Kapitel 4: Viele Frage, wenige Antworten

Story by Surasshu on SoFurry

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#5 of Drachenkrieg


Lang, entspannend und ruhig, so konnte man die Zugfahrt, welche Luso von Klitz, einer Großstadt im Land Stoin nach Van machte am besten beschreiben. Vor etwa vier Tagen bekam er einen Anruf, in welchem er um Hilfe bei einem recht heiklem und für ihn interessantem Thema gebeten wurde. Eigentlich war er zur Zeit mit Lyra, einer hitzigen und recht abenteuerlustigen Frau in den südlichen Regionen des Landes unterwegs, fernab den dicht besiedelten Gebieten als er von Surasshu um dessen sofortiges Kommen gebeten wurde. Aus dem_sofortigem Kommen_ wurde ein knapp zwei Tage langer Fußmarsch in die entgegensetzte Richtung, wo er sich dann noch einen für seinen Geschmack überteuerten Fahrschein kaufen, mit welchem er dann seine Reise antrat. Dieser Ärger legte sich jedoch recht schnell wieder, denn wie immer hatte der junge Magier einen kleinen Vorrat an Büchern bei sich, welche er während der Zugfahrt nahezu durchgehend las.

„Ein Problem, bei welchem er meine Hilfe braucht? Ich frage mich, was das sein könnte.", dachte Luso sich beim durchblättern des Buches über allgemeine Heilkunde; er und Surasshu lernten sich vor zwei Jahren kennen, waren dann gut ein ganzes Jahr zusammen mit Kerr und Lyra unterwegs, ehe sich ihre Wege aus diversen Gründen trennten. Seufzend wanderten seine Augen durch die Zeilen der Seiten, nahmen jedes Wort auf und speicherten es in seinem Gedächtnis, während der Zug durch die eisige Steppe, welche einen großen Teil Ilés bedeckte fuhr. Für ein so kleines Land war es durchaus erstaunlich, dass dieses Gebiet so gut wie kaum bewohnt war, außer ein paar kleinen Siedlungen gab es hier fast nichts, was auf irgendeine Zivilisation schließen könnte. Anders sah es im sogenannten „inneren Zentrum" des Landes aus. Dort waren die Dörfer und Städte relativ nahe beieinander, meist nur ein paar Stunden voneinander entfernt, dafür jedoch meist nur mit Fahrzeugen, welche für schweres Gelände vorgesehen waren. „Hier zu wohnen muss ja eine echt Freude sein."

Eine knappe Stunde später machte der Zug dann schließlich halt in Van; der Bahnhof war enorm geschäftig, es herrschte ein wildes durcheinander in dem leicht verloren gehen konnte. Glücklicherweise war das Lusos erster Besuch in dieser Stadt, weswegen er sich recht gut in den Strom von An- und Abreisenden, Bahnarbeitern, Händlern und was sonst noch an Bahnhofsbesuchern um ihn herum war einfädeln konnte, wobei er sich in diesem ganzen Tumult doch etwas eingeengt fühlte.

Nachdem er sich seinen Weg aus dem Bahnhof gebahnt hatte, wehte ihm direkt der kalte Wind der Region ins Gesicht, welches von einem leichten Schneefall begleitet wurde. Luso nahm den Saum seiner Kapuze, zog sie sich über den Kopf und ging los; sein Mantel war weiß mit einem markanten roten Saum und beim überziehen der Kapuze konnte man zwei kleine Katzenohren erkennen. Innerhalb der Straßen von Van genoss Luso neben dem frischem Wetter den geringen Fußgängerverkehr, welcher ihm das vorankommen durchaus erleichterte.

Somit dauerte es auch nicht allzulange, bis er vor der Haustür von Surasshu und Kerr stand, die Klingel läutete und nur einen kurzen Moment warten musste, bis ihm der blaue Drache langsam die Tür öffnete; mit dem öffnen der Tür vernahm Luso auch eine kurze Hitzewelle, welche sich dann wieder schnell verflüchtigte. Nach einer kurzen Begrüßung lies Surasshu Luso hinein und klärte ihn bezüglich der Frage, welche ihn die ganze Zeit plagte, nämlich was der genaue Grund für sein hiersein war, auf.

