Kapitel 8: Eine Einladung
#9 of Drachenkrieg
Ein Strahl aus kaltem Wasser lief Surasshu über den Rücken, spülte jegliche Wärme von seinem blaugeschuppten Körper und erlaubte ihm in sich zu gehen und nachzudenken. Seit einem Monat schon plagte ihn eine trockene, stets präsente Wärme. Ein Monat, in welchem er viele unruhige Nächte hatte und seine eigentliche Schlafenszeit eher mit lesen als mit schlafen verbrachte; die letzte Nacht, in der er wirklich durchgeschlafen hatte war in weite Entfernung gerückt.
Unter dem Regen der Dusche hob er seinen Kopf ein wenig und lies das Wasser somit durch sein zerzaustes weißes Haar laufen, Augenringe hatten sich unter seinen müden, gelben Augen gebildet, ebenso war seine Sicht trübe und lichtempfindlich geworden, weswegen er das Haus nur noch selten verließ und sich meist mit dem Tageslicht, welches durch seine Vorhänge drang begnügte. In seinen Gedanken verloren lauschte der Drache dem Rauschen der Dusche, genoss das entspannende kühle Gefühl auf seinem müden Körper als ihm plötzlich ein eisiger Schauer über den Rücke jagte.
Wie vom Blitz getroffen sprang er aus dem Wasserstrahl der Dusche heraus, keuchte erschrocken über dieses plötzliche Gefühl und stand dann für einige Minuten sprachlos in seiner Dusche ehe er sich traute, seine Hand zu seinem Rücken zu führen. Entsetzt musste er feststellen, dass sich dort wo seine Finger entlangstrichen, eine hauchdünne, kaum einen Zentimeter dicke, blasse Eisschicht gebildet hatte! Sie bedeckte seinen gesamten Rücken und reichte bis zu seiner Taille herunter, wo sie jedoch nur bis zum Steißbein reichte.
Was, was ist passiert?!, fragte er sich sichtlich überrascht, fühlte noch einmal entlang der eisigen Schicht um sich zu vergewissern, dass es nicht einfach eine fieberhafte Einbildung aufgrund des Temperatursturzes war, doch egal wie oft er über seinen Rücken ging, jedes Mal spürte er das Eis an seinem Rücken haften. Eilige drehte er das Wasser aus, stieg aus der Dusche, zog sich seinen schwarzen Bademantel an und ging mit nassen Füßen in sein Zimmer. Beim betreten des Raumes begrüßte ihn ein kalter Luftzug welcher durch sein offenes Fenster kam und lies ihn für einen Moment lang frösteln, bis ihn die Wärme seines Körpers und des Zimmers wieder komplett umarmte. Ich muss das jetzt wissen! Sein Weg endete vor seinem Kleiderschrank, wo er sich schnell ein weißes Hemd, dazu eine schwarze Hose und ein paar schwarzer Handschuhe nahm, sich anzog. Schnell schlüpfte er noch in paar weißer Turnschuhe, griff zu der auf dem Schreibtisch stehenden Tasse kalten Tees und trank einen Schluck des eben wieder warm gewordenen Getränks ehe er die Tasse wieder zurückstellte und sich auf den Weg machte, um seine Theorie zu testen.
Kaum war er durch die Haustür durchgekommen, blendete ihn das grelle Sonnenlicht, welches sich zu dieser Tageszeit seinen Weg durch die grau-schwarzen Hochhäuser Ilés bahnte und in die Straße, in welcher das Haus von Surasshu und Kerr lag fiel. Passanten unterschiedlichster Rassen, Autos und Busse erfüllten die Straßen mit Leben, welches immer stärker zu spüren war, je näher man sich dem Stadtzentrum näherte. Vorsichtig und mit Bedacht ging Surasshu durch die Straßen, sein Ziel das alte Industrie- und Lagergebiet am Rande der Südstadt war nicht mehr als eine knappe Stunde zu Fuß entfernt. Über den ganzen Weg spürte er immer wieder kleine Hitzeimpulse durch seinen Körper rasen, vor allem seine Füße fühlten sich bei jedem Schritt über den harten Asphalt fast so an, als würde er gerade über heiße Kohlen laufen. Mit einer Hand wischte er sich den Schweiß von der Stirn, während er sich seinen Weg durch die Gassen, Straßen und Fußgängerzonen Ilés bahnte, um dann endlich sein Ziel zu erreichen.
