Die Welt des goldenen Mondes - Kapitel 6: Das schwarze Fell
#6 of Die Welt des goldenen Mondes - Band 1: Der Letzte der Lougarou
Hallo ihr Lieben!!!
Wie immer wünsche ich euch jetzt viel Spaß beim Lesen!
Viele liebe Grüße von eurem Meister-Fuchs :3
Kapitel 6: Das schwarze Fell (endgültige Version vom 04.02.2015)
Bis in die Nacht hinein liefen die Sechs durch den Wald. Reiga trug den verletzten Tiger auch weiterhin noch, doch plötzlich sprach der Wolf: „Reiga, bitte lass mich kurz mal runter." Seiner Bitte entgegenkommend ließ der ihn runter und sah daraufhin wie Tiger im Gebüsch verschwand. Während sie auf ihn warteten, fragte Reiga die Anderen: „Wenn ihr wollt, können wir für heute Nacht hier bleiben und morgen weiter gehen?" Die vier übrigen Wölfe schauten zu Reiga und nickten nur kurz.
Er ergriff wieder das Wort und gab diesmal genaue Anweisungen: „Ich gehe mal davon aus, dass ihr alle Hunger habt. Kiba, Rika und Aris. Ihr drei geht jagen, beschafft für euch fünf was zu fressen. Mir braucht ihr nichts mitzubringen und denkt dran was ich euch über die Hochsitze, an denen wir vorhin vorbei gelaufen sind, gesagt habe. Haltet euch von den Dingern fern und passt auf, es könnten hier Jäger unterwegs sein. Wenn ihr einem begegnet, dann rennt durch ein Gebüsch oder zwischen Bäumen hindurch weg. So haben sie es schwerer euch mit dem Gewehr zu treffen. Okay - dann los." Mit einem gemeinsamen: „Jawohl", machten die Drei sich auf die Jagd und verschwanden im Wald.
„Und was soll ich machen Reiga?", erkundigte sich der Jüngste des Rudels, woraufhin Reiga sich zu ihm umdrehte und antwortete: „Du mein lieber Maus, kannst mir helfen indem du für mich Holz sammelst. Alle Äste, Zweige und Stöcke, die du hier in der Umgebung findest, sammelst du bitte ein und bringst sie mir hierher. Ich brauche sie um ein Feuer machen zu können. Okay?" Maus grinste und entgegnete mit einem freudigen: „Jawohl." Reiga streichelte ihm kurz noch über den Rücken, als der kleine Wolf sich davon machte und rief ihm noch hinterher: „Na dann los!" Er grinste und murmelte dabei vor sich hin: „Man könnte denken, jemand hätte ein zehn Jahre altes Kind in ein Fellmantel gesteckt."
Reiga ging zu seinem Rucksack und bemerkte, dass Tiger noch nicht zurück war. Er lief zu der Stelle, wo er ins Gebüsch verschwunden war und rief: „Tiger? Alles in Ordnung?" Der kam kurz darauf schon aus dem Gebüsch zurück gehumpelt und antwortete: „Ja alles bestens. Das Bein tut noch weh, aber sonst geht es mir gut." Reiga erwiderte darauf: „Ja ich werde es mir gleich mal anschauen. Ich mach nur vorher noch schnell das Feuer an, damit ich es besser sehen kann."
Er holte schnell ein paar Steine, legte damit einen Kreis und baute darin mit den Ästen, die Maus schon gebracht hatte ein Zelt. Mit dem Feuerzeug und etwas Spiritus, war es auch schon nach wenigen Minuten an und brannte gut und hell genug. Reiga zeigte mit dem Finger auf den Boden vor sich und forderte: „Komm bitte und leg dich mal hier hin, Tiger." Der Wolf kam auch schon kurz daraufhin an gehumpelt und legte sich auf die Seite.
Reiga sah sich das Bein an und fing an es vorsichtig abzutasten. Tiger jaulte kurz auf, woraufhin sich Reiga sofort entschuldigte: „Tut mir leid. Ich weiß es tut weh, aber leider muss es sein." Maus kam neugierig angeschlichen und fragte: „Was machst du da?" Reiga erklärte dem kleinen Wolf: „Ich taste sein Bein ab. Mit den Fingern folge ich den Muskeln und den Knochen, wenn etwas nicht stimmt, kann ich es so spüren. Leider ist es durch das Fell sehr schwer und deshalb muss ich etwas fester drücken, um es genau spüren zu können."