„Also der eine verglüht und der andere erfriert?" Beidseitiges Nicken von Surasshu und Kerr beantworteten seine Frage, wobei er noch immer recht ungläubig dasaß. Weder Surasshu noch Kerr konnten wirklich erklären, was nun der genaue Auslöser für diese Erscheinungen ist, jedoch vermuten beide, dass die Edelsteine, welche sie mit_Schattenherz_ und Drachenherz betitelten etwas damit zu tun haben mussten. Luso hatte von mindestens einem der beiden gehört, dass es aber zu diesem ein Gegenstück gibt war ihm jedoch neu. „Surasshu, magst du mir mal deine Unterlagen zeigen? Das könnten wir mit meinen Vergleichen und vielleicht finden wir ja was nützliches.", schlug der junge Magier dann vor, wobei Surasshu ihn darauf hinwies, das er seine Bücher bereits kreuz und quer gelesen hatte und in denen nichts, was er nicht schon wüsste, fand. Zwar war er anderer Meinung, doch war Luso gerade erst angekommen und wollte es sich nicht wieder mit dem Drachen verscherzen, weswegen er lieber seinen Mund hielt und lediglich fragte, ob er nicht wenigstens einen kleinen Blick hineinwerfen könne.

„Meinetwegen.", antwortete Surasshu lediglich. Als sich die beiden auf den Weg in Surasshus Zimmer machten, bereitete Kerr sich darauf vor, wieder zum Landeplatz der Vindicus zu gehen. „Bist du dir sicher, dass das eine gute Idee ist?", mahnte Luso ihn bedenklich, woraufhin der Wyvern meinte, dass er schon wüsste, was gut für ihn ist und er sich mit den Reparaturen am besten von diesen Anfällen ablenken könne. Kaum hatte er die Tür hinter sich zugeschlagen erkundigte sich Luso bei Surasshu, wieso der Wyvern denn so gereizt reagierte.

„Du kennst doch Kerr.", fing der Drache beim hinaufgehen der Treppe an. „Stolz und eigensinnig bis zum bitteren Ende. Glaub mir, ich hab´s auch versucht ihm auszureden aber mit genauso viel Erfolg wie du.","Na wenigstens kennt er seine Grenzen.","Hoffentlich."

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Es war ein langer, heißer und recht anstrengender Tag, welchen der Magier und der Drache zwischen all den Büchern, Schriften und selbst geschriebenen Notizen verbrachten; neben Surasshus eigenem Vorrat hatte Luso auch noch eine Handvoll Unterlagen mitgebracht, welche sie beide so gründlich wie nur irgend möglich untersuchten in der Hoffnung, dort Gemeinsamkeiten und vielleicht sogar eine konkrete Lösung für das Problem zu finden; bis heute hatte sich Luso nie wirklich mit dem Mythos des Schattenherzens beschäftigt und das es jetzt womöglich ein Gegenstück, das sogenannte Drachenherz gab machte das Ganze nicht gerade angenehmer.

„Wie kommt es, das du dich so sehr für dieses Schattenherz interessiert hast? Außer der Geschichte, welche uns dieser alte Mann damals in Runo erzählt hat warst du völlig fasziniert davon.", fragte Luso neugierig nach, was Surasshu damit erklärte, dass er schon immer mal einen ganz besonderen Schatz heben wollte und er zudem, was so sehr wie Kerr, von alten Mythen und Sagen interessiert sei und es sich daher nicht nehmen konnte, nicht nach diesem Stein zu suchen. „Wobei ich dich genau dasselbe fragen könnte: wieso hast du dich nicht dafür interessiert? Ich meine, es war doch eine recht spannende Geschichte oder?"

Seufzend und leicht nickend reagierte der Magier dann auf die Gegenfrage, blickte kurz zu dem Drachen und meinte, dass er sich für solche Sachen nicht so sehr interessieren würde, eher zogen ihn die alten Geheimnisse der Magie an und das ihn das mehr reizte als irgendein sagenumwobener Schatz, welcher irgendwo liegen könnte. „Aber das Thema hatten wir doch schon, deswegen sind wir doch auch erst auseinander gegangen oder? Du wolltest mit Kerr nach diesem Stein suchen und ich wollte mit Lyra weiter nach Zaubern und Abenteuern suchen." Surasshu stieß nur einen kurzes entnervtes Stöhnen aus, widmete sich dann wieder seinen und Lusos Büchern, denn das war nun wirklich kein Thema, welches er wieder ans Tageslicht holen wollte und glücklicherweise beließ sein Gast es ebenfalls dabei und setzte die Suche ebenfalls fort.

Mit gesenktem Kopf lies Surasshu sich auf sein Bett fallen, dass letzte Buch fiel ihm aus der Hand als er und Luso nichts, was ihnen helfen könnte finden konnte, dass einzige was sie fanden waren einige Querverweise zu anderen Texten, welche wiederum auch keine schlüssigen Informationen liefern konnten, sondern sich viel mehr mit anderen Themen, welche vom eigentlichen Thema scheinbar ablenken sollten. „Das führt doch zu nichts! In deinem Buch steht etwas so, und in einem anderen steht es wiederum völlig verdreht! Es ist...als wollte man uns in die Irre führen!", fluchte Surasshu lauthals während er gerade wieder einen mittelstarken Hitzschlag durch seinen Körper bekam und sich dabei die Raumtemperatur um einige Grad erhöhte.

Luso, welcher bereits seinen Mantel auszog und nun in einem weinrotem Hemd am Schreibtisch stand gab noch nicht auf, blickte gleichzeitig in zwei Bücher und suchte nach Gemeinsamkeiten, doch je länger er suchte, desto mehr schien es, als würde er auch nichts mehr finden können, weswegen auch er sich bald auf den Stuhl hinter sich setzte und enttäuscht seufzte. Für beide war dieses Ergebnis ihrer Recherche mehr als unbefriedigend, viel mehr war es frustrierend, vor allem für Surasshu, denn somit konnte er weder sich selbst noch Kerr helfen und das lies seine Laune um einiges sinken.

Plötzlich machte Luso einen Vorschlag, welcher mehr oder weniger an Wahnsinn glich:"Wartet, ihr beide habt diese Steine doch in einer Ruine, in welcher sich mehrere Schriften in Méha und zwei anderen Sprachen waren gefunden oder?" Mit einem mulmigen Gefühl, welcher einer unangenehmen Vorahnung gleichkam nickte Surasshu, als Luso fortfuhr:"Nun dann wäre es doch das naheliegendste, wenn wir dorthin zurückgehen. Dort sollten wir die Antworten, die wir beide und auch Kerr brauchen zu finden sein." Wie er es vermutete, grenzte dieser Vorschlag an Wahnsinn, so dachte Surasshu zunächst.

Beim letzten mal wären sie beinahe abgeschossen worden und jetzt sollen sie ausgerechnet an diesen Ort zurückkehren? Schon der bloße Gedanke daran bereitete ihm Unmut, welchen Luso durchaus verstehen konnte, denn er hielt nicht viel von gefährlichen Situationen, hierbei schien es sich aber nicht wirklich vermeiden lassen. Zähneknirschend und mit den Gedanken bei Kerr, welcher von dieser Idee, vor allem nach dem Angriff, alles andere als angetan sein wird. Auf die Frage nach möglichen Alternativen bot Luso lediglich eine: nach Athena reisen und sich dort untersuchen zu lassen.

„Abgesehen von deren medizinischer Ausstattung befinden sich dort auch diverse Gelehrte, welche sich mit diesem Thema bestimmt gut auskennen.", fügte Luso seinem Vorschlag hinzu. Obwohl es Ilés Nachbarland war, war Surasshu niemals in Athena, jedenfalls nicht in der gleichnamigen Hauptstadt und konnte sich daher auch kein wirkliches Bild machen. Jedoch wusste er, dass dieses Land von allen den derzeit größten technologischen Stand hatte, welchen es bereitwillig mit allen Ländern teilte, da es sich neutral zu allen Seiten verhielt und es sich somit freihielt, mit allen Parteien, unabhängig ihrer Beziehungen zu ihren Nachbarn, Handel zu treiben, trotzdem war Surasshu nicht erpicht darauf, dorthin zu reisen.

„Am Ende nehmen sie mir und Kerr noch die Steine unter irgendeinem Vorwand weg und rücken sie dann nicht mehr raus!", argumentierte er leicht paranoid, was Luso mit einem skeptischen Kopfschütteln abtat. Vielleicht war es einfach nur simple Paranoia, welche Surasshu in dem Glauben, Athena würde eigentlich nur zum eigenem Zweck handeln lies, jedoch konnte er dem nicht wirklich widersprechen, denn es gab wohl genügend Gerüchte und Geschichten, welche diese Behauptung entweder bestätigten oder sie wenigstens dermaßen bestärkten, dass manche Leute sie für bare Münze nahmen.

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Seufzend rollte Luso schließlich die Augen, fragte nach einer Alternative und wiederholte dann noch einmal, dass sie hier, mit all diesen Büchern und anderen Unterlagen nichts, was ihnen bei ihrem Problem helfen könnte, finden würden. „Mit meinem Latein bin ich am Ende und ich glaube auch nicht, dass wir irgendwo anders eine Antwort finden werden." Nervös kaute Surasshu auf seiner Unterlippe herum, starrte Löcher in die Luft während er nachdachte.

Eins war auf jeden Fall klar: keiner von beiden, weder Surasshu noch Kerr konnten diesen Anfällen über einen längeren Zeitraum standhalten, irgendwann würden sie entweder einen tödlichen Hitzschlag bekommen oder einfach erfrieren, egal, wie warm oder kalt es um sie herum war! Je länger er mit dieser Gewissheit im Kopf mögliche Szenarien, wie es wohl enden würde durchging, rüttelte Luso ihn plötzlich wieder wach und fragte erneut, dieses Mal mit einer ungewöhnlichen Stärke in der Stimme:"Bist du bereit, einfach so zu sterben?" _Sterben?_War es das, was Surasshu und Kerr letztendlich erwarten würde? Für einen Moment lies er den Kopf sinken und führte sich vor Augen, dass er und Kerr einfach so sterben werden, egal, wie sehr sie versuchen würden, gegen diese Probleme anzukämpfen oder sie zu ignorieren.

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Ohne ein Wort zu sagen ging er an Luso vorbei, nahm dabei seine Jacke und verlies dann, kaum dass ihm sein Gast folgen konnte das Haus und ging direkt zum Flughafen, auf welchem Kerr gerade mit den Reparaturen an der Vindicus beschäftigt war. „Na, habt ihr was gefunden?", fragte Kerr mit einem vor freudigem Blick als der Drache mit Luso im Schlepptau an ihm vorbei in Richtung Cockpit ging, sich auf den Pilotensitz setzte und gerade das Schiff hochfahren wollte, als ihn der Wyvern an der Schulter packte. „Moment mal!", fing er den Satz überrascht an. „Was hast du vor?!" „Wir müssen zur Insel zurück.", antwortete Surasshu kurz und blickte dem Wyvern, welcher trotz seiner Bemühungen es zu unterdrücken zitterte, tief in die Augen; ohne es sagen zu müssen wusste Kerr, das die beiden nichts gefunden hatten.

Zähneknirschend und vor allem mit einem starken Protest in seinem Inneren, denn er wollte sein Schiff und noch viel weniger sein eigenes oder Surasshus Leben bei einer Rückreise zu diesem Ort gefährden, weswegen er noch einmal fragte, ob es wirklich keine anderen Alternativen gab. „Weder die eine noch die andere würden dir gefallen.", meinte Surasshu daraufhin nur und stand dabei auch wieder von dem Stuhl auf.

Stirnrunzelnd stand der Wyvern vor Surasshu und Luso, hörte den Inneren Protest in sich gegen diesen vermeintlich verrückten Plan rebellieren, jedoch schien es, so verrückt wie es auch klingen mag, der einzig richtige Weg zu sein. „Mit dir wird es nie langweilig oder?", fragte er dann scherzhaft, was wahrscheinlich ein gutes Zeichen Seitens Kerr war. „Heute Abend, da werden wir zu der Insel fliegen. Ich muss immernoch die Triebwerke reparieren und die Navigation ist ebenso angeschlagen wie einige der Energieleitungen innerhalb des Schiffes, erst wenn das erledigt ist, fliegen wir los!"

Hier war Surasshu mal wieder, wenn auch nicht zum ersten Mal überrascht, denn Kerr konnte nichts mit einem einfachen Computer, dafür aber umso mehr mit einem komplexen System innerhalb eines Luftschiffes anfangen. „Meinetwegen, können wir dir irgendwie helfen?" Diese Frage wurde von einem skeptischen Blick Kerrs, welche mit einem deutlichen Nein zu deuten war, womit sich Surasshu und Luso wieder verabschiedeten und bis zur Abenddämmerung warteten.

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Hinter Luso schloss Kerr die Laderampe, fuhr dann die Hauptenergie hoch und hoffte, dass seine Reparaturen weitestgehend halten würden, denn er hatte eigentlich mehr als zwei Wochen für diese Arbeiten eingeplant, doch da er diese Zeit nicht mehr hatte tat er sein mögliches, damit die Vindicus wenigstens abheben und fliegen konnte, wobei sie ihre ehemalige Geschwindigkeit sicherlich nicht erreichen könne. „Sollten wir dort auf irgendwelche feindliche Truppen stoßen-","Verschwinden wir sofort, wir haben´s verstanden.", beendete Surasshu Kerrs zum wahrscheinlich vierten Mal wiederholte Ansage bezüglich dieser Reise, als dieser einen Kurs setzt und dann beschleunigte.

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Wie von dem Piloten angekündigt, dauerte dieser Flug ein wenig länger, was den beiden Passagieren etwas Zeit gab, sich noch einmal mit einigen Unterlagen zu beschäftigen und einer kurzen Zusammenfassung dessen, was sich innerhalb dieser Ruine befindet. Nach allem, was Luso über Meháken wusste meinte er, dass dies ein übliches Grabmal war, wobei er anmerkten, dass ein solch großes wiederum nur für ihre größten Anführer oder Kriegshelden diente, was also hieß, dass die gefundenen Edelsteine so etwas wie Grabbeigaben sein mussten; je mehr er darüber nachdachte, desto unwohler fühlte Surasshu sich bei dem Gedanken, aus einem Grab gestohlen zu haben, was man an seinem zunehmend schuldig blickenden Gesichtsausdruck erkennen konnte.Wahrscheinlich, dachte er dann, sind diese merkwürdigen Anfälle dann so eine Art von Schutzmechanismus, welcher von den Steinen im Falle eines Diebstahls ausgelöst werden.

Als sich die Vindicus der Insel näherte schienen keinerlei andere Schiffe in ihrer Nähe zu sein, was Kerr jedoch keineswegs beruhigte, denn es konnte jederzeit ein Schiff aus der oberen Wolkendecke stürzen, weswegen er den Landeplatz für dieses Mal deutlich näher an dem Wasserfall bestimmte, damit sie im schlimmsten Falle sofort ausbrechen konnten. „In kürze werden wir landen, macht euch abmarschbereit!", gab er dann durch die Sprechanlage durch, fuhr die Landestützen aus, während Surasshu sich sein Schwert auf den Rücken schnallte, die Kapuze seiner Jacke über den Kopf zog, während Luso sich ebenfalls seine Kapuze überzog, eine Tasche auf den Rücken warf und dann zusammen mit dem Drachen an der Laderampe auf den Wyvern, welcher bereits mit Schwert an der Hüfte und einer übergezogenen Kapuze zu ihnen kam.

