Schattenherz Teil 12
#12 of Schattenherz Teil 1-28
Ryu keuchte, schwitzte während Rak neben ihm stand und ihn weiter anspornte, ein Tor zu öffnen; dafür hatte er sich bereits mehrere Male in die rechte Schulter gestochen, weswegen sein Arm teilweise mit Blut bedeckt war. Dabei musste er einige Nerven getroffen haben, denn er vielleicht noch zwei oder drei Finger bewegen, doch der Rest seines Armes blieb bewegungsunfähig.
„Ich kann meinen Arm nicht mehr bewegen.", erklärte Ryu als er versuchte ihn anzuheben. Rak sah seinen verletzten Arm an, erwiderte jedoch das er es auch schaffen würde ohne den Arm zu heben. Verärgert sah ihn der Junge Drache an, scheinbar war es Rak nicht bewusst das Ryu sein Limit erreicht hatte; schon seit Stunden zwang er ihn immer größere Portale zu öffnen, anfangs war es noch einfach, doch je mehr er seinen Arm verletzte, desto schwieriger wurde es.
„Ich kann nicht...es ist zu viel.", sagte Ryu keuchend, was Rak jedoch immer noch nicht dazu brachte ihn aufhören zu lassen. „Wir brauchen dieses Tor, andernfalls wird es uns nicht gelingen, mit der Valkyr nach Zion zu gelangen!", erinnerte der Drache den jüngeren noch einmal, was dieser mit einem knurrend beantwortete. „Hörst du schlecht?!", fragte Ryu ihn zornig. „Ich kann nicht mehr, dass ist mein Limit!"
„Und was wäre wenn dir jemand helfen würde?", fragte jemand Ryu. Er und Rak sahen zur Seite als sie beiden Paladine Azeres, die Drachenzwillinge Drachix und Drachux dastehen sahen. „Helfen? Womit und vor allem, wie?", fragte Rak die beiden als er sie genauer ansah: vom äußeren her wirkten sie nicht besonders talentiert, vor allem Drachux nicht, welcher mit seinem ständigen Grinsen Drachix irgendwie in Verlegenheit brachte.
„Wir beide sind auf besonders auf Teamarbeit ausgelegt, der Magie-Link ist eine unsere besten Fähigkeiten.", antwortete Drachix gelassen und schob seine Brille nach oben. „Magie-Link? Heißt das, ihr kommt aus Biyori?", fragte Ryu erschöpft. Die beiden Drachen verneinte diese Frage und antworteten stattdessen sie aus einem Dorf aus der Nähe der Stadt seien, dort aber nicht zur Schule gingen.
„Mit zwölf waren wir zum ersten Mal in unserem Leben auf einer richtigen Schule; aber ich denke diese Geschichte können wir später erzählen, jetzt sollten wir lieber dieses Portal öffnen oder?", fragte Drachix, welcher scheinbar nicht lange um den heißen Brei reden wollte. Danach fragte er Rak ob es überhaupt möglich wäre Ryu dabei zu unterstützen; er musste nicht lange überlegen, nickte und meinte das es möglich sei, sie aber dabei auch mit einer gewissen Gefahr rechnen müssten:"Ein normaler Magie-Link wäre ungefährlich, aber in diesem Fall könnte es passieren, dass jeder von euch, Ryu eingeschlossen erhebliche körperliche und seelische Schäden davontragen könnte sollte etwas schief gehen."
Die drei Drachen sahen dies nun mit einer großen Sorge an, doch im Anbetracht der Lage und den geringen Alternativen entschieden sie sich für den Plan.
Kurz darauf stand Drachux für Ryu, Drachix hinter Ryu und wartete auf die Anweisungen seines Bruders. „Ryu, leg deine linke Hand auf meine rechte Schulter, Drachix leg deine linke Hand auf Ryus rechte Schulter und konzentrier dich.", ordnete der Drache an. „Selbiges gilt auch für Ryu." Die beiden nickten, schlossen ihre Augen während Drachix seinen linken Arm de Himmel entgegenstreckte.
„Ryu, verbinde deine Magie jetzt mit der von mir und Drachix.", sprach Drachux leise, was der junge Drache befolgte. Er konzentrierte seine Energie sowohl auf den einen als auch auf den anderen der beiden Drachen; trotz seiner schweren Verletzung und seiner Kraftlosigkeit schaffte er es seine Kraft auf beide zu verteilen und somit eine Art von Bahn zwischen sich, Drachix und Drachux zu legen.
