folge ihm einfach, schließlich will ich sehen, was hier noch alles ist.

Nach ein paar Metern - mein Orientierungssinn und mein Gehör sagen mir, dass wir uns jetzt nahe der Außenwand des Bergrückens befinden müssen - knickt der Gang nach links ab und auf der rechten Seite zeigt Ranjid mir weitere Schlafkammern, jetzt aber für Anthros. Auch hier sind alle Wände mit Stoffbahnen bespannt, der Boden ist mit Holz ausgelegt, das auch hier eine angenehme Wärme abstrahlt. Wir sind jetzt tatsächlich direkt unter der seitlichen Oberfläche, die Fenster mit den Butzenscheiben, durch die das Tageslicht fällt, beweisen das. Die Aufteilung der Kammern ist identisch mit denen drüben, zwei mit einem großen Lager, zwei Einzelkammern. Zuletzt dann ein Raum, der vergleichbar mit dem Wohnraum bei Eldflóð ist, genauer eine Bibliothek mit Schreibtisch, ein paar Stühlen drumherum, vier bequem aussehenden Sesseln, einem Sofa-ähnlichen Sitz und einigen Sitzkissen. Ich schüttele den Kopf - bequem, wie menschlich gedacht...

Hier finden sich auch sehr viel mehr Bücher als drüben im Westen. Und auch der Raum ist deutlich größer. Obwohl auch hier der Boden beheizt ist, findet sich zusätzlich noch ein Kamin. Wozu hat sich Valarinn einen Kamin anlegen lassen. Mir ist ja klar, dass ich mit meiner menschlichen Seite so etwas angenehm finde, aber ein Drache? Oder fehlt einem Blitz-Drachen das Feuer irgendwie doch?

Ranjid steht auf dem Gang wie ein Häufchen Elend. Ich kommandiere ihn in den Arbeitsraum, lege meine Sachen neben einem Regal ab und setze mich in den großen Stuhl am Schreibtisch.

„Hinsetzen."

Er ist so fertig, dass er ohne wenn und aber auf einen Stuhl sinkt.

„Ranjid - das Vertreiben von Fremden ist eine Sache - und mir ist klar, dass er mich nicht kennt. Aber direkt vor einem großen Drachen, einem Elemental stehen und diesen nicht als solchen erkennen - das ist Lebensmüde. Anthro oder nicht. Ich bin mir nicht sicher, ob ich so einen Hausmeier brauchen kann."

Er hockt da und würde sich wohl am liebsten sonstwo verkriechen - ob nur wegen seinem Fehler, oder auch weil ich ihm hier als Anthro gegenüberstehe, weiß ich nicht.

„Hoher Lordpaladin, Euer Sklave weiß..." -

„Stopp. - nenne er sich nicht mein Sklave. Er mag freiwillig für mich tätig sein und kann jederzeit aus dem Dienst austreten. Aber Sklaven gibt es bei mir nicht - weder Drachen, Menschen, noch Mischlinge. Und bitte jetzt auch nicht diese sperrige Redeweise - wir sind unter uns." Meine menschliche Denkweise kommt jetzt wieder in den Vordergrund.

Er nickt.

„Verzeiht, mein Lord. Ich weiß selber nicht, warum ich alle Sinne, die mich warnten, ignoriert habe. Vielleicht war ein Grund, dass ich heute morgen Probleme mit einer Bande Draccier unten im Tal hatte, die ich auf Euch übertragen habe. Dennoch unverzeihlich, mein Lord." -

„Draccier?" frage ich. -

„Ihr nennt sie Mischlinge, mein Lord. Sie selber bezeichnen sich als Draccier - und die meisten von uns Drakarin haben das übernommen." -

„Verstehe. Ein Grund vorsichtig zu sein, aber nicht, seine Nüstern zu verschließen. - Ich nehme nicht an, dass ich für einen Drachen nicht zu erfassen bin." -

„Ihr seid wirklich nicht leicht zu erfassen, mein Lord. Aber das ist es nicht - als ich da unten vor Euch stand, hat mich die ganze Zeit ein Geruch irritiert. Zu spät begriff ich, dass es Euer Geruch als Elemental ist, den ich nicht registrieren wollte. - Ihr habt schon recht, ich hatte meine Sinne gegenüber Euch verschlossen, erst als die Blitze über Euren Körper zuckten, begriff ich. Ich danke Euch für Eure Nachsicht, mich nicht sofort zu bestrafen, mein Lord." -

Ich grinse etwas schief.

„Ich war versucht, es zu tun - aber er hat noch rechtzeitig reagiert. Achte er in Zukunft besser darauf, als mein Hausmeier hier." -

„Natürlich mein Lord." Er verneigt sich. „Darf ich Eure Lordschaft dennoch um einen Gefallen bitten?" - Ich sehe ihn fragend an.

„Ich diene Eurer Lordschaft gerne solange als Verwalter, bis Ihr einen anderen Verwalter für Euer Haus gefunden habt. Ich möchte Euch lieber draußen dienen, der Umgang mit Menschen und Draccier liegt mir mehr, als das planen und rechnen. Verzeiht bitte mein Lord, ich hätte Euch diesen Wunsch aber ohnehin unterbreitet. Nur konnte ich Lady Tyria unmöglich widersprechen, da so schnell kein geeigneter Verwalter greifbar war." -

„Gut, so sei es." antworte ich nickend.

Das ist sicherlich das beste, denn er würde hier vermutlich nicht glücklich werden, ich spüre seine Laune deutlich steigen, nachdem ich zugestimmt habe. -

„Ich danke Eurer Lordschaft. Erlaubt, dass ich mich zurückziehe, Ihr wollt Euch sicher ein wenig vertraut machen mit Eurer Wohnstätte."

Ich nicke und er wirft sich vor mir kurz auf den Boden, bevor er aufsteht und meine Wohnung verlässt. Er scheint tatsächlich eher der zupackende Typ zu sein, einer dem man schwierige Situationen überlassen kann, aber er ist kein planender Buchhalter.

Nun, dann richte ich mich mal ein hier. Schon auf den ersten Blick kann ich sagen, dass mir diese Wohnung ausgesprochen gut gefällt, sie wird sicher mein Hauptwohnsitz. Insbesondere kann ich hier angemessen als Feral leben. Überrascht stelle ich fest, dass mir das wirklich wichtig ist, tatsächlich spüre ich den Drang, mich zu transformieren. Obwohl ich gerade wieder zurück bei meiner menschlichen Denkweise bin. Werde ich jetzt langsam zum Drachen? Gestern noch war ich gerne als Anthro mit Fjörgyn zusammen und nun drängt es mich zum Feral. - Ich schiebe es erstmal zur Seite und packe mein Gepäck aus - viel ist es ja nicht, aber Kleidung braucht ein Drache ja nicht unbedingt.

Das Schwert und die Karten von Eldflóð lege ich auf den Arbeitstisch, dazu die Kamera und das Telefon aus meinem Rucksack. Grinsend fällt mir ein, dass das Telefon hier ja völlig zwecklos ist, aber es ist eben eine alte Gewohnheit. Den Rucksack mit den paar Kleidungsstücken, die jetzt auch völlig überflüssig sind, obendrein zu klein - ich bin auch als Anthro ja ein ganzes Stück größer und kräftiger gebaut, als vorher als Mensch - die Sachen lege ich in ein Regal hier im ersten Schlafraum.

Danach schaue ich in die Küche. Diese ist zwar ausreichend groß, dass auch ein Feral hier hineinkommt, aber die meisten Dinge hier sind für Anthros ausgelegt. Irgendwie aber auch verständlich, denn die verschiedenen frischen Vorräte, wie Früchte, Saft und auch hier Wein, wie ich feststelle, sind nach der Menge eher für Anthros ausgelegt, als für Ferals - insbesondere mehrere. Sogar Fladenbrot gibt es. Nur die Menge der Beute im Kühlraum ist auf Ferals ausgerichtet, Man hat also Wert darauf gelegt, dass ich in jedem Fall satt werde, wie ich belustigt konstatiere.

Die Backwaren wundern mich zwar etwas, denn mir ist eigentlich nicht bekannt, dass Drachen - auch die kleinen - kochen oder backen. Oder haben sie hier Menschen als Bedienstete - hoffentlich nicht als Sklaven. In einigen Dosen finde ich etwas für mich wichtiges: Kaffee und Tee. Schnell habe ich das einfache System des gasgefeuerten Kochers begriffen und Wasser aufgesetzt. - Das Gas riecht nach Methan, offenbar Sumpfgas. Vielleicht werden auch die Fackeln damit betrieben. Aber jetzt einen großen Pott Tee machen und mit etwas Honig süßen - und schon fühle ich mich fast zu Hause hier. Ich vergesse sogar den Drang zum Feral wieder etwas. Auf dem Weg mit dem Tee zurück in den Arbeitsraum fällt mir ein feiner Spalt in der Wand gegenüber dem Arbeitsraum auf.

Richtig, das scheint eine Tür zu sein... aber nirgends finde ich etwas um sie zu öffnen. So sehr es mich auch reizt, aber ich lasse es erstmal sein und gehe ins Arbeitszimmer um meinen Tee zu trinken. Ich öffne ein Fenster und schaue über die grünen Berge. Es hat angefangen zu regnen - richtig, es ist Mitte Juni, der Monsun hat gerade begonnen. Die Fenster liegen tief genug im Fels, dass auch mit den geöffneten Scheiben kein Regen eindringt. Jetzt, wo ich mich drauf konzentriere, spüre ich auch, dass ein Gewitter aufzieht - nichts gefährliches und auch noch weit weg über dem Flachland. Eigentlich eine wirklich interessante Gegend für einen Blitzdrachen, ich kann verstehen dass Valarinn hier gewohnt hat. -

Moment, Blitzdrachen... vielleicht hat Valarinn die Verriegelung für die Tür elektrisch angelegt. Das kann kein anderer Drache ohne Gewalt öffnen. - Nun ja, aber ich kann... Ich lasse den Tee auf dem Tisch stehen und gehe zur Geheimtür. Mit aufgeladener Handfläche taste ich die Umgebung der Tür ab und an der oberen rechten Ecke klickt es und die Tür springt ein kleines Stück auf. Ich ziehe sie auf und sehe im einfallenden Licht einen ziemlich vollgestopften Raum. Auch hier finden sich die Leuchtkristalle an der Decke, die sofort zu leuchten beginnen, als ich den Raum betrete. Für meine Drachenaugen ist das Licht völlig ausreichend.

Der Raum ist voller Waffen, Rüstungsteilen, Berge von Stoffen und Kleidungsstücken. Eine richtige Rüstkammer voller Schwerter, Säbel, Messer, Streitäxte, Speere und Bogen. Dazu Rüstungsteile wie Arm- und Beinschienen, Brustpanzer und Helme. Neben Stoffballen sehe ich Berge von Kleidungsstücken aus verschiedenen Stoffen und Leder. - Interessanterweise sind alle Teile so gearbeitet, dass ein Anthro diese tragen kann. Hat Valarinn sich hier eine Kleiderkammer eingerichtet? Ist er so, getarnt als Mischling oder Kleiner - bzw. Draccier oder Drakarin - unterwegs gewesen? Offenbar hatte er bei seinem Verschwinden keine Verwendung mehr dafür.

Rechts an der Rückseite geht das Regal nicht weiter, wie an den anderen drei Ecken. Da hängen zwar Stoffe und viele Kleidungsstücke, aber irgendwie finde ich es merkwürdig. Hinter den Stoffen entdecke ich tatsächlich auch einen Spalt, der auf eine weitere Tür schließen lässt. Die Neugierde hat mich jetzt gepackt und fast auf Anhieb finde ich die Verriegelung, die genauso aufklickt, wie die erste Tür. Um die Tür aufzuziehen, muss ich einen Korb mit Pfeilen beiseite ziehen. Aus dem Dunklen blinkt mir Metall entgegen - noch mehr Waffen und Rüstungen? Auch hier beginnen die Kristalle aufzuleuchten, als sie auf mich reagieren.

Ja, Metall ist es, auch Rüstungsteile sind dabei - aber alles ist aus Silber oder Gold... Dazu Mengen an Vasen, Becher, Armreifen, Ketten und ich weiß nicht was noch. Alleine am Ende ist ein Haufen von über einem Meter Höhe an Schmuckstücken aufgeschüttet. An beiden Seiten stehen große Truhen, in denen sich Massen an Silber und Goldmünzen befinden. Dazu noch Münzen und Edelsteine in Vasen, Kesseln und sonstigen Behältern aus Gold und Silber - nicht alle Münzen sind geprägt. Der Raum ist zwar nur halb so groß, wie der vorige, aber hier liegen Millionenwerte - drüben hätte ich damit schon ausgesorgt, hier bin ich unermesslich reich damit.

Ich schließe die Tür zur Schatzkammer wieder. Die Tür zum Lager lasse ich aber nur angelehnt und gehe zurück ins Arbeitszimmer. Der Tee ist noch angenehm warm und ich schaue in die regentriefende Landschaft. Wozu brauchte Valarinn so viele Kleidungsstücke und Rüstungen. Gut, um mal getarnt unter die Völker zu gehen und da als Anthro-Draccier durchzugehen - aber da braucht man nicht so viel.

Und das Silber und Gold? Wahnsinn - ich bin ein Drache mit einem Goldhort wie in den Geschichten meiner alten Welt. Aber gerade diesen Part werde ich gut brauchen können. Sicher werde ich auch Dinge von den Menschen benötigen und irgendwie muss ich die ja bezahlen - auf Zwang möchte ich das nicht aufbauen. Aber der Schatz befreit mich erstmal von der Notwendigkeit, irgendein Zahlungsmittel aufzutreiben. Und mal sehen, vielleicht findet sich dann ja mit der Zeit eine Einnahmequelle, mit der ich den Schatz trotz Ausgaben erhalten kann.

Der Tee ist alle, mache ich mir noch einen? Nein, lieber etwas verdünnten Fruchtsaft. Jetzt möchte ich mir doch endlich das Schwert, dass ich erhalten habe, näher ansehen. Das Tuch ist gut verschnürt, ich brauche einen Moment, weil ich die Kordeln nicht einfach zerschneiden möchte und deshalb vorsichtig mit meinen Krallen sein muß. Aber es geht und ich wickele das Schwert und den Parierdolch aus.

Der Dolch ist etwas mehr als halb so lang wie das Schwert und hat einen einfacheren, aber trotzdem kompletten Schutzkorb. Er ist ebenso fein gearbeitet und für rechts, wie links geeignet - diese Waffe kann man auch gut als Kurzdegen verwenden.

Das Schwert selber liegt wunderbar in der Hand, gut ausgewogen, der Schwerpunkt liegt etwas vorne, recht leicht, aber ohne schwächende Hohlkehlen in der Klinge. Diese Waffe verbindet die Hieb- und die Stichwaffen perfekt miteinander, es ist also ein frühes Rapier oder wohl eher ein Reitschwert, da die Klinge nicht ganz einen Meter lang ist. Der Korb ist aufwändig gearbeitet, aber aus schlichtem Stahl, der Griff mit griffiger Rochenhaut belegt, die sich mit den Schuppen meiner Hand geradezu verzahnt.

Leider beherrsche ich das Fechten nicht besonders, hoffentlich finde ich hier einen Lehrer, der das Fechten mit dem Reitschwert beherrscht. Oder gibt es ein Lehrbuch in der Sammlung hier? Tatsächlich, drei Bücher über Kampftechniken, eines davon sogar mit einer Fechtart, die man mit so einem Reitschwert machen könnte. Das Buch in der Linken, übe ich einige der Anleitungen - so wirklich einfach ist das nicht. Immerhin habe ich kein Problem mit der Kraft, ich kann das Schwert so leicht handhaben, wie einen Stock.

Aber das wird heute sowieso nichts mehr, ich klappe das Buch zu und stecke das Schwert zurück in die Scheide. Ein Blick aus den Fenstern zeigt mir, dass der Regen aufgehört hat, noch ist nicht Hochmonsun.

Jetzt kommt wieder der Drang in mir hoch, mich zum Feral zu transformieren. Merkwürdig, ich fühle mich als Anthro eigentlich sehr wohl, die Größe und die Bewegungsart entspricht ja im wesentlichen meiner alten menschlichen Form. Und doch spüre ich diesen eigenartigen Drang zu der großen, der 'richtigen' Drachen-Form. Denn auch für den Menschen drüben ist ein Drache ja ein Feral.

Ich schließe im vorbeigehen die Tür zur Waffenkammer, stelle den Becher in der Küche ab und gebe auf dem Gang dem Drang nach. Momente später stehe ich als Feral auf dem Gang und atme auf - ich weiß nicht warum, aber jetzt fühlt es sich richtig an.

Diese merkwürdige Furcht davor, ein Drache zu werden schiebe ich verächtlich beiseite. Ich bin ein Drache, das andere ist dieser furchtbare Mensch, der immer noch in mir steckt. Ich weiß ja, dass ich ein Mensch war, aber jetzt bin ich nicht mehr dieser schwache, jammernde, unlogische Nackthäuter. Nicht mehr so ein Affenabkömmling - jetzt bin ich das einzig wahre Wesen, stark, logisch, emotionslos. Ein Drache!

Ich sehe mich kurz um, die Kristalle leuchten deutlich heller, seit ich die richtige Form angenommen habe. Auch sie reagieren auf die Kraft eines Ferals einfach stärker. Was Valarinn zu diesen unlogischen Bau getrieben hat, verstehe ich nicht. Aber ich muss zugeben, dass es sehr eindrucksvoll ist, ja mir sogar gefällt. Eine Wohnstätte, dem Paladin von Erce angemessen - nein, ich korrigiere mich sofort, mir hätte die kleine Höhle ganz oben schon voll ausgereicht. Alleine die ist eine angemessene Wohnstätte für einen Großen Drachen, diese Wohnhöhlen hier unten sind schon purer Luxus - den ich aber doch gerne nutzen werde. Der große Saal ist einfach nur übertrieben, um repräsentativ andere Große zu empfangen, hätte die Ecke oben schon mehr als ausgereicht.

Mit schnellen Schritten stehe ich bald im großen Saal. Natürlich wirkt es für mich jetzt bedeutend kleiner, doch es ist immer noch ein riesiger unnützer Raum. Nur um es auszuprobieren, lege ich mich auf das Podest. Die Vertiefungen ermöglichen mir eine vornehme und gleichzeitig bequeme Haltung, es fühlt sich gut an, hier zu liegen und die Gedanken treiben zu lassen - ungewollt falle ich in Meditation, erst eine gute Stunde später reiße ich mich gewaltsam wieder heraus, ich wollte mich draußen ein wenig umsehen. Aber es zeigt mir, dass dieser Saal und besonders dieser 'Thron' sehr bewusst auf einen Großen Drachen abgestimmt wurde. Immerhin lieben insbesondere die männlichen Drachen die Meditation auf einem bequemen Ansitz und genau das bietet dieses Podest und die Weite des Saales. Offensichtlich ist das Repräsentative dieses Saales nur ein Nebenprodukt - Interessant...

Ich stehe wieder auf und bin schnell oben. Der Kleine ist sofort da und wirft sich vor mir auf den Boden.

„Hat Eure Lordschaft einen Wunsch?" -

„Nein, alles ist in Ordnung. Ich sehe mir ein wenig die Umgebung an. - Und Er braucht diese Unterwerfungsgesten nicht auszuführen, das ist nicht notwendig."

„Ich verstehe, Eure Lordschaft."

Er steht tatsächlich auf und verneigt sich leicht.

Ich trete aus der Höhle und stehe auf dem kleinen Plateau vor dem Eingang. Bei einem kurzen Blick stelle ich fest, dass die Fensteröffnungen sehr gut versteckt sind, ich erkenne nur Felsspalten wo die ffnungen sein müssen. Nachdem ich mit meinen Sinnen keine potentiellen Problemmacher in der Nähe erfassen kann, breite ich die Schwingen aus und lasse mich vom Aufwind schnell in die Luft tragen. Ich gleite um den Berg herum und suche die Fensteröffnungen der Anthro-Kammern auf der anderen Seite. Diese entdecke ich ebenso gut getarnt in einer Steilwand. Ein kleiner Höhleneingang dort in der Steilwand fällt mir auf, aber ich kann sehen, dass er nicht weit hineinführt.

Es ist also alles gut getarnt, ich steige höher und gleite über die umliegenden Höhenzüge. Nur einige Kilometer entfernt, aber deutlich tiefer gelegen sehe ich Ansiedlungen der Nackthäuter. Auch hier das merkwürdige Verhalten, dass sie den Wald gerodet und Wiesen mit viel Aufwand durchgegraben haben - nur um doch wieder Pflanzen dort wachsen zu lassen, die sie pflegen. Die Tiere, die sie halten und um die sie sich kümmern, scheinen sie nicht als Nahrung zu nutzen - oder nur sehr selten. Der Gedanke, der aufblitzt, dass es alles einen Sinn hat, schiebe ich verächtlich beiseite. Natürlich würde der Mensch seine Art verteidigen wollen, aber wohl kaum verständlich. Diese Nackthäuter denken einfach nicht logisch - oft scheint mir, dass sie überhaupt nicht denken. Denn jetzt scheinen sie vollkommen verrückt geworden zu sein: sie lassen offensichtlich absichtlich das gerodete Land überschwemmen und fangen an den Schlamm zu durchwühlen. Teilweise haben sie auch angefangen Sumpfpflanzen zu setzen... Jetzt sind sie doch irre geworden.

Die sollten sich lieber in ihre künstlichen Höhlen verkriechen, sie mögen den Regen offensichtlich ja nicht, denn sie stülpen sich etwas über, damit sie nicht so nass werden - und stapfen dann durch den für sie knietiefen Schlamm. Was soll ich von diesen Nackthäutern halten?

Ich entschließe mich, sie zu fragen, was sie da machen. Es sieht ja kein anderer Drache, dass ich mich für die Nackthäuter interessiere. - Und wenn, ist es mir auch egal, ich möchte trotz allem ein friedliches Verhältnis mit ihnen haben.

Die nächste Nackthäuter-Siedlung scheint mir geeignet, ihre künstlichen Höhlen liegen weit genug auseinander, dass ich mich dort bewegen kann ohne welche davon zu zerstören. In einem weiten Bogen gehe ich tiefer und umkreise die Siedlung dabei einmal. Die Nackthäuter werden auf mich aufmerksam und beobachten mich. Was werden sie wohl machen...

Noch vor den ersten künstlichen Höhlen setze ich sanft auf einer Wiese auf. Die Tireks, die hier grasen sehen mich nur neugierig an, sie sind einfach zu stur um vor mir Furcht zu empfinden. Das kleine Rudel Bants allerdings hat sich sofort verzogen. Offenbar nutzen die Nackthäuter diese Tiere zu irgendetwas, nun ja, jetzt habe ich sie jedenfalls vertrieben.

Nebenbei fällt mir auf, dass ich hier zum ersten Mal sehe, dass die Nackthäuter die sauropsiden Hexapoden nutzen, bisher habe ich einige Aves bemerkt, meist Hühner, ansonsten nur Mammalia. Oh, doch - die Wyvern dort im Kaukasus, die man sogar fast als dracoid ansehen könnte obwohl sie ein Armpaar verloren haben.

Ich kümmere mich nicht weiter um die Tiere und gehe langsam, meine Schwingen zusammenfaltend, zwischen den Wohnhöhlen hindurch zu einem zentralen Platz, auf dem sich offensichtlich männliche Nackthäuter versammeln. Ihre Weibchen halten sich am Rand oder in den Höhlen versteckt, beobachten mich aber. Sie scheinen sehr neugierig zu sein, diese Nackthäuter. Der Gedanke, dass sie in ihren kleinen künstlichen Höhlen Schutz vor mir suchen bringt mich zum lächeln - diese leichten Bauten bringe ich mit einem Niesen zum Einstürzen...

Als ich den Platz betrete, ziehen sich die Nackthäuter zum gegenüberliegenden Rand zurück, wohl eine Mischung aus Furcht und um mir Platz zu geben. Ich bleibe ebenfalls am Rand des Platzes stehen, um ihnen nicht zu sehr auf den Pelz zu rücken. - Pelz... sie haben ja gar keinen, wie ich amüsiert überlege. Kurz kontrolliere ich, dass ich nicht versehentlich mit dem Schwanz eine ihrer Höhlen umstoße, dann sehe ich mir die Gruppe näher an.

Die Männchen sind anscheinend von unterschiedlichem Alter, das ist bei den Nackthäutern ja recht deutlich zu erkennen. An ihrem Fellersatz - drei von ihnen zeigen sogar die nackte Haut ihres Oberkörpers, ein eigenartiger Anblick - meine ich zu erkennen, dass sie einen unterschiedlichen Rang haben, oder verschiedene Tätigkeiten ausüben. Ich habe schon erkannt, dass die Nackthäuter sich teilweise auf eine Tätigkeit spezialisiert haben, die sie besonders gut beherrschen. Vermutlich ein Grund dafür, dass sie trotz ihrer unlogischen Denkweise doch so überraschend erfolgreich sind. Sie haben sich mit allerlei spitzen und wohl auch scharfen Dingen bewaffnet. Wirkliche Waffen sehe ich aber kaum darunter, es scheinen hauptsächlich Dinge zu sein, die sie bei ihren unverständlichen Tätigkeiten mit den Pflanzen nutzen.

Einer der älteren, wohl der entbehrlichste, wird vorgeschickt um zu mir zu sprechen.

„Wir grüßen Dich, Drache. Was führt Dich zu uns?" sagt der Alte mit fester Stimme.

Oh, das klingt überraschend selbstbewusst. Über die Anrede müssten wir zwar noch einmal sprechen, aber grundsätzlich mag ich es, wenn sie sich nicht so unterwürfig verhalten.

„Du führst eine gewagte Rede, Mensch. Wollt ihr gegen mich kämpfen, so wie ihr da steht?"

„Nein, wir wünschen keinen Kampf, aber wir werden unser Dorf verteidigen, wenn es notwendig ist. Auch gegen einen Drachen - lieber kämpfend sterben, als sich ängstlich zitternd von Dir verbrennen zu lassen."

Ich erkenne in ihren bizarren, flachen Gesichtern durchaus Furcht vor mir, aber auch den Mut, sich mir entgegen zu stellen. Eine eigentümliche Art, diese Nackthäuter...

„Ich habe nicht vor, euch und eure Höhlen zu verbrennen. Wir haben also denselben Wunsch. - Nebenbei ist meine Waffe nicht das Feuer, ich nutze den Blitz."

Die Nackthäuter sind offensichtlich erleichtert, nur der Alte sieht mich ernst an.

„Dann gibt es einen neuen Drachenlord dort oben?" -

„So ist es. Ich bin Eldingar, der Lord dieses Reiches." -

„Ah, Lord Eldingar also..." er klingt nicht begeistert.

Ich lege meinen Kopf leicht nach links.

„Du wusstest es nicht?"

Er lacht verächtlich auf.

„Ihr Drachen informiert uns Menschen doch nicht über die Dinge, die ihr macht. Ihr erwartet nur unbedingten Gehorsam und macht uns ansonsten nur das Leben schwer. Wir kümmern euch doch nicht."

Ich neige meinen Kopf etwas weiter.

„Und was ist daran falsch?" eine leichte Drohung liegt in meiner Stimme.

„Wir sind bereit, einem Drachen zu gehorchen und ihm Ehrerbietung zukommen zu lassen - wenn er es verdient hat. Dein Vorgänger, Valarinn, hatte es nicht verdient, ihn haben wir nur gefürchtet - und gehasst. Du musst erst noch beweisen, dass Du..."

Auf mein wütendes, mit einem tiefen Grollen unterlegtes Schnauben verstummt er. Jetzt wirkt er doch ängstlich.

„Achte auf Deine Worte, Mensch! Ich achte Deinen Mut, aber übertreibe es nicht."

Er senkt den Kopf.

„Verzeih mir, Herr. Ich habe mich hinreißen lassen. - Ich habe Valarinn noch erleben müssen. Er war keine Zierde für das Geschlecht der Drachen." -

„Ich hörte davon, hat er die Menschen tatsächlich so schlecht behandelt?" meine Stimme lasse ich wieder sanfter klingen.

„Er hat die Menschen nicht unmittelbar getötet, aber regelmäßig unsere Ernte vernichtet und uns dann gezwungen, für ihn Sklavenarbeit zu leisten um überleben zu können."

Valarinn hat die Menschen hier als Sklaven gehalten? Dann verstehe ich seinen Zorn.

„Ich verstehe. Verzeih mir, das war mir nicht bekannt, wie ihr behandelt wurdet. - Wurde der Wohnsitz dann von Euch in Sklavenarbeit errichtet?"

„Nein Herr. Solche Dinge hat Valarinn stets mit einer Gegenleistung oder mit Silber bezahlt. Wir hatten ihm nur zu dienen und für ihn zu jagen und ähnliches. Bitte verzeih, aber es ist für einen Menschen nicht einfach und auch nicht angenehm, einem Drachen die Pranken und Zähne zu reinigen oder Krallen und Schuppen zu polieren. - Von noch anderen Dingen abgesehen."

Es sind zwar nur Nackthäuter, aber sie so zu behandeln ist eines Drachen unwürdig. Spontan verneige ich mich tief vor ihm, indem ich mit der linken Hand zurücktrete und mit gestreckten rechten Arm meinen Oberkörper dicht über den Boden senke. Meinen Kopf halte ich vor ihm ebenso dicht über den Boden und schließe meine Augen.

„Ich bitte euch persönlich und im Namen aller Drachen um Verzeihung, für das, was Valarinn euch angetan hat. Wir Drachen mögen auf euch Menschen herabsehen, aber ein solches Verhalten ist nicht unsere Art. Bitte Verzeiht."

Sein Herz pocht plötzlich schneller, ich rieche seine Verwunderung und Unsicherheit, ebenso die der anderen. Er dreht sich offensichtlich zu den anderen Nackthäutern um - ich halte immer noch die Augen geschlossen, ein momentanes Unterwerfungssymbol als Zeichen dass ich es ehrlich meine, auch wenn sie es sicher nicht verstehen.

Der Alte dreht sich wieder zu mir, ich spüre seinen Atem wieder auf meinen Schuppen. Er schluckt - ein Zeichen seiner Unsicherheit, die ich noch deutlich rieche? Jetzt wandelt sich sein Geruch, er hat sich entschieden.

„Ich danke Dir. Die Entschuldigung im Namen der Drachen akzeptiere ich gerne. Du musst Dich aber nicht persönlich entschuldigen, dennoch danke ich Dir dafür besonders. - Ich glaube, die Drachen haben mit Dir eine weise Wahl getroffen, Isha Rajesh."

Ich öffne meine Augen wieder und hebe den Kopf etwas an.

„Isha Rajesh?" -

„So sprechen wir hier den Drachenlord an, etwas sagt mir, der Titel ist gerechtfertigt." antwortet er lächelnd.

Ich lächele ebenfalls - sofort weiten sich seine Augen und sein Herz schlägt wieder schneller.

„Verzeih, ich wirke auf Dich sicher grimmig oder gefährlich, aber es ist nur meine Art, einen freundlichen Ausdruck zu zeigen." - Er wird wieder ruhiger.

Eine plötzliche Berührung links an meinem Schwanz lässt mich zusammenzucken. Ich wende meinen Kopf herum und kann gerade noch eine instinktive Abwehrreaktion verhindern. Zum Glück, denn noch bevor ich sehe, was mich berührt hat, registriere ich zwei kleine Hände eines Nackthäuters auf meinen Schuppen. Richtig, ein junger Nestling steht da und hat seine Hände an meinen Schwanz gelegt.

Sofort bin ich wieder ruhig, da droht keine Gefahr - dank meiner biegsamen Wirbelsäule kann ich meinen Kopf ganz in die Nähe des Nestlings bringen. Wieder nah am Boden sehe ich mir den - nein die Kleine, wie der Geruch mir verrät, an.

„Siehst Du Kumar, jetzt habe ich den Drachen zuerst angefasst!" ruft sie fröhlich zu der Gruppe, die bei dem Alten steht. Ich sehe zu der Gruppe und viele der Männchen sehen sehr erschreckt aus - nur der Alte atmet tief durch und nickt lächelnd - offenbar an mich gerichtet. Er hat wohl erkannt, dass ich ihr keinen Schaden zufügen möchte.

Dafür sinkt ein Weibchen vor einer der Höhlen auf die Knie und jammert.

„Sitara! Bei Erce! Du kannst doch nicht einfach einen Drachen... - Bitte Isha Rajesh, habt Nachsicht. Es ist doch nur ein Kind!"

Ich nicke ihr kurz zu und sehe wieder den Nestling an.

„Du heißt also Sitara?" - sie nickt eifrig. Offensichtlich hat sie keine Furcht vor mir, jedenfalls sieht sie mich freudestrahlend an. Ich schüttele leicht den Kopf.

„Sitara, Du bist sehr mutig, einen Drachen einfach so anzufassen. Aber Du darfst das nie machen, ohne dem Drachen das zu sagen. Auch wenn ein Drache groß und stark ist, kann er sich erschrecken, bedroht fühlen und sehr gefährlich werden. Für etwas ähnliches hätte ich vor ein paar Tagen einen Drachen-Nestling aus Versehen beinahe getötet - und das war sogar meine Schwester. Zum Glück konnte ich damals, wie heute, einen Angriff zurückhalten. - Aber sogar wenn ich nur stärker mit dem Schwanz gezuckt hätte, wäre das für Dich schon sehr gefährlich."

Jetzt sieht sie mich ernst an.

„Du hättest mich getötet?" -

„Nicht mit Absicht, aber es kann leicht passieren. Du siehst, wie groß ich bin, ich könnte mit einer Handbewegung eine eurer Wohnhöhlen zerstören. Wenn dann so ein kleiner Nestling neben mir steht und ich weiß das nicht, kann ich Dich mit einer Bewegung umwerfen, oder sogar auf Dich treten, ohne es zu wollen."

Sie nickt.

„Da habe ich nicht dran gedacht, entschuldige bitte, Drache." es klingt jetzt ganz geknickt.

Ich weiß nicht recht warum, aber diesem frechen Nackthäuter-Nestling habe ich ihren Fehler lieber erklärt. Sálleiðtogi wusste eigentlich in welche Gefahr sie sich gebracht hatte, sie war nur übermütig. Diese Kleine sieht aber vermutlich ihren ersten Drachen in ihrem Leben. Merkwürdig, sogar diese Nackthäuter-Nestlinge sind irgendwie niedlich und liebenswert.

„Du hast jetzt schon so viel Mut bewiesen, hast Du nicht Lust, wie ein kleiner Drachen-Nestling auf meinen Rücken zu klettern? - Natürlich nur, wenn Deine Mutter es erlaubt."

Ich sehe das Weibchen an, das sich beruhigt hat, jetzt aber wieder ängstlich zu mir sieht.

„Mama, bitteeee!" so viel anders sind diese Nackthäuter-Nestlinge auch nicht...

„Ich verspreche, dass ihr nichts passieren wird. Die Gefahr ist nicht größer, als wenn sie auf eine kleine Mauer klettert. Und sollte sie abrutschen bleibt sie in meiner Flughaut liegen." erläutere ich kurz.

Seufzend nickt sie.

„Ich vertraue Dir Isha Rajesh."

Ich nicke ihr zu und hocke mich dann hin, spreize meinen linken Flugarm vorsichtig etwas und lege ihn auf den Boden. So kann der Nestling einfach auf meine Flughaut klettern. Dann hebe ich den Arm an und die Kleine kann so einfach zu meinem Rücken krabbeln. Die Schwinge lege ich wieder an und lasse sie entlang meiner Rückenfinne zu meinen Schultern hochkrabbeln. Dann erkläre ich ihr kurz wie sie sich hinlegen und wo sie sich festhalten muss, der Nestling ist doch noch recht klein und kommt gerade an die entsprechenden Schuppen zum Festhalten heran, aber es geht, wir wollen ja nicht fliegen. Ich kann also auch einen Nackthäuter-Nestling tragen. Fjörgyn hatte mir ja erklärt, dass besonders die Drachenmännchen dafür ausgestattet sind, unsere Weibchen können zwar auch einen Nestling tragen, aber die Halteschuppen sind bei ihnen nur schwach ausgebildet. - Nur warum ich den Nackthäuter-Nestling jetzt auf meinen Rücken trage, weiß ich eigentlich nicht wirklich, es war eine plötzliche Entscheidung. Aber etwas hat mich dazu gedrängt. Nun ja, wer weiß, wozu es einmal gut ist.

Der Nestling liegt jetzt gut in der Transportmulde zwischen meinen Schultern und ich stehe langsam wieder auf - natürlich nicht ohne den Nestling vorher zu warnen, was passiert. Schließlich stehe ich wieder vor der Gruppe der Männchen und sehe den Alten an.

„Oooh, ist das aber hoch!" kommt von meinem Rücken. Aber eher begeistert, als ängstlich.

Der Alte lächelt.

„Mit der besonnenen Reaktion hast Du eine Freundin gefunden, Isha Rajesh. Du handelst nicht wie andere Drachen..."

„Vergesst dabei aber nicht, dass ich dennoch ein Drache bin. Wir denken anders, als ihr Nackthäuter - verzeih, Menschen. Der andere Begriff enthält eine zu herablassende Komponente."

Er lächelt weiter.

„Ich denke, beide Seiten haben ihre Begriffe füreinander, die nicht immer schmeichelhaft sind."

Ich nicke.

„Ja, vermutlich."

Der Nestling rutscht auf meiner Schulter hin und her, ich werfe einen schnellen Blick zu ihr, sie sieht sich um, immerhin kann sie über alle Wohnhöhlen hinwegsehen.

„Nicht zu stürmisch, Sitara. Meine Schuppen sind glatter, als Du vielleicht meinst." Sie nickt.

„Das bringt mich wieder zurück auf den Grund meines Besuches." sage ich wieder zum Alten.

„Ich würde gerne einige Eurer Handlungsweisen besser verstehen."

Er nickt lächelnd.

„Natürlich, ich versuche gerne es zu erklären, wenn ich es vermag. Bitte frage Isha Rajesh."

„Ich sehe, wie die Menschen Land von Pflanzen befreien, nur um wieder Pflanzen dort wachsen zu lassen. Teilweise lasst ihr dann Tiere darauf weiden, das kann ich ja noch verstehen, aber viel von dem Land lasst ihr unberührt, ja vertreibt die Tiere sogar. Nur um anschließend wieder alles zu entfernen und neue Pflanzen wachsen zu lassen. Diese Handlungsweise ist so unlogisch, dass wir Drachen sie nicht verstehen."

Der Alte sieht mich verwundert an.

„Das verstehen die Drachen nicht? - Ah ja. Ihr Drachen ernährt euch ausschließlich von Fleisch, oder?" - ich nicke.

„Ja dann... Wir Menschen essen nicht nur Fleisch, sondern auch eine Reihe von Pflanzen, oder Teile davon. Und wir haben einige ausgewählt, die uns besonders gut ernähren. Die pflanzen wir gezielt an, um Nahrung auf engem Raum ernten zu können."

Jetzt wird es logisch...

„Ich verstehe. Ihr beseitigt auf einem bestimmten Raum Pflanzen, von denen ihr euch nicht ernährt und pflegt dort die Pflanzen, die euch ernähren. - Gilt das auch für die Sumpfpflanzen?"

Er überlegt wieder.

„Sumpf... meinst Du den Reis, den wir gerade pflanzen?" Wieder nicke ich - wenn die Sumpfpflanzen Reis heißen...

„Ja, wir essen die Samen von dem Reis. Der muss im Wasser angepflanzt werden, später lassen wir die Felder trockenfallen, dann produziert er viel Samen, den wir dann ernten."

Also sind die Nackthäuter Herbivoren... - aber bisher sind wir Drachen immer davon ausgegangen, dass sie auch carnivor leben wie wir.

„Das erklärt die Pflanzen, aber wir haben euch immer als Fleischesser angesehen." -

Der Alte nickt verstehend.

„Sicher wegen der Tiere, die wir halten. Es ist auch nicht falsch, wir essen auch Fleisch. Die Tiere halten wir aber auch aus anderen Gründen. Wir nutzen ihr Fell und ihre Haut als Kleidung - neben einigen Pflanzen, die Fasern liefern. Dazu verwenden wir ihre Milch oder die Eier als Nahrung. Und einige wie die Bants als Reit- und Transporttiere oder die Tireks als Lasttiere und Zugtiere für die Pflüge zum Beispiel."

Sie sind also Omnivor. Jetzt wird mir einiges verständlicher. Sie sind offensichtlich doch nicht so unlogisch oder gar dumm, wie ich bisher dachte.

„Die Art, wie Ihr die Bants und Tireks nutzt, ist uns bereits aufgefallen. Ebenfalls, dass einige Menschen auch Wyvern einsetzen um ihre Herden zu schützen. Aber die Art der Nutzung der anderen Tiere unterscheidet sich dann doch etwas von dem, wie wir es verstanden hatten."

„Verzeih, Wyvern?" der Alte ist aufmerksam geworden.

„Ja, in einigen Gebieten werden die Herden der Menschen von Wyvern-Rudeln bedroht, die sich dort ihre Beute holen wollen. Wir haben ihren Begriff 'Wolfswyvern' einfach übernommen. Und sie haben erkannt, dass diese Wolfswyvern einen natürlichen Feind haben, eine andere, etwas stärkere Wyvern-Art, die aber friedlicher ist und sich mit den Menschen zusammen geschlossen haben. Gelegentlich ein paar Wolfswyvern verscheuchen und die Tiere zusammenhalten, für einen regelmäßig vollen Magen und eine warme Höhle im Winter, ein akzeptabler Tausch für einen Wyvern, wie wir meinen."

„Isha Rajesh, vermutlich hast Du uns eben ein Problem gelöst. Zumindest einen Weg dahin gezeigt. Gibt es diese stärkeren Wyvern hier auch?"

„Ja, ich habe sie bereits riechen können. Im Moment sind sogar einige ganz in der Nähe, ihr Geruch wird vom Wind hierhergetragen. Es sind diese großen, grauen, manchmal auch graubraunen Wyvern. Sie ernähren sich auch von Früchten und anderen Pflanzen, neben etwas Fleisch. Daher leben sie so gut mit den Menschen zusammen. Und sie sind sehr neugierig und lassen sich wohl leicht leiten, wenn man ihnen freundlich entgegentritt."

„Die lassen sich zähmen? Wir kennen sie, sie beobachten uns oft, wenn wir im Wald sind oder unsere Herden in der Nähe haben. Es ist uns schon aufgefallen, dass sie friedlicher sind, als die kleineren schwarzen, die unsere Tiere erbeuten. Aber wir hatten trotzdem immer Angst vor ihnen."

„Wenn ihr das Verhältnis auf ein gegenseitiges Geben und Nehmen aufbaut, könnt ihr mit ihnen sicher rechnen. Zähmen lassen sie sich nicht, versucht ihr das, werden sie euch wieder verlassen. Sucht junge Wyvern, die sich noch keinem Rudel angeschlossen haben und bietet euch als Rudel an. Lebt mit ihnen, bietet ihnen ausreichend Nahrung und vor allem die soziale Nähe eines Rudels - sie werden sich schnell an euch anpassen - und sie werden euch und eure Tiere schützen." -

„Soziale Nähe? Verzeih Isha Rajesh, wenn ich die Sprache der Drachen nicht verstehe."

„Behandelt sie wie Freunde, nicht wie Tiere. Erlaubt ihnen Körperkontakt, sie werden anfangs vielleicht ein wenig ruppig sein, sich aber schnell anpassen. Lasst euch von einem schmerzhaften Stoß oder einem blutigen Kratzer nicht abschrecken, macht ihnen kurz klar, dass das zuviel war, aber nehmt dann auch wieder den Kontakt auf, fasst sie an, reibt ihnen die Bauchschuppen, das mögen die Wyvern besonders gerne, weil es sie an einen Paarungskontakt erinnert, aber viel intensiver ist.

Und sprecht mit ihnen, sie können zwar nicht sprechen, werden aber bald sehr viel verstehen. Dann noch regelmäßig Nahrung, wenn auch ihr esst und einen warmen trockenen Platz, wenn auch ihr den habt und sie werden euch als ihr Rudel ansehen, dass sie verteidigen werden. Auch eure Tiere, wenn ihr es ihnen zeigt, dass auch ihr diese verteidigt." -

„Das klingt recht einfach, wenn Du es sagst..." antwortet einer der jüngeren aus der Gruppe, der nur mit einem kurzen Schurz bekleidet ist und immer wieder zu dem Nestling hochschaut.

„Du bist Kumar?"

Er nickt erstaunt.

„Ja, woher...?"

„Du achtest sehr auf den Nestling auf meiner Schulter. Und da sie diesen Namen gerufen hatte, war das logisch."

Er sieht mich merkwürdig an.

„Nestling klingt so komisch, wenn Du meine Schwester damit ansprichst."

„Nicht für einen Drachen. Unsere Kinder werden vom Schlüpfen bis zum Tag, an dem sie ihre Eltern verlassen, so genannt. Und die Kleine entspricht wohl etwa einem halbjährigen Drachen-Nestling." erkläre ich ihm.

„Ich bin aber schon fünf!" kommt bestimmt von meiner Schulter.

„Dann ist das ja etwa richtig." antworte ich ihr. „unsere Kinder verlassen ihre Eltern mit etwa zwei Jahren und leben dann selbständig. Voll ausgewachsen sind sie aber auch erst mit etwa zwanzig. Nur unsere Nestlinge entwickeln sich schneller, als ihr Menschen-Nestlinge, Du hast noch viel Zeit bei Deinen Eltern."

„So früh, ihr seid ja gemein zu euren Kindern." klagt sie mich an.

Ich muss leise kichern.

„Nein, es scheint Dir zwar so, aber unsere Kinder können dann alles, was sie zum Leben brauchen. Sie können jagen, sich verteidigen und wissen, was sie tun müssen. Unsere Nestlinge sind eben stärker, als die Menschen-Nestlinge, ihr braucht länger den Schutz eurer Eltern. Dafür müssen sie eben alleine leben."

Dass etwa die Hälfte der Nestlinge die ersten zwei oder drei Jahre nach der Selbständigkeit nicht überleben sage ich ihr lieber nicht.

Mein Informationsbedürfnis ist vorerst gestillt. Diese Nackthäuter haben mich doch beeindruckt, zwar sind sie emotionell, unrational und weiter ein eigenartiges Völkchen für mich, aber immerhin scheinen sie doch logischer zu handeln, als ich bisher gedacht habe. Dazu diese eigenartig direkte Art dieser Siedler hier, die zwar recht respektlos, mir aber mit einer freundlichen Vorsicht gegenüberstehen.

„Ich danke für die Informationen, die ihr mir gegeben habt. Wenn ihr keine Fragen habt, werde ich dann wieder aufbrechen." informiere ich den Alten.

„Werden wir Dich wiedersehen?" fragt er mich.

Über diese Frage bin ich etwas erstaunt.

„Ich kann nicht sagen, ob oder wann ich wieder hierherkomme, schon möglich - aber solltet ihr Probleme haben, wisst ihr wo ihr mich finden könnt. Ich werde nicht bei allem helfen können, aber mein Ziel ist es, alle in meinem Reich zu unterstützen und zu leiten. - Und ein gutes Gespräch ist manchmal auch ganz angenehm. Wie ich bemerke, sind die Menschen dazu durchaus auch in der Lage. - Verzeih, ich werde schon wieder herablassend." ich verneige mich leicht.

Er grinst.

„Ja, für einen Drachen bist Du wirklich ein angenehmer Gesprächspartner, Isha Rajesh."

Touché, ich hoffe, er versteht mein Grinsen richtig.

Ich drehe mich vorsichtig um und gehe ebenso langsam, wie bei meiner Ankunft wieder aus der Siedlung hinaus, es ist unnötig, jetzt noch eine ihrer Wohnhöhlen zu zerstören.

Auf der Wiese wende ich mich noch einmal kurz um.

„Ich muss noch um Verzeihung bitten, dass ich die Bants erschreckt habe, sie sind hoffentlich nicht zu weit weg gelaufen."

„Die kommen nicht sehr weit, darum brauchst Du Dich nicht zu sorgen, Isha Rajesh." antwortet der Alte.

Ich drehe mich wieder um und hebe meine Schwingen etwas an.

„Hast Du nicht noch etwas vergessen, Drache?"

Das war Kumar. Ich höre das Weibchen, seine Mutter leise auf ihn einreden, vermutlich will sie ihn etwas bremsen, denn der Ton war schon recht provokant.

„Etwas vergessen...?" Ich sehe mich um. „Nein... nichts - ach Du meinst den Nestling, der sich auf meinem Rücken in der letzten Zeit so auffallend ruhig und regungslos verhalten hat. Wohl in der Hoffnung, ich würde vergessen, dass sie noch da ist." antworte ich mit einem Augenzwinkern. Kumar bemerkt erleichtert, dass ich ihm nicht böse bin.

„Och, Kumar, nun hast Du ihn erinnert." jammert sie.

„Nein, Kleine. Ich spüre und höre jeden Atemzug von Dir da auf meinem Rücken. Ich habe Dich nicht vergessen. Leider kann ich Dich nicht mitnehmen, ein Drachen-Nestling ist kräftiger und hat Krallen, mit denen er sich gut festhalten kann. Und er hat Schwingen, mit denen er notfalls einen Sturz abfangen kann, auch wenn er noch nicht selber fliegen kann. Würde ich Dich zu einer Runde mitnehmen, würde ich mein Versprechen an Deine Mutter brechen. Das ist einfach zu gefährlich für einen Menschen-Nestling."

Sie schmollt. Erst als sie meine rechte Schwinge herunterrutscht und vor ihrer Mutter und ihrem Bruder landet, juchzt sie kurz wieder. Die Nestlinge sind wirklich nicht sehr unterschiedlich in ihrer Art.

Besonders, als sie jetzt dasteht und mich wieder todtraurig ansieht - und lautlos 'Bitte' sagt...

Erce, was bin ich für ein Drache, ich lasse mich von einem Nestling überreden, von einem Nackthäuter- Nestling noch dazu... Ich lasse den Kopf hängen und schließe die Augen. Eines Tages werde ich es bereuen, davon bin ich überzeugt.

„Wenn Du Deine Mutter oder Deinen Bruder überzeugen kannst, mitzukommen und Dich festzuhalten, dann trage ich euch in der Hand und wir machen ein oder zwei Runden über dem Dorf." sage ich leise, mit leichter Verzweiflung in der Stimme.

Ich sehe sie wieder an, sie zupft ihren Bruder am Arm, offensichtlich weiß sie, wo sie erfolgreich sein wird, denn in seinen Augen sehe ich auch ein leichtes Feuer brennen...

Beide drehen sich zu ihrer Mutter um.

„Kumar, bitte..." versucht sie, dann bricht ihr Widerstand zusammen.

„Isha Rajesh, bitte, seid vorsichtig - sie sind alles, was ich noch habe."

Ein Nackthäuter-Weibchen, das ihre Brut einem fremden Drachen anvertraut. Und das nach den schlechten Erfahrungen mit einem anderen Drachen? Was soll ich davon halten? Aber die Freude, mit denen ihre Kinder sie umarmen erklärt mir einiges. Sie unterdrückt ihre Angst, um ihren Kindern eine Freude zu gewähren. Nach dem, was ich über den Zusammenhalt der Nackthäuter weiß, ist das eine sehr große Sache für sie. Und ein gewaltiger Vertrauensbeweis an mich. Und das ist auch einem Drachen wichtig, mag er über die Nackthäuter denken, wie er will.