„Und was ist, wenn etwas nicht stimmt?", erkundigte sich Maus erneut. „Dann kann es sein, dass entweder ein Muskel gerissen oder ein Knochen gebrochen ist. Beides wäre nicht gut, denn es tut sehr weh und dauert sehr lange bis es verheilt ist. Tiger, kannst du das Bein bewegen?" Er versuchte es, jaulte erneut auf und antwortete: ,,Ja, aber es tut weh." Reiga überlegte kurz und verkündete daraufhin: „Okay. Deine Muskeln sind nicht gerissen und es scheint auch kein Knochen gebrochen zu sein, aber es ist natürlich schon stark angeschwollen. Wir werden es über die Nacht gut kühlen, dass sollte die Schwellung beheben und ich denke spätestens übermorgen wirst du wieder fit sein."
Er holte aus seinem Rucksack ein blaues Kühlpäckchen und sein altes T-Shirt. Reiga kniete sich wieder vor Tiger und brach das Kühlpäckchen in der Mitte. Ein lautes "Knack" setzte eine Flüssigkeit frei, die mit einer zweiten chemisch reagierte und sodass das Päckchen innerhalb von Sekunden gefror. Maus fragte erstaunt: „Was ist das?" Reiga schaute ihn an und antwortete: „Das ist ein Kühlpäckchen. Eine nette kleine Erfindung der Menschen. Es gefriert sofort, damit man solche Wunden besser kühlen und damit Schwellungen beheben kann."
Er wickelte das Päckchen einmal in sein T-Shirt und legte es auf das verletzte Bein. Tiger bemerkte es kurz daraufhin und rief: „Das ist aber kalt." Reiga lachte kurz und erwiderte: „Ja so soll es auch sein. Das bleibt da schön drauf liegen und wenn alles gut verläuft, kannst du im besten Fall morgen schon wieder laufen. Also sei schön brav kleiner Wolf und bleib hier liegen. Wenn du pinkeln musst, sag mir Bescheid. Ich helfe dir dann. Verstanden?" Tiger nickte kurz und versank wenige Minuten später schon im Land der Träume.
Reiga setzte sich neben ihn und schaute ins Feuer, während er sich mit dem Jagdmesser eine Karotte schälte. Natürlich saß auch der kleine Maus schweifwedelnd neben ihm und fragte kurz darauf neugierig: „Das riecht ja gut. Kann man das essen?" Reiga ahnte worauf das hinauslief und holte gleich eine zweite Karotte aus dem Beutel. Er rieb mit der Hand etwas den Dreck ab und gab sie ihm. Unter lautem Knacken und Schmatzen, lies sich der kleine Wolf die Karotte schmecken und wenige Sekunden später, fragte der Nächste: „Kann ich auch etwas davon haben?" Reiga schaute auf seine andere Seite und sah das Tiger wieder wach war: „Natürlich. Du kannst die Vitamine gut gebrauchen." Er holte erneut eine aus dem Beutel, rieb sie ebenfalls etwas sauber und gab sie Tiger. Gerade als er seine endlich essen wollte, kamen die drei Jäger von ihrer Jagd zurück und brachten ein Wildschwein mit.
„Wir sind zurück!", rief Rika freudig, als sie stolz dem Leitwolf ihre Beute präsentierte. „Sehr gut, Rika! Ein Wildschwein und was für ein fettes Tier. Ihr zwei hattet wohl Pech?" Kiba nickte und antwortete: „Ich hab nur einen Hasen gesehen, aber der war schon in seinem Bau, noch bevor ich überhaupt eine Chance hatte und bei Aris sah es auch nicht besser aus." „Ich bezweifle, dass es für euch alle reicht oder?", erkundigte sich Reiga. „Wir werden zwar nicht wirklich satt, aber es wird reichen", antwortete Aris ihm.