Als die Verbindung komplett war bewegte Drachux seine linke Hand zu seiner rechten Schulter, selbiges tat Drachis und presste sich dann seine Krallen in die Schuppen. Sie drückten solange bis sie bluteten, liesen das Blut an ihrem Arm herunterlaufen bis dieses in einigen Tropfen auf den Boden fiel.
„Ryu!", rief Drachux jetzt zu Ryu, welcher sofort reagierte. „ffne dich, Drachentor!", schrie Ryu als plötzlich seine Tattowierung sich von seiner Schulter über sein Brustbein, dann über seinen Arm zu Drachux´s Schulter zog und sich dann über Drachix Arm, Brustbein zu dessen Schulter zog. „ffne dich, Drachentor!", schrien die beiden Paladine ebenfalls, was den ursprünglichen Zauber von Ryu erweiterte.
Rak staunte nicht schlecht als er sah, wie diese drei Drachen das was einer nicht schaffte mit Leichtigkeit bewältigen konnte. Ryu, Drachix und Drachux schrien laut auf, setzten Unmengen an Energie frei welche sich um die drei herum langsam zu sammeln begann. „Warum öffnet sich das Tor nicht?!", fragte Drachix seinen Bruder, welcher keine Antwort auf diese Frage wusste; plötzlich spürte jeder von ihnen einen gewaltigen Druck, welcher sie von dem magischen Zirkel auf dem Boden um sie herum ausging.
Die drei Drachen hielten diesem gewaltigen Druck eine Weile lang stand, bis sie erste Anzeichen von Schwäche zeigten: Drachix konnte sich kaum noch auf den Beinen halten, was sein Bruder ebenso kaum noch konnte, nur Ryu schien davon unberührt zu bleiben. Das einzige was er spürte war ein entspannendes Gefühl, welches jede Faser seines Körper durchflutete.
Er legte den Kopf in den Nacken, lies sich von der Energie nahezu umarmen und wurde dabei von seiner Tattowierung am gesamten Körper übersät. Die beiden anderen Drachen sahen dies, schafften es trotz des Druckes ihre Hände von Ryu zu nehmen und sich in letzter Sekunde aus dem Zirkel zu befreien.
Sie landeten auf dem Boden, keuchten stark als sie den Druck von ihren Körpern langsam schwinden spürten und dann zu Ryu blickten, welcher noch immer dastand, die Augen geschlossen, während die Tattowierung seinen Körper mehr und mehr bedeckte. Langsam begann der Zirkel am Boden sich zu verkleinern, bis er schließlich verschwand, Ryu dastand und noch immer den Kopf in Richtung des Himmels hatte.
Auf einmal öffnete er den Mund, sagte etwas doch es war so leise das es niemand hören konnte; die Tattowierung an seinem Körper zog sich in Richtung seines Mundes, verließ diesen und flog in dann in Form eines kleinen schwarzen Drachen in Richtung Horizont. Anfangs war nichts zu erkennen, doch dann tat sich ein gewaltiges Tor aus dem Meer auf: bestehend aus zwei Drachen welche sich mit ihren Flügeln den Bogen des Tores bildeten stand das Tor nach Zion da und wartete darauf, geöffnet zu werden.
„Du hast es geschafft!", schrie Drachix plötzlich. „Du hast das Tor geöffnet!" Der junge Drache wusste nicht wie ihm geschah als ihm die beiden anderen zu seiner Leistung, von der er nicht einmal selber wusste wie er das angestellt hatte. Ab dem Moment an dem er seine Augen schloss hatte er nichts mehr mitbekommen, weshalb er sich auch nicht erklären konnte, warum da auf einmal dieses Tor am Horizont war.
„Wie ist das passiert?", fragte er sich und sah seine Schulter an und erschreckte als die Tattowierung plötzlich nicht mehr da war. „Wo ist sie hin?!", fragte er sich im Gedanken und wurde dabei nervöser, je länger er auf seine blanke Schulter blickte. „Deine Tattowierung ist nun nicht mehr auf deinen Schuppen zu sehen.", sagte Rak zu ihm in einem ruhigen Tonfall.
„Sie hat sich tiefer eingebrannt, in deine Seele." In seine Seele? Dieser Gedanke machte Ryu zu schaffen; sein Vater hatte ihm damals erzählt das so etwas irgendwann passieren würde, doch es sollte eigentlich erst passieren wenn Ryu etwa mitte zwanzig oder älter wäre! Was für andere aus seiner Familie eine besondere Sache war, war für ihn ein Albtraum denn jetzt war er direkt mit der Dimension, aus der die Drachen die er herbeirief verbunden und war nun nicht mehr durch die Tattowierung vor ihnen abgeschirmt!
