Drachenherz Teil 44
#16 of Drachenherz Teil 29-58
„Also ihr zwei wollt den Zug für euren Clan mieten?", fragte der Bahnhofbeamte Luso und Lyra, die mit dieser Bitte vor ihm standen. Er war ein etwas älterer Pantherherr in einer grauen Uniform mit weißen Handschuhen und Brille. „So ist es.", antwortete Luso. „Das macht dann 450000 Goldmünzen bitte.", sagte er. Die beiden sahen ihn verdutzt an und fragten, ob sie nicht nachher zahlen könnten.
Der Beamte sah die beiden an, schüttelte den Kopf und meinte, dass dies aus Sicherheitsgründen nicht möglich sei. „Uns wurden schon öfters Züge gestohlen oder Opfer eines Überfalls. Deswegen ist dies leider nicht mehr möglich.", erklärte er. Lyra schaute ihn, machte ein trauriges Gesicht und fragte, ob er dieses mal keine Ausnahme machen könnte. Der Beamte sah sie an, runzelte die Stirn und fragte sie dann, ob sie ganz sicher zahlen würden.
„Wenn es sein muss, mache ich den Richterschwur.", antwortete Lyra gelassen. „Den Richterschwur leisten? Ist sie sich da sicher?", fragte Luso sich. Der Richterschwur gilt als das heiligste Versprechen, dass im Südkontinent gesprochen werden kann. Es heißt das auf den, der es bricht eine harte Strafe wartet. „Nun wenn das so ist kann ich meinen Vorgesetzten fragen, ob das möglich sei.", erwiderte der Beamte und ging die Treppe zu den Büros hinauf.
Luso sah zu Lyra, deren Gesicht noch immer ruhig war. Dann fragte er sie, was sie dazu bewegt, einen solchen Schwur zu leisten. „Ich tu das hier für unseren Clan.", antwortete sie. „Außerdem ist das nicht das erste mal, dass ich einen solchen Schwur geleistet habe." Nicht das erste mal? Als Luso das hörte fragte er sich, was sie damit meinte. Hatte sie in der Vergangenheit schon einmal einen Richterschwur abgelegt?
Er wollte fragen, doch die Angst vor der Antwort war größer als das er fragen wollte. Wenig später kam der Beamte wieder und legte den beiden ein Formular vor. „Das ist das Anleihe-Formular, dass ihr zum mieten des Zuges ausfüllen müsst. Und da ihr einen Richterschwur leisten wollt, müsst ihr diesen im Gericht richterlich beglaubigen lassen.", erklärte er den beiden.
„Verstanden.", sagte Luso und füllte jedes Feld aus: für welchen Clan der Zug gemietet werden soll, wie viele Mitglieder mitfahren, wie lange die Fahrt dauert, von wo die Reise beginnt und wo sie endet. Danach rollte er es zusammen und ging zusammen mit Lyra zum Gericht. Als sie es betraten gingen suchte sie zuerst jemanden, der sie zu einem Richter bringen könnte.
Sie begegneten einem in einen weißen Mantel gekleideten Wolf, der die beiden freundlich begrüßte. Als sie ihn nach einem Richter fragten, antwortete dieser, dass sich alle Richter bis auf einen zur Zeit in einer Besprechung mit dem König befänden. „Richterin Revol ist zur Zeit als einzige zu sprechen.", sagte er in einem gehobenen Ton. „Wärst du dann so freundlich und bringst uns zu ihr?
Ich möchte nämlich einen Richterschwur leisten", fragte Lyra sofort. Der Wolf sah sie leicht beleidigt an, schüttelte dann den Kopf und führte die beiden in den vierten Stock. Vorbei an einigen anderen Leuten standen die beiden dann vor einer Tür mit der Inschrift „die Vierte Richterin". Der Wolf klopfte an die Tür, wartete darauf, dass er rein gebeten wurde und öffnete dann die Tür.
„Euer Ehren, hier ist eine junge Dame, die einen Richterschwur leisten möchte.", stellte er Lyra vor. „Lass sie rein.", sagte sie ruhig und wartete, dass Luso und Lyra vor ihr standen. Sie sahen die Richterin an; sie war etwa dreißig Jahre alt, hatte kurzes, braunes Haar, eisblaue Augen, leicht gebräunte Haut, trug einen grauen Mantel, dessen Ärmel weiß mit goldenen Saum und dem Abzeichen der Richter, einem weißen Stern war.
„Und wer von euch beiden möchte jetzt den Schwur leisten?", fragte sie. „Ich möchte es.", antwortete Lyra. Die Richterin schaute sie an, zog die Augenbrauen für einen Moment hoch und stand dann auf. „Dann wollen wir mal.", sagte sie und nahm ihr Schwert, dass an den Schreibtisch gelehnt war. Lyra kniete sich hin, den Kopf geneigt während Luso gespannt zuschaute.
Die Richterin legte ihr Schwert auf Lyras Schulter und begann den Schwur:"Ich, die Vierte Richterin Johann Revol binde dich an den Schwur des Richters. Von diesem Schwur seist du erst erlöst, wenn du deinen Teil des Schwur erfüllt hast. Im Gegenzug dafür erhältst du den Segen und Schutz der Richter, der dich bis ans Ende dieses Schwurs begleitet." „Und ich, Lyra Rose schwöre, diesen Schwur einzuhalten und begrüße den Segen der Richter mit größter Freude.", beendete Lyra den Schwur.
Danach nahm die Richterin das Schwert von Lyras Schulter und lies diese dann aufstehen. „Wir bräuchten dann noch eine Unterschrift von euer Ehren.", bat Luso und rollte den Vertrag aus. Die Richterin las ihn sich kurz durch, nickte, unterschrieb und versah ihn noch mit einem Stempel. „Das müsste ausreichen.", sagte sie dann noch. Die beiden bedankten sich, verabschiedeten sich von der Richterin und gingen zurück zum Bahnhof, wo sie dem Beamten den unterschriebenen Vertrag zeigten.
Er sah die Unterschrift und den Stempel der Richterin, nickte und führte die beiden zu dem Zug. Sie betraten das Gleis als sich im selben Moment ihre Augen bis zum äußersten weiteten. Vor ihren Augen sahen sie einen himmelblauen, mit goldenen Verzierungen, sechs Waggon langen Zug, der aussah, als würde er einem Traum entspringen. „Dieser Zug ist einfach....", fing Luso den Satz an, den der Beamte dann beende:"Perfekt. Sieben Jahre und zehn Neubauten waren nötig, damit dieser Zug entstehen konnte."
Die beiden schauten den Zug an und fragten sich, ob sie damit wirklich fahren sollen. Im selben Moment öffneten sich die Türen des ersten Waggons, was die beiden einen Moment lang zögern lies, bis sie dann mit einem breitem Lächeln einstiegen und darauf warteten, dass der Zug losfuhr. Sie standen in einem wunderbar eingerichteten, einem Ballsaal eingerichteten Waggon, dessen Sitze unglaublich bequem waren.
„Ich glaube, diese Fahrt wird ein einziger Luxustrip!", meinte Lyra glücklich. Auch Luso war dieser Meinung, machte sich aber auch Sorgen wegen des Schwurs, den Lyra leistete. „Hey, wenn Shiba die Kohle hat kann ich diesen Schwur Ruck zuck wieder loswerden.", erwiderte Lyra vertrauensvoll. „Na dann wollen wir doch mal das beste hoffen.", meinte Luso als sie von einer gerade dazugekommenen Stewardess gefragt wurden, ob sie etwas zu trinken haben möchten.
Die beiden lehnten erst einmal ab und genossen dann die Aussicht, die sich ihnen aus dem Fenstern des Zuges bot: weite Felder und ein strahlend blauer Himmel zeigten den beiden, in was für einem schönen Land sie leben.
„Und daher entsende ich euch drei nach Pytha, um nach dem Nebelschwert zu suchen.", erklärte Rubino Arcade, Aqua und Black, die er nach Pytha schickte, wo sie ihm während der Ausgrabungsmission ein antikes Schwert suchen sollten. „Warum muss ausgerechnet ich mit Mr. Miesepeter und der grauen Maus nach Pytha? Kann da nicht wer anders hin?", beklagte Arcade sich lautstark.
„Glaubst du wirklich, ich wäre so scharf darauf, mit Dir dorthin zu gehen?", erwiderte Aqua leicht arrogant. Black hingegen schaute die beiden nur schweigend an; ihm war es egal, mit wem er unterwegs sei, Hauptsache er könne kämpfen. „Ich habe Aqua deshalb für diese Mission eingeteilt, weil er von der Gegend die meiste Ahnung hat. Deine Aufgabe ist lediglich, mögliche Finder loszuwerden.", fügte Rubino hinzu.