„Müssen die Schwerter denn wirklich sein?", fragte er skeptisch, woraufhin Kerr etwas zynisch meinte, dass er wohl nicht lange genug mit Lyra unterwegs war, andernfalls würde er diese Frage nicht stellen. Außer einem genervtem Seufzen kam nichts mehr von dem Magier, welcher nach Surasshu die Insel betrat, auf welcher es derzeit einen leichten Regenschauer gab.

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Es war kein langer Weg, welcher die drei von dem Wasserfall und der dort hinter befindlichen Ruine trennte, lediglich ein kurzer Fußmarsch durch ein stilles Waldstück war zu bewältigen; außer dem prasselnden Regen auf und durch die Baumkronen, ihren Schritten und einigen Eulen, welche scheinbar gerade ihre nächtlichen Streifzüge machten war nichts weiter zu bemerken, was alle drei ein wenig beruhigte.

„So, da wären wir.", verkündete Surasshu dann vor dem kleinen Wasserfall, hinter welchem sich der Eingang zur Ruine befand. „Bevor du fragst: wir müssen durch den Wasserfall klettern, um hinein zu kommen." Hiermit war die Frage, welche Luso in diesem Moment stellen wollte, beantwortet und schon konnte er Surasshu beim erklimmen eines kleinen Felsvorsprunges sehen, wohin ihm Kerr wenige Sekunden später folgte. „Wieso hab ich mich hierzu nochmal überreden lassen?","Weil du ein neugieriger und überaus wissbegieriger Magier bist, deswegen." Nachdem der Wyvern und der Drache hinter dem rauschendem Wasserfall verschwunden waren schien es nun auch für Luso an der Zeit zu sein, sich nass zu machen. Mit einem gewagten Sprung zum Vorsprung klammerte er sich an die davor liegende Felswand, kletterte dann langsam an dieser entlang zum Wasserfall, an welchem er dann nur wenige Zentimeter vorbei hinter ihn gelangte und sich dann bei Surasshu und Kerr, welche sich bereits ihre Kapuzen heruntergezogen hatten.

Voller Staunen betrachtete Luso nachdem er seine mit Wasser vollgesogene Kapuze herunterzog die Inschriften, welche beide Seiten der Felswände bekleideten. „Haben wir dir zu viel versprochen?", fragte Surasshu mit einem leicht hämischen Grinsen, während Luso seine Hände an den Schriftzeichen entlanggehen lies. „Wow das ist....einfach nur wow....." Nie zuvor konnte Luso seine Hände an solche perfekt erhaltene Zeichen legen, weswegen er auch für einen Moment lang nichts sagte, sondern einfach nur den Moment genoss. Merkwürdigerweise gefiel Kerr und Surasshu dieser völlig begeisterte Luso, denn es erinnerte sie an damals, als sie noch gemeinsam unterwegs waren. Nachdem er sich für eine Weile mit den Schriftzeichen beschäftigt hatte, meinte Luso, dass er womöglich eine zweite Sprache innerhalb dieser Inschriften erkennen konnte, aber er war sich da noch nicht so sicher, erst müsste er sich hiervon mehr ansehen.

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„Gut, dann gehen wir mal nach unten.", sagte Kerr lediglich und ging auch als erster den Pfad hinunter. Je tiefer sie gingen, desto ungeduldiger schien Luso zu werden; er hatte schon immer eine Schwäche für alte, geheimnisvolle Orte und dieser schien für ihn fast so etwas wie eine kleine Oase, tief unter der Erde versteckt, zu sein. Vorbei an den beiden Statuen gleich zu Beginn der Kammer, fehlten Luso zunächst die Worte, um seiner Bewunderung für dieses „Kunstwerk" wie er es nannte zum Ausdruck zu bringen, stattdessen ging er gleich zu den Steinwänden, lies seine Hand über die Inschriften wandern und atmete tief durch, ehe er meinte, dass er wüsste, was die zweite Sprache hier sei. „Das ist Nephal."

