Wolf's Journey - Kapitel 08: Das Geheimnis hinter den blauen Augen
#8 of Wolf's Journey
Das Geheimnis hinter den blauen Augen
,,Wie findest du das?", fragte Yuchi und präsentierte sich im neuen Outfit aus türkisfarbener Hose und Pullover, über dem er ein hellgrünes Shirt trug, vor dem Husky. Halstuch und Armstulpen passten in das pastellfarbene Bild.
,,Augenkrebs verursachend."
Yuchi legte wütend die Ohren an, während Maki sich das Lachen verkniff.
,,Das war nur ein Scherz, Regenbogenwolf."
Der Wolf mit dem neuen Spitznamen kniff Maki in die Seite, legte die Sachen, die er sich ausgesucht hatte, zusammen und ging damit zu Rakshasa, der sich verwirrt den Kopf kratzte.
,,Ich hoffe, das macht meine Karte noch mit, wenn Maki auch noch mit so einem Stapel kommt", sagte er mehr zu sich selbst.
,,Keine Sorge, ich bin sparsamer", lachte Maki und gab dem Kojoten seine Sachen.
Ryo lehnte gegen die Wand und fragte genervt: ,,Seid ihr endlich fertig? Dauert ja länger als mit Yoko, wenn sie einkaufen geht."
,,Das war's dann wohl mit meinem neuen Trainingsanzug", seufzte Rakshasa, während er dem Kassierer die Karte in die Pfote drückte.
Als sie das Kaufhaus mit dicken Tüten in den Händen verließen, sagte Rakshasa: ,,Wir treffen uns heute Abend wieder Zuhause. Ihr findet doch allein wieder zurück, oder?"
,,Ja, aber wo gehst du hin?", wollte Maki wissen.
,,Kampfsport. Jeden Dienstag ist Training. