Die Welt des goldenen Mondes - Kapitel 15: Im Schlaf in die Ewigkeit
#15 of Die Welt des goldenen Mondes - Band 1: Der Letzte der Lougarou
Hallo ihr Lieben!!!
Wie immer wünsche ich euch jetzt viel Spaß beim Lesen!
Viele liebe Grüße von eurem Meister Fuchs :3
Kapitel 15: Im Schlaf in die Ewigkeit (endgültige Version vom 04.02.2015)
„Komm schon Reiga! Es muss doch etwas geben was wir tun können!", rief Thomas schon weinend und streichelte dabei Aris über den Kopf. Dieser überlegte und überlegte. Immer wieder ging er alle Medikamente durch, die er dabei hatte, doch keines davon half wirklich. Er ging zum Auto und schnitt dem Hirsch ein kleines Stück Fleisch ab, versteckte darin zwei Tabletten und benässte es nochmal mit dem Blut des Hirsches. „Aris wach auf! Du musst das hier fressen, dann wird es dir bald besser gehen!" Langsam öffnete der Wolf sein Maul und schluckte das Fleisch, dass Reiga ihm hinein gelegt hatte.
Reiga ging daraufhin einige Meter von Aris weg und winkte Wolfgang und Thomas zu sich. „Was waren das für Tabletten?", fragte der alte Mann kurz darauf und Reiga antwortete: „Das waren starke Schmerzmittel. So hat er zumindest keine Schmerzen mehr." Wolfgang nickte und erwiderte: „Was ist mit den ganzen anderen Medikamenten, die du bei dir hast? Könnte davon nicht doch etwas vielleicht helfen?"
Doch Reiga schüttelte schweren Herzens den Kopf und antwortete mit tiefer Trauer in der Stimme: „Nein. Die sind alle in dem Fall völlig nutzlos. Das Einzige, was etwas helfen könnte sind die Fieberzäpfchen um seine Temperatur runter zu bekommen, aber das würde auch nicht viel nützen, weil das Gift nicht neutralisiert wird." „Ich habe noch meine Kreislauftropfen im Auto. Was ist damit?", fragte Wolfgang hoffnungsvoll, doch auch diesmal schüttelte Reiga den Kopf und antwortete: „Die würden sein Leiden auch nur um ein paar Minuten verlängern."
Reiga schaute zu Aris rüber, sah wie Maus ihm gerade über die Schnauze lecken wollte und schrie: „Maus lass das!!!" Der kleine Wolf zuckte zusammen und fing an zu winseln, als er sah, dass Reiga auf ihn zustürmte. Mit dem Schweif zwischen den Beinen, senkte er seinen Körper und schaute zu Reiga rauf.
Dieser holte ihn von Aris weg, kniete sich runter auf die Augenhöhe des kleinen Wolfes und erklärte ihm, während er ihn streichelte: ,,Entschuldige, dass ich dich angeschrien habe. Ich hab dir doch gesagt, dass Aris vergiftet wurde und es ist möglich, dass etwas Gift im Fell auf seinem Maul hängt. Wenn du ihn ableckst, kann es passieren, dass du auch vergiftet wirst und das darf auf keinen Fall geschehen."
Er streichelte dem kleinen Wolf nochmal über den Kopf, legte eine Hand auf seine Brust, die andere unter sein Hinterteil und hob ihn an. Nach ein paar Schritten, setzte Reiga ihn wieder auf der Ladefläche des Autos ab und sprach: „Bitte leg dich hin und schlaf etwas. Ich sag dir Bescheid, wenn sich etwas tut." Maus folgte natürlich dieser Bitte und bekam kurz darauf auch Gesellschaft von Tiger, der ebenfalls zum Schlafen verdonnert wurde.
„Reiga! Rika und Kiba kommen!", rief Thomas plötzlich, worauf der die beiden Wölfe auf dem Auto anschaute und befahl: „Ihr bleibt hier oben." Er stürmte nach vorn und nachdem er Kiba alles erklärt hatte, konterte der: „Dann müssen wir so schnell wie möglich zum See!" Der alte Mann fragte sofort: „Warum das jetzt?" Doch Kiba ignorierte ihn und sprach erneut: „Wir müssen zum See! Das Wasser hat dieselbe Wirkung wie der Vollmond!"
