Die Welt des goldenen Mondes - Kapitel 17: Nur noch ein paar Tage!
#17 of Die Welt des goldenen Mondes - Band 1: Der Letzte der Lougarou
Hallo ihr Lieben!!!
Wie immer wünsche ich euch jetzt viel Spaß beim Lesen!
Viele liebe Grüße von eurem Meister Fuchs :3
Kapitel 17: Nur noch ein paar Tage! (endgültige Version vom 04.01.2015)
„Reiga hat dich ganz schön erwischt", stellte Rika fest, worauf Mara sich verwundert zu ihr umdrehte und fragte: „Wie meinst du das?" Rika ging mit der Wölfin etwas weiter weg und antwortete: „Sein Geruch. Er hat dich heiß gemacht oder? Ich konnte deinen Körper vor Erregung beben sehen." „Ja stimmt, du hast recht. Ich hatte es auch nicht erwartet, da er in der menschlichen Gestalt war. Ich dachte diese Gestalt hätte keine Wirkung auf uns, aber da hab ich mich wohl geirrt", entgegnete die Wölfin. „So was hab ich mir schon gedacht. Eines ist mir in der Zeit, die ich mit Reiga bisher zusammen war aber aufgefallen, egal ob Mensch, Wolfsmensch oder Wolf, sein Geruch ist immer derselbe, genauso wie die Wirkung, die er damit ausübt", erläuterte Rika.
Nach kurzen Überlegungen stimmte Mara ihr zu: „Das ist logisch eigentlich und auch nur natürlich." Rika fragte verwirrt: „Wieso natürlich?" „Hat dir das keine Wölfin erklärt? Deine Mutter oder deine Großmutter?", fragte Mara verwundert, doch Rika schaute traurig weg und erklärte: „Nein. Ich wurde in Gefangenschaft bei den Menschen geboren. Meine Mutter wurde nach meiner Geburt von ihnen getötet und mein Vater musste es mit ansehen. Wir konnten erst fliehen als ich sieben Monate alt war, das ist jetzt schon einige Zeit her und bisher bin ich noch keinem anderen Weibchen begegnet, außer dir und Nita heute."
Mara erwiderte betrübt: „Das tut mir leid für dich." „Ist schon okay. Jetzt kannst du es mir ja erklären oder?" „Ja gerne. Das ist wichtig und wird immer von Wölfin zu Wölfin weitergegeben schon seit Jahrhunderten. Hör gut zu", begann Mara und auf das Nicken von Rika fuhr sie fort: „Also zu unseren Aufgaben als Wölfinnen, gehört es vor allem darauf zu achten, dass die bestmöglichen Nachkommen gezeugt werden, damit unser Volk aufblühen und gedeihen kann. Um uns diese Aufgabe zu erleichtern, leiten unsere Instinkte unseren Körper und dadurch reagieren wir besonders auf die Männchen, die das beste Erbgut für unsere zukünftigen Welpen haben. Verlieben kannst du dich in jeden Wolf und auch die Lust kann durch diese Liebe entfacht werden. Durch unsere Instinkte aber, kann es passieren, dass allein der Geruch eines Männchens ausreicht, um uns zu erregen und willig für Welpen zu machen."
Rika ahnte etwas und Mara fügte noch hinzu: „Auch wenn der Lougarou meist in menschlicher Gestalt lebt, so ist er dennoch ein Wolf mit einer ganz unglaublichen Kraft. Egal ob weiblich oder männlich. Der Lougarou hat das beste Erbgut von allen. Seine enorme Stärke ist dabei nur eine von vielen Vorzügen, deswegen ist es nur natürlich, dass wir uns zu Meister Reiga hingezogen fühlen. Unsere Instinkte sagen uns mit verschiedenen körperlichen und geistigen Reaktionen, dass er der Richtige ist. Es ist dann logischerweise dementsprechend schwer ihm zu widerstehen, besonders bei so einem süßen Arsch."
