Drachenherz Teil 39
#11 of Drachenherz Teil 29-58
Im kalten Wasser tauchte Surasshu sich seinen weg bis zum Grund des Teiches einer Höhle, die auf der Mitte der Geschwister-Insel, dem Ort an dem zwei Drachen ihre letzte Ruhe fanden um heraus zu finden, was es mit dem seltsamen leuchten, dass er und Luso zuvor sahen auf sich hatte. Er schwamm immer tiefer, wobei er dem Licht immer näher kam.
„Was mag das wohl sein?", fragte er sich als ihm plötzlich die Luft ausging. Er überlegte, ob er auftauchen oder weiter schwimmen sollte; dabei wurde sein Luftvorrat immer weniger bis er sich sagte:"Ich bin jetzt so weit gekommen, jetzt muss ich das auch zu Ende bringen!" So schnell er nur konnte schwamm er zu dem Licht; als er es erreichte konnte er nicht fassen, was da vor ihm auf dem Teichgrund lag: ein von innen weißes, nach außen rubinrotes Drachenherz.
Seine Augen weiteten sich als er den Edelstein, der gerade mal so groß wie seine Hand war vor sich sah. Er wollte es berühren, doch dann riss ihn eine gewaltige Strömung wieder nach oben. Mit aller Kraft versuchte er sich dagegen zustellen, doch am Ende musste er sich geschlagen geben.
Luso sprang zurück als plötzlich eine gewaltige Menge Wasser aus dem Teich geschossen kam. Dazwischen war auch Surasshu, der kurz bevor er gegen die Decke schlug wieder hinunter ins Wasser fiel. Auf dem Rücken liegend schwamm Surasshu auf dem Teich und bewegte sich einen Moment lang nicht, bis er begann Wasser zu spucken und ans Ufer schwamm.
„Was ist passiert?", fragte Luso sofort während er Surasshu aus dem Wasser half. „Keine Ahnung. Aus irgendeinem Grund kam plötzlich eine gewaltige Strömung und hat mich von dem Drachenherzen weggerissen.", antwortete Surasshu keuchend. Drachenherz? Als Luso dieses Wort hörte war er völlig von der Rolle. „Dort unten ist ein Drachenherz?!?", fragte er aufgeregt.
„Ja, ein rubinrotes mit einem weißen Kern.", antwortete Surasshu. Luso war gar nicht mehr wieder zu erkennen. Es schien beinah so, als wollte er selber ins Wasser springen um dieses Drachenherz zu sehen. Sofort zog er seine Sachen aus, wollte gerade ins Wasser springen als Surasshu ihn am Arm festhielt. „Was hast du vor? Du wirst genauso wie ich wieder nach oben gezogen! Außerdem ist das Wasser verdammt kalt! Du könntest erfrieren!", meinte er leicht aufgebracht.
Luso sah ihn an, sein Blick war ernst. „Tut mir leid, ich wahr wohl etwas vorschnell.", entschuldigte Luso sich. Surasshu lies seinen Arm los und meinte, dass er es sich wahrscheinlich genauso verhalten hätte, wenn er an seiner Stelle wäre. Er zog sich seinen Umhang wieder an und schaute ins Wasser. „Aber irgendwie muss man da doch drankommen.", meinte er.
„Ich glaube, ich weis wie wir das machen könnten.", fing Surasshu an. Er zog sein Schwert und erklärte Luso seinen Plan:"Wenn ich tief genug bin ramme ich einfach mein Schwert in die Wand und benutze es als Haken, an dem ich mich festhalte." Luso nickte kurz, fragte dann jedoch, was er wegen der Strömung, die wenn er dem Drachenherzen zu nahe kam machen würde.
„Wenn ich fest genug am Schwert festhalte, dann sollte mir eigentlich nichts passieren.", antwortete Surasshu entschlossen. „Ich glaube, ich geh da mal auf Nummer sicher.", meinte Luso nur und sprach einen Zauberspruch und zwar auf Surasshus Füße. Verwundert schaute Surasshu seine Füße, an denen beinah kaum sichtbare Stiefel mit Stacheln an den Sohlen zu erkennen waren an.
„Dieser Zauber wird oft von Bergsteigern, die einen Berg hinaufklettern benutzt. Er verstärkt die Spitzen und klammert sie fester in den Boden.", erklärte Luso Surasshu den Zauber. „Du hast wirklich für jede Situation einen Zauber oder?", fragte Surasshu ihn neugierig. Lachend antwortete Luso:"Ich bin ein Erzmagier: ein großes Zauberarsenal ist für uns etwas ganz normales. Es gibt jedoch Magier, die weit mehr Zauber beherrschen als ich."