Seine Angst vor dem was jetzt kommen würde war groß, doch Rak legte seine Hand auf seine nun blanke Schulter und meinte, dass es alles gut werden würde, er müsste nur die Ruhe bewahren und versuchen, sich langsam an die neue Situation zu gewöhnen.
Im brennenden Gebirge waren Hiita, Sora, Natsu und Pyro auf der Suche nach den beiden Drachen, um sich von ihnen zu verabschieden. Nach stundenlanger Suche schienen diese jedoch wie vom Erdboden verschluckt worden zu sein. „Wo sind sie hin?", fragte Hiita als sie mit ihren Stiefeln über das heiße Gestein ging.
„Vielleicht sind sie irgendwo anders hingeflogen.", meinte Sora. „Ich meine, dieses Gebirge ist riesig; sie könnten quasie überall sein!" Dem stimmte Pyro zunächst zu, doch dann meinte er das die beiden Drachen sie eigentlich bemerken müssten und sofort herkommen würden, doch dieses Mal schien es anders zu sein. Nirgendwo war ein Drache zu sein, nicht einmal zu hören war einer. Im Gegensatz zu den anderen wanderte Natsu fernab, ging über die Steine als und fühlte sich irgendwie komisch.
Ihm war heiß, unglaublich heiß, ein Gefühl das er zuvor nicht so wahrgenommen hatte. Bei jedem Schritt fühlte er diese gewaltige Hitzewelle an seinem Körper vorbeiziehen, was ihn beinahe ohnmächtig werden lies. Ohne seine Feuermagie sollte dies der letzte Ort sein an dem er sich aufhalten sollte, weswegen er zuerst nicht mitkommen wollte.
„Was mache ich hier eigentlich?", fragte er sich niedergeschlagen als er etwas auf dem Boden liegen sah. Es sah aus wie ein Horn, aber es war zu klein um das eines ausgewachsenen Drachen zu sein, eher wirkte es wie ein Horn von Surasshu oder Ryu.
Als er es berührte erschreckte er denn er sah plötzlich einen weißen Drachen gegen einen jungen Mann im brennenden Gebirge kämpfen. Zuerst schien das Feuer des Drachen den Blitzen ebenbürtig zu sein, doch dann bemerkte dieser, dass sie ihn bei weitem überstiegen! Die Flammen waren weiß, wie die Schuppen des Drachen, während seine Haare pechschwarz waren und er lediglich mit Fetzen bekleidet war.
Der Junge war dem Drachen sichtlich unterlegen, doch als dieser ihn am Kragen gepackt hatte und sich seines Sieges sicher war, zerbrach seine Hülle und lies einen Menschen zurück, welcher zu Boden fiel während der Junge sich auflöste. Im nächsten Moment wachte Natsu aus seinen Erinnerungen aus; er zitterte am ganzen Körper während seine Hand das Horn fest umklammerte.
In diesen wenigen Sekunden hatte er gesehen was er war, was er tat und was aus ihm nun geworden war. Dann begann er zu weinen, denn jetzt hatte er gesehen, weswegen er sein Feuer verloren hatte: weil er sich seinem Zorn hingegeben hatte, wo er das weiße Feuer freisetzte und dachte es beherrschen zu können.
Doch wie Luso es bereits sagte würde genau das Gegenteil eintreten sobald man es freisetzt: es übermannt einen und verbrennt einen dann vollständig, nur hatte es den Nutzer dieses Mal nicht vernichtet, sondern ihn lediglich dessen beraubt wovon er dachte es ewig zu behalten.
„Wo sind sie? Wo sind unsere Eltern?", fragte Hiita nervös als sie nach einer weiteren Stunde keine Hinweise auf einen Drachen in der Gegend finden konnte. „Sie sind nicht hier.", antwortete Nayu, welcher sich den vieren näherte. In seinen schwarzen Mantel gekleidet ging er zu den vier, sah sie an und versuchte ihn zu sagen, dass die Drachen welche sie behütet und aufgezogen haben jetzt nicht mehr da sind.
„Woher willst du das denn wissen?", fragte Pyro ihn. „Weil ich sie habe verschwinden lassen.", antwortete Nayu ohne jegliche Mimikveränderung. Sofort griff Pyro ihn mit seinem blauen Feuer an, traf dabei jedoch auf das silberne von Nayus zwei Schwertern. „Was hast du mit ihnen gemacht?!", fragte er nun aufgebracht und war auch dabei mit seiner anderen Faust anzugreifen.