Mara grinste Rika an, die kurz kicherte und entgegnete: „Ja stimmt. Ich danke dir, dass du mir das alles erklärt hast. Nun versteh ich es endlich." „Gerne", erwiderte die Wölfin lächelnd, woraufhin die Beiden wieder zu den Anderen gingen. Reiga kam gerade wieder am See an, als die zwei Wölfinnen durch das Gebüsch kamen. „Reiga. Du bist schon zurück?", fragte Thomas überrascht. „Ja wie du siehst", entgegnete der, legte dabei den Hirsch und die beiden Hasen auf den Boden neben seinen Rucksack und sprach dabei: „Thomas geh bitte etwas Holz holen und mach ein Feuer. Ich muss nochmal auf die Jagd. Kiba und die Anderen dürften gleich hier eintreffen. Bitte sag ihnen, dass keiner frisst bevor ich zurück bin. Die beiden Hasen essen wir." „Okay", kam von dem Jungen als Antwort.
„Wir werden selbst gehen. Ihr müsst nicht extra wegen uns nochmal jagen, Meister", erwiderte Arkady etwas vorsichtig. Reiga jedoch ignorierte ihn und streckte den Kopf in die Luft. „Bitte Meister, lasst uns selbst jagen gehen", erwiderte Arkady daraufhin und diesmal knurrte Reiga: „Sei doch mal ruhig! Ich muss mich konzentrieren." Der Wolf zuckte kurz zusammen, jedoch wegen des Schrecks und nicht aus Angst. Er schaute dem großen Wolfmenschen dabei zu wie er immer wieder die Luft ein und ausatmete und wie dessen Ohren sich leicht bewegten. Reiga konnte über Kilometer hinweg alles hören und seine Nase nahm auch den kleinsten Rest eines Geruches in der Luft war. Es dauerte dadurch natürlich nicht lange bis er einen Hirsch in der Umgebung wahrnahm. Das Nächste was die Wölfe und Thomas sahen, war wie Reiga einfach über den 15 Meter breiten See sprang und daraufhin im Wald dahinter verschwand.
„Etwas das ihn auch ausmacht ist, dass er sehr dickköpfig und stur ist. Wenn er sich etwas vorgenommen hat, dann bringt ihn davon nichts ab", erklärte Rika Arkady, der darauf entgegnete: „Ja ist mir aufgefallen."
„Sie an. Das ist also die Überraschung, die Reiga erwähnt hatte", rief Kiba als er mit Maus am See ankam, worauf sie ihn bemerkten und Rika ihn natürlich gleich freudig begrüßte: „Da seid ihr ja! Wir haben schon auf euch gewartet." „Ja wir sind zurück - und wenn haben wir hier?", erkundigte sich Kiba neugierig. „Das ist Arkady. Er und sein Rudel wollen auch durch das Portal", antwortete sie, worauf Arkady ihn begrüßte: „Hallo. Freut mich euch kennen zu lernen." Kurz darauf stellte der Leitwolf sein Rudel vor und sie machten sich alle miteinander bekannt. Das Gleiche folgte erneut, als Aris und Tiger einige Minuten später eintrafen. „Interessant. Wir haben schon lange keine anderen Wölfe mehr getroffen", stellte Tiger dabei fest. „Ja wir auch nicht", entgegnete Fellnan. Maus sah sich verwundert um und fragte: „Wo ist denn Reiga?" Erst jetzt fiel es auch Kiba auf und Rika antwortete: „Der ist nochmal jagen gegangen. Ein Hirsch reicht nun mal nicht für uns alle." „Ich wollte mit meinem Rudel selbst jagen gehen, aber er hat es nicht zugelassen und ist gegangen", fügte Arkady hinzu.
Während sie auf die Rückkehr von Reiga warteten, machten die Wölfe es sich schon mal gemütlich und plauderten über allerlei Dinge. Kiba unterhielt sich mit Arkady und Mara, während Fellnan und Nita sich mit Maus und Rika unterhielten. Die Übrigen schliefen, wobei Thomas dabei war den Hasen das Fell abzuziehen.
