Schattenherz Teil 13
#13 of Schattenherz Teil 1-28
In einer eisigen Landschaft wachte Surasshu auf. „Wo, wo bin ich?", fragte er als er sich langsam vom Boden erhob und umsah. Überall war Eis und Schnee, ein kühler Wind wehte und es war nichts und niemand in der näheren Umgebung zu sehen. Er trug seine übliche Kleidung bestehend aus einem weißen Pullover, dadrüber schwarze Jeansjacke, einer schwarzen Hose und braunen Stiefel.
Seine Augen wanderten umher, seine Ohren waren gespitzt während er versuchte an diesem trostlosen Ort etwas zu finden was ihm erklären konnte, was hier vor sich ging. „Ist das etwa schon wieder so ein merkwürdiger Traum?" Diese Frage stellte sich noch einige Male als ihm auffiel, dass dieser Ort an dem er sich befand nicht der Eiswüste oder dem Berg an dem er sich damals wieder fand gleichkam; es war mehr eine abgeflachte Wüste, wo der Horizont endlos schien.
Aber in diesem großen nichts schien etwas zu sein, etwas was aus der Ferne wie ein Baum auszusehen schien. Surasshu ging langsam voran, auf dieses Ding zu und sah sich dabei weiterhin um.
Auf seinem Weg konnte er nichts erkennen, außer das dieses Ding welchem er sich näherte wirklich ein Baum war, nur das er vollkommen eingefroren war, nichts war frei von Eis und der Baum schien fast so als hätte man ihn aus Eis geschlagen. Surasshu berührte ihn, fühlte die Kälte und blieb so stehen bis er hörte, wie sich ihm jemand näherte.
„Ich dachte mir, dass du irgendwann wieder hierherkommen würdest.", sagte die Person zu ihm. „Wer bist du?", fragte Surasshu ihn als er eine gewisse Ähnlichkeit in seiner und der Stimme des Fremden feststellte. „Mein Name ist für dich ohne Bedeutung.", antwortete der Fremde ihm und Surasshu drehte sich zu ihm um und erschrak als er die Person vor sich erblickte.
„Was ist? Angst vor dir selbst?", fragte der Drache, welcher genau so aussah wie Surasshu. Das einzige was die beiden unterschied war die Kleidung; Surasshus Ebenbild trug eine blau-silberne Rüstung und hatte ein Schwert an seinem Gürtel hängen. „Wie, wie ist das möglich?!", fragte Surasshu verwirrt.
„Wie kannst du ich sein? Und wo bin ich? Was ist das hier für ein Ort?", fragte Surasshu, was sein Ebenbild mit einem Lachen abtat und dann auf seine Brust tippte. „Dort sind wir.", antwortete er und zeigte dann auf den Baum. „Das was du hier siehst ist das Innere deines Drachenherzens." Nun war Surasshu vollkommen verwirrt; er soll in seinem Drachenherz sein? Schon der bloße Gedanke daran schien dermaßen abwegig zu sein, dass es unmöglich schien. Aber je länger er seinem Spiegelbild in die Augen sah und er sich wohl kaum selbst anlügen würde war ihm klar, dass er wohl wirklich im Inneren seines Drachenherzens war.
„Wenn es wirklich wahr ist was du sagst dann frage ich mich, warum es hier so.", er machte eine kurze Pause, sah sich um setzte dann fort:"Trostlos ist." Der andere Surasshu ging an ihm vorbei, legte seine Hand an den gefrorenen Baum, seufzte einen Moment und antwortete dann:"Weil dieses Herz eben so ist: trostlos und kalt. Ich kann mich noch an die Jahre erinnern, in denen diese Eiswüste eine weite grüne Wiese war, wo dieser Baum den einzigen Schatten warf und wie wir alle unter ihm lagen."
Wir alle? Wen meinte er damit? Zuerst wollte er nicht fragen, aber dann kam ihm die Frage wie er es meinte über die Lippen. Der Drache drehte sich mit dem Rücken dem Baum zu, lies sich an ihm heruntergleiten, saß dann auf dem Boden und sah zu Surasshu.