Nephal, so lautete der allgemeine Name der Sprache der Nephilim, einem alten Dämonenvolk, welches heute jedoch als ausgerottet durch ein Bündnis der Menschen und Sergalen, welches sie vor etwa einem Jahrtausend einte galt. „Völlig unmöglich.", meinte Surasshu daraufhin, während ihm Schweiß die Stirn herunterlief. „Die Nephilim wurden für fast einem Jahrtausend ausgelöscht! Wie können sie dann eine solch perfekt erhaltene Ruine geschaffen haben?" Auch wenn es durchaus sein konnte, dass dieser Ort die Jahrhunderte unbeschadet überdauert haben könnte, so fiel es dem Drachen schwer zu glauben, dass ein so grausames und wildes Volk wie die Nephilim es einst waren einen solch schönen Ort geschaffen haben können.

„Haben sie auch nicht.", erwiderte der Magier dann und setzte seine Übersetzung fort. „Hier steht nämlich, wenn ich es richtig übersetze, dass dieser Ort von den Meháken im Auftrag der Nephilim zur Ehrung zweier Krieger, welche scheinbar einen gewaltigen Krieg innerhalb der Nephilim beendet hatten."

Überrascht darüber, wie gut der Magier scheinbar diese durchaus schwierige Sprache lesen konnte, erkundigte sich Kerr bei diesem als nächstes, ob er sich die Tafel in der Mitte der Kammer, welche von den beiden Abbildungen dieser Krieger geschmückt war, einmal ansehen könnte, denn das war ja der eigentliche Grund, weswegen sie hier waren. Nachdem er sich von der einen Tafel gelöst hatte, klebte Luso förmlich an der nächsten, welche er dann wieder genauestens studierte, während Surasshu und Kerr von weiteren Hitzeattacken und Erfrierungserscheinungen heimgesucht wurden; mittlerweile hatten sie sich daran gewöhnt, trotzdem war es für beide eine unvorstellbar unangenehme Situation in der sie nur eins tun konnte: durchhalten.

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In den nächsten Stunden konnte man hören, wie Luso immer wieder Worte in Nephal vor sich hin murmelte, während er sich durch den Text vor sich versuchte zu arbeiten; keine leichte Sache, wenn er nur zwei der drei Sprachen entziffern konnte, wobei die dritte ein scheinbar essenzieller Teil des Ganzen war und Luso somit raten musste. Am Ende war das einzige, was er mit Gewissheit sagen konnte folgendes:"Die Edelsteine, die ihr da habt sollen ihre Besitzer scheinbar prüfen, wobei jede Prüfung von jeweiligen Besitzer abhängig ist." Eine Prüfung? Sowohl Drache als auch Wyvern schauten eher verwirrt als erleichtert drein, denn sie konnten sich nicht vorstellen, was das für eine Prüfung sein soll; war es eine Prüfung des Geistes, der Stärke oder des Charakters? Laut Luso war das das einzige, was er ihnen mit Gewissheit sagen konnte, denn solange er nicht wüsste, wie diese dritte Sprache zu lesen war, könnte er nichts weiter aus diesen Texten ziehen, lediglich Theorien und Vermutung, worauf er nur ungern etwas stützen würde. Trotzdem fand er es erstaunlich, an einem Ort wie diesen sowohl Méha als Nephal lesen zu dürfen.

„Wenn du das schon merkwürdig findest, dann solltest du das hier lesen.", meinte Surasshu zu ihm und zeigte ihm den Schriftzug, welchen er bei seinem ersten Besuch entdeckt hatte:

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Am schwarzen Tag erheben wir uns gegen die weiße Nacht

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Mit dem Gefühl, diesen Satz irgendwo schon einmal gelesen zu haben, sah sich Luso die Steinwand in der er geschrieben stand genauer an, ehe er wortlos zurücktrat und Surasshus Frage, ob er etwas damit anfangen könnte, mit einem Nein beantwortete.