„Erzählt mal. Wie ist es ihm Rudel des Lougarou zu sein?", fragte Nita neugierig und Rika versuchte ihr zu antworten: „Na ja, das ist schwer zu beschreiben. Er ist nicht nur einfach ein Leitwolf, manchmal hab ich das Gefühl, dass er sich mehr Sorgen um uns macht, als um irgendetwas anderes sonst. Er beschützt uns mit allem was er hat. Ihm liegt unser Wohl an aller erster Stelle und er betrachtet uns nicht als seine Untergebenen, wie es manche Leidwölfe tun, sondern er sagt uns immer wieder wir währen seine Familie. Er kann zwar auch schnell böse werden, aber meistens richtet sich das nicht gegen einen von uns."
„Wirklich?", harkte Nita nach und auf das Nicken von Rika und Maus entgegnete sie: „Das ist toll. Ich wäre auch gerne in eurem Rudel." Nun stellte Fellnan eine Frage: „Beschreibt ihn mal. Wie ist Meister Reiga so?" Wieder musste Rika etwas überlegen um die richtigen Worte zu finden und antwortete schließlich: „Er ist sehr gutherzig, freundlich, sehr liebenswürdig, ehrlich, aufrichtig, intelligent und er hat, wie schon gesagt, einen starken Beschützerinstinkt. Man kann mit ihm über alles reden, denn er hört einem zu und versucht alles um zu helfen. Was er aber absolut nicht leiden kann ist, wenn man ihn anlügt. Das hatte ich dir ja schon mal gesagt Nita." Die Wölfin nickte ihr zustimmend zu.
Währenddessen fragte Kiba: „Was hältst du von Reiga bisher? Wie ist dein erster Eindruck von ihm?" „Wie soll ich das sagen nach den paar Minuten, die ich ihn bisher kennen gelernt habe. Also am Anfang hatte ich eine Scheißangst vor ihm, aber er hat mir auf eine sehr ungewöhnliche Weise klar gemacht, dass ich das gar nicht haben muss. Er hat eine reine Seele, die Reinste die ich je gesehen habe und er ist ein wirklich netter Kerl. Ich glaube er wird eine Menge weibliche und auch männliche Verehrer bekommen, wenn wir in den Mondhöhlen sind. Das hört sich sicher blöd für dich an oder?", fragte Arkady zum Schluss, doch Kiba antwortete grinsend: „Nein, das tut es nicht und was das mit den Verehrerinnen und so angeht, da bin ich mir sogar sicher, dass er die haben wird." „Was ich sehr bemerkenswert finde ist, dass er allein herausgefunden hat wie die Verwandlungen ausgelöst werden. Kein Lougarou konnte das bisher", fügte Arkady hinzu, worauf Kiba erwiderte: „Ja stimmt. Er ist schon sehr erstaunlich."
Die Wölfe unterhielten sich weiter und in der Zwischenzeit war Reiga damit beschäftigt einen Hirsch zu verfolgen. „Ich komme immer näher - gleich hab ich ihn - nur noch etwa zwei Kilometer - und - da ist er! Hab dich!", rief Reiga stolz, als er das Tier mit seinem Gewicht zu Boden drückte, es keine Sekunde später durch einen gezielten Biss tötete und sich den Hirsch danach über die Schulter legte.
Auf zwei Beinen zu rennen dauerte zwar etwas länger, aber er musste den Hirsch schließlich festhalten damit er nicht runterrutschte. „Wo bleibt der nur?", rief Rika mit knurrendem Magen ihren Vater zu, der darauf antwortete: „Keine Ahnung. Er ist bestimmt bald da." „Och man, Thomas - hat er wenigstens gesagt warum wir mit dem Fressen warten sollen?", fragte die Wölfin genervt. „Nein hat er nicht. Er hat nur gesagt, dass ihr warten sollt bis er zurück ist", entgegnete der Junge, drehte sich wieder um und schaute weiter ins Feuer. Noch genervter knurrte Rika: „Wenn ich Reiga in die Pfoten bekomme, dann lernt der die Wut einer hungrigen Wölfin kennen."
Arkady schaute ganz erstaunt über diese Worte zu Kiba und sagte: „Das ist mir vorhin schon aufgefallen. Sie spricht ihn nicht mit seinem Titel an und jetzt droht sie ihm sogar. Egal ob abwesend oder nicht, das ist ganzschön respektlos. Bei dem Menschen verstehe ich es ja noch, aber eine Wölfin sollte wissen, was Rangordnung bedeutet und wie sie sich gegenüber einem Meister zu verhalten hat. Wird sie von ihm nicht dafür bestraft?"