Ich halte den beiden meine rechte Hand offen hin, lasse sie hinaufsteigen und sorge dafür, dass sie sich richtig hinlegen. Ihren Bruder nehme ich mit, da ich seinen größeren Körper besser halten kann, ohne zu fest zufassen zu müssen, er hält dann zusätzlich seine Schwester.

Die nackte Haut von Kumar fühlt sich eigenartig an. Merkwürdig weich, glatt, aber nicht ganz wie Leder, auch irgendwie feucht. So ganz anders als die harten, glatten und doch angenehm samtigen Schuppen eines Drachen.

„Ich werde einige Runden über dem Tal hier machen, und dann noch einmal über die Wolken steigen. Wir sind aber bald zurück." erläutere ich kurz, dann an die beiden. „Ich springe gleich, das wird etwas ruckartig."

Ich richte mich auf, breite die Schwingen aus und stoße mich dann ab. Nach den ersten kräftigen Startschlägen gehe ich schnell in den normalen Flug über und steige mit kräftigen Schwingenschlägen schnell höher. Die beiden starren nur sprachlos nach unten und sehen ihre Welt schnell kleiner werden. Unterhalb der Wolkendecke gehe ich in den Gleitflug über und wir kreisen in weiten Schwüngen über das Tal. Langsam tauen die beiden auf, besonders die Kleine und sie unterhalten sich über alles was sie wiedererkennen. Die Siedler in den kleineren Ansiedelungen sehen zu uns hoch, können die beiden aber natürlich nicht erkennen.

Schließlich steige ich wieder mit kräftigen Schwingenschlägen in die Wolken und schließlich brechen wir durch in die Sonne und unter den blauen Himmel. Wieder gleite ich gleichmäßig in weiten Kreisen über den Wolken. Die beiden entdecken die Berge in der Ferne und staunen über das Bild mit den hier weißen Wolkenbergen unter uns.

„Ich weiß, dass es ein einmaliges Erlebnis ist, auch ich fliege sehr gerne und mag diese Momente. Trotzdem müssen wir gleich wieder nach unten, ich möchte niemanden unnötig Sorgen bereiten. Und ich habe eine dringende Bitte an euch beide. Ich weiß, dass ihr jetzt das Fliegen nicht mehr aus dem Kopf bekommen werdet. Versucht nicht, euch irgendwelche Hilfsmittel zu bauen um fliegen zu können. Ich müsste es zerstören und euch bestrafen, wenn ihr so etwas macht. Wenn es nicht anders geht, kommt lieber zu mir und wir fliegen zusammen ein wenig herum."

Ich sehe beide nicken, weiß aber, das es sehr schwer für sie werden wird, das Erlebnis nicht wiederholen zu wollen.

Schnell stoße ich wieder durch die Wolken nach unten und kreise dort langsamer weiter sinkend. Die beiden genießen jetzt einfach nur noch ruhig den Flug. Schließlich gehe ich in einem Bogen in den Landeanflug und setze sanft wieder vor der Siedlung auf.

Ich öffne die Hand und Kumar steigt herunter. Sitara bleibt noch einen Moment liegen, streichelt mir die Handfläche und flüstert

„Danke."

Nachdem die beiden sicher wieder neben ihrer Mutter stehen, verabschiede ich mich kurz und hebe wieder ab.

Diese verdammten Nackthäuter-Nestlinge. Ich hätte den Nestling anraunzen und wegscheuchen sollen und alles wäre gut gewesen. Und jetzt habe ich ihn noch auf einen Flug mitgeschleppt. Das mindeste wird sein, dass die jetzt dauernd bei mir auftauchen und einen Flug haben wollen. Oder schlimmer, ich habe denen den Drang eingeflößt sich ein Fluggerät zu bauen. Ich werde ein besonderes Auge auf die beiden haben müssen.

Aber der Dank von dem Nestling, dieses sanfte Streicheln meiner Hand... Egal ob Nackthäuter oder nicht, das war es mir wert.

Auf direktem Weg bin ich schnell wieder über meinem Wohnsitz. Zum Glück hat Valarinn sich das nicht auf Sklavenarbeit errichten lassen, dann würde mir das sehr viel weniger gefallen. Seine Sklavenhaltung um sich bedienen zu lassen ist schon schlimm genug.

Obwohl der Gedanke, sich die Schuppen und die Krallen von den zarten Händen der Nackthäuter pflegen zu lassen, hat schon was für sich... - Nein, vor allem nicht von Sklaven. Über die Andeutung von dem Alten, was er noch hat machen lassen, denke ich lieber nicht weiter nach.

Ich lande auf dem Gipfel unter dem die Wohnstätte liegt und lege mich bequem hin, mit Blick über den auslaufenden Mittelhimalaya und über die Siwaliks in Richtung Ganges. Nicht lange und meine Gedanken kommen in ihre korrekten Bahnen, ich gewinne wieder die Ruhe, die einem Großen Drachen geziemt.

Die Gewitter haben sich schon über den Vorbergen entladen, aber es zieht wieder Regen auf. Ich schwinge mich herunter zum Eingang und betrete wieder meine Wohnstätte. Hier im Eingangsbereich hat Ranjid mich offenbar erwartet, jedenfalls steht er sofort bereit, jetzt auch als Feral. Allerdings benötige ich seine Hilfe heute nicht mehr.

„Hast Du etwas gegessen?" frage ich nur kurz.

„Ich habe Nahrung für mich. Danke für Eure Sorge, mein Lord." Er scheint wirklich dankbar dafür zu sein. Sind wir Großen sonst so desinteressiert?

„Gut. Du hast mich ja mehr als ausreichend versorgt. Ich habe keine Einwände, wenn Du Dich ebenfalls davon versorgst. Es muss ja nicht verderben und es macht mir nichts aus, die Nahrung mit Dir zu teilen - zumal Du sie erbeutet hast. - Ich werde heute nichts mehr benötigen, oder mich selber versorgen können. Danke für Deine Arbeit, wir sehen uns morgen."

Er verneigt sich mit deutlich zu riechendem Erstaunen über meinen Dank an ihn. Ich spüre seinen Blick noch im fortgehen. Ohne mich weiter aufzuhalten gehe ich direkt in den Wohnbereich hinunter. Ich möchte mich ins warme Wasser legen und entspannen - aber vorher hole ich mir einen kleinen Hirsch aus der Kühlung, der ist mit zwei Bissen verspeist - ein Drache hält sich nicht lange damit auf.

Im Bad gehe ich ohne Umschweife direkt in das Wasserbecken. Oh, die Quelle hat ganz ordentlich Temperatur, aber auch wenn wir Drachen nicht gerade in Magma baden, heißes Wasser hat uns noch nie geschadet. Trotzdem nutze ich die Möglichkeit, etwas kaltes Wasser dazuzumischen, so um die 60° ist zum entspannen schon ganz angenehm.

Mir gehen die Nackthäuter nicht aus dem Kopf. Zwar weiß ich nun, warum sie diesen Aufwand mit den Pflanzen treiben, aber wir waren immer davon ausgegangen, dass halbwegs intelligente Tiere, wie diese Nackthäuter, so wie alle erfolgreichen Prädatoren und vor allem wie wir Drachen als Spitze der Schöpfung Erces, auch Fleischfresser sind. Aber Pflanzenfresser? Unmöglich.

Sie haben sich doch erst durch das Essen von Fleisch, oder vielleicht auch Fisch und Meerestiere, von ihren äffischen Verwandten zu diesen halbwegs intelligenten Zweibeinern entwickelt. Haben den Gebrauch von Werkzeugen gelernt und sind mittlerweile mit ihren Waffen auch leidlich erfolgreiche Jäger. Und nun essen sie wieder Pflanzen... Dabei gibt es im Umfeld ihrer Siedlungen ausreichend jagdbare Beute, zudem halten sie sich Tiere. Warum Pflanzen? Gut, einige Früchte schmecken ja ganz angenehm, das kann ich noch akzeptieren, auch mir schmeckt der Saft ja - aber dieses andere Grünzeug ist ungenießbar. Vor allem vertragen wir Drachen so etwas nicht, diese Bauchschmerzen und der Durchfall ist einfach grässlich, wie machen die Nackthäuter das nur.

Liegt es vielleicht daran, dass sie alles - wie nennen sie es? - achja, Kochen. Oder das Fleisch braten... Brrr. Jeder Drache hasst es, wenn er bei der Jagd versehentlich seine Beute angebrannt hat. Der furchtbare Geschmack von dem angebrannten Fleisch, die unappetitliche graue Farbe, die eigenartige Konsistenz, schon der Geruch - einfach nur grässlich. - Fleisch muss roh sein, am besten ganz frisch, gerade erst unter unseren Krallen gestorben, eigentlich besser sogar noch lebend, beim Schlucken gerade vorher noch schnell totgebissen, so muss Fleisch sein. - Gut, bis zu zwei Tagen bei kühlen Bedingungen gelagert ist noch akzeptabel. Aber gekocht, oder gebraten...?

Wie können sich die Nackthäuter nur von so etwas ernähren? Aber offensichtlich machen sie es mit den Pflanzen ja genauso. Ich glaube nicht, dass irgendein Pflanzenfresser das verstehen würde - hätte er die notwendige Intelligenz dazu.

Diese Nackthäuter sind und bleiben unverständlich für mich. Immerhin scheint es, dass man sich mit einigen von ihnen halbwegs verständigen kann. Tatsächlich kann ich ihnen eine gewisse Intelligenz tatsächlich nicht absprechen. Das Erlebnis heute in ihrer Siedlung - sogar der Nestling schien ähnlich verständig zu sein, wie einer unserer Nestlinge. Nur dass sie wohl wesentlich länger brauchen, um sich zu entwickeln. Liegt darin dieser merkwürdige Zusammenhalt zwischen den Nackthäutern? - Obwohl sie sich auch gnadenlos untereinander umbringen. Wie unlogisch - in einer Siedlung halten sie eng zusammen, stehen sich gegenseitig bei und sich bereit, sich für die anderen zu opfern - aber schon mit den Nackthäutern der nächsten Siedlung kann es passieren, dass sie sich bekämpfen und töten.

Natürlich kommt es vereinzelnd vor, dass ein Drache einen anderen tötet - ich selber war ja kurz davor, Eldflóð zu töten, nur seine Bitte um Einhalt hat mich davon abgehalten. Aber sie hat mich eben aufgehalten. Bei den Nackthäutern scheint es das nicht zu geben, sie töten oft weiter, bis niemand mehr übrig ist. Und das oft nur, weil die anderen an einem anderen Ort leben oder einem anderen Anführer folgen. Oder folgen müssen... - Wie irrational.

Immerhin dezimieren diese Kriege unter den Nackthäutern ihre Anzahl. So müssen wir Drachen nicht so häufig eingreifen, um deren Vermehrung zu kontrollieren.

Diese Nackthäuter erbrüten ja Nestlinge ohne Sinn und Verstand. Je mehr schlüpfen, umso besser, scheint ihre Ansicht zu sein. Irrsinn.

Bei uns Drachen überleben nur soviele Nestlinge, dass die Gesamtzahl in etwa gleich bleibt. Durchschnittlich hat jeder Drache drei oder vier Nachkommen in seinem Leben. Manchmal alle mit einem Partner, manchmal jedes mal mit einen anderen. Da oft nur ein oder zwei davon überleben und Geschlechtsreif werden, bleibt die Gesamtzahl recht konstant. Trotz unserer langen Lebenserwartung von mehreren tausend Jahren sind das dann nicht sehr viel. Nur wenn unsere Zahl sinkt, entscheiden sich einige für weiteren Nachwuchs. Eventuell überzählige Jungdrachen werden mit der Geschlechtsreife kein Revier finden und entweder verhungern oder sich einem Kampf mit einem Revierinhaber stellen müssen - und diese enden in der Regel für einen tödlich. Ich werde in meinem Reich keinen anderen Großen Drachen dulden - auch wenn es mehr als groß genug für drei oder vier von uns wäre. Eine Ausnahme davon ist ein Heiler, wie Græðarinn, die stehen außerhalb dieser Rangordnung, sind aber auch selten. Notfalls auch noch Sálleiðtogi, wenn sie kein eigenes Revier findet - ich werde sie wohl für meine Aufgabe hier noch benötigen. -

Derzeit sind aber noch einige Reviere unbesetzt, wie ich von Eldflóð weiß. Also werden Sálleiðtogi und meine Nestlinge eine gute Überlebenschance haben, wenn sie vorsichtig sind - und intelligent genug, um im Notfall einen Drachen um Hilfe zu bitten. Denn nach dem Weggang von ihren Eltern müssen die Jungdrachen sich in anderen Revieren selber durchschlagen. Manche sterben, weil sie unvorsichtig sind und einen Unfall erleiden, andere weil sie zu stolz sind, einen Revierinhaber um Hilfe zu bitten, wenn es ihnen nicht gut ergeht. - Diejenigen, die vorsichtig genug und bereit sind, soziale Kontakte aufzubauen und Hilfe von Fremden zu erbitten, überleben auch.

Natürlich weiß ich, dass auch viele Nestlinge der Nackthäuter sterben, ehe sie selber Nachwuchs bekommen, aber sie brüten deutlich mehr aus, als durchschnittlich Nestlinge und Adulte sterben.

Damit die Nackthäuter hier nicht so überhand nehmen, wie in der Welt des Nackthäuters, der ich einmal war, bleibt mir nur übrig, die überzähligen auf irgendeine Weise zu beseitigen. Ein Problem, wenn ich auf der einen Seite der Drache sein will, der hilft und gleichzeitig der Drache sein muss, der sie dezimiert. Darüber muss ich wohl noch nachdenken, wie ich das hinbekomme. Auf jeden Fall darf ich nicht mehr helfen, als unbedingt notwendig. Oder erst, wenn bereits ausreichend Verluste unter den Nackthäutern zu verzeichnen sind. Eine brutale Vorgehensweise, selbst für einen Drachen, aber wohl nicht anders möglich. Und wenn es nicht genug sind, muss ich wohl das eine oder andere Naturereignis hervorrufen.

Irgendwie widerstrebt es mir, die Nackthäuter zu behandeln, wie Valarinn es schon gemacht hat. Zumindest will ich keine persönlichen Vorteile daraus ziehen. Auf keinen Fall immer die selben Nackthäutersiedlungen leiden lassen. Warten wir es ab, vielleicht regeln Erce und die Nackthäuter selber das ganze für mich.

Genug überlegt, diese erbärmlichen Mammale beschäftigen mich mehr, als sie es überhaupt verdienen. Schlimm genug, dass ich selber einer war, ehe Erce mich zur wahren Existenz führte.

Ein wenig fühle ich mich jetzt doch müde, ich steige aus dem Wasser und überlege kurz, ob ich noch in den Wohnraum gehe, entscheide mich aber doch dazu, gleich das Nachtlager zu wählen. Die zweite Schlafkammer ist mir irgendwie sympathischer, also lege ich mich hier auf das Lager. Überraschend bequem liegt es sich hier, das Polster ist zwar recht dünn, aber da ich als Feral ja nicht auf dem Rücken liege - also nicht auf den Schwingen und den Rückenfinnen, was als Anthro schon eher passiert, ist es mehr als ausreichend. Schließlich liegen wir Drachen ja sonst oft direkt auf Fels ohne dass es uns unbequem erscheint.

Die Beleuchtung ist hier in der Schlafkammer ohnehin schwächer und wird zusätzlich dunkler, als ich mich hingelegt habe, offenbar reduziere ich unbewusst meine Energie, die auf die Kristalle wirkt.

Schritte, genauer das Ticken von Krallen auf Stein, lassen mich hochschrecken. Schnell durch die Nüstern eingeatmet und ich weiß, dass es Ranjid ist. Zwar versucht er, sich an meiner Tür vorbei zu schleichen, aber so ganz gelingt es ihm nicht.

Aber es ist gut, dass er mich geweckt hat, mein Zeitgefühl sagt mir, dass die Sonne hier schon vor gut einer Stunde aufgegangen sein müsste. Ein wenig leide ich wohl unter Jetlag, schließlich bin ich ihr vorgestern und gestern ein gutes Stück entgegen gereist.

Ich recke mich erst einmal richtig, sogar meine Schwingen kann ich ausstrecken, wenn ich liegen bleibe, die Decke ist hoch genug hier. Kurz über die Augen und Nüstern geleckt und ich stehe auf und schaue in die Küche, wo ich Ranjid finde, jetzt wieder als Anthro.

„Guten Morgen." er zuckt zusammen und fährt herum - offenbar bin ich sogar als Feral so leise, dass er mich nicht gehört hat.

„Verzeiht mein Lord, dass ich Euch geweckt habe." entschuldigt er sich mit einer tiefen Verbeugung.

„Kein Problem. Ich habe noch nicht das richtige Gefühl für die Zeit hier und in diesen Räumen weckt mich ja auch die Sonne nicht. Ich bin also nicht böse darum."

Er atmet sichtlich auf.

„Danke, mein Lord. Leider ist die Sonne nicht zu sehen, es regnet zur Zeit. - Kann ich etwas für Euch tun, mein Lord?"

„Ja, es ist nun mal Monsun... - Ich habe gestern gesehen, dass wir Kaffee haben, lass uns zusammen einen Kaffee trinken." -

„Euer Lordschaft?" Er sieht mich zweifelnd an. Klar, als Feral bräuchte ich schon so 10 oder 20 Liter.

„Drüben in der Bibliothek. Ich bin durchaus auch als Anthro unterwegs, wenn es sinnvoll ist." mit diesen Worten transformiere ich mich.