Reiga begriff sofort was Kiba meinte und fragte: „Wie weit ist es noch bis zum See Wolfgang?" Der überlegte kurz und antwortete: „Halbe bis dreiviertel Stunde." Reiga befahl sofort: „Alle sofort ins Auto! Wir dürfen keine Sekunde mehr verlieren. Rika du fährst vorne mit. Thomas ich brauch deine Hilfe hinten." Er ließ sich schnell noch das Medikament von Wolfgang geben und trug Aris langsam und vorsichtig zum Auto. Während Thomas Kibas Hintern auf die Ladefläche schob, sammelte Reiga schnell alle seine Sachen ein und half Thomas rauf. Wolfgang und Rika waren bereits vorne eingestiegen und als Reiga auch an Bord war, lies der alte Mann die Reifen quietschen.
Reiga suchte ein paar Sachen aus seinem Rucksack und wurde dabei von Thomas gefragt: „Was soll ich machen, Reiga?" „Weck Aris auf", bekam er von seinem Leitwolf als Antwort. Sofort krabbelte der Junge zu dem an der Rückwand liegenden Wolf, weckte diesen durch mehrmaliges Rufen und verkündete schließlich: „Er ist wach!" Reiga kam mit einer Wasserflasche und zwei Medikamentenschachteln näher und erklärte: „Form bitte mal mit deinen Händen eine Schale. Aris muss daraus etwas trinken können." Wie er es wollte, formte Thomas mit seinen beiden Händen eine Schale.
Reiga öffnete seine Wasserflasche und goss einen kleinen Schluck hinein. Dann holte er ein kleines Fläschchen aus einer der Schachteln und lies sechs Tropfen des bräunlichen Medikamentes in das Wasser in Thomas Hände fallen. Der Junge verzog das Gesicht, als er den ekelerregenden Geruch in die Nase bekam, worauf Reiga entgegnete: „Riecht gut oder?"
„Was ist das für ein Zeug?", fragte der Junge angewidert von dem Gestank, worauf der antwortete: „Das sind die Kreislauftropfen von deinem Großvater. Die werden uns etwas mehr Zeit verschaffen." Der Wolf legte sich die Pfote über die Schnauze, als Thomas ihm die stinkende Mischung vorhielt. „Na los! Du musst das alles austrinken, Aris. Bitte!", flehte Thomas, doch der Wolf weigerte sich weiter, worauf Reiga ihm etwas ins Ohr flüsterte: „Wenn du das nicht austrinkst, werde ich dich nie wieder kraulen."
Keine zwei Sekunden später, schleckte Aris die widerwärtige Flüssigkeit aus Thomas Hand auf. Durch den ekelerregenden Geruch und den abstoßenden Geschmack abgelenkt, bemerkte der Wolf jedoch auch nicht, wie Reiga ihm seinen Hintereingang befeuchtete und ihm kurz darauf etwas hinein schob. „Er hat alles ausgetrunken", sprach Thomas und schaute zu Reiga rüber, der eifrig alle Medikamente erneut immer und immer wieder durchging und dabei antwortete: „Okay, dann halt ihn jetzt wach. Er darf nicht wieder einschlafen." Der Junge setzte sich neben Aris und fragte ihn ständig nach irgendwelchen Sachen, um ihn am Reden und damit wachzuhalten.
Wolfgang zeigte inzwischen deutlich, dass er fahren konnte. Er nahm die Kurven schnell und sauber und jedes Mal, wenn er eine gerade Strecke vor sich hatte, brachte er den Motor auf Touren und holte alles aus ihm raus. „Was ist? Wie lange dauert es denn noch?", fragte Reiga ungeduldig nach vorne und da der alte Mann das Fenster offen hatte, konnte er so leicht entgegenrufen: „Wir sind fast da. Der Wald hier ist schon Teil des Naturschutzgebietes. Es ist nicht mehr weit!"