„Deswegen kommt auch Black mit, er soll euch bei dieser Aufgabe helfen." Arcade nickte dann leicht, seufzte und fragte, ob er Fairy auch mitnehmen dürfte. „Ich könnte ihre Fähigkeit, mit Tieren zu reden gut gebrauchten.", nannte er als Argument. Überrascht schaute Fairy Arcade an. „Dieser Vorschlag ist keineswegs schlecht, oder Fairy?", fragte Rubino sie.
Sie seufzte kurz, zuckte mit den Achseln und antwortete:"Warum nicht? Hab ja sonst nichts besseres hier zu tun." Sie ging zu den dreien, lies sich kurz in den Auftrag einweisen und verlies dann in einer Kutsche die Stadt in Richtung Pytha. „Was ist an diesem Nebelschwert so besonders?", fragte Setix Rubino, nachdem dieser sich auf einen Stuhl am Tisch in der Mitte des Raumes gesetzt hatte.
Rubino setzte sich an die Spitze des Tisches und antwortete:"Dem Nebelschwert soll die Kraft der Gier innewohnen." „Gier? Was ist daran bitte schön besonders?", fragte Setix ihn neugierig. „Rubino schaute ihn mit einem verschlagenen Blick an und erklärte:"Die Gier ist der Wesenszug, den ich verkörpere. Man sieht es mir vielleicht nicht an aber ich giere nach allem, wovon ich zu wenig habe; sei es Macht, Wissen oder Geschlechtspartner, wenn es mir auch nur an einem mangelt werde ich mir solange mehr davon beschaffen, bis mein Verlangen danach gesättigt ist."
„Soll das etwa heißen, dass du wie ein kleines Kind bist das immer mehr Spielsachen haben will?", fragte Setix von neuem. „In gewisser Weise schon. Leider übersteigt das , wonach ich seit dem Beginn meiner Existenz verlange alles, was sich ein Kind auch nur vorstellen könnte zu besitzen.", antwortete Rubino erneut. „Und was ist jenes was du verlangst?", fragte Setix wieder.
„Tut mir leid aber das ist etwas, was ich dir zur jetzigen Zeit nicht verraten kann.", erwiderte Rubino lächelnd. „Sei lieber bereit für den Moment, an dem wir der Welt zeigen, wer wir sind." Bereit sein für den Moment an dem wir zeigen, wer wir sind? Dieser Satz ging mehrere Male durch Setixs Kopf, woraus er sich jedoch keinerlei Reim machen konnte, weshalb er erneut fragte, jedoch blieb auch diese Frage unbeantwortet.
„Kannst mir wenigstens verraten, was dieser Haufen, der sich seit einigen Tagen hier bei uns befindet auf hat?", fragte er. „Nun, dass kann ich dir wohl verraten. Und zwar übte ich mit jedem dieser dreißig Personen, sei es nun ein Mann oder eine Frau Geschlechtsverkehr aus. Und da ich eine äußerst....überzeugende Persönlichkeit besitze war es ein leichtes, sie für meine eigene kleine Privattruppe zu gewinnen."
„Du hast mit jedem dieser Leute geschlafen? Alle Achtung, auch wenn ich es zu wieder finde, mit mehr als drei Personen auf einmal zu verkehren.", meinte Setix zustimmend. „Und was ist genau deren Aufgabe?" „Ihre Aufgabe ist es, meinen Clan zu unterstützen und jeden, der sich ihnen in den Weg stellt auszulöschen.", antwortete Rubino und stand auf. Er schnipste mit den Fingern, woraufhin die Treppe, die zu Daimo führte erschien.
Er ging diese, beobachtet von allen Anwesenden hinauf und streichelte dort, wo sein Gesicht von den Bandagen umschlungen war entlang. Er spürte sie, er spürte alle Emotionen, die von ihm ausgingen: dominierend waren Hass, Trauer, Verzweiflung, Leid und tiefste Abscheu Fenix gegenüber. Er nahm seine Hand von ihm, leckte die Finger ab und stieß ein fröhlich-finsteres keuchen aus.