In einem alten, verlassenen Lagerhaus überprüfte er zunächst die Lage, vergewisserte sich ob außer ihm niemand sonst hier sei und schloss dann die große Eisentür hinter sich. Licht drang durch die oberen Fensterscheiben und erhellte die einstige Lagerhalle für diverse Gegenstände, meist Autoteile oder Möbel, von welchem immernoch das ein oder andere seinen staubigen Platz hatte, genauso wie bei seinem letzten Besuch einige Jahre zuvor; solche Orte waren für Jugendliche ein beliebter Treffpunkt. Surasshu lies sich auf eines der alten Sofas fallen, wirbelte dabei eine gewaltige Staubwolke auf und musste zunächst einmal stark husten, während er den grau-braunen Dunst vor seinen Augen so gut es ging versuchte wegzuwehen. Wann hier wohl das letzte Mal jemand war?, fragte er sich mit gerunzelter Stirn und erinnerte sich an die Zeit, in welcher er mit seinen damaligen Freunden an diesem Ort war und einfach nur abhing.
Nostalgie lies ihn für einen Moment lang in diesen Erinnerungen schwelgen, ehe er sich von dem Sofa erhob, den Staub von seiner Kleidung klopfte und sich die Handschuhe anzog. Fangen wir an!
Mit nacktem Oberkörper genoss Kerr das gleißende Sonnenlicht, welches seine ockerfarbenen Schuppen wärmte und ihn die Kälte, welche von seinem Magen aus jeden Teil seines Körpers durchströmte für einen Moment lang vergessen lies. In dem vergangenen Monat hatte er sich anfangs noch mit den Arbeiten an seinem Luftschiff, der Vindicus beschäftigen können doch nach etwa zwei Wochen konnte er kaum noch in diesem metallenem Käfig bleiben, ohne das die Heizung mindestens dreißig Grad Celsius zeigte. Jedoch war die Wärme, welche er in seinem Schiff verspürte nicht vergleichbar mit der Wärme, welche in seiner Heimat, der Stadt Sommerhafen herrschte: tropische Temperaturen gemischt mit dem beißenden, kalten Wind der Berge und dem stetem Sonnenlicht, welche die bernsteinfarbenen Häuser mit deren zinoberroten Dächern in einem prächtigen Ton glänzen lies.
Die Erinnerungen an seine Heimat liesen den Wyvern darüber nachdenken, wie er und Surasshu seit ihrem Fund auf der Insel nahezu jedes Buch, welches sich mit den Themen Meháken, Nephilim, Mythen und Sagen, Edelsteine und Magie befasste durchforsteten. Selten hatte Kerr so viele Bücher gelesen, dennoch freute er sich darüber, sein Wissen über seine Schutzherren zu vergrößern.
Bei dem Gedanken an die Meháken stieß in ihm wieder der Gedanke, nach Hause zurückzukehren auf. Mit seinen Händen stieß er sich von der rot-grauen Schiffshülle ab, streckte sich ausgiebig als sein Blick kurz in die gleißende Sonne ging. „Wird Zeit, nach Hause zu gehen.", sagte er zu sich selbst, kletterte vom Schiff um nach Hause zu gehen und Surasshu von seinem Vorhaben zu erzählen, denn so gerne er auch nach Hause gehen würde, so war dieser Weg nicht nur mit einem, sondern gleich hundert Problem gleichzeitig blockiert.
Weißer, kalter Schnee bedeckte den Boden der Lagerhalle, grelles, blasses Eis formte sich durch bloßen Willen zu stabilen Säulen, ehe sie im nächsten Moment wieder zu feinem unberührtem Schnee zerfielen. Überrascht über das Ausmaß seiner Fähigkeiten stand Surasshu inmitten der kleinen Winterlandschaft, verschlossen in einem alten Lagerhaus; seit seiner Kindheit war er sich über den Besitz der Fähigkeit zur Kontrolle von Eis und Schnee bewusst, doch konnte er sich nicht daran erinnern, eine solch feste Kontrolle über diese zu haben. Obwohl er von der Kälte nur so umschlossen war, konnte er diese kaum spüren, stattdessen fühlte er sich warm und geborgen, als würde er gerade in seinem Bett liegen und schlafen.