„Na dann", erwiderte Reiga und schnitt dem Schwein ein Stück Fleisch ab. „Hattest du nicht gesagt, du willst nichts fressen?", erkundigte sich Kiba verwundert, woraufhin Reiga entgegnete: „Das ist ja auch nicht für mich, sondern für Tiger. Er darf sich wegen der Verletzung am Bein erst mal nicht bewegen." Aris fragte daraufhin: „Wie schlimm ist es denn?" Reiga schüttelte den Kopf und antwortete: „Es scheint nicht so schlimm zu sein, wenn alles gut läuft, kann er spätestens übermorgen wieder normal laufen." „Na das ist doch mal eine gute Nachricht", rief Kiba. „Ja und jetzt fresst erst mal. Ich kümmere mich um Tiger", entgegnete er schließlich.
Die vier Wölfe ließen sich das nicht zweimal sagen und machten sich über die Beute her. Reiga setzte sich derweil wieder vor das Feuer und schnitt das Fleisch in kleine Stücke. Diese reichte er Tiger und fütterte ihn damit. „Du solltest das nicht machen. Ich habe es nicht verdient von dir Hilfe zu bekommen", erwiderte Tiger daraufhin leise, doch Reiga konterte nur: „Halt die Klappe und fress' das Fleisch. Wir können später noch darüber reden." Tiger sagte kein Wort mehr, sondern folgte dieser Anweisung. Nach dem Essen legten sich die Wölfe schlafen.
Nur Reiga blieb noch eine Weile wach und starrte ins Feuer. „Das würde mir kein Mensch glauben, wenn ich jemandem das erzähle, was mir in den letzten Tagen passiert ist", dachte er sich und schaute sich dabei kurz nach den Wölfen um. Sie lagen alle neben ihm und kuschelten sich aneinander, nur Tiger lag auf der anderen Seite von ihm wegen seines Beines. „Ich komm mir vor wie in einem Traum, der unmöglich wahr sein kann. Es ist einfach so - so - verrückt. So unglaubwürdig und dennoch - weiß ich, dass das hier mein Leben ist. Ich weiß jetzt, dass diese fünf Wölfe meine Familie sind und ich weiß auch, dass ich für sie durch die Hölle gehen würde. Ich habe meine Bestimmung gefunden, nun werde ich sie führen und wenn es bis ans Ende der Welt oder sogar darüber hinaus ist."
Reiga wurde aus seinen Gedanken gerissen, denn plötzlich verspürte er Zähne und kurz darauf einen leichten Schmerz in seinem Schweif. Er drehte sich um und schaute nach. Mit Erstaunen musste er feststellen, dass es Tiger war, der ihm gerade in den Schweif biss. „Was soll das denn jetzt?", erkundigte er sich verwundert, woraufhin Tiger den Schweif aus seinem Maul entließ und antwortete: „Nicht böse sein. Bitte entschuldige. Ich habe dich mehrere Male gerufen, aber du hast nicht reagiert. Ich wusste nicht, was ich hätte sonst machen sollen. Was war mit dir?"
„Ich war nur etwas in Gedanken, was willst du denn?", fragte Reiga erneut. „Du hast gesagt, ich soll dir Bescheid sagen, wenn ich mal pinkeln muss und na ja - ich muss mal", antwortete der Wolf ihm. Reiga erhob sich und legte sein T-Shirt und das Kühlpäckchen darin zur Seite, dann trug er Tiger hinter ein Gebüsch in der Umgebung. Er drehte sich um und roch kurz darauf den starken Geruch eines Männchens. Er wusste nicht warum, aber irgendetwas daran erregte ihn. Tiger bemerkte es und fragte daraufhin: „Darf ich dich etwas persönliches fragen?" Reiga antwortete direkt: „Sicher, frag ruhig." „Aber nicht böse sein", ergänzte der Wolf, woraufhin Reiga gleich entgegnete: „Nein, nun frag schon." „Okay. Kann es vielleicht sein, dass du Männchen magst?"
Reiga wusste im ersten Moment nichts mit dieser Frage anzufangen, deshalb erkundigte er sich: „Wie meinst du das?" Tiger wurde gerade fertig mit dem Pinkeln, humpelte vor Reiga und fing an zu erklären: „Na ja - bei uns Wölfen gibt es welche die, wie die Meisten normal Welpen zeugen, also Männchen mit Weibchen. Dann gibt es aber noch Wölfe, die nur mit bestimmten Wölfen Welpen machen wollen, wie z.B.: Männchen und Männchen oder Weibchen und Weibchen, natürlich geht das nicht, dennoch tun sie es um Spaß zu haben. Dazu gibt es noch die, die mit allen Wölfen, egal ob Männchen oder Weibchen Welpen machen wollen und zum Schluss die, die nur an Menschen interessiert sind. Du bist ein Männchen und ich wollte nur wissen, ob du auch mit anderen Männchen Welpen machen willst?"
Reiga begriff was der Wolf von ihm wollte und antwortete: „Keine Ahnung. Darüber hab ich noch nie nachgedacht. Wie kommst du jetzt auf diese Frage?" Tiger grinste und antwortete: „Weil ich nicht dumm bin und deine Zeichen sehe." Jetzt war Reiga wieder verwirrt: „Wie Zeichen? Was für Zeichen?" Der Wolf grinste weiter und antwortete: „Als ich angefangen hab mich zu erleichtern, da hast du doch den Geruch von mir gewittert oder?"
Reiga nickte und Tiger fuhr fort: „Daraufhin hat dein Schweif angefangen zu zucken, du bist nervös geworden und bist es immer noch. Das merkt man an deiner Körperhaltung und an deinen Pfoten. Du bewegst dich die ganze Zeit und bleibst nicht eine Sekunde ruhig stehen. Außerdem kommt noch dazu, dass ich deinen Geruch riechen kann und das ist das sicherste Anzeichen dafür, dass du Welpen machen willst." Reiga konterte direkt: „Nein danke! Ich will ganz sicher keine Welpen mit dir machen, egal was mein Körper sagt. Aber sag doch mal - was ist mit dir? Was für einer bist denn du?" „Ich? Mir ist es egal ob Männchen, Weibchen oder sonst was. Ich will nur meinen Spaß haben", lachte der Wolf, worauf Reiga unbeeindruckt erwiderte: „Ja, das hab ich mir schon gedacht."
Er griff sich den Wolf, trug ihn wieder zurück zum Feuer und befahl ihm: „Schlaf jetzt. Es ist schon spät genug." Tiger folgte dieser Anweisung wortlos und legte sich wieder an seinen Platz. Nachdem Reiga ihm das Kühlpäckchen aufgelegt hatte, schlief er auch schon kurze Zeit später wieder ein. Reiga setzte sich ebenfalls wieder auf seinen Platz und schaute ins Feuer. Zu seiner rechten lag der Fellhaufen, den die vier Wölfe bildeten und auf der linken Seite schlief Tiger. „Bin ich schwul? Bin ich deshalb so vernarrt in Kiba? Obwohl ich auch bei Rika merkwürdig reagiert habe. Ach verdammt - ich weiß es nicht und selbst wenn - es sind Wölfe", dachte Reiga sich und versuchte dabei noch auf einige andere Fragen eine Antwort zu finden.
Eine Weile gingen ihm alle möglichen Gedanken durch den Kopf, ohne das er eine klare Antwort fand. Plötzlich bekam Reiga einen Tritt in die Seite. Er drehte sich nach rechts, um zu schauen woher der Tritt gekommen war und musste grinsen, als er sah, dass es Kiba war. „Wie süß. Sein Bein zuckt, während er schläft. Er muss wohl einen interessanten Traum haben", flüsterte Reiga zu sich und streichelte Kiba sachte über seine Flanke. Er wiederholte das nochmal und als sich beim dritten Mal Kibas Schweif kurz bewegte, hatte Reiga plötzlich freie Sicht auf das, was eigentlich darunter verborgen lag. Als hätte er einen vergrabenen Schatz gefunden, so starrte Reiga auf die prallen Hoden des Wolfes. Er hatte sie natürlich schon oft mal gesehen, aber jetzt in diesem Moment, war es irgendwie etwas Anderes.
Reiga schaute sich kurz nach den Wölfen um, nahm dann allen Mut zusammen und streichelte über Kibas Bälle. Plötzlich war sein Kopf vollkommen leer. Er konnte an nichts denken, außer an das Gefühl an seiner Hand: „So hart - aber dennoch auch weich - prallgefüllt - und doch zart wie Blumen." Von einer Sekunde zur Anderen wurde Reigas Hose schmerzvoll eng und riss ihn aus diesem schönen Moment raus. Wie vom Blitz getroffen, stand er auf und rannte in den Wald.
Ein Stück weit vom Lager entfernt, lehnte er sich mit der Stirn an einen Baum und brüllte: „Verdammt! Das darf nicht sein!" Reiga legte die rechte Hand in seinen Schritt und tastete sich ab, daraufhin schlug er mit dieser Hand gegen den Baum und brüllte erneut: „Es darf einfach nicht sein!" „Was darf nicht sein?", fragte eine ihm vertraute Stimme plötzlich.
Reiga drehte sich um und antwortete mit einer Gegenfrage: „Du bist wach - seit wann?" „Ich bin durch dein Streicheln wach geworden", antwortete Kiba ihm, woraufhin Reiga erneut fragte: „Das heißt du hast deinen Schweif absichtlich bewegt oder?" Kiba antwortete grinsend: „Vielleicht." Reiga nickte und ging mit einem merkwürdigen Ausdruck im Gesicht auf Kiba zu. Der begann schon mit dem Schweifwedeln, weil er hoffte, dass Reiga in zumindest mal streichelte, doch anstatt ihn irgendwie zu bemerken oder wahrzunehmen, ging Reiga einfach an ihm vorbei und drehte sich auch nicht nach ihm um.
Kibas Schweifwedeln hörte auf. Er drehte sich um und schaute Reiga etwas traurig hinterher, dann fragte er erneut: „Was darf nicht sein?" Reiga blieb stehen und antwortete ohne sich umzudrehen: „Das würdest du nicht verstehen." Kiba erwiderte: „Warum? Was würde ich nicht verstehen?" „Frag mich das nicht andauernd. Das ist zu kompliziert für dich", rief Reiga, worauf Kiba etwas verwundert fragte: „Warum sagst du das? Warum glaubst du, dass ich es nicht verstehe?" Reiga antwortete etwas verärgert: „Na weil - weil...", doch Kiba fiel ihm ins Wort: „Weil ich doch nur ein dummes Tier bin?"
Reiga hatte sich immer noch nicht umgedreht, entgegnete jedoch sofort: „Nein, das wollte ich nicht sagen." Man konnte es natürlich nicht sehen, dennoch blutete Kiba das Herz und er konterte: „Doch, genau das ist es!" Sein Fell wurde nass, als ihm eine Träne über die Wange lief und er hinzufügte: „Wir haben uns geirrt. Du bist doch nur ein Mensch!" Kiba rannte weg und als sich Reiga umdrehte und fragte: „Was soll das nun schon wieder heißen?" Sah er nur noch wie Kiba hinter einem Baum verschwand. „Och nicht schon wieder", stöhnte Reiga und lief ihm hinterher.
Es dauerte nicht lange, bis er Kiba aus den Augen verloren hatte und versuchen musste seinem Geruch zu folgen. „Ich bin wirklich dämlich. Ich habe bestimmt seine Gefühle verletzt. Och man Kiba - es tut mir leid. Bitte gib mir ein Zeichen wo du bist", flehte Reiga und genau in dem Moment, wehte eine kleine Windströmung Kibas Geruch zu ihm. „Aha, da bist du", rief er und folgte dem Geruch weiter durch den Wald. Er musste sich durch einige Büsche kämpfen und gerade als er einen überwunden hatte, erspähte er Kiba auf einem Felsen liegend.
Reiga rief: „Kiba!!! Es tut mir leid! Bitte, lass uns darüber reden!" Der Wolf erhob sich und schaute zu ihm rüber. Reiga wollte gerade zu ihm rüber gehen, da hörte er plötzlich einen Schuss und sah wie Kibas Blut spritzte, er kurz aufjaulte und dann vom Felsen runterfiel. Wie in Zeitlupe ging das Ganze vor Reigas Augen ab. Fassungslos und völlig entgeistert, starrte er auf den Wolf, der dort regungslos auf dem Boden lag. Reiga konnte nicht begreifen, was gerade passiert war. Er fiel auf die Knie und starrte weiter ohne jede Regung im Gesicht auf den Körper. Plötzlich hörte er zwei dumpfe Stimmen, die miteinander Sprachen:
„Hey, sieht nach einem Volltreffer aus!"
„Ja sehe ich und was hast du jetzt mit ihm vor? Verkaufen?"
„Nein ich werde ihn mit Wolle oder so ausstopfen. Mein Hund brauch unbedingt etwas womit er ficken kann."
„Wie meinst du das?"
„Na der versaut mir meine ganzen Kissen mit seinem Rumgerammel. Der wird sich freuen einen Wolf ficken zu können."
„Und was ist, wenn es ein Männchen ist?"
„Ist doch egal. Der wird sich jetzt nicht mehr beschweren, wenn er in den Arsch gefickt wird."
„Ja stimmt."
Die Stimmen lachten und kurz darauf rief die Eine: „Hey du! Verschwinde! Der Wolf gehört mir!" Reigas Wut kannte keine Grenzen mehr. Er streckte wie ein Löwe den Kopf empor und brüllte sich die Seele aus dem Leib, sodass es im Umkreis einiger Kilometer noch zu hören war. Die Männer bekamen es sofort mit der Angst zu tun und richteten ihre Waffen auf ihn. Reiga schaute zu ihnen rüber. Mit dem starren Wolfsblick und den rasiermesserscharfen Zähnen, schrie er die Männer mit seiner tiefen Stimme an: „Der Wolf war mein Freund!!!"
Innerhalb von Sekunden schritt die Verwandlung blitzschnell voran. Er hatte sich extra reißfeste Kleidung für den Fall gekauft, dass er sich mal nicht ausziehen konnte und so hielt sie jetzt auch der Verwandlung stand. Reiga verwandelte sich jedoch nicht in den einfachen Wolf oder in den Wolfsmenschen, in den er sich bereits einmal verwandelt hatte, sondern in etwas anderes. Anstatt des schönen grauen Felles, hatte er nun ein Fell so schwarz wie die Nacht und seine goldenen Wolfsaugen verschwanden hinter einem rot glühenden Licht.
Diese Kreatur war kein Wolf, kein Mensch und schon gar nicht mehr Reiga. Diese Kreatur war ein Monster, geboren aus dem dunkelsten Teil des Zaubers und erschaffen durch Hass, Wut und tiefster Trauer. Die Männer feuerten schon längst alles was sie an Munition hatten ab, doch diese Kreatur spürte es noch nicht mal. Die Kugeln prallten einfach an dem stahlharten schwarzen Fellpanzer ab.
Die Männer erkannten schnell, dass sie keine Chance hatten und rannten um ihr Leben. Reiga hingegen hatte sich nicht mehr unter Kontrolle, denn etwas anderes kontrollierte ihn. Er versuchte dagegen anzukämpfen, doch es half nichts. Die Kreatur wütete ohne Hemmungen und zermalmte alles was sich ihr in den Weg stellte. Bäume wurden einfach zerschmettert oder umgeworfen, Felsen und Steine wurden zertrümmert, während sie sich ihren Weg durch den Wald bahnte. Immer wieder brüllte die Kreatur und verschreckte so alles Lebendige in der Umgebung. Unter lautem Stampfen und ständigen Knurren, schritt sie immer weiter ungebremst voran und kam so einem Dorf langsam näher. Reiga bemühte sich und versuchte alles um sich selbst aufzuhalten, doch es half einfach nichts.
Plötzlich stellten sich Rika und Aris der Kreatur in den Weg. „Reiga beruhig dich! Wenn du das Dorf vernichtest, wirst du das bis in alle Ewigkeit bereuen!", rief Aris und Rika fügte hinzu: „Du musst dich auf das Licht in deinem Herzen konzentrieren! Nur so kannst du die Finsternis vertreiben, die dich kontrolliert!" Reiga begann sofort damit und erinnerte sich dabei an das schöne Gefühl, dass er immer gehabt hatte, wenn er mit Kiba zusammen war. Die Liebe, die in seinem Herzen aufflammte, vertrieb langsam die Finsternis und beruhigte die Kreatur. Immer mehr des schwarzen Felles, färbte sich grau und auch die roten Augen wurden schwächer, sodass nach kurzer Zeit der normale Wolfsmensch zurück blieb.
Nach einigen weiteren kurzen Augenblicken war nur noch Reiga auf allen Vieren übrig und wurde von den beiden Wölfen gleich schweifwedelnd umzingelt. „Reiga, warum warst du so wütend und wo ist mein Vater?", fragte Rika verwundert. Reiga erschrak. „Nein! Das darf nicht passiert sein!", schrie er und rannte los. Die beiden Wölfe hatten kaum Chancen mit ihm mitzuhalten, denn durch die restlichen Kräfte der Verwandlung war er einfach zu schnell. Er kam an dem Felsen an, auf dem Kiba gelegen hatte und traute sich kaum auf dessen andere Seite zu schauen. Er ging langsam um den Felsen herum, brach dann in Tränen aus und fiel vor Kiba auf die Knie. Die schmerzvollen Erinnerungen an das was geschehen war, kamen langsam zurück und erfüllten Reiga wieder mit tiefster Trauer und endlosem Hass. Anstatt sich erneut zu verwandeln, klammerte er sich mit seinen Händen in Kibas Fell, drückte sein Gesicht hinein und schrie: „Es tut mir so schrecklich Leid!!!"
Kurze Zeit später trafen Aris und Rika ein. Natürlich brach auch Rika in Tränen aus und fragte ihn wie das passiert war, doch plötzlich rief der: „Seit mal ruhig!" Reiga legte seinen Kopf auf Kibas Oberkörper und lauschte. „Sein Herz! Es schlägt! Er ist nicht tot! Er ist nur bewusstlos!"
Reiga nahm ihn vorsichtig auf den Arm und drehte ihn dabei auf den Rücken. So konnte er ihm mit der linken Hand sachte mehrmals gegen die Schnauze hauen, während er flehend rief: „Kiba wach auf! Komm schon! Wach auf! BITTE wach doch auf!" Reiga versuchte es eine Weile, doch nichts geschah. Er fragte sich schon, ob er sich verhört haben könnte und kniff die Augen zu, während wieder einige Tränen sein Gesicht runter liefen und Kiba auf die Nasenspitze tropften. Träne für Träne tropfte herunter und landete auf Kibas Nase und als die fünfte Träne aufkam, zersprang sie in Tausende kleine funkelnde Lichter und genau in diesem Moment machte Kiba langsam die Augen auf.
Noch etwas benommen fragte der Wolf: „Was - was ist passiert?" Reiga war überglücklich und umarmte ihn: „Ich bin so froh, du lebst!" „Jaaaa, ich bin auch froh, dass ich lebe, aber wenn du mich weiter so drückst, leb ich nicht mehr lange", erwiderte Kiba lachend. Reiga ließ ihn wieder etwas los und suchte nach der Wunde. Er fand sie am Hals und verkündete freudig: „Was ein Glück! Es ist nur ein Streifschuss! Ein paar Zentimeter weiter rüber und du wärst jetzt tot!" Reiga umarmte ihn erneut und drückte den armen Wolf an sich. „Bitte Reiga lass mich los. Du erwürgst mich sonst noch", rief Kiba, woraufhin Reiga ihn wieder los lies und diesmal auch ganz.
Der Wolf versuchte aufzustehen, konnte sich aber nicht wirklich aufrecht halten. Noch etwas benommen und wackelig auf den Beinen, versuchte er einige Schritte zu laufen und fiel dabei über seine eigenen Pfoten. Noch bevor seine Nase den Boden berührte, hatte Reiga ihn jedoch schon aufgefangen und fragte grinsend: „Ich glaube, ich werde dich lieber mal tragen oder?" Kiba nickte ihm ebenfalls grinsend zu. Mit zwei einfachen Handgriffen hatte er Kiba auch schon auf dem Arm und trug ihn zurück zum Lager.
Nach einer Weile aber befahl Reiga: „Aris und Rika, geht ihr zwei schon mal vor. Ich muss mit Kiba etwas allein besprechen." Die Zwei nickten nur und rannten ohne Fragen zu stellen los, jedoch schaute Kiba ihn fragend an: „Was willst du denn mit mir allein besprechen?" „Du hast mich vorhin gefragt, was es ist was nicht sein darf und was du nicht verstehen würdest."