Ranjid starrt mich mit geweiteten Pupillen an, ich kann seine Angst riechen.

„Du hast mich doch gestern schon als Anthro gesehen, also warum fürchtest Du Dich?" -

„I-ich weiß nicht. Aber Euch dabei zuzusehen weckt die Angst, von Euch dafür bestraft zu werden, weil ich Euch..." er zittert leicht.

Ich schüttele den Kopf.

„Ich habe kein Problem damit, wenn mir jemand dabei zusieht. Und auch nicht, dass man mich als Anthro sieht und erkennt. Diese Dünkel hat Erce mir nicht gegeben, als sie mich... beauftragte." beinahe habe ich mich verraten, das muss er nicht unbedingt wissen, wenn er meinen Dienst doch bald verlassen möchte. Aber er ist ohnehin noch so mit seiner Angst beschäftigt, dass er es wohl nicht bemerkt.

Kurz entschlossen betrete ich die Küche.

„Lass uns zusammen den Kaffee machen. Mir fehlt noch die Erfahrung im Rösten, das kannst Du mir sicher zeigen." -

Seine Pupillen weiten sich noch mehr, seine Angst liegt schwer in der Luft.

„Eure Lordschaft - hoher Lordpaladin, bitte - nein... ich..." er weicht zitternd vor mir zurück.

Ich sehe ihn fragend an und muss erkennen, dass ihn das nur noch mehr verängstigt. Seufzend sehe ich an ihm vorbei.

„Ranjid, es gibt keinen Grund, Angst vor mir zu haben. - Ja, ich bin ein Großer, ein Elemental und Du hast momentan die Aufgabe, mir hier zu dienen. Ich weiß nicht, welche Erfahrungen Du mit anderen meiner Art gemacht hast, offensichtlich nicht unbedingt gute. Aber in Deiner Aufgabe hier vergiss bitte einfach, dass ich ein Blitz-Elemental bin. Wir sind beide hier einfach nur Drachen - ich habe eine Aufgabe zu erfüllen und Du hilfst mir dabei, nimmst mir etwas Arbeit ab und gibst mir notwendige Informationen."

Seine Angst nimmt spürbar ab, dafür steigt seine Verwirrung. Er legt seinen Kopf nach links.

„Vergessen... einfach nur Drachen...?" -

„Richtig. Hier bin ich für Dich einfach nur ein anderer Drache. Einer wie Du selber. Der einzige Unterschied ist, dass Du mir hilfst, meine Aufgaben zu erfüllen, die mir von Erce gestellt wurden und noch werden."

Meine ruhige Art scheint ihm langsam die Angst zu nehmen, aber sicher ist er sich noch nicht.

„Aber mein Lord, ich bin kein Drache wie Ihr - Ihr seid ein reiner Drache, ich bin doch nur ein Drakarin, ein Kleiner..." -

„Also bist Du kein Drache. Nur ein Kleiner mit einer Mähne. Vielleicht sogar ein Mischling." Ich versuche ihn zu provozieren.

Er stockt. Ich sehe kurz so etwas wie Trotz und Stolz in seinen Augen aufblitzen. Aber das unterdrückt er sofort wieder.

„Wie Ihr befehlt, Eure Lordschaft."

Ich blicke verzweifelt zur Decke.

„Erce hilf. - Ranjid, hast Du soviel Furcht vor mir, dass Du bereit bist, Dich zu verleugnen, nur um mir zu gefallen?"

Er blickt zu Boden.

„Ja, mein Lord." antwortet er leise.

„Kannst Du mir sagen warum?" ich bemühe mich um einen sanften Ton. Vielleicht komme ich jetzt an ihn heran.

Seine Atmung beschleunigt sich, er beginnt sogar mit der Parallelatmung als er mir antwortet, so aufgeregt ist er. Aber immerhin traut er sich, mir zu antworten.

„Valarinn hatte mich für einen geringfügigen Ungehorsam bestraft. Seine Blitze hätten mich fast getötet und die Erinnerung an die Qualen dabei lässt mich nicht los - und Ihr seid sogar ein Blitz-Elemental, mein Lord. Nur die Energie in Euch zu spüren, lässt jede Faser in mir erbeben. Wie Ihr Euch gestern aufgeladen hattet, wäre ich fast zusammengebrochen vor Angst, es wieder erleben zu müssen." -

Ich atme einmal tief ein.

„Ich verstehe. - Leider kann ich Dir diese Angst nicht nehmen. Ich kann Dir höchstens versprechen, Dich nie mit einem Blitz zu bestrafen. Obwohl ich ohnehin nicht vorhabe, jemanden so zu bestrafen."

Ranjid beruhigt sich wieder.

„Verzeiht mein Lord. Ich verstehe, was Ihr mir anbietet, aber ich kann Euch nicht als einfachen Drachen ansehen. Ihr bleibt immer der Blitz-Elemental, den ich spüre und fürchte, was ich auch versuche."

Dagegen kann ich nichts machen. Valarinn muss ihm wirklich heftig zugesetzt haben, vermutlich gezielt gequält. Gut, versuchen wir einfach weiter zu machen.

„Kommen wir zurück zum Kaffee?"

Er grinst etwas schräg.

„Wie Ihr befehlt, mein Lord."

Neben seiner tiefsitzenden Furcht vor mir, spüre ich, dass er doch etwas entspannter wird. Jedenfalls klang das jetzt schon eher scherzhaft.

Er zeigt mir, auf was ich beim Rösten achten muss, ansonsten bin ich mit Kaffee ja durchaus vertraut. Anschließend bittet er mich aber dringend, ihn weiter machen zu lassen, da er sich verpflichtet fühlt, mir zu dienen.

Ich gehe also in die Bibliothek, öffne dort die Fenster und setze mich in einen der wirklich bequemen Sessel. Meinen Schwanz dabei durch die Lücke in der Rückenlehne zu stecken mache ich jetzt schon fast automatisch. So ganz langsam werden meine neuen Körperteile ein Bestandteil meines Bewusstseins. Ebenso dass ich meine Schwingen etwas anders lege und meine Rückenfinnen anlege, geht schon ohne besonders darüber nachdenken zu müssen. Allerdings fehlen mir immer noch die unbewussten Bewegung der Schwanzspitze. -

Gut, gestern war mir mein Körper noch vertrauter, aber da war ich auch gedanklich ein Drache. Irgendwann hier hat mein Bewusstsein den Menschen losgelassen und ich habe wie ein Drache gedacht. Heute bin ich wieder mit meinen menschlichen Gedanken aufgewacht.

Ich habe da keine Probleme mit, ich verfolge die selben Ziele, ich fühle mich nicht wirklich anders wenn ich wie ein Drache denke. Aber ich denke dann eben auf eine andere Art - das gleiche Ziel, aber der Weg ist ein anderer. Mir fehlt dann auch jegliches Verständnis für die Menschen, für ihr Verhalten, für die Technik. Obwohl ich schon noch das ganze Wissen des Menschen habe. Bin ich psychisch gespalten?

Ranjid stört mich in meinen Gedanken. Unglücklich bin ich nicht darüber, dass er mich ablenkt. Er stellt den Kaffee auf einen Beistelltisch - und eine Platte mit einer Art Gebäck.

Auf meine Aufforderung setzt er sich auf den Sessel neben mir, offensichtlich ist ihm aber nicht ganz wohl dabei, er hockt steif auf der Kante. Manchmal ist das Verhalten der Drachen gar nicht so unterschiedlich zu den Nackthäutern.

Ich schnuppere an den eigenartigen Dingen, die Ranjid mit hereingebracht hat. Das dunkle Getränk erkenne ich, das habe ich als Nackthäuter früher gerne getrunken - auch wenn es aus Pflanzen hergestellt ist, aber das auf der Platte?

„Ist das aus Pflanzen?" -

„Es ist aus den Samen einer Art Gras, das die Menschen anbauen, mein Lord." erklärt er kurz.

„Aber Pflanzen? Wir Drachen ernähren uns von Fleisch. Pflanzen vertragen wir nicht." -

Ranjid nickt.

„Das ist richtig, mein Lord, aber wir ernähren uns ja nicht wirklich davon. Ein wenig von diesem Gebäck habe ich bisher immer gut vertragen. Zudem scheint die Zubereitung es auch für uns verträglicher zu machen."

Da habe ich doch gerade wieder als Drache gedacht... Dennoch waren die Bedenken sicher angebracht. Aber wenn Ranjid öfter so etwas isst, dürfte alles in Ordnung sein.

„Gut. Ich vertraue Dir." Ich nehme mir ein Stück. Eine Art Kuchen, mit Honig gesüßt, schmeckt richtig gut. Ich schmecke es ja auch sehr viel intensiver, als früher.

„Ich verstehe Deine Neigung zu dieser Menschennahrung. Es schmeckt tatsächlich gut, gerade auch zum Kaffee."

Er nickt dankend und nimmt sich auch ein Stück. Ich nehme einen Schluck Kaffee. Ah, was für Aromen ich schmecke, ich muss mich richtig zusammenreißen.

„Ranjid, bist Du hier aus der Gegend?"

Er sieht mich verwundert an.

„Ja, mein Lord. Ich bin etwas östlich von hier geschlüpft und habe die meiste Zeit auch hier in der Nähe gelebt." -

„Ah, ein echter Einheimischer also. Umso besser - ich habe Informationen über das Reich mitbekommen, die ich gerne mit Deinem Wissen abgleichen und auffrischen möchte." Ich stehe auf um mir das Paket zu holen, dass ich von Eldflóð mitbekommen habe.

„Ich bin ja nur ein frisch Zugereister. Vielleicht darf ich mich dann in drei oder viertausend Jahren als Einheimischer bezeichnen." -

Ranjid grinst.

„Das wird nicht so lange dauern, mein Lord. In spätestens eintausend Jahren wird es nicht mehr viele geben, die sich daran erinnern können, dass es eine Zeit ohne Euch gab. Vielleicht ich, wenn Erce mir ein langes Leben gewährt."

Ist er bereits so alt? Er interpretiert mein Zögern richtig.

„Ich bin fast 500 Jahre alt."

Mein Gedanke 'ja und?' scheint mir auf die Schnauze geschrieben zu stehen.

„Oh, Ihr wisst nicht, dass wir Drakarin nicht so lange leben, wie die Großen Drachen? Nur wenige werden älter als Eintausendfünfhundert, vielleicht Eintausendsiebenhundert Jahre."

Das ist mir etwas unangenehm, dass ich darüber nicht informiert bin.

„Verzeih Ranjid. Ich muss sehr desinteressiert, ja arrogant wirken, dass ich das nicht weiß. Leider habe ich bisher nur wenig mit, äh, Drakarin sagt ihr? - Mit euch Drakarin zu tun gehabt."

„Uns geht es genauso, mein Lord. Wir kennen euch Große genau so wenig. Darf ich fragen, wie alt ihr werdet?" -

„Natürlich darfst Du fragen. Ich würde es auch gerne beantworten, aber wir wissen es selber nicht. Lord Eldflóð ist über sechzehntausend Jahre alt und nicht der älteste unter uns, wie er sagte. Mir wurde von Erce vorhergesagt, ich würde die Menschen hier überleben." -

„Nun, das ist ja nicht wirklich schwer für einen Drachen." grinst er.

Ich schüttele den Kopf.

„Nein, nicht ein paar einzelne Menschen, die Menschen insgesamt als Art. Wenn also nicht nächstes Jahr eine Katastrophe alle Menschen auslöscht..."

„Oh... sechzehntausend... und vielleicht ein paar hunderttausend... - Ihr lebt praktisch ewig."

Ich schüttele energisch den Kopf.

„Nein, ewig ganz sicher nicht. Extrem lange vielleicht. Vergiss nicht, für einen Menschen lebt ihr schon eine halbe Ewigkeit. Wir leben vielleicht im gleichen Verhältnis zu euch länger. Das wären dann etwa fünfzigtausend Jahre. Schon das erscheint auch mir sehr lange."

Kein Wunder, das liegt schließlich noch alles vor mir. - Aber dass die Kleinen im Vergleich zu uns nur so kurz leben, hat mich fast erschreckt. Schließlich sind sie doch auch Drachen, was unterscheidet uns so sehr?

Interessanterweise scheint es Ranjid überhaupt nicht zu stören, dass wir soviel länger leben. Aber mit Sicherheit weiß er mit seinen fünfhundert Jahren einfach Dinge, die mir mit meinen paar Tagen noch nicht bekannt sind.

Wir besprechen beim Kaffee dann die Informationen, die ich habe. Vieles kann er mir bestätigen, berichtigen oder ergänzen. Aber natürlich weiß er nicht alles, da er nicht die Informationsquellen hat, die mir zur Verfügung stehen werden.

Zusätzlich berichtet er mir davon, dass hier irgendwo in der Gegend eine Bande von Mischlingen - er nennt sie Draccier - Siedlungen und Reisende der Menschen überfallen und ausrauben. Sie gehen dabei nicht gerade zimperlich mit ihren Opfern um. Nach seiner Aussage ist das aber ein besonderer Ausnahmefall, obwohl die Draccier oft nicht besonders gut von den Menschen behandelt werden - auch wenn diese ihre Dienste als Söldner nutzen - verhalten sich die Draccier gegenüber den Menschen ansonsten nicht immer freundlich aber doch nicht feindlich.

Danach räumt er kurz die Sachen weg und meldet sich dann ab, um Besorgungen zu erledigen. Er will vor allem mehr Saft, Joghurt und Wein besorgen, da er aus einigen Bemerkungen mein Interesse daran herausgehört hat. Auf meine Frage bezüglich Bezahlung winkt er ab, er tauscht es gegen Jagdbeute, die von den Menschen offensichtlich gerne genommen wird und die er problemlos erbeutet.

Ich schaue mir erst noch diesen Wohnbereich näher an. Die Nische, die ich von außen gesehen habe, hat einen Verdacht in mir geweckt - gibt es hier noch einen Eingang? Dazu sehe ich mir das Ende des Ganges näher an, erkenne aber nichts, erst als ich einfach versuchshalber mit etwas aufgeladener Handfläche die Wand abtaste, öffnet sich klickend die vermutete Tür. Dahinter finde ich einen kurzen Gang, die Außentür habe ich schnell geöffnet. Tatsächlich stehe ich in der Felsnische und schaue über das Tal. Ein Hintereingang zu meiner Wohnstätte, wenn auch nur als Anthro zu nutzen. Immerhin erspart mir das den langen Weg durch die Gänge und Kavernen.

Ich gehe wieder zurück und schließe die gut getarnten Türen hinter mir.

Weitere versteckte Türen finde ich jetzt nicht, ich entschließe mich, noch einmal eine Runde draußen zu drehen. Im großen Wohnbereich transformiere ich mich zum Feral um schneller nach oben zu kommen, denn ich möchte lieber dort starten und mache mich auf den Weg. Nach wenigen Schritten, als ich um die Ecke biege, die hier im Gang ist,bevor er beginnt anzusteigen, fällt mir etwas an der Wand auf, das ich gestern nicht beachtet hatte. Irgendein feiner Schatten an der Wand. Ich sehe es mir genauer an und stelle schnell fest, dass auch hier eine Tür versteckt ist - diesmal aber in Feralgröße. - Also gut, gesucht und auch schnell gefunden, die Tür öffnet sich. Dahinter ein langer, recht steil ansteigender Gang, ausreichend groß genug für einen Feral um sich notfalls auch umzudrehen. Also steige ich den Gang hinauf, es geht gut 250 m in die Höhe, ich bin also fast an der Oberfläche, bevor ich wieder auf eine Tür stoße. Auch diese ist schnell geöffnet und ich trete in eine Art Aussichtsraum. Die Decke ist nicht sehr hoch, ich kann gerade eben hier stehen. In der Mitte des Raumes finde ich wieder so einen Lagerplatz, wie unten auf der Plattform im Empfangssaal. Auch hier wieder für zwei Ferals ausgelegt. Rundherum sind ffnungen, die eine sehr gute Rundumsicht über das Land bieten. Und offensichtlich von außen wieder so gut getarnt, dass ich sie bisher nicht bemerkt habe, dabei habe ich vermutlich gestern Abend hier oben auf dem Dach gelegen. Das ist hier ein gut getarnter und wettergeschützter Aussichtspunkt. Aber offensichtlich ohne Zugang von Außen, höchstens wenn ich als Anthro durch eine der ffnungen kriechen würde. Wo ich schon mal hier bin, entscheide ich mich schnell um und lege mich hier hin um von hier über die gesamte Umgebung zu schauen, statt einen Flug zu machen.

Das liegen in diesen angepassten Formen ist so überraschend bequem, dass ich auch hier wieder schnell in eine Art meditative Ruhe falle - diesmal aber behalten die menschlichen Gedanken die Oberhand.

Nach vielem unwichtigen geht mir gegen Mittag ein Gedanke, der mir gestern beim Üben mit dem Schwert gekommen ist, wieder durch den Kopf. Ich möchte mir die nähere Umgebung noch einmal ein wenig näher ansehen - nur muss nicht jeder in der Gegend gleich wissen, wer ich bin. Fliege ich wie gestern als Feral über das Land, weiß jeder gleich Bescheid und im Zweifel verstecken sich alle. Komme ich jetzt aber in so einem Draccier-Aufzug als Anthro, bekomme ich vielleicht ein wenig mehr zu sehen. Und irgendwie reizt mich auch das Verkleiden - hätte Erce nicht anders entschieden, wäre ich jetzt ein Draccier...