„Ja stimmt. Ich kenne das Gebiet hier. Wir wären aber schneller da, wenn wir hier durch den Wald rennen würden, anstatt außen rum zu fahren!", stellte Kiba fest, worauf Reiga in fragend ansah. „Reiga!!! Aris ist bewusstlos geworden!!!", schrie Thomas voller Entsetzen, worauf der sofort nach dem Wolf schaute und rief: „Verdammt!!! Seine Atmung wird schwächer. Er hält nicht mehr lange durch. Wolfgang sofort anhalten!!!"
Der Alte ging sofort auf die Eisen und brachte das Auto zum Stehen, wobei Thomas und Kiba, Maus und Tiger etwas nach vorn gerutscht waren. Reiga packte sich Aris und legte ihn über seine Schulter. Ein Blick zu Kiba und schon waren die Beiden vom Auto gesprungen und rannten durch den Wald. „Auf Opa! Gib GAS!!!", rief Thomas nach vorne, worauf sich das Auto wieder in Bewegung setzte.
Wie vom Teufel persönlich verfolgt, so rannten die Beiden durch den Wald und immer wieder versuchte Reiga den Wolf auf seinen Schultern wach zubekommen. „Komm schon mein Kleiner!!! Tu uns das bitte nicht an und wach auf!!!", flehte er schon und rannte dabei Kiba weiter hinterher. „Da vorne ist der See!", rief Kiba hechelnd. „Ja, ich sehe ihn!", erwiderte Reiga und gab daraufhin nochmal alles. Er überholte den erstaunten Kiba mit Leichtigkeit, sprang wie wild über Steine, Äste und über einen kleinen Bach und kam kurz darauf am See an. Dieser lag unter einem kleinen Felsvorsprung und glitzerte etwas durch die Sonne. Schnell hatte Reiga den Wolf abgesetzt, neben das Ufer gelegt und versuchte ihn erneut wach zumachen.
Während Kiba winselnd neben ihm stand, drehte Reiga Aris auf den Rücken und legte dessen Kopf auf seinen Schoß. Mit beiden Händen öffnete er das Maul und schöpfte mit einer Hand Wasser hinein, während er mit der anderen den Hals massierte, um den Schluckreflex auszulösen. Kurz darauf kamen auch die Anderen angerannt und versammelten sich um Aris. „Komm schon Aris! Mach die Augen auf!!!", flehte Reiga und schöpfte weiter das Wasser in das Maul von Aris. Die Wölfe um ihn herum winselten und so langsam verloren sie die Hoffnung.
Reiga kamen die Tränen, als sein Herz von tiefster Trauer erfüllt wurde. Thomas konnte sich nicht zurückhalten und begann bereits zu weinen. Aris rührte sich noch immer nicht und so hörte Reiga schließlich auf, legte ihn wieder auf seine Seite und streichelte ihm mehrmals über den Kopf. „Wir sind zu spät - es tut mir so leid. Bitte verzeih mir", murmelte Reiga und gab Aris dabei einen Kuss auf die Stirn. Die Wölfe jaulten und winselten über den Verlust ihres lieben Freundes. Wolfgang kamen ebenfalls Tränen.
Reiga streichelte Aris weiter über den Kopf und wischte sich dabei die Tränen aus dem Gesicht. Thomas hatte sich bereits in den Armen seines Großvaters vergraben und schaute nochmal zu Aris. Er glaubte nicht was er da sah und mit Erstaunen rief er: „Seine Schweifspitze - sie bewegt sich!!!" Voller Hoffnung schauten alle auf den Schweif des Wolfes und als er sich - kurz erneut bewegte, rief Reiga: „Aris! Aris wach auf! Komm schon - bitte mach die Augen auf!"
Reiga kraulte ihm dabei sanft hinter den Ohren, doch der Wolf reagierte auch weiterhin nicht und gerade als die Hoffnung schon wieder fast erloschen war, öffnete Aris langsam die Augen und sagte leise: „Ich liebe es von dir da gekrault zu werden." Die Wölfe flippten total aus und kamen schweifwedelnd angerannt. Thomas und Wolfgang freuten sich und Reiga umarmte den noch etwas schwachen Wolf so fest er konnte und rief dabei: „Mach uns nie wieder so eine Angst!"