Kerr rieb sich kurz die Hände aneinander und hauchte auch kurz in diese bevor er fragte, ob es das nun gewesen sei. „Solange ich nicht weiß, was in dieser dritten Sprache geschrieben steht, habe ich nur einen zu zwei Drittel übersetzten Text und das ist, wenn man sich überlegt, wer diesen Ort für wen erschaffen hat, nichts bemerkenswertes." Zwar war es für ihn keine wirkliche Antwort auf seine Frage, doch konnte sich Kerr durchaus herleiten, was der Magier damit meinte und seufzte enttäuscht.

„Dann würde ich sagen, dass wir hier fertig sind.", meinte Surasshu zu den beiden, woraufhin Luso kurz protestierte, denn er wollte noch etwas länger hierbleiben. „Und mit welchem Schiff willst du von hier verschwinden?"

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Nachdem er sich einsichtig bezüglich seiner „begrenzten" Abreisemöglichkeiten gezeigt hatte, begleitete Luso Surasshu und Kerr aus der Kammer hinaus durch den Wasserfall, als der Wyvern plötzlich, kaum nachdem sie ans Ufer geschwommen waren, angespannt und nervös wirkte. „Hier ist jemand.", flüsterte er uns lies seine Hand langsam zum Griff seines Schwertes wandern; dem Spürsinn des Wyvern konnte man in der Regel blind vertrauen, weswegen auch Surasshu den Griff seiner Waffe mit einer Hand umklammerte.

Luso, welcher keine Waffe bei sich trug, hielt sich hinter den beiden, während diese aufmerksam in das dunkle Dickicht vor sich blickten. Zunächst schien es ganz ruhig zu sein, doch je länger sich Kerr seinen Blick auf einen bestimmten Punkt fixierte schien er immer unruhiger zu werden. „Wer auch immer da ist, zeigt euch!", schrie er mit der Klinge in einer Abwehrhaltung. Keine Reaktion, was den Wyvern umso mehr erregte. „Nur Feiglinge verstecken sich im dunkeln!"

Als sich auch nach mehreren Minuten niemand zeigte, meinte Luso, dass sie jetzt wohl lieber verschwinden sollten, und das nicht zu langsam. Im Laufschritt eilten die drei dann mit noch immer gezogenen Waffen zurück zur Vindicus, Surasshu und Luso gingen als erste ins Schiffsinnere, während Kerr noch für einen kurzen Moment dort blieb und ins Dickicht starrte. Zähneknirschend bestieg er dann das Schiff, schloss die Laderampe hinter sich, startete das Schiff dann wenig später mit dem unguten Gefühl, die ganze Zeit beobachtet zu werden.

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Zurück in Van trennten sich die Wege der drei wieder: Luso musste zurück nach Stoin, um sich wieder mit Lyra zu treffen während Surasshu und Kerr Zuhause blieben. „Sollte ich etwas finden das euch hilft, komme ich sofort wieder.", versprach er zuversichtlich. Dankend umarmten sie ihn, wünschten ihm eine gute Reise ehe er im Strom aus Personen im Bahnhof verschwand.

Kerr, welcher gerade von einem kurzen frieren überfallen wurde blickte zu Surasshu, welcher gerade ebenfalls von der Hitze überrascht wurde hinüber und fragte, was sie jetzt tun sollen. Hierauf hatte er eine kurze, wenn auch sehr klare Antwort:"Wir gehen dorthin, wo wir eine Antwort auf unsere Fragen kriegen werden." Mit einem Blick, welcher die Folgefrage von Kerr sofort beantwortete nickte er nur, grinste dann lediglich bei dem Gedanken, sich mit Surasshu wieder auf ein scheinbar großes Abenteuer zu begeben.

Fortsetzung folgt.....

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