Kiba lachte kurz und antwortete: „Nein niemals. Reiga würde keinen von uns wegen so was, wie er es selbst sagt, bedeutungsloses bestrafen. Er ist nicht so. Nur wenn jemand etwas wirklich Dummes, Gefährliches oder etwas sehr Schlimmes macht, dann ja. Im Allgemeinen aber, lässt er uns ziemlich viele Freiheiten und besteht immer darauf, dass wir ihn nicht als Leitwolf, sondern als Freund und Familienmitglied sehen. Außerdem weiß Rika, genauso wie jeder andere von uns was Rangordnung ist, aber Reiga hat uns von Anfang an eindeutig klar gemacht, dass er von seinem Rudel nicht mit diesem Titel angesprochen werden will. Sicher, es ist ungewöhnlich, aber er selbst besteht darauf, dass wir mit ihm so umgehen wie mit einem gewöhnlichen Wolf." „Ja ich verstehe was du meinst, aber dennoch solltet ihr ihm ein gewisses Maß an Respekt entgegenbringen und es auch zeigen", erwiderte Arkady.
Natürlich waren die Anderen bereits auf das Gespräch aufmerksam geworden und hörten mit zu. Kiba wiederum entgegnete: „Ja das weiß ich auch und wir respektieren ihn genauso wie du und dein Rudel. Nur will er nicht, dass wir es so direkt zeigen. Er weiß, dass wir ihn respektieren und das reicht ihm. Natürlich folgen wir seinen Befehlen und keiner würde Widerworte geben, wenn er nicht gefragt wird. Wir greifen ihn auch nicht an, beleidigen oder bedrohen ihn ernsthaft.
Er sieht die Dinge nun mal anders als wir was Rangordnung und so angeht. Er will einfach nicht, dass wir ihn als Meister betrachten und vor ihm kriechen, den Schweif einklemmen und vor Angst winseln. Auch das förmliche Reden oder das ständige Fragen nach einer Erlaubnis, dass alles will er von seinem Rudel nicht hören." Arkady versuchte ihm zu widersprechen: „Ja aber...", doch Kiba fiel ihm natürlich gleich ins Wort und konterte: „Nix aber! Er will es nicht und fertig."
„Na ja. Ich kann euch zu nichts zwingen und wenn er es wirklich nicht will, dann ist es mir auch egal. Allerdings solltet ihr vorsichtig sein, denn wenn wir durch das Portal gegangen sind, gilt dennoch die Rangordnung für alle anderen Wölfe und wenn ihr ausversehen dem falschen Wolf respektlos gegenübertretet, kann das schnell schmerzhaft werden", warnte Arkady ihn.
„Danke, aber bevor Reiga das Rudel übernommen hat, war ich der Leitwolf und ich war bei weitem nicht so nachsichtig wie er. Ich habe ihnen die Rangordnung und alle Gesetze sehr genau beigebracht, denn ich war bereits in den Mondhöhlen und weiß wie es dort zugeht", erwiderte Kiba, worauf Arkady grinsend konterte: „Na dann brauch ich mir ja keine Sorgen um eure Hintern machen." Auch Kiba grinste kurz und antwortete: „Nein brauchst du nicht."
Langsam aber sicher ging die Sonne unter und das Abendrot erfüllte den Wald. Ein Windstoß wehte durch das Lager der Wölfe, löschte beinahe das Feuer und kurz darauf kam Reiga aus dem Wald gegenüber vom See. „Der Wind hat nicht gelogen. Da kommt Meister Reiga!", rief Nita fröhlich, nachdem sie ihn am anderen Ufer des Sees entdeckt hatte. Sie hatte ihn schon im Wind gewittert, wollte aber nichts sagen, da sie sich nicht sicher war. Mit einem eleganten Sprung überflog der Wolfsmensch mit dem Hirsch auf den Schultern den See und landete locker in Mitten der schweifwedelnden Fellknäule. „Sehr schön. Wie ich sehe hab ihr wirklich gewartet, das freut mich", sprach Reiga, als er die unberührte Beute von Kiba und Maus sah. „Ja natürlich. Nur eine Frage hab ich. Warum sollten wir warten?", entgegnete Kiba direkt.
Reiga legte den zweiten Hirsch ein paar Meter weiter weg auf den Boden, ging zurück und holte den Anderen auch, danach antwortete er: „Ganz einfach. Ihr habt Hunger - aber Arkady und sein Rudel, die haben auch Hunger. Es wäre doch wirklich unfair und unfreundlich gewesen, wenn ihr gefressen hättet und sie noch hätten warten und dabei zusehen müssen oder?" „Ja schon...", erwiderte Kiba, worauf Reiga entgegnete: „Na also. Deswegen wollte ich, dass ihr wartet. So können wir alle gemeinsam fressen und keiner muss warten und zusehen." „Du hast mal wieder Recht, Reiga.", stimmte Rika ihm zu. Der nickte nur mit einem Lächeln.
„Können wir jetzt fressen?", fragte der kleine Maus schon ganz nervös, doch Reiga antwortete: „Wartet noch kurz. Ihr könnt gleich." Die Wölfe schauten verwundert Reiga dabei zu wie er versuchte neben einem Baum zu graben. „Was machst du da?", fragte Rika, aber Reiga knurrte nur: „Ach verdammt. In dieser Gestalt kann ich nicht graben. Diese felligen Hände sind dafür nicht zu gebrauchen."
Reiga entspannte sich und begann sich wieder zurück zu verwandeln. In menschlicher Gestalt stand er nun neben dem Baum, immer noch nackt und Maras Verstand wurde auch diesmal wieder von seinem Duft vernebelt. „Was hast du eigentlich vor Reiga?", fragte Aris verwirrt, doch er antwortete nicht, sondern konzentrierte sich auf etwas anderes. Die Wölfe konnten es nicht glauben, als sich Reiga plötzlich anfing erneut zu verwandeln. „Ihr habt euch doch grade erst wieder zurück verwandelt, Meister?", rief Nita verwirrt und als Reiga kurz darauf als riesiger Wolf neben dem Baum stand, begriff sie es. „Es ist also wirklich wahr. Der Lougarou ist wirklich viel größer als wir", stellte Lenos fest und starrte dabei Reiga weiter an. „Wahnsinn und ich dachte der Wolfsmensch wäre schon beeindruckend", murmelte Arkady erstaunt vor sich hin.
„So - jetzt muss es gehen", knurrte Reiga und fing an zu graben. Die Wölfe schauten ihm irritiert dabei zu, wie er ein Loch grub, wo locker die zwei Hirsche drin Platz hatten. Mit einem kräftigen Sprung kam er aus dem Loch wieder heraus geschossen und landete auf seinen verdreckten Pfoten. „Da wir hier ja noch ein paar Tage verbringen werden will ich, dass ihr die Reste der Hirsche wie zum Beispiel Knochen, Eingeweide und halt alles was ihr nicht fresst, hier in das Loch werft." „Warum?", fragten Rika, Maus, Nita und Lenos gleichzeitig. „Ich gehe mal davon aus, dass ihr die Beute erlegt, sie fresst, die Reste einfach liegen last und weiterzieht, richtig?"
Thomas konnte sich schon denken, worauf das hinauslief und nach dem zögerlichen Nicken der ganzen Wölfe, erklärte Reiga: „Und genau deswegen ist es kein Wunder warum ihr das nicht versteht. Es ist nicht besonders schlimm keine Angst, aber ihr wisst dadurch nicht was mit den Resten der Tiere passiert. Sie verwesen und faulen nämlich. Wenn wir die Knochen und Fleischreste hier einfach rumliegen lassen, dann wird es in den nächsten Tagen gewaltig anfangen zu stinken und das will ich vermeiden. Außerdem empfinde ich es als respektlos, die zerfleischten Tierreste hier einfach rumliegen zulassen. Ich bin mir sicher ihr seid dem Tier dankbar dafür, dass es für euch sein Leben lassen musste und ich finde als Zeichen des Respekts und der Dankbarkeit ist es nicht zu viel verlangt die Gebeine zu begraben. Das ist zumindest meine Meinung. Ich kann mir vorstellen, dass ihr Wölfe darüber anders denkt oder dass es euch vielleicht sogar egal ist, aber dennoch BITTE ich euch heute mal darum."