„Bald, mein Freund, bald wirst du deine Rache haben können.", sagte er zu ihm und ging wieder runter. Plötzlich brach sein Arm aus den Bandagen und packte Rubino. Dabei rissen die Bandagen an seinem Mund ebenfalls auf, während der Rest intakt blieb. Rubino blieb stehen und lauschte dem, was er sagte. „Ich werde dich töten. Hörst du, Fenix, ich werde ich töten!", sagte er mit einer dunklen, krächzenden Stimme, die nach einer kurzen Handbewegung Rubinos, woraufhin neue Bandagen, diesmal doppelt so viele wieder zum Schweigen gebracht wurde.
„Was war das?", fragte Setix überrascht. „Wahnsinn. Scheinbar hat sich in dem Moment, in dem ich die Hand von ihm nahm eine neue Emotion in ihm eröffnet. Faszinierend, ich hätte nicht gedacht, dass so etwas.....passiert.", antwortete Rubino gelassen. „Scheinbar werde ich doch noch zu meinem Schattenherz kommen. Mit Glück sogar noch weit früher als ich es geplant hatte."
Setix sah Rubino an. Er fragte sich in diesem Moment ob es richtig war, sich diesem Sergal anzuschließen. „Er ist ganz anders als diese Sergalen, die mir seit meiner Ankunft hier begegnet sind; er ist viel....bösartiger und grausamer. Und doch waren es eben diese Züge, die ihn so interessant machten. Was ihn am meisten faszinierte war diese Gier, von der sprach. „Vielleicht sollte ich doch noch etwas bleiben; Rubino könnte noch sehr interessant werden.", dachte er sich verschlagen.
Dann betrat eine Sergalen-Wache den Raum. „Generälin Silves wünscht euch zu sprechen.", sagte er. Rubino nickte und folgte ihm sofort.
„Rubino, du bist also gekommen, und das auch noch ohne Wiederworte! Scheinbar weißt du doch, wem der Respekt gebührt.", sprach Rain als Rubino zusammen mit der Wache den Thronsaal betrat. Ihr Blick, der wie sonst immer auch bösartig auf Rubino gerichtet war lies keine Sekunde von ihm ab. „Aber immer wieder gerne, meine Große Generälin.", erwiderte Rubino und ging wenige Meter vor ihr auf die Knie.
„Es sollte dir gefallen zu hören, dass wir unsere Truppen in Bewegung versetzt haben. In wenigen Wochen werden sie in Position sein und warten dann nur noch auf den Angriffs-Befehl.", erzählte sie. „Hoffentlich war es eine richtige Idee, deinen Vorschlag anzunehmen und zu warten." Rubino lächelte einen kurzen Moment, schaute zu Rain hinauf und sagte:"Vertraut mir, es war eine gute Idee."
Sein Blick, der wie sonst immer auch von einer ungeheuren Sicherheit berührt war versetzte Rain in eine leichte Aufruhr. „Denk nicht, ich behielte dich nicht im Auge, Rubino.", sagte sie zu ihm. „Glaubt mir wenn ich sage das ich dies stets im Hinterkopf habe.", erwiderte er. „Du solltest aufpassen, wenn mir nicht gefällt was du planst hast du bald mehr als nur meine Worte in deinem Hinterkopf.", meinte Rain und schickte ihn wieder hinaus. „Wie ich mich darauf freue, mich mit dir zu messen, Rain Silves.", dachte Rubino sich lächelnd und ging zurück zu seinem Clan.
„Er macht sich bereit.", sagte er und schaute dabei auf den untergehenden Mond. „Schon bald wird er versuchen, die Welt ins Chaos zu stürzen.", fügte der andere hinzu. „Das werden wir zu verhindern wissen." „Doch werden wir die Hilfe des anderen brauchen wenn wir dies tun wollen.", meinte er leise. „Ich spüre, dass auch Fear sich langsam zu zeigen beginnt.", sagte der andere.
Er schaute zu ihm. Sowohl sein als auch das Gesicht des anderen war durch die schwarze Kapuze die sie beide trugen nicht zu erkennen. „Fear sagst du?", fragt er nach; die Antwort war ein kurzes nicken. Wieder richtete sich sein Blick dem Mond und wartete, dass auch der letzte Teil von ihm am Horizont verschwand.
Fortsetzung folgt.....