„Ich kann mich nicht mehr an ihre Namen oder ihre Gesichter erinnern, aber ich weiß noch ganz genau, wie wir unter diesem Baum saßen und in den Tag hineinlebten. Uns folgten die Könige und Königinnen von Athena, auch sie saßen hier einfach nur um die Aussicht zu genießen. Nach ihnen waren es Ranbu, Rain und Heros welche hier saßen, lachten, spielten und dann auch wie die anderen vor ihnen verschwanden. Und dann kam sie, die Stille welche diesen Ort zu dem werden lies, was du und ich hier nun sehen: eine kalte, tote Wüste in der es nichts außer Einsamkeit gibt."
Nach dieser Geschichte fragte Surasshu ihn wie lange das alles her sei, doch sein Spiegelbild schüttelte lediglich den Kopf und antwortete, dass es nicht die Zeit sei die ihn bestehen lies, sondern die Erinnerungen an diese einst so schönen Tage, wo die Welt noch ohne Kämpfe auskam.
Plötzlich stand der Drache auf, nahm sein Schwert und stellte sich vor Surasshu. „Was ist los?", fragte Surasshu als er plötzlich etwas über den Boden kriechen hörte. „Sie kommen.", antwortete das Spiegelbild und sah sich um. Zwar konnte er in dem dichten Schneegestöber nichts erkennen, doch seine Ebenbild schien hier mühelos klarzukommen, denn dort wo er als nächsten hinschlug schien er etwas getroffen zu haben, denn man hörte ein lautes klirren, dem mehrere weitere folgten.
Surasshu konnte nur zusehen wie er sie bekämpfte, denn er selbst hatte keine Waffe bei sich und schien auch selbst mit einer recht hilflos zu sein, denn er konnte kaum etwas sehen, gerade mal sein Spiegelbild war für ihn sichtbar in dem dichten Schneegestöber. Plötzlich sah er eine der Gestalten aus dem Schnee heraus direkt vor ihm erscheinen und wie sie ihre eisige Klinge welche aus ihrem Arm bestand auf ihn richtete. Gerade als sie zustechen wollte kniff Surasshu die Augen zu, bereitete sich bereits auf das scheinbar unausweichliche vor, doch dann geschah nichts und er öffnete seine Augen wieder.
Vor seinem Hals vor die Klinge, doch das Wesen wem sie gehörte wurde von einer Klinge durchbohrt, woraufhin sie kurz darauf zerfiel. Zitternd sah der Drache um sich und sah, dass der Schneesturm sich verzogen hatte und einen weiten Blick über die Landschaft erlaubte. Sie war in der Tat trostlos, kalt und schien definitiv kein Ort zu sein, an dem man gerne wäre. Das Spiegelbild steckte sein Schwert weg und meinte, dass es hier bereits sei zweihundert Jahren so aussehen würde.
„Seit der Erschaffung der Drachenherzen ist dieser Ort von der Welt abgeschnitten. Die Folge war das der Baum starb und mit ihm die gesamte Umgebung bis nur noch diese Wüste übrig blieb.", erklärte es traurig. Zweihundert Jahre, genau so lange ist es her, dass Ranbu, Heros und Rain nach Armoria kamen; er sah sein Ebenbild an und wollte fragen wie es genau dazu kommen konnte, doch es schüttelte lediglich den Kopf und antwortete, dass die Antwort auf diese Frage nicht von ihm und sich auch nicht an diesem Ort befinden würde.
„Finde denjenigen, der für all das hier verantwortlich ist. Finde und stelle ihm deine Frage.", sagte er und dann begann alles um Surasshu herum zu verschwimmen. Surasshu wollte noch eine weitere Frage stellen, da wurde es bereits völlig schwarz um ihn herum und wachte in seinem Bett auf.
„Endlich bist du wieder wach!", sagte Aussa, welche neben dem Bett saß und ihn mit einem Lächeln begrüßte. Surasshu sah sie verschlafen an, dann sah er an die Wand und seufzte. In diesem Moment fragte er sich, ob es ein Traum war oder ob er wirklich im Inneren seines Drachenherzens war und ob das, was er dort sah und gehört hatte real war.
„Was hast du?", fragte sie ihn. „Ach es ist nichts, ich habe wohl nur schlecht geträumt.", antwortete Surasshu und fragte dabei, wie lange er weg war. „Nicht lange, ein oder zwei Tage.", antwortete Aussa, fügte dann noch hinzu das das Schiff zum Auslaufen bereit sei und das auch die Eltern aller Clanmitglieder gekommen waren um sich noch einmal von ihnen zu verabschieden.