Es dauerte einen Augenblick bis die Wölfe es verarbeitet hatten. „Ach deswegen hast du immer die Reste der Tiere vergraben, die du gegessen hattest", erwiderte Maus. Reiga nickte ihm zustimmend zu, wartete jedoch nicht mehr auf eine Antwort der Anderen, sondern ging zu seinem Rucksack wo auch seine Klamotten lagen und verwandelte sich wieder zurück. Während er sich anzog, schaute er rüber zu den Hirschen und wunderte sich, dass noch keiner am Fressen war. „Was ist los? Habt ihr jetzt keinen Hunger mehr?", fragte er die Wölfe. Kiba kam langsam zu ihm und antwortete: „Du hast noch nicht gesagt, dass sie fressen dürfen Leitwolf." „Ach her je, ihr braucht doch nicht jedes Mal erst auf meine Erlaubnis zu warten", entgegnete er und da sie immer noch nicht anfingen, rief er: „Na los doch, ihr könnt fressen!"
Wie aufs Stichwort überfielen die Wölfe die beiden Hirsche und es dauerte nicht lange, da konnte man diese nicht mehr als Hirsche erkennen. „Im Übrigen wollte ich dir noch sagen, dass sie verstanden haben was du meinst. Wir sind den Tieren dafür natürlich dankbar, dass sie unsere Bäuche mit ihrem Tod füllen und ich bin mir sicher, dass jeder deiner Bitte nachkommen wird", erwiderte Kiba noch und Reiga entgegnete: „Hab ich auch nicht anders erwartet und jetzt geh was fressen. Ich kann deinen Magen knurren hören und die Anderen sahen alle so hungrig aus, dass bestimmt gleich nichts mehr für dich übrig ist." Nach einem kurzen Nicken rannte Kiba zu den Hirschen und begann sich ebenfalls den Bauch vollzufressen.
„Ich sehe du hast die Hasen bereits übers Feuer gehängt. Sehr gut. Danke", sprach Reiga zu Thomas und setzte sich dabei neben ihn ans Feuer. „Was glaubst du erwartete uns im Reich der Wölfe?", fragte Thomas etwas betrübt. Reiga brauchte einen Augenblick um zu antworteten, entgegnete aber: „Keine Ahnung. Was das angeht, lass ich mich überraschen. Warum? Was stellst du dir denn vor?" „Na ja, je mehr ich mir versuche den Ort vorzustellen, desto mehr Fragen kommen mir in den Sinn", entgegnete der Junge ohne dabei den Blick ins Feuer zu unterbrechen. Jetzt wurde Reiga etwas neugierig und fragte deswegen: „Was für Fragen denn?"
Thomas schaute kurz zu den Wölfen, wovon es sich ein Paar bereits mit einem Stück Fleisch gemütlich gemacht hatten und antwortete: „Na zum Beispiel hat Kiba doch gesagt, dass ihr Reich im Inneren der Erde ist und da frag ich mich wie das sein kann. Es müsste sich ja dann wohl um so eine Art unterirdische Höhle handeln oder? Ich frag mich woher nehmen sie Licht? Haben sie vielleicht einen unterirdischen Fluss oder See wo sie trinken und wo bekommen sie Nahrung her, wenn das Portal sich nur bei Vollmondnacht öffnet? Ob du es glaubst oder nicht, aber was mich auch interessiert ist, wenn sich das Portal ja nur einmal im Monat öffnet, wo haben sie dann ihre Toilette. Es wird ja wohl kaum irgendwo ein extra Raum geben, wo sie alle hinmachen, dann müsste es doch da unten extrem schlechte Luft geben und vor allem sollen da doch auch echt viele Wölfe leben. Ich weiß nicht was du dir vorstellst, aber ich finde das hört sich nach viel Scheiße an, die sich in saubere Luft auflösen müsste."