Seine Freude könnte nicht größer sein, da schoss ein unbarmherziger Hitzschlag durch seinen Körper. Lodernder Schmerz fraß sich in jede seiner Gliedmaßen, lies ihn sich immer weiter verkrampfen, bis er unter unvorstellbaren Schmerzen auf die Knie ging, sich mit den Händen auf dem zunächst kalten Schnee abstützte, bis dieser ohne jede Vorwarnung einfach schmolz. Eine lauwarme Pfütze bildete sich unter ihm, Dampf stieg dem Drachen ins Gesicht und wenig später brach er zusammen.
Heißer Dampf stieg von der Stelle an der er lag auf, schnell erhöhte sich die Temperatur innerhalb der gefrorenen Halle bis alles Eis und Schnee langsam dahinschmolz.
Planlos irrte Kerr durch die Straßen Ilés. Jede Straße, Abzweigung oder Gasse sah für den ockerfarbenen Wyvern nahezu gleich aus, wobei ihm auch die Straßenschilder keine wirkliche Hilfe waren. Zuhause traf er weder auf seinen Mitbewohner, noch fand er eine Nachricht oder Hinweis darauf auf seinen jetzigen Standort. Er könnte einfach überall sein!, hörte er sich geistig jammern, während er sämtliche Orte an welchen er den Drachen vermuten würde absuchte; das einzig gute an dieser „Wanderung" war, dass er jetzt ein paar mehr Straßen als nur den Weg zu seinem Haus zum Luftplatz und zurück kannte.
Zwei Stunden waren vergangen und noch immer konnte Kerr Surasshu nirgendwo finden. Kühles Kribbeln ging durch seinen Körper, ständig suchte er nach ein paar warmen Sonnenstrahlen zum auffangen während er sich durch das Wirrwarr von Straßen arbeitete. Wie durch Zufall erreichte der Wyvern das alte, verlassene Industriegebiet der Südstadt; Lagerhäuser, kleine Firmengebäude und Straßen wurden vom Zahn der Zeit und Verwahrlosung schwer getroffen und verwandelten das einst geschäftige Fabrikgelände in einen hässlichen, grauen Häuserfriedhof. Plötzlich fühlte sich Kerr weitaus unwohler als er es im bunten Treiben der Stadt tat, denn die Stille welche nur von seinen Schritten gebrochen wurde machte ihm klar, dass hier niemand außer ihm war, keine einzige andere Person. Die Umgebung hatte einen dermaßen verstörenden Einfluss auf ihn, dass er für einen Moment vergas, weswegen er hier eigentlich war, erst ein schneidender, kalter Luftzug erinnerte ihn an sein Vorhaben, Surasshu zu finden!
Selbst ein Friedhof ist lebendiger, schmunzelte er sarkastisch bei der Durchsuchung verschiedener Lager- und Firmenhäuser. In jedem von ihnen waren zentimeterhohe Staubschichten, teils aufgebrochene Böden und bröseliger, entstellte Wände, welche jeden Moment über seinem Kopf zusammenbrechen konnten. Beim öffnen einer weiteren Tür stieß Kerr auf eine etwas robustere Tür, denn wie sich herausstellte, war ihr gesamter Rahmen eingefroren und hielt sie somit fest an ihrem Platz. Irritiert runzelte Kerr die Stirn, schloss die Hand so fest er nur konnte um den Türknauf und zog mit aller Kraft daran, als sich plötzlich der Knauf aus seiner Halterung löste und den Wyvern durch seine eigene Kraft zu Boden warf. Als er sich wieder aufgerichtet hatte, sah er sich den gefrorenen und zerbrochenen Türknauf in seiner Hand noch einmal an, ehe er in einfach fallen lies und sich dann erneut an das ffnen der Tür machte.
Sein Augenmerk richtete sich an die Scharniere, welche durch das Eis weitaus poröser geworden waren. Mit einer gewissen Ahnung, woher dieses Eis kam suchte er sich etwas, womit er die Scharniere möglichst einfach entfernen konnte. Seine Wahl fiel auf einen faustgroßen Stein mit welchem er direkt begann, die gefrorenen Scharniere mit gezielten, harten Schlagen zu bearbeiten. Es brauchte nicht lange, da brach das obere der beiden, fiel mit einem leichten metallernem Geräusch zu Boden, kurz bevor das andere sich zu ihm gesellte. Nun lies Kerr seine Finger langsam hinter die schmale Lücke zwischen Tür und Rahmen schlüpfen und übte dann vorsichtig Druck aus, wodurch es ihm gelang, die Tür Zentimeter für Zentimeter aus ihrer Verankerung zu lösen. In letzter Sekunde zog er seine Finger zurück, denn kaum war die knapp dreißig Zentimeter dicke Stahltür aus ihrem Rahmen gelöst, fiel sie auch schon mit einem lauten Knall auf den harten Asphalt. Über den Erfolg seiner improvisierten Schlosserarbeit erfreut grinste Kerr zunächst einmal, dann wagte er sich hinein in die seiner Meinung nach leerstehenden Lagerhalle und wurde sogleich von einer sowohl warmen, als auch kalten Luftströmung umschlossen, welche sich ihren Weg durch die plötzlich verschwundene Tür bahnte. Gerngeschehen, war seine Reaktion hierauf, ehe sich seine Augen dem Inneren der Halle widmeten.
Die Luft war feucht, es roch nach nassem Holz, Papier und Mörtel, welcher sowohl von der Decke als auch von den Wänden nur so herabrieselte. Inmitten dieses schwülen, feuchten Raumes lag eine Person, welche sich nach näherer Betrachtung als Surasshu herausstellte. Ohne Umschweif eilte der Wyvern zu ihm, drehte ihn auf den Rücken, sprach zu ihm und schüttelte ihn mehrere Male, bis sich die müden, gelben Augen des Drachen gezwungen langsam öffneten. Es dauerte, bis er den neben ihm knienden Kerr erkannte, dann reagierte er mit einem erleichterten, müden Aufatmen ehe er versuchte, aufzustehen.
„Warte, ich helf dir." Kerr legte einen von Surasshus Armen über seine Schulter während er selbst einen Arm um seine Taille legte und ihm dann vorsichtig beim aufstehen half. Noch immer etwas wackelig auf den Beinen, schleppte Surasshu sich mit Kerrs Hilfe zu dem löchrigen Sofa, welches zwischen einigen Kisten und Kartons stand und lies sich dann auf das teils harte, teils weiche Möbelstück fallen. Kerr setzte sich neben ihn, sah zu ihm und fragte dann mit leiser Stimme, was passiert war.
„Meine Eismagie.", begann er mit Blick auf seine Hände zu erzählen. „Ich glaube, sie gerät außer Kontrolle." Mit gerunzelter Stirn blickte Kerr auf Surasshus weiße Handflächen, an welchen sich gleichzeitig eine eisige Schicht mit warmen Dampf gebildet hatte. „Was meinst du mit gerät außer Kontrolle?" Unwissend ob er die Frage nachvollziehbar beantworten konnte, erzählte Surasshu von seinem Erlebnis unter Dusche gefolgt von seinem Test mit der Eismagie bis hin zu seinem plötzlichen Hitzschlag und Zusammenbruch kurz nach Beendigung seines Tests in dieser Halle. „In einem Moment fühlte ich mich von aller Wärme befreit und im nächsten riss sich mich mit aller ihrer Macht wieder an sich.", erklärte er seine Gedanken in dieser Zeit während sich sein Mund trocken und kratzig anfühlte. „Kerr ich weiß einfach nicht, was hier mit uns passiert! Keines meiner Bücher erwähnt ein solches Phänomen auch nur mit einer winzigen Fußnote!" Machtlos zitterte Surasshus Körper, er wollte die Hände zu Fäusten ballen, stattdessen versagten sie ihm den Dienst und blieben starr, zittrig und mit kühlen Angstschweiß bedeckt, welcher im nächsten Moment wieder verdampft war. Wieder und wieder versuchte er es, Wut brannte in seinen Augen bei jedem gescheiterten Versuch bis Surasshu es schließlich aufgab, seine Hände offen lies und sie einfach nur anstarrte.