Es dauerte eine Weile bis sie sich wieder beruhigt hatten und Aris aufstehen konnte. Der Wolf trank erneut aus dem See und entgegnete: „Das war verdammt knapp. Eine Sekunde später und es wäre vorbei gewesen." Reiga nickte und wollte ihn gerade nochmal streicheln, da begann Aris plötzlich wieder zu würgen und spuckte kurz daraufhin zum Erstaunen aller, einen Schwall einer schwarzen Flüssigkeit aus. Diese landete auf dem Boden und löste sich sofort mit einem lauten Zischen in Rauch auf. „Das waren alle Gifte, die er im Körper hatte", stellte Kiba fest, jedoch würgte Aris immer noch. „Ihm scheint etwas im Hals zu stecken oder?", fragte Rika.
Reiga sah sich Aris kurz an, achtete dabei auf seinen Hals und bat den Wolf schließlich: ,,Stell bitte mal deinen Schweif auf." Weiter würgend, gehorchtet Aris und fragte sich was sein Leitwolf wohl vorhatte. „Was hast du vor Reiga?", fragte Kiba, doch der ignorierte ihn und kniete sich an Aris Seite. Der Wolf würgte immer weiter sich die Seele aus dem Leib, während Reiga nun eine Hand auf dessen Brust legte und mit der anderen ausholte. Kiba begriff und sprach: „Oh je. Das wird wehtun."
Mit voller Wucht traf Reigas flache Hand das Hinterteil von Aris, der dadurch jedoch nicht nach vorn flog, da die Hand auf seiner Brust ihn zurückhielt. Die Druckwelle, die bei dem Aufprall natürlich den Wolfskörper durchfuhr sorgte allerdings dafür, dass Aris mit zugekniffenen Augen einen kleinen metallischen Gegenstand ausspuckte. Dieser flog ein Stück weit und landete vor Wolfgangs Füßen, der ihn aufhob und dabei feststellte: „Hmmm - sieht aus wie ein Angelhaken. Daran hat bestimmt das vergiftete Fleisch gehangen, das der Dachs gefressen hat."
Reiga streichelte noch zweimal über das Sitzfleisch des Wolfes und erklärte Aris: „Das war dafür, dass du zu faul warst anständig zu jagen." Er griff sich das Maul des erstaunten Wolfes, schaute ihm tief in die Augen und fügte hinzu: „Und solltest du jemals wieder ein schlafendes Tier fressen, dann werde ich dir so kräftig in deinen kleinen Wolfshintern treten, dass du den Vollmond mit deiner Nasenspitze berührst. Hast du das verstanden?" Aris nickte mit weitaufgerissenen Augen, so gut es mit der Hand an seiner Schnauze ging, worauf Reiga sein Maul losließ und erwiderte: „Gut. Ich freue mich sehr, dass du noch lebst und bitte mach nie wieder so einen Misst." Daraufhin umarmte er den Wolf erneut und kraulte ihm dabei hinter den Ohren, was Aris zufrieden murren ließ.
Nachdem er ihn wieder losgelassen hatte, leckte Aris seinem Leitwolf über das Gesicht und sprach dabei: „Danke. Du hast mir das Leben gerettet, auch wenn ich mich jetzt die nächsten zwei Tage bestimmt nicht mehr hinsetzen kann." Reiga grinste und entgegnete: „Keine Angst. Du wirst es überleben." „Es ist schön, dass du noch bei uns bist!", rief Thomas und sein Großvater fügte ebenfalls hinzu: „Es ist sogar sehr schön. Allerdings hätte ich da eine Frage." Kiba schaute ihn grinsend an und entgegnete: „Du willst wissen warum er noch am Leben ist, richtig?"
Wolfgang nickte und auch die Wölfe schauten ihn fragend an, denn auch sie wussten es nicht. Kiba ging ans Ufer und trank etwas von dem Wasser, danach setzte er sich zu Reiga und während dieser ihn kraulte, fing der Wolf an zu erklären: „Wie ich bereits erzählt habe, hat Meisterin Luna, so hieß der erste Lougarou, diesen See verzaubert damit er sich, wenn er vom Licht des Vollmondes getroffen wird, in ein Portal verwandelt. Nun als sie das damals gemacht hatte, fiel ihr auf, dass wir Wölfe nur vom Vollmondlicht geheilt werden und dass dies nur einmal im Monat geschah. Sie entschied, dass das zu wenig war um uns wirklich eine Hilfe sein zu können, deswegen verlieh sie auch dem Wasser dieselben Heilkräfte wie sie der Vollmond besitzt."