Zehn Minuten später war Surasshu bereit, wieder ins Wasser zu springen. „Und pass auf dich auf, denn wenn der Zauber aufhört könnte es holprig werden.", meinte Luso noch einmal; Surasshu nickte und sprang dann ins Wasser. Im Wasser machte er sich sofort daran, an die Wand zu kommen. Glücklicherweise hielt der Zauber von Luso noch immer, was er durch das sofortige festsetzen an der Wand merkte.
Beruhigt stampfte er nach unten, wobei er die schwerer werdende Strömung merkte. „Muss wohl noch von vorhin sein.", schlussfolgerte er und ging etwas langsamer weiter. Als jedoch plötzlich die Stiefel begannen zu verschwinden musste Surasshu blitzschnell handeln; er zog sein Schwert, rammte es in die Wand und umklammerte so fest er nur konnte den Griff.
Doch dann kam wieder die Strömung und riss ihn nach oben. Seine Kraft schwand und er schaffte es gerade noch, sein Schwert aus der Wand zu ziehen, bevor er wieder nach oben gezogen wurde. Er tauchte wieder auf und versuchte er sofort von neuem. Wieder und wieder, bis er es nicht einmal bis zur Hälfte des Weges schaffte und völlig erschöpft wieder auftauchen musste.
Erschöpft saß Surasshu auf dem Höhlenboden und überlegte, wie er nach dort unten kommen könnte. Dann kam ihm die Idee, wie er das schaffen könnte. Er sprang in das Wasser und tauchte hinunter. „Was hat er denn jetzt vor?", fragte Luso sich verwundert. Surasshu kam den Drachenherz immer näher, als plötzlich die Strömung kam und drohte, ihn wieder nach oben zu drücken.
„Ich darf jetzt nicht aufgeben!", dachte er sich und kämpfte gegen die Strömung an. So gut er konnte schwamm er weiter, wobei das Wasser, dass an seinen Händen und Füßen entlang floss langsam gefror. Die Finger an den Händen wurden zu krallen, mit denen Surasshu sich instinktiv an der Wand festkrallte. Das Eis an den Füßen ähnelte Lusos magischen Stiefeln, doch die Spitzen an den Sohlen waren nun noch stärker.
„Jetzt hole ich mir dieses Drachenherz!", sagte er sich und kletterte die Wand hinunter. Je näher er dem Drachenherz kam, desto stärker wurde die Strömung, doch er machte einfach weiter. Nur noch wenige Zentimeter trennten ihm von dem Drachenherzen. Dann, als er nah genug dran war löste sich das Eis an seiner Hand und er konnte den Edelstein mit der Hand nehmen. „Hab ich dich!", dachte er und schwamm dann so schnell es ging nach oben, denn sein Luftvorrat war auch stark erschöpft.
Besorgt sah Luso auf den Teich, der in der Mitte brodelte. „Jetzt komm schon wieder hoch Surasshu!", flehte er angespannt. Er wollte schon beinah selber hinein springen, bis Surasshu dann wieder auftauchte, mit dem Drachenherzen in der Hand! Jubelnd und lachend schrie Luso:"Du hast es! Du hast das Drachenherz!" Erschöpft hiefte Surasshu sich aus dem Wasser, hielt dabei das Drachenherz in der Hand und war ebenfalls am lachen.
„Ich hab ein Drachenherz gefunden; ich hab ein Drachenherz gefunden!" Noch immer in dem Glauben, dass es ein Traum ist, aus dem er jeden Moment erwachen könnte umklammerte Surasshu das Drachenherz. Die Wärme, die von diesem kleinem Edelstein ausging erfüllte ihn mit einem Gefühl der Zufriedenheit. Wahrscheinlich war es das, was ihm sagte, dass dies kein Traum sei.
Wenig später verliesen die beiden die Höhle und konnten nun bei Sonnenlicht ihren Schatz bewundern. „Whoa, ist das schön.", kommentierte Luso es. „Ja, kaum zu glauben oder? Das etwas so schönes an einem solch dunklen Ort war.", meinte Surasshu und packte es in seine Hosentasche. Danach begaben sich die beiden zum Strand um das, weswegen sie eigentlich hier waren zu erledigen.
„Jetzt müssen wir nur noch ein paar von diesen Seesternen finden.", meinte Luso und sah am Strand um. „Das könnte bei dem weißen Sandstrand hier doch etwas schwierig werden." „Ach, das schaffen wir schon. Denn wenn wir ein Drachenherz kriegen dann werden wir wohl auch ein paar dieser Seesterne finden oder?", meinte Surasshu lächelnd und kniete sich in den Sand.