In seinem starren Zustand bemerkte er zuerst nicht, wie Kerr seine zittrige Hand griff, den Arm um seine Schulter legte und ihn langsam zu sich zog; Kerr hatte noch nie wirkliche Berührungsängste, ebenso war er gut darin zu erkennen, wann jemand eine Umarmung brauchte. Plötzlich fing Kerr an zu reden:"Weißt du, ich würde gerne nach Sommerhafen zurückkehren." Da er gerade zu sehr mit dem beruhigenden Gefühl der Umarmung abgelenkt war, kam Surasshu nicht dazu, seine Gegenargumente auszusprechen, ehe der enthusiastische Wyvern fortfuhr:"Wir könnten uns bei den Meháken Hilfe holen, schließlich haben sie etwas mit diesen Steinen oder wenigstens mit dem Ort, an dem wir sie fanden, zu tun." Logik hüllte sich in Kerrs Vorschlag, denn wenn es jemanden, der ihnen wirklich mit dem Drachen- und Schattenherz helfen könnte, dann wären es die Meháken, jene vogelartigen Kreaturen, welche aus ihrer pechschwarzen Festung, der sogenannten Schwarzwacht über die in Sommerhafen lebenden Wyvern wachten.
„Es ist eine gute Idee aber...", begann Surasshu und löste sich aus Kerrs Umarmung um sich aufrecht neben ihn zu setzen. „Wie sollen wir dorthin gelangen? Zu Fuß würde es zu lange dauern und ich bezweifle, dass wir es mit dem Luftschiff weiter als zur Grenze schaffen werden, falls sie uns nicht schon vorher abschießen.", argumentierte er schlüssig und eliminierte somit gleich die beiden einzigen Möglichkeiten, wie sie nach Sommerhafen kommen konnten. Jedoch schien der Wyvern, welcher bereits wieder sein dünnes, zähnefletschendes Lächeln zeigte anderer Meinung zu sein. „Da gibt es etwas, dass ich dir zeigen will."
In seinem Zimmer griff Kerr in das kleine, hölzerne Regal neben seinem Arbeitstisch und holte eine kleine, schwarze Ebenholzschatulle heraus. In ihrem Aussehen war sie sehr schlicht gehalten, es gab weder eine Verzierung, noch eine Gravierung welche auf die Herkunft der Schatulle spekulieren lies, jedoch lies ihr Inhalt vermuten, von wem sie kam.
Eine Feder, schwarz wie die Schatulle aus der sie kam, eingewickelt in weichen bordeauxfarbenen Stoff, Kerr nahm sie heraus und wirkte fasziniert von deren Anblick. „Was ist das?", fragte Surasshu mit großem Interesse am Sinn und Zweck dieser einzelnen Feder. „Wenn ein Wyvern sein Zuhause in den Bergen verlässt, bekommt er von den Meháken eine einzelne Feder geschenkt." Kerr nahm auf seinem Bett Platz, hielt die Feder ins Licht der Deckenlampe und hielt einen Moment inne, ehe er mit seiner Erzählung fortfuhr:"Wir Wyvern nennen diese Federn Einladungen, ein einzigartiges Geschenk der Meháken. Wann immer du dich verloren fühlst, nicht mehr weiter weißt und dein Herz sich nach deinem Zuhause in den Bergen sehnt, dann ist diese Feder der Schlüssel, der dich nach Hause bringt." Neugier und Skepsis mischte sich in Surasshus Gemüt als er der Geschichte lauschte. Wenn man alles mögliche wegstreicht, ist meist das unmögliche das einzig logische, überlegte er, kaute auf seiner Unterlippe herum ehe er sich dazu durchring zu fragen, wie man diese Einladung verwendet.
„Eigentlich ist es ganz einfach.", meinte Kerr darauf, stand vom Bett auf und schaltete das Licht aus. Danach bat er Surasshu, sich neben ihn zu stellen damit er die Einladung verkünden konnte:"Der kürzeste Weg liegt stets im Schatten." Beim sprechen des letzten Wortes glitt die Feder aus Kerrs Hand, tänzelte ein wenig vor ihren Augen als sich plötzlich zwei gewaltige, schwarze Flügel aus der Feder erhoben und sowohl den Drachen als auch den Wyvern verschlangen.
Fortsetzung folgt.....