Reiga fing an zu lachen, da er sehr amüsiert war von Thomas Wortwahl und erwiderte kurz darauf: „Mach dir nicht so viele Gedanken da drüber. Wir werden es noch früh genug herausfinden und außerdem glaube ich, dass dort viele solcher Probleme mit Magie gelöst wurden. Ich bin mir sicher, dass wenn sie so etwas wie den Lougarou erschaffen konnten, dann werden sie auch etwas Licht in einer Höhle machen können oder?" In dem Gesicht des Jungen legte sich ein Lächeln und kurz darauf antwortete er: „Ja bestimmt."
Nachdem die Beiden gegessen hatten, warfen sie die Reste ins Loch und setzten sich wieder vors Feuer. „Lust auf einen kleinen Nachtisch?", fragte Reiga plötzlich und holte dabei einen Beutel Rocky-Mountain-Marshmellows aus seinem Rucksack. Thomas freute sich wie ein kleines Kind im Süßwarenladen. „Wow super! Ich liebe Marshmellows!!! Ich hol uns zwei Stöcke!", rief er und lief dabei schon eilig in den Wald. Kiba trank kurz etwas am See und legte sich mit vollem Bauch neben Reiga hin. ,,Na - biste satt?", fragte der und streichelte dem Wolf dabei über den Kopf. Kiba jedoch antwortete nicht mit Worten, sondern nur mit einem langen und zufriedenen Murren. „Ich nehme das jetzt einfach mal als ein Ja", entgegnete Reiga daraufhin lachend und kraulte Kiba den vollgefressenen Bauch.
Wenige Augenblicke später war der auch schon eingeschlafen und Thomas kam voller Vorfreude auf die überm Feuer gerösteten Marshmellows, die es gleich geben würde, lächelnd zurück. Da auch die Anderen alle mit dem Fressen fertig waren und alle Reste ins Loch geworfen hatten, schüttete Reiga es schnell noch zu, bevor auch er sich einen der Marshmellows an seinen Stock steckte und diesen übers Feuer hielt. „Früher war ich oft mit meinem Vater zelten. Wir haben jeden Abend Marshmellows gefuttert bis uns schlecht wurde. Es hat immer so viel Spaß mit ihm gemacht", murmelte Thomas etwas betrübt.
Reiga sah den traurigen Jungen an und antwortete: „Du vermisst ihn sicher sehr." Thomas nickte nur und war kurz davor zu weinen, da sagte Reiga: „Schließ mal deine Augen. Was siehst du?" Der Junge tat es und antwortete: ,,Ich sehe meinen Vater und mich. Wir sitzen am Feuer und lachen, weil sein Marshmellow schon wieder verbrannt ist." „Was fühlst du dabei?", fragte Reiga erneut mit sanfter Stimme und Thomas antwortete nach einem Augenblick: „Ich fühle mich geborgen. Die Wärme des Feuers wird nur von seiner Liebe zu mir übertrumpft. Ich kann sie fühlen. Es ist schön und mir wird ganz warm ums Herz."
Reiga grinste kurz und entgegnete: ,,Na also. Solange du diese Gefühle in deinem Herzen und ihn immer in Erinnerung behältst, wird er auch immer bei dir sein. Die Liebe kann jede Grenze durchbrechen, sogar die, die wir uns nicht einmal vorstellen können." Ein Lächeln durchzog das Gesicht des Jungen, kurz daraufhin öffnete er wieder die Augen und entgegnete: ,,Danke." Reiga stopfte sich schnell den warmen und leicht braunen Marshmellow in den Mund, schluckte die klebrig süße Pampe und erwiderte: „Bitte, aber ich habe dich nur an etwas erinnert, was dein Herz schon wusste." Auch Thomas steckte sich den warmen Marshmellow von seinem Stock in den Mund und genoss den Geschmack des flüssig gewordenen süßen Inneren.
Die Zwei futterten noch den ganzen Beutel, während sie sich über verschiedene Dinge unterhielten, sich Witze und Geschichten erzählten und von Herzen lachten. An diesem Abend hatte Thomas das erste Mal, seit dem Tod seiner Eltern, wieder das Gefühl ihnen nahe zu sein und das genoss er in vollen Zügen.
(c) by Meister Fuchs (Micki the Fox)