Ich stehe also auf und kehre den Gang zurück in meine Wohnräume. Schnell wieder zum Anthro transformiert öffne ich die Rüstkammer und sehe mich um. Was nehme ich denn mal... Hier sind solche Mengen an Kleidung, von edlen mit Gold bestickten Seidengewändern bis zur einfachen Wolltunika.

Ich entscheide mich für so eine Art oberschenkellangem Wickelrock oder Schurz aus schwarzem, weichen Leder, der mir viel Bewegungsfreiheit gibt und mich irgendwie an die alten Ägypter erinnert. Für den Schwanz ist die passende Aussparung vorhanden. Dazu eine Art Tunika, ebenfalls aus diesem weichen Leder, hellbraun und halb den Rock bedeckend. Die ist so raffiniert geschnitten und wird seitlich verschlossen, dass sie auch mit den Schwingen problemlos anzuziehen ist - immerhin ist meine Flughaut vom Schultergelenk bis zum Schwanzansatz mit dem Körper verwachsen, da braucht es schon einen speziellen Schnitt. Ein wenig wundere ich mich, das es mir praktisch perfekt passt. Valarinn muss einen sehr ähnlichen Körperbau gehabt haben.

Dazu einen Gürtel, an den ich ein Schwert hängen kann. Nehme ich Waffen mit? Die sind zwar eigentlich überflüssig, aber es sieht einfach kompletter aus. Solange ich nicht halbwegs vernünftig fechten kann, lasse ich die Schwerter lieber weg. Mir fällt ein kompakter Reflexbogen auf, der in einem Köcher zusammen mit Pfeilen an den Gürtel gehängt werden kann. Für einen fliegenden Anthro die ideale Lösung und ich habe als Mensch schon mit Blankbogen einige Erfahrungen gesammelt. Auf Arm- und Beinschienen aus Metall verzichte ich, stattdessen nehme ich Lederstulpen für die Unterarme, die gleichzeitig als Sehnenschutz für den Bogen dienen. Ich überlege, ob ich die passenden Beinstulpen weglasse, lege sie aber doch an. Dazu noch fingerlose Handschuhe und eine Lederkappe, die zwischen meinen Hörnern sitzt und meine Kopffinnen etwas abdeckt - beides eigentlich ohne wirkliche Funktion, aber irgendwie finde ich, dass es dazugehört - ich bin soweit.

Spontan greife ich mir den Parierdolch und hänge den an den Gürtel, der passt auch von der Größe gut zum Bogen. Das, was mir aus der polierten Metallplatte entgegensieht, wirkt zwar etwas verwegen, aber so wird mich so schnell keiner als großen Drachen erkennen. Da mich sogar die echten Drachen nur schwer geruchlich erfassen können, sollte die Tarnung vorerst ausreichen. - Also, raus und Tür zur Rüstkammer geschlossen - ich bin Marschbereit.

Der Drache in mir ist zwar äußerst befremdet, wegen der Kleidung - aber der Mensch fühlt sich irgendwie vertraut, auch wenn mir Kleidung eigentlich nicht fehlt. Ich fühle mich auch nur in meinen Schuppen angezogen. Der Blick aus dem Fenster in der Bibliothek sagt mir, dass es immer noch trocken ist.

Also los - ich entscheide mich gegen den vorhin entdeckten Hintereingang und gehe den normalen Gang nach oben. Auch mit dieser Ausrüstung bewege ich mich nahezu geräuschlos, die Waffen sitzen gut und fest. Im Empfangssaal lege ich einen leichten Laufschritt ein, auch jetzt sitzt alles fest und sicher, meine Bewegungen sind geschmeidig und leise. Oben in der Eingangshöhle werde ich wieder langsamer und gehe auf den Eingang zu.

Ranjid kommt gerade durch den Eingang, sieht mich und legt los.

„Wer zum..." er sieht mich intensiv an. „Mein Lord, Ihr seid das. Jetzt habe ich Euch doch tatsächlich für einen Draccier gehalten." -

Ich grinse.

„Ich möchte mich ein wenig in der Gegend umsehen, und da hier offenbar im Umfeld doch einige unterwegs zu sein scheinen und nicht gleich alle wissen müssen, wer ich bin, habe ich mich für ein wenig Tarnung entschieden. Ich hoffe, Du lässt mich nachher wieder in meine Wohnstätte." -

Er nickt.

„Nun, da ich weiß, wie Euer Lordschaft aussieht..."

Ich nicke ihm zu und verlasse die Höhle. Dem Pfad zum Energieknoten folgend steige ich zur Spitze hoch. Dabei gewöhne ich mich noch ein wenig weiter an die Kleidung und die Waffen. Oben bleibe ich stehen, sehe mich um und lasse meine Sinne spielen - ich kann in der Umgebung nichts ungewöhnliches spüren, auch Ranjid ist in der Höhle außerhalb meiner Erfassung. Ich breite meine Schwingen aus und steige auf. Die Kleidung stört nicht weiter, sie liegt eng an - nur die Waffen sind etwas ungewohnt beim Fliegen, aber es ist kein großes Problem.

Geht es, den Bogen im Flug einzusetzen? Gezogen ist der Bogen schnell und ohne Schwierigkeiten, auch ein Pfeil ist schnell eingelegt und hält durch die Klemmnock und einer speziellen Pfeilauflage mit einer Art Klicker sicher, ohne dass ich ihn festhalten muss. Ob ich aus dem Flug treffen würde, probiere ich jetzt nicht aus, Pfeil und Bogen zurückstecken ist auch nicht weiter problematisch - als ob es genau für diesen Zweck gebaut wurde. Alles klar, dann will ich mich mal umsehen, diesmal näher am Boden als gestern. Am besten fange ich drüben auf dem Höhenzug an, auf dem in meiner alten Welt Darjeeling liegen würde - hier ist nur Bergwald zu sehen.

Viel Thermik ist hier heute nicht, ich muss also überwiegend aktiv fliegen, um oben zu bleiben. Hier an diesem Höhenzug ist nicht viel zu sehen, ich höre und rieche verschiedene Tiere im Wald und überlege, wie man hier wohl am besten jagen kann. Ein paar kleinere Wyvern spielen in den Baumwipfeln, sonst sind weder Drachen, Draccier noch Menschen zu sehen. - Ich habe für mich jetzt entschieden, die Bezeichnungen Drakarin und Draccier zu übernehmen - es dürfte dann leichter werden, mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

Etwas unschlüssig folge ich dem Bergrücken Richtung Süden. Und erst am Ende, mehr als 20 km Fußmarsch von meiner Höhle entfernt entdecke ich eine kleine Siedlung der Menschen unten im Talgrund. Sie scheint noch recht neu zu sein und besteht auch nur aus drei Gebäuden, vermutlich erst nach dem Verschwinden von Valarinn angelegt. Noch einmal 10 km weiter ist die größere Siedlung, die ich gestern besucht hatte. Das nächstgelegene nennenswerte Dorf liegt etwa dort, wo Shiliguri liegen würde, soweit konnte ich auf den Karten sehen. Bis zum Ganges sind die Siedlungen aber eher klein und weit verstreut entlang der Flussläufe, etwas näher liegen die Siedlungen am Brahmaputra.

Aber so weit will ich heute nicht, ich fliege dem parallel verlaufenden Bergrücken folgend wieder nach oben und passiere meine Wohnstätte im Osten. Nördlich kehre ich um und fliege die Tigerhills entlang wieder zurück. Bisher habe ich außer Tieren im Wald nichts bemerkt, aber jetzt trägt der Wind mir den Geruch eines Drachen in die Nase. Ein Kleiner - falsch, eine Kleine, eine Drakari, der Geruch ist eindeutig weiblich. Gehört sie zu Ranjid? Aber hätte er mich dann nicht informiert?

Mal beobachten, vielleicht will sie ja nur zur Energiequelle. Sehen kann ich sie nicht - das allerdings ist schon etwas merkwürdig, wäre ich weit erkennbar als Elemental unterwegs, könnte ich es noch verstehen, die meisten Drakarin umgehen uns Große nach Möglichkeit. Selbst hier, wo die Drakarin mit Kyrin und Tyria zusammenarbeiten - und jetzt hoffentlich auch mit mir - muss ich damit rechnen, dass sie sich vor mir verstecken. Aber meine Aufmachung sollte mich ausreichend tarnen, denn außer den Verwaltern hat keiner je einen großen Drachen als Anthro gesehen - schon gar nicht mit Kleidung und Waffen. Also heißt es aufmerksam sein, wer weiß was los ist.

Über dem Ende der Hills, etwa einen Kilometer nordwestlich von meiner Wohnstätte schlagen meine Sinne Alarm. Ich rieche Aggression, höre das Rauschen von Schwingen auf mich zukommen - ich lege sofort meine Schwingen an und lasse mich 100m durchsacken. Abfangen, zum Bogen greifen und mich in die vermutete Richtung des Angreifers drehen, ist eins. Dort wo ich gewesen wäre, huscht ein dunkler Schatten aus der Höhe mit ausgebreiteten Schwingen vorbei und geht mit heftigen Schwingenschlägen in die Kurve, um mich wieder anzugreifen. Instinktiv folge ich der Kurve meines Gegners um mich hinter ihn zu setzen, ich lasse meinen Drachen-Instinkten freien Lauf.

Was ist das für ein blitzendes Ding, das sie - ja es ist die Drachin, die ich vorhin gerochen habe - das sie da trägt? Ein Schwert! - Sie hat mich eindeutig mit der Absicht angegriffen, mich zu verletzen! Sie versucht noch immer, mich auszukurven, hat aber gegen meine Wendigkeit keine Chance. Ich ziehe den Bogen aus, halte vor und schieße - mein Pfeil schlägt in ihren linken Flugarm, nahe der Schulter ein. Ein Glückstreffer, wie ich gestehen muss. Sie schreit auf, der Pfeil hat sie verletzt, ich hatte eigentlich erwartet, dass er von ihren Schuppen abprallt. Darum kämpfend, nicht abzustürzen, trudelt sie zu Boden, wo sie noch recht heftig aufprallt.

Meine Instinkte sind jetzt auf Kampf programmiert, eigentlich hätte ich einfach verschwinden können, aber zum einen will ich wissen, warum sie mich angegriffen hat und als Drache will ich kämpfen. Wenige Meter neben ihr lande ich mit schussbereitem Bogen. Sie liegt bewegungslos vor mir - aber meine Instinkte warnen mich, auch dass sie ihr Schwert noch fest in der Hand hält, ist mir sehr verdächtig.

Langsam gehe ich näher, lege meine Schwingen eng an den Körper um mich schnell bewegen zu können, ich spüre das Adrenalin in meinem Blut. Sie atmet schnell, ich fühle ihre Anspannung - sie ist bei Bewusstsein, versucht mich zu täuschen. Noch außerhalb ihrer Reichweite bleibe ich stehen.

„Schwert loslassen!" kommandiere ich -

Sie zeigt keine Regung, aber eindeutig steigt ihre Erregung, ich kann ihren Angriffswunsch praktisch riechen. Wenn sie das Schwert nicht loslassen will, muss ich eben nachhelfen und ziele auf ihren rechten Arm. Ich spüre förmlich die Nervenimpulse durch sie zucken und lasse den Pfeil los - in dem Moment, als sie praktisch explodiert. Ihr Schwert beschreibt einen Halbkreis und zielt auf meine Beine, ich reiße den Bogen nach unten um den Schlag abzufangen - die Enden der Wurfarme sind mit Metall beschlagen - der Pfeil durchschlägt den Lederschutz an ihrer Linken Schulter, die durch ihre Bewegung in die Schussbahn geraten ist - ihr Schwert prallt gegen den Schlagschutz des Bogens und prallt harmlos gegen meine Lederbeinschienen, nur leichte Spuren hinterlassend.

Einen Schmerzensschrei ausstoßend kommt sie trotzdem sehr wendig auf die Beine, ich drehe mich weg und springe in der Drehung ein Stück von ihr weg, ziehe gleichzeitig den Dolch und leite damit ihren nächsten Schlag, der von unten kommt, zur Seite ab. Sie macht einen Ausfallschritt nach links und lässt ihr Schwert von links oben auf mich zu sausen, mein Dolch lenkt den Schlag nach rechts über mich hinweg ab, den Schwung nutzend dreht sie sich linksherum um 360° und ihr Schwert saust in meiner Kopfhöhe auf mich zu, wird aber mit dem Bogen nach oben abgelenkt. Obwohl sie ihre linke Schwinge nicht richtig zusammenfalten kann, ist sie unglaublich schnell und wendig. Sie dreht sich noch eine Vierteldrehung weiter und lässt ihr Schwert mit dem Schwung von oben auf mich herabsausen, nur habe ich mich jetzt ebenfalls linksherum in sie hineingedreht, wehre ihren Arm mit dem Bogen ab und versenke meinen Dolch in ihrer rechten Schulter. Durch den Schwung von uns beiden tritt der Dolch hinten wieder aus.

Mit einem Schmerzensschrei lässt sie ihr Schwert fallen, der Dolchstich und der Aufprall meines Bogens schlagen es ihr aus der Hand. Da ich immer noch ihr Adrenalin rieche und ihre Entschlossenheit spüre, mache ich jetzt Schluss - ich jage eine Entladung über den Dolch durch ihren Körper. Ein kurzer spitzer Schrei, ihr Körper verkrampft und sie bricht bewusstlos vor mir zusammen.

Erce hilf... scheiße war das knapp. Sie war so verdammt schnell und obendrein tödlich exakt mit ihren Bewegungen - ohne den Dolch wäre ich in Schwierigkeiten geraten, bzw. hätte ich wohl auf einen tödlichen Stromschlag zurückgreifen müssen. Ich atme jetzt mit Parallelatmung, der Adrenalinschub ist vorbei und ich sinke langsam auf die Knie. Nach einigen Sekunden beruhigt sich meine Atmung wieder, ich habe ja schon davon gelesen, dass solche Schwertkämpfe meist nur wenige Sekunden lang sind, dann sind die Kämpfer so ausgepumpt, dass fast nichts mehr geht. Aber dass selbst ein großer Drachen so schnell auf die Hochleistungs-Parallelatmung geht, obwohl ich ja noch nicht mal so heftige Schläge ausgeführt habe, hätte ich nicht gedacht, vielleicht ist auch das Adrenalin daran schuld - aber immerhin brauche ich nur ein paar Sekunden, dann bin ich wieder regeneriert.

So, da liegt sie vor mir - eine Drakari, tiefschwarz, mit silberweißen Bauchschuppen - soweit ich das sehe, denn sie trägt eine ganz ähnliche Kleidung wie ich, Wickelschurz und Tunika - nur komplett dunkelbraun, aus dickerem Leder und mit reichlich Kampfspuren. Dazu kräftige Lederstulpen an Unterarmen und Unterschenkel und zusätzlich Lederschienen an Oberarmen und Oberschenkeln. Unter einem Lederhelm quellen silberweiß und schwarz gesträhnte Haare hervor, die gesamte Wirbelsäule entlang trägt sie eine silberweiße Mähne bis zur Schwanzspitze. Ihr Körperbau zeichnet sich so fast menschlich weiblich unter ihrer schuppeneng sitzenden Kleidung ab - säugen die Drakari ihre Nestlinge? Wozu sonst hat eine Drachin so deutlich Brüste?

Bei den großen Drachen sind als Anthro die Formen nur angedeutet, aber wenn diese Kleine keine Schuppen hätte, würde ich sie glatt für eine Säuger-Humanoide halten. - Nur, warum hat sie mich angegriffen?

Was mache ich mit ihr? Liegenlassen und verschwinden, soll sie sehen, wie sie zurechtkommt - das wäre wohl die Wahl des Drachen. Aber ich möchte wissen, was mit ihr los ist, warum sie mich angegriffen hat. Einen Moment überlege ich, sie schnell als Feral zu transportieren, aber die Entscheidung nimmt Ranjid mir ab. Er hat den Kampf bemerkt und landet als Feral neben mir.

„Mein Lord, was ist passiert? Warum habt ihr gegen ... diese Drakari gekämpft? - Hat Sie Euch nicht als den Lordpaladin erkannt?" Er stockte kurz, offensichtlich kennt er sie.

„Erkannt hat sie mich offensichtlich nicht. Insofern hat meine Tarnung ja gewirkt. - Warum sie mich angegriffen hat, weiß ich nicht, darum möchte ich sie mitnehmen, um es herauszufinden. - Nebenbei ist sie eine hervorragende Schwertkämpferin, vielleicht ist sie bereit in meine Dienste zu treten." -

Er schüttelt den Kopf.

„Wollt Ihr sie wirklich mitnehmen, mein Lord? Ich fürchte, sie wird noch Schwierigkeiten machen. Sie ist bei uns als gute, verlässliche Söldnerin bekannt, ist aber recht wild." - Ich grinse.

„Sicher wird sie noch Schwierigkeiten machen, aber ich möchte wissen, warum. Bringe sie bitte zur Wohnstätte, ich nehme ihre Sachen mit."

Ranjid nickt und nimmt sie auf, er geht vorsichtig mit ihr um, als er ihre Verletzungen bemerkt. Ich sammele meine und ihre Sachen auf und folge Ranjid zu meiner Wohnung. In der Höhle steht er vor dem Gang nach unten.

„Ich vermute, Ihr wollt sie in Euren Räumen verhören..." - ich grinse.