Auf die Frage ob wirklich alle gekommen seien nickte Aussa freundlich und half Surasshu dann aus dem Bett. Der Drache zog sich an, nahm sein Schwert welches auf seinem Schreibtisch lag und ging mit Aussa nach draußen. Als er durch die Tür hinaus ins freie ging sah er sie dann alle: Aussas Vater, seine Eltern, die Eltern von Ryu, Alice, Shadow, einige Kameraden von Rockwell, Bertrams Lehrer, die Mitglieder der beiden Clans sowie die drei Richter Fenix, Red und Azere samt ihrer Paladine auf sie warten.
Mit einem erfreuten Gesicht sah Surasshu sie alle an und ging dann langsam voraus zum Hafen, wo sich ebenfalls die gesamte Stadt versammelt hatte um sie zu verabschieden. Auf eine Bühne geleitet stand Surasshu da und sah in die Menge, scheinbar war es das beste für alle wenn er die Verabschiedungsrede halten würde. Als er dann an das Mikrofon herantrat verstummte alles und er begann zu sprechen:
„Euch alle, danke für euer zahlreiches erscheinen. Ich möchte euch keineswegs sagen das es mir, euch oder uns leicht fällt lebe wohl zu sagen. Im Gegenteil, jeder von uns geht mit der Angst nicht mehr zurückzukommen in diese fremde Welt, jeder von uns sagt wohl zum letzten Mal „Auf wiedersehen" und jeder von uns weiß welche Trauer er verursacht sollte er es nicht schaffen. Als ich vor fast einem Jahr diesen Clan ins Leben gerufen haben wir vieles erlebt, gemeinsam gelacht, gekämpft und vor allem gemeinsam miteinander gelebt!"
Viele sahen zu ihm auf, sahen wie er diese Rede versuchte mit Stärke zu übermitteln, aber auch ihn hatte die Angst gepackt, doch dann hob Surasshu den Kopf voller Mut und sprach weiter:"Jeder von uns hat in diesem Krieg etwas verloren: Freunde, Familie, sie alle starben damit wir einen Grund haben, denjenigen der für ihr Leid, unser aller Leid verantwortlich ist zur Strecke zu bringen!"
Jubel erreichte Surasshu in diesem Moment, denn mit dieser Rede hatte er scheinbar einen Teil der Angst den alle hatten genommen. „Es ist mir egal wie viel es uns kosten wird aber ich verspreche euch, jeder von uns der durch dieses Tor gehen wird, wird auch wieder zurückkehren! Jeder von uns wird mit dem Sieg im Nacken zurückkehren und dann werden wir ihn alle gemeinsam feiern!" Nun war der Jubel und Freude unaufhaltsam und schien Surashu beinah von der Bühne zu fegen, aber er schaffte es noch sich zu halten.
„Der Menge zuerst Angst machen und sie dann vom Gegenteil zu überzeugen, keine schlechte Idee.", meinte Azere zu Fenix, welcher mit ihm etwas Abseits stand. Fenix lachte kurz und erwiderte:"Würde er allen Angst machen würden sie das die gesamte Reise über begleiten und das wäre sowohl ihrer als unser Tod."
Der andere Richter nickte dies ab und fragte sich dabei, wo Red eigentlich sei. „Wahrscheinlich sitzt er in der Valkyr und poliert seine Rüstung.", antwortete Fenix zynisch und machte sich danach auf den Weg zum Schiff. Azere seufzte lediglich, fragte wann dieser Kleinkrieg zwischen den beiden wohl aufhören würde und folgte seinem Freund dann.
Eine Stunde später war es dann soweit und der wohl schwerste Abschied begann. Während es einigen relativ einfach fiel sich zu verabschieden, gab es bei einigen anderen viele Tränen und auch viele Eltern die es sich doch anders überlegt hatten und ihre Kinder nicht gehen lassen wollten. Aber als sich die Kinder langsam aus den Händen ihrer Eltern zogen und diese mit einem leichten Lächeln zurückließen mussten sie all ihre Kräfte sammeln um ihnen nicht einfach hinterher zu rennen und sie bei sich halten.
Am Ende jedoch schafften sie es, blieben stehen und sahen wie ihre Kinder an Bord des Schiffes gingen. „Wir sind bereit zum Start, Luke schließen.", befahl Fenix; im nächsten Moment ging die Luke langsam nach oben und lies jeden langsam dahinter verschwinden, auf beiden Seiten war es das letzte Mal, dass sie ihre Eltern oder Kinder sahen.