Nun fuhr Reiga fort und ergänzte: „Als Kiba mir vorhin gesagt hatte, dass das Wasser dieselbe Wirkung wie der Vollmond hat, da war mir sofort klar was das bedeutete. Auch mich hat der Vollmond schon mal geheilt." Reiga streichelte Kiba über den Kopf und als dieser sich die Pfote über die Schnauze legte, fügte er dann hinzu: „In der Nacht hatte Kiba mir den Arm gebrochen und kurz darauf hab ich mich zum ersten Mal angefangen zu verwandeln."
„In der Nacht bist du auch uns zum ersten Mal begegnet oder?", fragte Maus schweifwedelnd, worauf Reiga ihm nickend zustimmte. „Soll das bedeuten das Wasser dieses Sees heilt alle eure Wunden und Krankheiten genauso wie der Vollmond auch?", harkte der alte Mann nochmal nach. Kiba nickte und fügte jedoch hinzu: „Ja stimmt, aber es ist nicht nur dieser See. Die Portalteiche mit dem heilenden Wasser gibt es überall auf der Welt. Es sind Hunderte vielleicht sogar Tausende überall verstreut." „Obwohl ich so viel über euch weiß, wovon die meisten Menschen nicht mal träumen würden, erstaunt ihr mich doch immer wieder", stellte Wolfgang lachend fest.
„Nach der ganzen Aufregung hab ich einen riesen Hunger. Wie sieht es mit euch aus?", fragte Reiga in die Runde, worauf dann die ganze Rasselbande zustimmte und so beschloss Reiga: „Na dann nehmen wir uns endlich den Hirsch vor." Schweifwedelnd freuten sich die Wölfe auf das bevorstehende Festmahl und so machte Reiga sich zusammen mit Wolfgang auf den Weg zum Auto.
Gerade als Reiga weg war, ging Aris erneut zum Ufer und trank wieder etwas von dem Wasser, um die Schmerzen an seinem Hinterteil loszuwerden. Auch Rika, Maus und Tiger tranken ein bisschen davon und fühlten sich danach wie neu geboren. Thomas ging zum Wasser, doch Kiba wandte vorher etwas ein: „Für einen Menschen ist das normales Wasser, aber ich weiß nicht wie du darauf reagieren wirst." Der Junge grinste und entgegnete: „Na dann finden wir es doch einfach heraus." Er trank das Wasser aus seiner Hand, jedoch fühlte er nichts Besonderes und antwortete auf den fragenden Blick: „Hmmm - anscheinend bewirkt es bei mir auch nichts." „Sieht so aus", entgegnete Kiba.
Während die Wölfe es sich gemütlich machten, baute Thomas schon mal den Kreis aus Steinen und türmte darin etwas Holz auf. Reiga kam mit dem Hirsch auf den Schultern schon kurze Zeit später zurück und Wolfgang hatte die beiden Rucksäcke dabei.
Die Sonne begann bereits unterzugehen, deshalb stellte der Alte die Rucksäcke ab und verabschiedete sich von Reiga, den Wölfen und zum Schluss von Thomas: „Mach mir keine Schande. Sei brav und hör auf das was Reiga dir sagt. Ich weiß, dass ich dich in gute Hände beziehungsweise in gute Pfoten gebe, aber trotzdem wünsch ich dir alles Gute und bitte pass auf dich auf." Er umarmte seinen Enkel, worauf der erwiderte: „Ja Opa. Mir wird schon nichts passieren, denn immerhin passt der Lougarou auf mich auf." Der alte Mann nickte mit einem Lächeln und ging nochmal zu Reiga, gab ihm einen Brief und sagte: „Bitte gib diesen Brief meiner Großmutter Elesmera, wenn du sie siehst und sag ihr, dass wir sie gern bei uns gehabt hätten." Reiga nickte nur und daraufhin lief Wolfgang winkend in Richtung Auto.