„Und ihre Wunden versorgen, richtig. Keine Sorge, ich komme schon mit ihr klar, notfalls ein kleiner Taschenblitz und sie wird friedlich werden."

Obwohl er sicher nicht weiß, was ich mit Taschenblitz meine, hat er verstanden, was ich andeuten wollte, sein Gesichtsausdruck zeigt deutliches Unbehagen. Er bringt sie nach unten in meine Räume und legt sie, nachdem er sich zum Anthro transformiert hat, im letzten Einzel-Schlafraum auf das Bett. Ich bin ihm direkt gefolgt, und bleibe bei ihr, während er kurz verschwindet und Verbandsmaterial, Salben und Tinkturen und anschließend heißes Wasser sowie Tücher bringt. Anscheinend ist in der Küche, bzw. Vorratsraum, alles vorhanden.

Gemeinsam nehmen wir ihr Arm- und Beinschutz ab und ziehen ihr die Tunika aus, was sich durch die sehr ähnliche Art der Gestaltung wie bei meiner, als recht leicht erweist. Schnell sehe ich, dass sie schon einige weitere Narben hat, wenn auch nichts großes. Es scheinen mehr Pfeilwunden zu sein, als durch Schwerter. Ranjid zeigt sich sehr versiert in der Versorgung der Wunden und schnell sind ihr Flugarm und die Stichwunde in der rechten Schulter - die trotz des Durchstiches schon aufgehört hat zu bluten - behandelt und verbunden. Insbesondere am Flugarm hätte ich lange rumprobiert, da durch die Flughaut ein Verband durch umwickeln schwierig ist. Er nutzt junge, elastische Bambusringe, die auf einer Seite aufgeschnitten sind, als Klammern für das Verbandsmaterial.

Problematisch ist nur die Pfeilwunde in der linken Schulter. Ich hatte zwar Pfeile mit sehr feinen und schmalen Blattspitzen mitgenommen, die sich leicht und ohne weitere Verletzungen zu verursachen herausziehen lassen, aber hier ist eine Arterie verletzt worden, deren Blutung jetzt erst gestillt werden muss. Jetzt wäre Græðarinn sehr hilfreich, aber durch einen Verband, den ich auf die Wunde drücke, schließt sich die Arterie dann doch recht schnell und wir können einen normalen Druckverband anlegen. Den Trick mit dem Druckverband kannte Ranjid noch nicht. Wobei solche Wunden für einen Drachen auch eher untypisch sind. Aber meine Waffen, insbesondere der Dolch und das ebenso spitze Schwert, aber auch die feinen Blattspitzen der Pfeile, sind sogar für einen Drachen gefährlich, da ihre Spitzen so fein sind, dass sie zwischen den Schuppen eindringen.

Ranjid zieht sich jetzt zurück, die Wunden sind versorgt. Sie liegt vor mir, der Kontrast ihrer feinen, hier drinnen jetzt etwas mattiert wirkenden, tiefschwarzen Körperschuppen und ihren glänzend silberweißen Brust- und Bauchschuppenplatten, die deutlich schlanker ausfallen als meine, ist faszinierend. Am Schwanz zeigen die Schuppenplatten der Unterseite nur noch einen schlanken silbrig-weißen Streifen. Dafür reicht die Mähne, die sich in dem silbrig glänzenden weiß vom Nacken bis zur Schwanzspitze zieht, am Schwanz fast bis auf den Boden. Ihr Gesicht ist weicher in den Zügen, mit einem kürzeren, runderen Kiefer und einer für Drachen freundlich wirkenden Augenpartie. Und die prächtige Löwenmähne in die sich neben dem silberweiß noch blauschwarze Strähnen mischen und aus der zwei schlanke, aber recht kurze Hörner in einem hellen Elfenbeinweiß gerade so hervorragen, passt genau zu dem Kontrast ihrer Farben. Auch ihre sehr kurzen Krallen ihrer schlanken Finger und Zehen haben dieses helle Elfenbeinweiß. Ihre Handflächen und die Ballen sind überraschend zart und weich für eine Kriegerin. Ich betrachte ihren schlanken, drahtigen Körper, der sogar für einen Drachen sehr durchtrainiert wirkt. Verdammt, ist sie attraktiv... die Körperform lässt mich zwar sehr auf Brüste schließen, aber ich kann keine Brustwarzen erkennen. Die Gedanken, wozu eine Drakari wohl Brüste hat, verschiebe ich und suche eine schlichte Tunika aus feinem Leinen heraus die ich der Drakari überziehe. Daß ich ihr dabei noch näher komme, verringert ihre Attraktivität auf mich nicht gerade. Diese Drakari hätte mir auch als Mensch sehr gefallen. Ihren Lederschurz taste ich nicht an, wer weiß, wie sie darauf reagiert - sie scheint ja auf Kleidung Wert zu legen.

Ich lasse sie alleine, etwas Wasser und Saft steht neben ihr. Im Arbeitsraum schaue ich ihre Sachen kurz durch. Eine Gürteltasche, drinnen ist nichts besonderes, etwas Krimskrams, Wetzsteine und Pflegemittel für die Waffen, Flickzeug und ein paar offensichtlich persönliche Dinge. Einige Münzen und in einem versteckten Nebenfach noch eine Goldmünze und eine Handvoll Edelsteine. Entweder ist sie nicht weit weg von ihrer Wohnstätte, oder sie schlägt sich von Tag zu Tag durch. Zudem wundern mich die Edelsteine etwas, die sind nur schwer einzutauschen, da nur wenige Menschen ihren Wert kennen. Ich packe alles wieder sorgfältig ein und sehe mir ihre Waffen an - das Schwert ist ein typisches mittelalterliches Langschwert, ein Anderthalbhänder mit der typischen, eher abgerundeten Spitze - aber ein weiblicher Drache hat als Anthro durchaus genug Kraft, dieses auch einhändig zu nutzen.

Weiter ein Dolch, weniger schlank und spitz und kürzer als mein Parierdolch, also nur bedingt so zu gebrauchen. Beide Waffen sind gut austariert, von guter Machart, aber ansonsten nichts besonderes. Gutes Kriegshandwerkzeug eben, aber gegen die hochfeine Schmiedekunst meiner Waffen - und selbst der einfacheren von denen in der Rüstkammer - ist das nicht weiter erwähnenswert. Noch weniger das einfache Messer, das wohl als Werkzeug dient.

Aus diesen Dingen kann ich nichts entnehmen, weder woher sie kommt, noch was sie macht und mit wem sie zusammen ist. Also packe ich alles wieder zusammen und lasse es auf dem Arbeitstisch liegen. Ein kurzer Blick und meine Sinne zeigen mir, dass sie noch bewusstlos ist. Meine Handschuhe hatte ich schon ausgezogen als wir ihre Wunden versorgt haben, jetzt lege ich die Stulpen und die Tunika im ersten Schlafraum neben der Bibliothek ab, behalte den Wickelschurz aber noch an, da kommt jetzt doch ein wenig der Mensch in mir durch. Meine Waffen kommen wieder in die Rüstkammer, ich brauche sie hier nicht mehr.

So, jetzt schnell noch einen Pott Tee machen, ein paar Früchte in einer Schale und damit setze ich mich an den Arbeitstisch um mir die Unterlagen von Eldflóð in Ruhe weiter durchzusehen und die schnell notierten Ergänzungen von Ranjid mit einzuarbeiten. Insbesondere die Informationen über die Völker und Reiche der Menschen hier sind für mich sehr interessant. Zudem soll es hier recht viele Draccier geben, die als Söldner bei den Menschen dienen. Über das Lesen der sehr umfangreichen Informationen vergeht der Nachmittag - entweder hatte Eldflóð das schon lange vorbereitet, oder Vortigern ist ein sehr schneller Schreiber. Vermutlich aber vorbereitet, denn das meiste ist in der gängigen Sprache und Schrift die von den Drachen im Westen genutzt wird. Einige Teile sind aber sogar in Deutsch, das Eldflóð überraschenderweise ja auch spricht und mit mir immer gesprochen hat, wenn wir alleine waren - jetzt erst fällt mir auf, daß auch Vortigern Deutsch mit mir gesprochen hat. Mit Fjörgyn und ihrer Familie spreche ich eine Art Nordisch, das Ähnlichkeiten mit dem Deutschen hat.

Mit den Drachen hier habe ich mich in Dhrrâkk verständigt, das auch die Kleinen in einer ähnlichen Form sprechen. Zum Glück hat Erce sehr viele Sprachen in mir verankert, als sie mich zum Drachen gemacht hat. Nur mit Deutsch und Englisch wäre ich hier nicht allzuweit gekommen.

Mittlerweile hat es wieder angefangen zu regnen. Dadurch wird es früh dämmerig, ich schließe schon mal die Fensterläden, die Kristalle geben eine angenehme Grundbeleuchtung, aber ich mache zwei llampen an, die mehr Licht auf dem Schreibtisch bringen. Die sehen fast so aus, wie die drüben, zwar mit Pflanzenöl betrieben, aber durch die Konstruktion und mit einem Glaszylinder geben sie recht viel Licht ohne zu qualmen. Ranjid schaut noch einmal herein um nach der Kleinen zu sehen.

„Sie rührt sich noch nicht." berichtet er, bevor er wieder geht.

Er hat sich in einem der Appartements oben am Höhleneingang einquartiert und möchte lieber alleine bleiben - meine Neigung, zu lesen teilt er ohnehin nicht. Und in meiner Gegenwart fühlt er sich ja auch immer etwas unwohl.

Ich steige jetzt auf Wein um, hier habe ich einen eher trockenen und ebenfalls einen süßen Rotwein zur Auswahl. Mit etwas Wasser verdünne ich mir den trockenen und nehme einen Krug mit in das Arbeitszimmer.

Einige Seiten und einen Becher Wein später höre ich leise und noch etwas unsichere Schritte auf dem Gang. Die Drakari ist wach geworden. Sie tastet sich von Raum zu Raum vor und versucht anscheinend sich zu orientieren. Ich lese ruhig weiter und warte ab, sie tappt vom letzten Schlafraum, in dem sie meine Kleidung entdeckt haben müsste, jetzt zur Tür der Bibliothek, stockt und dann höre ich drei schnelle kurze Schritte zurück. Sie hat mich entdeckt und offenbar auch als ihren Gegner erkannt.

„Komm ruhig herein." sage ich, ohne hochzuschauen.

Einen Moment Stille, nur ein tiefes Atmen ist zu hören - sie müsste doch wissen, dass ein Drache, besonders ein Großer, sie hören kann - und auch riechen, ihre Anspannung ist sehr deutlich wahrnehmbar. Jetzt wieder die leisen, weichen Tapser ihrer Ballen auf dem Holz und sie kommt langsam durch die Tür. Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass sie sich schnell im Raum orientiert und auch sofort ihre Waffen auf dem Tisch vor mir sieht. Sie bleibt aber auf halben Weg stehen, unsicher was ich wohl machen werde.

Sie versucht einen harmlosen, schwachen Eindruck zu erwecken, aber ich spüre deutlich ihre Spannung und den aufmerksamen Blick, den sie durch ihren gesenkten Kopf zu verbergen versucht. Auch ihre nervös hin und her zuckende Schwanzspitze beweist ihre Anspannung. Leise fragt sie:

„Hast Du meine Wunden versorgt?" - eine angenehme, weiche Stimme, die nicht recht zu ihrer harten Kampfart passen will.

„Ja." antworte ich knapp und gebe vor, weiter zu lesen.

Natürlich bin ich aufmerksam, was sie macht und meinen Schwanz ruhig zu halten, fällt mir ja nicht schwer... -

„Warum?" -

Ich sehe sie mit schiefgelegtem Kopf an.

„Weil ich wissen will, warum Du mich angegriffen hast."

Sie hebt etwas den Kopf, ihre hübschen bernsteinfarbenen Augen funkeln. Die recht tief ausgeschnittene Tunika, die ich ihr angezogen habe, zeigt zwar mehr von ihren silberweißen Brustschuppen als ihre Lederkleidung, verbirgt aber gleichzeitig ihre durchtrainierte und trotzdem sehr weibliche Figur etwas mehr. Wie sie jetzt so vor mir steht, muss ich mir eingestehen, dass ich sie wirklich sehr attraktiv finde - auch ihr Duft ist trotz aller Spannung und Kampfbereitschaft, die in ihm liegen, ausgesprochen angenehm.

„Deine Wohnstätte?" lenkt sie von meiner Frage ab. -

Ich stehe auf.

„Ja."

und gehe zum Regal rechts neben der Tür um mir dort ein Buch zu holen, eigentlich will ich aber nur um einen Grund haben aufzustehen - leicht grinsend gestehe ich mir ein, dass ich mich ihr präsentieren will. Ich mache doch tatsächlich Andeutungen, um die Drakari zu werben - wenn auch eher verdeckt... Der Gedanke, dass ich eine Drachin so attraktiv finde, lenkt mich etwas ab... Die Narbe auf meiner Brust fängt kurz ihre Aufmerksamkeit, sie fragt sich vermutlich, welcher Drache mir die zugefügt hat.

„Wie kann ein Draccier sich so etwas leisten?"

Offenbar ist sie immer noch der Meinung, dass ich zu den Dracciern gehöre - und sie kennt ja nur die Räume hier. Ich greife zu einem Buch und drehe ihr dabei meine linke Seite zu. Ihre Schwanzspitze zuckt jetzt nach oben.

„War erfolgreich und habe mein Geld zusammengehalten." antworte ich.

Und sehe sie im Augenwinkel auf den Tisch zuspringen, ich drehe mich mit den letzten Worten zu ihr - sie hat ihr Schwert ergriffen, reißt es zurück und damit aus der Scheide, dreht sich zu mir und stößt mit einem Ausfallschritt das Schwert in meine Brust, gezielt auf die Narbe. Ich versuche mit dem Buch das Schwert abzulenken, komme aber einen Hauch zu spät. Obwohl ich es noch treffe, rammt sie mir doch das Schwert in die Brustschuppen und treibt mir die Luft aus dem Leib.

Zum Glück gleitet das Schwert ohne eine Spur zu hinterlassen, von meinen Schuppenplatten ab, wie Græðarinn voraussagte, ist auch die Narbe ebenso hart, wie die anderen Schuppenplatten - sie greift mit einem Schmerzensschrei an ihre Schulter und ich taumele durch den Stoß etwas atemlos zwei Schritte zurück. Bevor sie erneut zu einem Angriff kommt, bin ich zum Blitz-Angriff bereit. Ich richte meine von feinen Entladungen umwaberte Rechte auf sie.

„Leg das Schwert auf den Tisch zurück - sofort!"

Der drohende Klang eines Elementals schwingt mit. Meine Stimme ist ja nicht davon abhängig, ob ich atmen kann - ich bin immer noch etwas kurzatmig auf einem Luftsack, der Stoß hat hart gesessen. Auch wenn ich nicht verletzt bin, schmerzt es schon ordentlich. Zum Glück habe ich mein Reitschwert und den Dolch zusammen mit dem Bogen in die Rüstkammer gelegt, denn ich möchte nicht ausprobieren, ob meine Schuppen die feine Spitze meines Schwertes auch abwehren können.

Sie steht weiter mit feindseligem Blick da, auf meine Augen konzentriert um einen Angriff zu erkennen, tief atmend, angespannt, ihre Schwanzspitze mit drohendem Zucken auf mich gerichtet. Sie behält das Schwert in der Hand und hält mit der Linken die rechte Schulter. Ich sehe und spüre, wie sich sich anspannt, den nächsten Angriff vorbereitet. Ein schmerzhafter, aber harmloser Blitz von mir lässt sie zusammenzucken.

„Schwert weg!" kommandiere ich.

Jetzt wechselt der Ausdruck in ihren Augen, aus Feindseligkeit wird Schreck. Sie saugt wohl zum ersten Mal bewusst die Luft durch ihre Nüstern ein. Ein gequält klingendes Stöhnen kommt aus ihrem Mund, sie lässt das Schwert achtlos fallen und sinkt auf die Knie, lässt sich vornüber auf die Hände fallen, wobei sie durch den Schmerz in beiden Schultern etwas zusammenzuckt, und senkt den Kopf. Der Geruch ihrer Kampfbereitschaft verfliegt.

„Mach es bitte schnell, lass mich nicht lange leiden..." sagt sie mit leiser Stimme in der eine verzweifelte Ergebenheit mitklingt.

Ich schüttele den Kopf.

„Was ist mit euch hier eigentlich los - Mein Verwalter geht mir bald an den Kragen, weil er mich für einen Draccier hält, Du haust mir Dein Schwert um die Hörner, obwohl wir uns nie vorher gesehen haben - habt ihr alle Schnupfen, kokst ihr oder warum riecht ihr nicht, wer direkt vor euch steht?" -

„Du bist sehr schwer zu riechen, Großer, selbst hier drinnen." -

Ist das wahr? Bin ich selbst für einen anderen Drachen kaum zu erfassen? Das würde es zumindest etwas erklären.

„Aber warum hast Du überhaupt versucht, mich zu töten?" -

„Ich habe Ärger mit einigen Dracciern hier, Du hast so ausgesehen, wie einer und ich dachte, Du verfolgst mich." -

Also wie ich gedacht habe.

„Und jetzt?" -

Sie seufzt.