„Diese Drachen haben lediglich existiert um euch großzuziehen, als dies geschehen war und ihr sie wieder verlassen hattet verließen sie diese Welt wieder.", antwortete Nayu, Pyro machte ein paar Schritte zurück und fragte sofort wohin sie gegangen seien. „Die Antwort auf die Frage würde keiner von euch verstehen, denn sie übersteigt euer Denkvermögen.", sagte Nayu lediglich, gleichgültig von der Reaktion der Feuermagier welcher er gerade offensichtlich beleidigt hatte.
Sie wollte ihn angreifen, an ihren Händen war bereits ihr Feuer, doch Nayu sah an ihnen vorbei zu Natsu, welcher völlig wehrlos dastand mit dem Horn in der Hand und den Augen darauf fixiert. „Kehrt nach CoralPort zurück.", sagte er. „Und vergesst diesen Rest von einem Feuermagier nicht, andernfalls würde er sterben."
Hiita, Sora und Pyro sahen zu Natsu, welcher dann mit einem fast leeren Blick zu ihnen starrte. In all der Hektik hatten sie ihn fast vergessen, was Nayu mit einem zynischen Kommentar beurteilte:"Ich frage mich noch immer, wie ein Mensch Rai vernichten konnte." Im nächsten Moment verschwand er, lies die vier Geschwister zurück, welche sich sofort Natsu schnappten und von diesem Ort verschwanden.
Zurück in CoralPort stiegen Surasshu und Aussa aus dem Zug und wurden auf das große Tor, welches sich am Horizont auftat sofort aufmerksam. „Was ist das?", fragte Aussa überrascht. „Ein Tor, mittem im Meer?!" Auch Surasshu konnte es sich nicht erklären, vor allem da er sich nicht vorstellen konnte, wie es möglich sei so etwas zu erschaffen. Sofort machten sich die zwei auf zur Festung, wo sie auf eine plausible Antwort zu treffen hofften; dort angekommen sahen sie als erstes Luso in seiner neuen Robe zusammen mit Rockwell und einer unbekannten Dame stehen.
„Ah, da seit ihr zwei ja endlich!", sagte Luso als er die beiden aus dem Augenwinkel heraus sah und sich dann zu ihnen wandte. „Die anderen sind bereits zurückgekehrt und haben ihre Sachen auf die Valkyr gebracht, wir haben nur noch auf euch gewartet." Surasshu sah seinen Freund an, seufzte und fragte dann, was es mit diesem Tor auf sich hatte, was in seiner Abwesenheit passiert sei und wer diese Frau neben Rockwell war.
In kürzester Zeit erzählte Luso Surasshu was passiert war: wie er und Ryu von Rak ans äußerste Getrieben wurden, dabei über sich hinausgewachsen sind und wie es ihnen gelang, die von ihm benötigten Fähigkeiten zum öffnen des Tores zu erlangen. Dazu kam das alle die sich noch verabschieden wollten dies erledigt hatten und nun bereits ihre Sachen auf die Valkyr gebracht haben.
„Richter Yver sagte das sobald sämtliche Clanmitglieder von Drachenherz und Twilight Sword zurück sind soll die Mission beginnen.", beendete er seine Berichterstattung. „Und wer ist die Frau da?", fragte Surasshu erneut. „Das Surasshu, ist Nari in ihrer eigentlichen Form.", antwortete Rockwell. Erschrocken sahen die beiden die Frau an, wollten gerade Frage ob das ihr ernst war als Fenix zu ihnen kam und fragte, ob nun alles bereit zur Abreise war.
Surasshu wandte sich zu dem Richter, sah ihn an und bekam dann plötzlich kein Wort heraus. Es war soweit, der Moment vor dem er sich die letzten Tage so sehr gefürchtet hatte war nun da; zwar konnte er seinen Eltern versprechen zurück zu kommen, aber er war sich in diesem Moment nicht sicher, ob er das auch schaffen würde.
Zudem kam die Sorge über die anderen, welche sich ebenfalls verabschiedet hatten und wahrscheinlich mit der selben Angst lebten und wie er deren Familien erklären müsste warum sie es nicht geschafft haben lies ihn erstarren. Die anderen konnte er in diesen Moment nicht mehr wahrnehmen, nur er selbst schien gerade in diesem Moment zu existieren.
Sein Herz begann zu rasen, in seinem Kopf war eine laute Stimme zu hören; er konnte nicht verstehen was sie sagte, aber ihr klang schien wie eine Warnung zu sein, denn sie klang sowohl drohend als auch sorgend. Irgendwann konnte er diesen Dingen nicht mehr standhalten, kehrte in die Realität zurück und das einzige, was er dann noch bewusst warnehmen konnte war wie er den Halt verlor und mit dem Gesicht in Richtung Boden stürzte.
Fortsetzung folgt.....