Während Thomas dann das Feuer in Gang brachte, löste Reiga dem Hirsch eine der Hinterläufe aus und überließ dann den Wölfen den Rest, die natürlich sofort damit begannen ihn zu zerreißen und zu fressen. „Also in einem Punkt bin ich mir sicher!", rief Thomas und fügte auf den fragenden Blick von Reiga hinzu: „Ich werde bei euch keine Probleme wegen meiner Tischmanieren haben!" Reiga lachte und erwiderte: „Nein wahrscheinlich nicht." Er hatte schnell das Fleisch von den Knochen und in kleinere Portionen geschnitten und hängte diese dann über das Feuer.
Die Sonne war bereits lange untergegangen, als die Zwei endlich essen konnten und verbrachten danach noch etwas Zeit mit reden und kraulen. „Reiga?", fragte Thomas schließlich, worauf der nur mit einem: ,,Hm?", reagierte. Die Zwei saßen nebeneinander vorm Feuer und Thomas fragte daraufhin: „Macht es dir wirklich nichts aus, dass ich hier bei dir bin und du auf mich aufpassen musst?" Er schaute überrascht zu Thomas rüber und sah wie dieser etwas traurig ins Feuer schaute. Er legte einen Arm um den Jungen, zog ihn etwas an sich heran und antwortete: „Nein natürlich nicht. Du gehörst jetzt zum Rudel, damit auch zu unserer Familie. Außerdem bin ich jetzt wenigstens nicht mehr der einzige Zweibeiner unter den ganzen Fellträgern hier.
Thomas grinste etwas und flüsterte kaum hörbar: „Danke." „Schon gut. Ich glaube wir sollten es den Anderen jetzt nachmachen und auch schlafen gehen. Es ist schon spät genug und außerdem wolltest du doch ab morgen wieder in die Schule gehen." Thomas fragte verwirrt: „Wie Schule?"
Reiga legte sich hin, benutzte dabei Kibas Hinterteil als Kopfkissen und antwortete: „Du wolltest von Kiba unterrichtet werden, schon vergessen?"
„Ach ja. Ich erinnere mich", entgegnete Thomas und kurz darauf dachte er sich: „Jetzt bin ich schon mit einem Rudel Wölfe unterwegs und muss dafür jetzt in eine Welpenschule. Ich komm mir vor, als wäre ich von der Hauptschule in den Kindergarten zurückgestuft worden." Er nahm sich seinen Rucksack und legte sich ebenfalls hin.
Mitten in der Nacht, wachte Reiga durch einige Geräusche auf und sah, dass Thomas vor dem Feuer saß. „Was ist los? Kannst du nicht schlafen?" Der Junge zog die Nase hoch, wischte sich mit dem Ärmel seines Pullovers über das Gesicht und antwortete: „Nein, das ist es nicht. Entschuldige, dass ich dich geweckt habe." Reiga war sofort hellwach und fragte erneut: „Was ist los? Warum weinst du?" Er setzte sich neben den Jungen und streichelte ihm mit der Hand über den Rücken. Sofort legte Thomas seinen Kopf an Reigas Schulter und fing erneut an zu weinen.
Nachdem er sich kurz in den Armen seines Leitwolfes ausgeweint hatte, antwortete er: „Mein Opa ist tot. Er ist eben im Schlaf gestorben. Ich konnte es ganz deutlich spüren." Reiga war geschockt, hatte es aber auch irgendwie erwartet, da Wolfgang es ihm ja schon selbst voraus gesagt hatte, dass es bald soweit sein würde. Er hielt den Jungen feste im Arm und versuchte ihn zu trösten.
Thomas beruhigte sich langsam wieder und sprach leise: „Jetzt bin ich ganz allein. Meine Eltern sind tot und nun auch noch mein Großvater." Doch Reiga entgegnete: „Du bist nicht allein, denn ich bin bei dir." „Und ich", stimmte Rika mit ein und setzte sich neben Thomas, der sie daraufhin in den Arm nahm und sagte: „Ich danke euch sosehr dafür. Ich liebe dich, Rika." Die Wölfin leckte ihm noch einige Tränen aus dem Gesicht und erwiderte dann: „Ich liebe dich auch, kleiner Welpe."
(c) by Meister Fuchs (Micki the Fox)