Reiga setzte ihn ab, kniete sich vor ihn und fing an zu erklären: „Weißt du, bei den Menschen ist es schlecht, wenn man anders ist als die Anderen. Ein Tier zu lieben oder mit ihm, wie ihr es sagt „Welpen zu machen" ist etwas unvorstellbares für Menschen. Du musst wissen Menschen halten sich für die größten, tollsten und besten Lebewesen und dementsprechend behandeln sie andere Lebewesen, das hast du ja sicher schon bemerkt. Du hast es schon richtig gesagt, die Menschen glauben, dass Tiere dumme Geschöpfe sind, die nur nach ihrem Instinkt leben und keine Gefühle haben. Nun wenn jetzt ein Mensch eben mit so einem dummen Geschöpf zusammen ist, dann wird er automatisch von allen anderen verachtet und gemieden. Ich denke, ich habe einfach Angst davor, dass mir das passiert. Verstehst du was ich meine?"
Er sah Kiba an und wartete auf eine Antwort. Der hatte natürlich aufmerksam zugehört und antwortete kurz darauf: „Das ist alles? Nur weil du nicht willst, dass die Menschen schlecht von dir denken, machst du dich so verrückt?" Doch Reiga konterte: „Das ist es ja nicht nur - es ist einfach für die meisten Menschen nicht vorstellbar mit einem Tier zusammen zu sein und so wurde ich auch erzogen. Es ist einfach sehr schwer so etwas zu vergessen und es zu überwinden, wenn man von Geburt an darauf erzogen wurde."
Kiba schüttelte den Kopf und erwiderte: „Was glaubst du würden die Menschen sagen, wenn sie wüssten was du bist?" Reiga konterte erneut: „Es ist mir scheißegal was die Menschen sagen oder denken. Sie sind nicht das Problem, sondern ich! Ich wurde dazu erzogen, dass Menschen mit Menschen und Tiere mit Tiere Welpen machen. Das kann ich nicht einfach vergessen!"
Kiba begriff und antwortete: „Okay, jetzt hab ich es verstanden und daraus ergibt sich mir eine Frage. Hast du überhaupt verstanden was der Zauber mit dem der Lougarou erschaffen wurde bewirkt?" Reiga war etwas verwirrt und fragte daher: „Was hat das denn jetzt damit zu tun?" Kiba erwiderte grinsend: „Anscheinend nicht. Okay - glaubst du der Zauber macht aus einem Menschen einen Wolf?" Reiga nickte und antwortete: „Ja schon oder?"
Kiba konterte direkt: „Eben nicht! Kein Zauber kann dich zu etwas machen was du nicht bist, das ist die Grundlage jeder Magie. Ein Hase bleibt ein Hase, auch wenn du ihn in ein Pferd verwandelst. Nur die Hülle hat sich verändert, aber im Inneren ist er immer noch ein Hase. Dasselbe gilt auch für dich. Kein Zauber könnte aus einem Menschen einen Wolf machen. Im Inneren wäre er dennoch ein Mensch. Du jedoch warst nie ein Mensch. Der Zauber bewirkt, dass die Seele eines Wolfes in den Körper eines Menschen hineingeboren wird und dass dieser seinen Körper seiner Seele anpassen kann, wenn er es will. Verstehst du? Du warst nie ein Mensch. Es ist lediglich eine Hülle, die du bekommen hast und die du jederzeit deiner Seele anpassen kannst. Du hast die Seele eines Wolfes - du bist ein Wolf!"
,,Okay - das ist echt heftig", antwortete Reiga etwas geschockt. „Ich war nie ein Mensch?", erkundigte er sich erneut und Kiba antwortete schweifwedelnd: „Nein." Reiga nickte und erwiderte: „Jetzt brauch ich einen Schnaps." „Was ist Schnaps?", fragt der Wolf immer noch schweifwedelnd, woraufhin der entgegnete: „Das ist eine Art Alkohol - ach vergiss es - ist egal. Komm wir gehen wieder zu den Anderen. Ich brauch jetzt dringend etwas Schlaf." Reiga nahm ihn wieder auf den Arm und trug den Wolf den restlichen Weg zurück zum Lager.
Kiba legte gemütlich seinen Kopf auf Reigas Schulter und genoss es von ihm getragen zu werden. Er konnte schon längst wieder selber laufen, doch er wollte diese Gelegenheit nicht wegwerfen und nutzte sie um nahe bei Reiga sein zu können. Dazu kam noch, dass Reiga natürlich eine Hand auf seinem Hintern hatte, um diesen abzustützen, was Kiba auch nicht gerade als schlecht empfand.
(c) by Meister Fuchs (Micki the Fox)