„Was schon - ich habe Dich angegriffen und habe versucht, Dich zu töten, also wirst Du mich jetzt töten. Kein Drakarin greift einen Großen ungestraft an." -

„Ich meine, was wirst Du jetzt machen." -

Sie schnaubt verzweifelt.

„Darauf warten, dass Du mich tötest und hoffen, Du machst es schnell." - Immer wieder dreht sie sich darum.

„Willst Du sterben?" -

Sie sieht mich erstaunt an.

„Natürlich nicht! Mein Leben ist zwar nicht einfach, im Moment sogar eher beschissen, aber aufgeben? Nein." -

Ich sehe sie fragend an.

„Und warum redest Du dauernd davon - anstatt mir zu sagen, es war ein Versehen, Du hattest nicht mich gemeint, es tut Dir leid?" -

„Treibe keine Scherze mit mir, Großer. Ich habe zweimal versucht einen Elemental zu töten - noch nie hat ein Großer so etwas ungestraft gelassen." -

Ich schnaube belustigt.

„Weißt Du wer ich bin?" Sie schüttelt den Kopf. „Ich bin Eldingar, Paladin Erces. Von ihr geschaffen und in diese Welt gesandt um zukünftige Gefahren zu bekämpfen. Ich bin zwar als Elemental geschaffen worden, aber ich handele nicht unbedingt wie die anderen." -

Sie überlegt kurz, ich kann richtig sehen, wie ihr plötzlich klar wird, daß hier ein Elemental als Anthro und mit Kleidung vor ihr steht - ich also wirklich anders handele, dann geht ein kurzer Ausdruck wie 'versuchen kann ich es ja' über ihr Gesicht und sie kauert sich vor mir demütig hin.

„Mein Lord. Verzeiht mir bitte meine Fehler - ich habe Euch mit einem Feind verwechselt und Euch versehentlich angegriffen. Es lag nicht in meiner Absicht Euch zu töten oder zu verletzen. Bitte verzeiht mir, mein Lord." -

Sie hat mich verstanden, aber auch wenn sie praktisch meine Worte verwendet, spüre ich doch, dass sie es wirklich ernst meint und es nicht nur hohle Worte sind, um ihr Leben zu retten. Trotzdem frage ich:

„Darf ich Deinen Worten trauen?" -

„Mein Lord. Ich habe einen Fehler gemacht, ich habe keinen Grund, Euch anzugreifen. Bitte glaubt mir."

Sie greift zu ihrem Schwert, das sie an der Klinge ergreift und hält es zwischen uns - Griff zu mir und die Spitze auf ihre Kehle zeigend.

„Ich verpfände Euch mein Leben - wenn Ihr mir nicht glaubt, nehmt es mir bitte, es gehört Euch."

Ich gehe auf sie zu, ziehe die Energie zurück und greife das Schwert, dass sie loslässt. Ich bin mir jetzt sicher, dass sie es ernst meint. Und das Lebens-Pfand gehört zum Ehrenkodex eines Kriegers, wie die Draccier es führen. Darüber habe ich umfangreiche Informationen bekommen. - Eigenartig, eine Drakari, die mir ihr Leben schenkt wie eine Dracci-Kriegerin.

„Ich glaube Dir und nehme Deine Entschuldigung an. Erhebe dich bitte."

Sie steht auf, sich nicht sicher, wie sie sich jetzt verhalten soll. Viel Kontakt mit uns Großen hat sie offenbar noch nicht gehabt. Ein Gedanke blitzt in mir auf.

„Du sagst, Dein Leben ist nicht einfach und Du verpfändest mir Dein Leben - hast Du Interesse in meinen Dienst zu treten." Sie sieht zu Boden. In ihren Duft mischt sich jetzt sexuelle Erregung.

„Mein Lord. Ich bitte Euch, mich nicht als Eure Gespielin zu nehmen. Dann tötet mich lieber." -

Was meint sie? Meine Gespielin? Interessant, ihr Duft sagt etwas anderes, als ihre Worte. Aber das hatte ich nicht im Sinn.

„Entschuldige. Der Gedanke würde mir zwar gefallen - aber ich meinte den Dienst als Kriegerin. Einen Verwalter würde ich auch noch benötigen." -

Ihr Gesicht hellt sich auf.

„Als Kriegerin fest im Dienst eines Großen... Morgens wissen, wo man sich abends schlafen legt..."

„Vielleicht ist letztes nicht jeden Tag sicher - und viel Sold wird es in meinem Dienst auch nicht geben. Aber eine saubere, trockene und warme Unterkunft, gute Ausrüstung und im Zweifel mein Schutz auch gegenüber anderen großen Drachen sind da auf jeden Fall enthalten."

Sie nickt nachdenklich.

„Und Verwalter? Was ist damit gemeint?" -

„Die Organisation meiner Wohnstätten, vorrangig dieser hier - dazu auch gerne die Koordination der verschiedenen Gruppen der Kleinen Drachen - entschuldige, der Drakarin - die hier bereits viele Aufgaben übernommen haben. Ich möchte das gerne noch ausbauen und die Drakarin fest einbinden und so diesem Reich verpflichten." -

Erstaunt sieht sie mich an.

„Diese Aufgaben würdest Du einer wilden Kriegerin, einer Ronin anvertrauen? - Äh, verzeiht mein Lord - Ihr meine ich natürlich." -

„Würdest Du es Dir zutrauen es wenigstens zu versuchen? Was den Unterhalt hier betrifft - Du kannst gerne jemand vertrauenswürdigen dafür suchen, es reicht, wenn Du alles organisierst." -

„Würdet Ihr auch eine Dracci in Euren Hausdienst nehmen? Eine Freundin leidet sehr in ihrem jetzigen Dienst. Sie würde Euch treu dienen, wenn sie in Euch einen guten Herrn findet." -

„Natürlich." antworte ich lächelnd. „damit habe ich kein Problem. Aber Du bist für sie verantwortlich." -

Sie grinst verschmitzt.

„Eins noch - ich mag dieses steife Gerede nicht. Erlaube mir bitte eine persönlichere Anrede, wenigstens, wenn wir unter uns sind." -

Gut, ich finde die Art der Drachen ja auch sehr steif, aber soll ich es tun? Andererseits weiß ich, dass die Söldner ihre Dienstherren meistens recht direkt anreden. Zudem habe ich das Gefühl, dass ich mit ihr eine sehr treue Dienerin - ja sogar Freundin - gewinnen werde, auch wenn der Beginn doch etwas stürmisch war und es jetzt auch sehr plötzlich geht, oder gerade deswegen.

„Sag mal, wer stellt hier eigentlich die Bedingungen? Gut. Ich bin einverstanden."

Sie grinst etwas verlegen. Ich reiche ihr das Schwert zurück. Sie greift das Schwert mit der Linken, Griff nach oben, kniet vor mir nieder und ergreift meine Rechte.

„Ich stelle mich und mein Schwert in Deine Dienste und schwöre Dir Treue bis zum Tod oder bis Du mich aus Deinem Dienst entlässt."

Sie berührt meinen Handrücken mit der Nasenspitze und dann mit der Stirn und verharrt. Ich lege meine linke Hand auf ihre prächtige Mähne und antworte.

„Ich nehme Dich in meinen Dienst und schwöre, Dein Leben nicht ohne Not in Gefahr zu bringen." Ich nehme meine Linke wieder von ihrem Kopf aber sie hält meine rechte Hand weiter fest. Sie hebt den Kopf, blickt mir fest in die Augen und sagt.

„Ich lebe und ich sterbe für Dich, mein Herr."

Das erste war der Treueschwur eines Kriegers - nicht eines einfachen Söldners, sondern der Schwur eines Gardisten, den ich entsprechend angenommen habe. - Das letzte aber war der Schwur, mir immer zur Seite zu stehen, sich ohne zu fragen jeder Gefahr für mich in den Weg zu stellen. Ungeachtet dessen, dass ich mich sicher besser selber verteidigen kann, als sie mir helfen könnte, ist das ein besonderer Treueschwur.

Ich greife sie vorsichtig an den Schultern und ziehe sie auf die Füße. Sie ist ungefähr einen Kopf kleiner als ich.

„Genug gekniet, meine Kriegerin." sage ich leise. Sie antwortet nur mit einem warmen Lächeln.

„Und genug der Formeln. - Setze Dich bitte und lass mich Deine Schultern ansehen. Durch Deine Aktion vorhin ist zumindest eine Wunde wieder aufgebrochen."

Ohne Widerrede abzuwarten hole ich das Verbandsmaterial.

Eine kurze Kontrolle zeigt, dass die linke Schulter in Ordnung ist und die Wunde zum Glück nicht blutet. Aber rechts hat es wieder etwas geblutet, zum Glück hat es wieder aufgehört, ich versorge die Wunde frisch mit Heilsalbe und frischem Verbandszeug. Die leisen Proteste, dass es doch nur ein Nadelstich sei, habe ich schnell abgewehrt, indem ich ihr zeige, dass mein Dolch die Schulter durchstochen hat - das lässt sie doch ruhig werden. Nebenbei fragt sie.

„Hast Du mich ausgezogen und diese Stofftunika angezogen?" - Ich nicke.

„Ja, ich hoffe, es ist Dir nicht unangenehm."

Schnell wehrt sie ab.

„Nein, im Gegenteil. - Ich meine... es ist ja so viel bequemer..." versucht Sie abzuwiegeln.

Aber der Duft, der sich in ihren Geruch mischt, zeugt deutlich von einer steigenden Erregung. Zudem bin ich ihr beim Verbinden jetzt sehr nahe, dass sie mich jetzt doch deutlich wahrnehmen muss und ich bin jetzt sicher nicht frei von ähnlichen Düften. An meinem freundlich ironischen Blick erkennt sie, dass ich ihre Gefühle erfasst habe. Schnell versucht sie abzulenken.

„Eigentlich ist es mir ebenso gleich, wie Euch Großen - ihr tragt ja normalerweise gar keine Kleidung. Aber ich habe mich lange nicht transformiert, war viel mit Menschen zusammen und habe mich daher sehr an Kleidung gewöhnt. - Und ich war auch lange nicht mit einem Drachen zusammen und ihm so nahe - schon gar nicht mit einem so attraktiven Elemental... Äh - Naja... ich..." -

„Auch wenn Du es mir gerade schwer machst - ich habe Dich nicht deswegen mitgenommen und wie ich schon sagte, auch nicht in den Dienst genommen. Wenn Du es nicht wünscht, werde ich Dich nicht berühren, das verspreche ich Dir."

Ich kann nicht verheimlichen, dass ihr Duft mich auch erregt und sie kann dies mit Sicherheit auch riechen. Biologisch gesehen ist es einfach: sie will mich und ich will sie. Nur kämpft sie gegen ihre Instinkte als Drachin an und ich bin zuviel Mensch, um das nicht zu akzeptieren.

Mit dem Verbinden bin ich jetzt fertig, der größere Abstand bremst das ganze vielleicht etwas. Zusätzlich versuche ich abzulenken.

„Wie sieht es aus, hast Du Hunger? Drüben hängt mindestens ein ganzer Sambar und es ist reichlich Saft und Wein da..." -

„Oh, gerne - ich habe schon seit vorgestern nichts richtiges mehr gegessen. Und auch das war nicht gerade viel." -

„Und würde es Dir etwas ausmachen, mir Deinen Namen zu nennen?" erinnere ich sie.

Erschreckt hebt sie ihre Hände zum Mund.

„Ach Du Sch...reck - Entschuldige, das ist mir echt peinlich. Ich heiße Natascha, aber nenne mich bitte Tascha, wie meine wenigen Freunde." -

„Bin ich schon ein Freund?" -

„Zumindest gehört Dir mein Leben. Da ist es besser, wir sind Freunde, oder?"

Das erinnert mich an mein erstes Zusammentreffen mit Eldflóð, da war ich ähnlich sarkastisch drauf. Aber ihre Stimme dabei ist weich und freundlich.

„Gut, Tascha. Wir setzen uns am besten hier bequem hin und essen hier in Ruhe - und Du erzählst mir etwas von Dir." -

„Wie Du wünscht, Herr."

Sie lässt es sich auch nicht ausreden, mir zu helfen. Ich habe inzwischen auch Messer in der Küche gefunden, die mir jetzt nützlich sind - so praktisch auch die Krallen sein mögen. Das Fleisch schneide ich in schmale Streifen, die sich leicht so wie Fingerfood essen lassen, dazu etwas von dem Brot, Früchte und einen Krug mit leicht verdünntem Wein. Tascha kennt Wein von ihren Diensten bei den Menschen und ist nicht traurig, dass ich auch Wein habe.

Wir sitzen dann im Wohnraum, essen und trinken und sie erzählt mir von ihrem harten Leben als Wandersöldner.

Geschlüpft ist sie in Nordosteuropa, ihre Eltern sind aber wohl früh umgekommen oder verschwunden, sie weiß es nicht sicher. Aufgezogen wurde sie von einer Draccier-Söldnertruppe, die sich sehr liebevoll um sie gekümmert hatten, aber die Truppe brach nach und nach auseinander. So war sie, kaum erwachsen, auf sich gestellt und musste um und für ihr junges Leben kämpfen. Schon mit ihren Pflegeeltern war sie nach Indien gekommen und schlägt sich hier seit einigen Jahren alleine durch. Das ging die meiste Zeit auch recht gut, nur in den letzten Monaten bekam sie hier im Norden keine richtige Dienstverpflichtung mehr, nur einzelne meist nur eintägige Dienste. Es ist hier bekannt geworden, daß sie eine Drachin und keine Dracci ist und die Menschen fürchten selbst die Drakarin viel zu sehr. Sie wollte sich jetzt eigentlich weiter in den Süden durchschlagen, um bei den verfeindeten Fürsten um eine Söldnerstellung nachzusuchen.

Aus den Erzählungen ihrer Söldnerlaufbahn erkenne ich, dass die Entscheidung, sie als Verwalterin in Dienst zu nehmen - obwohl sie gerade mal Mitte 30 und somit auch als Drakari noch blutjung ist - vielleicht gar nicht verkehrt ist, denn unter den Drakarin hat sie hier einen überwiegend guten Ruf, wie Ranjid schon bestätigt hatte und auch mit den Dracciern kommt sie gut aus. Nur mit dieser Bande, die räuberisch umherzieht und gerade hier in der Gegend ist, hat sie derzeit Ärger gehabt - der Grund, warum sie mich angegriffen hatte. Ich versichere ihr, dass sie gerne vertrauenswürdige Draccier anwerben darf, um die Bande zu bekämpfen.

Überhaupt wächst in mir der Gedanke, den Dracciern die Ansiedlung und Selbstverwaltung zu ermöglichen. Dass sie einen eigenen Staat aufbauen können - gegen Stellung von Söldnern bei Bedarf. Denn auch wenn sicherlich Bauern und Handwerker dort ebenfalls siedeln werden - Draccier sind Krieger, das liegt ihnen in den Genen, wie es scheint. Und nebenbei ist ein potentieller Unruheherd damit befriedet, wenn die Draccier einen Ort haben, an dem sie willkommen sind, wenn die anderen Reiche sie nach ihren Kriegen wieder los werden wollen.

Und ich verstehe jetzt auch, warum eine Drakari sich als Söldnerin verdingt und woher sie die Verhaltensweisen der Draccier hat. Und daß ich ihrem Wort auch wirklich trauen darf. Denn ihre Draccier Pflegeeltern haben in ihr den Ehrenkodex tief verankert, das erkenne ich aus ihren Worten und ihren Erzählungen.

Ranjid hat zwischenzeitlich noch einmal nach dem Rechten gesehen, ich habe ihn für heute freigestellt. Schließlich entschließen wir uns, schlafen zu gehen. Gegen ihren zaghaften Protest entscheide ich, dass sie in dem Raum übernachtet, in dem wir sie versorgt hatten. Und ich entscheide mich dazu, heute auch als Anthro hier zu schlafen, um ihr mein Vertrauen zu zeigen. Bedenken habe ich keine, in der ganzen Zeit konnte ich nichts falsches in ihr spüren, ich vertraue ihrem Schwur ohne Zögern.

Vor dem Einschlafen nehme ich noch Gedankenkontakt mit Sálleiðtogi auf und erzähle kurz, was gestern und heute passiert ist, damit sie das Empfangene zuordnen kann. Gestern war mir diese Idee gar nicht gekommen. Ich muss darauf achten, dass ich auch dann daran denke, dass ich in Kontakt mit Sálleiðtogi stehe.

Irgendwann nachts werde ich durch eine Bewegung und einem Duft wach. Tascha steht in der Tür und betrachtet mich. Ich spüre keine Feindschaft, eher ein Gefühl, dass ich nur als liebevoll bezeichnen kann.

„Entschuldige Großer, ich wollte Dich nicht wecken." flüstert sie und verschwindet wieder in ihr Zimmer.

Ich verspüre den Wunsch, sie zu rufen oder ihr zu folgen, aber ich unterdrücke ihn. Sie würde vermutlich nachgeben - aber ich will ihrem Wunsch entsprechen, sie nicht als meine - wie sie sagte - Gespielin zu nehmen, vielleicht erklärt sie mir diesen auch. Es hängt vermutlich mit unserer unterschiedlichen Stellung zusammen. Ich, ein großer Drache, sie eine einfache Drachin der uns untergeordneten Art der Drakarin. - Ich weiß, dass sie von den anderen Großen nie als offizielle Partnerin von mir anerkannt werden würde.

Über diesen Gedanken schlafe ich wieder ein.

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