„Man muss einfach nur etwas suchen und schon hat......einen gefunden!" Surasshu zog seine Hand aus dem Sand und hatte in dieser einen kleinen weißen Seestern. Luso schaute ihn an, zuckte nur mit den Achseln und ging dann zurück zum Boot. Mit einem Korb kam er zurück und legte ihn neben Surasshu; dieser legte den Seestern hinein und suchte dann weiter. Auch Luso beteiligte sich an der Suche; am Abend hatten die beiden etwa die Hälfte des Korbes gefüllt. Erschöpft und mit wunden Knien meinte Luso, dass das genug Seesterne sein müssten. Sie brachten den Korb an Bord des Bootes. Danach schoben sie es gemeinsam ins Wasser, kletterten an Bord und verliesen die Geschwister-Insel.
Während der Rückfahrt schauten die beiden sich das Drachenherz aus der Höhle genauer an. „Wie lange es da wohl gelegen haben muss?", fragte Luso. „Also so wie das aussieht nicht so lange.", meinte Surasshu und hielt es in den Himmel.
Es funkelte noch immer so hell, dass man es beinah mit einem der vielen Sterne am Himmel verwechseln könnte. Etwas später fragte Luso Surasshu, was er sich von dem Drachenherzen wünschen würde. „Gute Frage. Ich schätze, dass ich mir den Wunsch für etwas besonderes aufhebe.", antwortete er und steckte es wieder in seine Tasche. Danach legten die beiden sich schlafen, um für den nächsten Tag wieder fit zu sein.
„Er hat das Herz gefunden.", meinte einer der beiden. Er schaute dem Horizont der Wüste entgegen. Der weiße Mond, der immer am Horizont war erleuchtete die Umgebung ein wenig. „Langsam wird es Zeit, nicht wahr?" Seine Frage war leise und ruhig. Der andere, der direkt neben ihm saß nickte langsam. „Langsam, sehr langsam.", fügte er hinzu. Die beiden saßen da und schauten zu dem Mond, der langsam begann hinter dem Horizont zu verschwinden. „Wenn der Mond verschwindet wissen wir, dass wir das Ende unserer Reise antreten können."
Surasshu wachte auf und ging nach oben. Er stellte sich an die Reling und konnte mit viel Mühe die bereits von der Sonne erleuchtete Hauptstadt Herena erblicken. Was ihm besonders auffiel war das große Gebäude, dass so hoch war, dass es beinah in den Wolken verschwand. „Das ist das Gericht da vorne.", erklärte Luso, der gerade hinter ihm aufgetaucht war.
„Wenn du willst kann ich es dir nachher zeigen." Surasshu stimmte diesem Vorschlag zu, war im Gedanken jedoch bei dem Drachenherz. Die ganze letzte Nacht grübelte er, was er sich davon wünschen könnte, vor allem musste es etwas sinnvolles sein. Im Hafen angekommen bezahlten die beiden die Leihgebühren in Höhe von 720 Goldmünzen, was Luso meckernd als Wucher bezeichnete.
Der Sergal verzog nur das Gesicht und meinte:"Hey, ich muss auch sehen wo ich bleibe!" Luso zog die Augenbrauen hoch, rollte dann nur mit den Augen und ging. Surasshu seufzte lächelnd und entschuldigte sich für Lusos Verhalten. Der Sergal lächelte dann etwas, schüttelte Surasshu die Hand und meinte, dass er sich über ein Wiedersehen freuen würde. „Surasshu, beeil dich! Wir sind spät dran!", rief Luso zu ihm.
So schnell die beiden dann konnten rannten sie zu dem Haus der Tigerdame. Aus der Puste klopften die beiden an der Tür und warteten dann auf sie. Als sie die Tür öffnete schaute sie die beiden an und fragte, ob sie die Seesterne hatten. Mit letzter Kraft hob Luso den Korb an und lies sie hineinschauen. „Oh, sind das viele! Ich danke euch beiden.", sagte sie glücklich. Dann stellte Surasshu eine Frage:"Könnten wir uns bei ihnen etwas ausruhen bevor wir nach Hause fahren?" Sie lies die beiden rein, wobei sie sich sofort auf das erste Möbelstück, was sie fanden warfen und einschliefen.
Stunden später wachten die beiden auf, bedankten sich bei ihrer Gastgeberin dafür, dass sie bei ihr schlafen konnten und wollten gerade gehen, als diese ihnen noch jedem von ihnen einen Beutel mit Goldmünzen in die Hand drückte. „Ihr wollt doch nicht ohne eure Bezahlung gehen oder?", fragte sie kichernd. Die beiden Jungen mussten lachen, denn sie hatten ihre Bezahlung völlig vergessen. Dankend nahmen die beiden Beutel an, verabschiedeten sich von ihr und gingen in Richtung Innenstadt.
Vorbei an riesigen Kaufhäusern, eindrucksvollen Häusern und dem Stadtpark erreichten die beiden das Gericht. Surasshu schaute hinauf und staunte. „Wer wohnt denn da drin?", fragte er neugierig. „Die Richter, zusammen mit sämtlichen Paladinen.", antwortete Luso. „Ich möchte es mal von innen sehen, geht das?", fragte Surasshu. „Soweit ich weis kann man sich das Erdgeschoss sowie den ersten Stock anschauen.", antwortete Luso und ging vor.
Sie betraten die riesige Eingangshalle und staunten erneut über die Mitglieder verschiedenster Rassen, die in weißen Gewändern durch die Halle gingen, sich unterhielten oder einfach nur dastanden und sich umsahen. Es waren auch nicht nur Paladine und andere Angestellte, die durch die Halle gingen, auch Zivilisten und Soldaten waren unterwegs. „Hier ist ja ´ne Menge los.", meinte Surasshu überrascht.
„Das ist hier immer so.", erwiderte Luso ihm. Da wurde Surasshu etwas neugierig, weshalb er Luso fragte, warum er so gut über alles Informiert sei. „Bevor ich dem Clan beitrat war ich schon seit knapp vier Jahren auf Reisen. Tja und auf dieser Reise machte ich viele Bekanntschaften, sammelte Informationen und erkundete die großen Städte des Landes, Herena mit eingeschlossen.", antwortete er.
„Man, dann hast du bestimmt schon eine Menge coole Orte gesehen oder?", fragte Surasshu hinterher, was Luso mit einem nicken beantwortete. „Aber lass uns jetzt noch ein wenig das Gericht angucken bevor wir nach Hause fahren." Zwei Stunden lang sahen sich die beiden das Gericht, sogar den ersten Stock an. Vorbei an Statuen, mit Trophäen gefüllte Glasvitrinen und dem wunderschönen Garten verliesen die beiden das Gericht und begaben sich zurück zum Bahnhof.
Sie setzten sich in den Zug und fuhren zurück nach CoralPort. „Herena ist echt eine tolle Stadt.", meinte Luso als sie aus dem Bahnhof fuhren. „Ja, sie ist aber nichts gegen CoralPort!", widersprach Surasshu ihm. „Und CoralPort ist nichts gegen Ilé!" Luso schaute Surasshu an und lachte. „Was ist so lustig?", fragte Surasshu ihn verwundert. „Ach, es ist nichts.", antwortete Luso.
Als sie am Abend den Bahnhof von CoralPort erreichten, gingen sie zu ihrem Clan. Dort angekommen gingen sie in die Gemeinschaftshalle, wo sie von allen freundlich empfangen wurden. Diese Freude wurde noch verstärkt, als Surasshu seinen Schatz aus der Tasche holte und ihn allen zeigte. „Ist das...ein..", fing Shadow den Satz an, den Hiita dann beendete:"Ein Drachenherz?"
Surasshu nickte. Sofort bracht ein noch lauteres jubeln aus, was Surasshu zuerst nicht verstand. Doch dann erklärte Luso es ihm:"Du hast damals zu mir gesagt, dass du unbedingt ein Drachenherz finden willst. Nun, das habe ich den anderen erzählt, wobei sie mir versprochen haben, dir nichts von unserem Clanziel zu erzählen." Surasshu war nun noch verwunderter.
„Was denn für ein Clanziel?", fragte er. „Das jeder von uns ein Drachenherz findet.", antwortete Wynn halblaut. „Jeder von euch will ein Drachenherz finden?", fragte Surasshu überrascht. „Ansonsten würde der Clan doch nicht Drachenherz heißen oder?", fragte Rockwell. „Wir sind alle hier weil jeder von uns ein Drachenherz finden will. Eines haben wir, fehlen nur noch siebzehn."
Surasshu begann zu weinen. Alle schauten ihn an und fragten, was los sei. „Egal, was ich mir von diesem Drachenherz wünschen würde, es könnte niemals so schön sein wie euch als meine Freunde zu haben.", antwortete er lachend. Die anderen lachten nur. „Jetzt hör auf zu weinen, Surasshu.", meinte Raio und klopfte ihm auf die Schulter. „Genau, ein Clanführer weint nicht!", fügte Lyra hinzu.
Surasshu wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, lächelte und meinte dann nur:"Ich hab nicht geweint...ich hatte nur was im Auge." Dem folgte ein gemeinsames Lachen aller, was Surasshu mit jeder Sekunde immer mehr erfreute. All seine Freunde hatten dasselbe Ziel wie er, nämlich ein Drachenherz zu finden um sich damit einen Wunsch zu erfüllen; Surasshu jedoch hatte bereits alles, er brauchte sich nichts mehr wünschen, was er zumindest dachte zu diesem Zeitpunkt.
Fortsetzung folgt.....