Als diese geschlossen war gingen alle ins Innere des Schiffes, wo bereits alles zum Start bereit gemacht wurde. „Wir werden in einer Stunde das Tor öffnen, Luso, Ryu kommt mit.", informierte Rak sie und ging mit den beiden zu Fenix, welcher zusammen mit ihnen hinauf zur Brücke ging.
Obwohl die Stimmung aller dem Tiefpunkt nahe war schafften sie es sich zurecht zu finden und gingen erst einmal in ihre Quartiere, denn obwohl die Valkyr so klein wirkte, war sie im Innenraum deutlich größer und bequemer. Lyra öffnete die Tür zu ihrem Quartier und sah aus dem Fenster. Für sie schien es die letzte Gelegenheit um noch einmal die Schönheit von CoralPort zu sehen zu genießen bevor die Reise begann.
In diesem Moment verlor sie sich in ihren Gedanken, legte sich auf´s Bett und sah an die Decke. Ihre Erinnerungen an den Krieg waren noch so frisch das sie glaubte es wäre erst gestern gewesen, als sie sich Rubino entgegenstellte und von diesem nahezu gnadenlos niedergestreckt wurde. Und jetzt war sie hier, lag in einem Bett auf dem Weg, um dieses Monster zu erledigen.
Sie lachte, richtete sich auf und wollte gerade zur Tür hinaus als ihr plötzlich Shiba entgegenkam. „Woah, scheint als wäre das hier die falsche Kabine!", schrie er auf als er Lyra plötzlich vor sich sah. Sie sah ihn seufzend an, er kratzte sich lediglich am Kopf und meinte, dass er es dann eine Kabine weiter versuchen würde und sich entschuldigte sich dann noch einmal.
Sie verlies ihr Quartier und suchte den Weg zur Messe, wo einige der anderen sich bereits versammelt hatten, während die anderen über das gesamte Schiff verteilt waren. Jeder sah sich alles genau an, denn Rak hatte zuvor erwähnt das es selbst nachdem sie durch das Tor duchgeflogen sind es mindestens drei oder fünf Tage dauern wird bis sie schließlich Zion erreichen.
Während einige die Trainingsräume benutzten schien es andere viel mehr zu Aussichtsplattform zu reißen, denn der Ausblick von diesem komplett mit Panzerglas versetzten Zimmer war einfach atemberaubend. Surasshu sah genauso wie die anderen in Richtung von CoralPort und fragte sich, was sie wohl auf der anderen Seite erwarten würde. Und dann plötzlich kam die Durchsage:"An alle, wir machen uns bereit das Tor zu öffnen, macht euch bereit!"
Auf dem Dach des Schiffes standen Rak, Luso und Ryu und sahen nach vorne. In der Schiffsbrücke stand Fenix hinter dem Piloten und befahl zum aktivieren der Schilde. Plötzlich hörte man ein lautes Geräusch und das Schiff war von einer nahezu durchsichtigen Hülle umhüllt. „Denkt daran, dieser Schild ist ein Prototyp der erst vor kurzem installiert wurde! Ihr habt einen Versuch!", informierte Fenix sie über Lautsprecher und stellte sich zu den anderen beiden Richtern, welche mit einer gewissen Bange dem ganzen zusahen; denn schließlich legten sie ihr Schicksal in die Hände zweier Drachen und eines Menschen.
Auch die anderen welche dem ganzen über Monitore oder Fenster zusahen hatten Bedenken, denn was wenn sie es nicht schaffen würden? Dann wäre alles vorbei und sie könnten Rubino nicht mehr erwischen.
„Ihr habt den Mann gehört!", schrie Rak auf dem Schiffsdach während der starke Wind um sie herum herrschte. „Einen Versuch!" Luso und Ryu lächelten nur und meinten witzelnd, dass das ein Versuch mehr sei als sie brauchten. Luso entledigte sich seiner Robe und zeigte sich in einem weiß-grünen Gewand während Ryu sich lediglich seines Hemdes entledigte, beide machten sich für ihren Teil des Plans bereit als Rak sein Schwert zog, es in Richtung des Tores richtete und schrie:"ffne dich, Tor nach Zion!"
Fortsetzung folgt.....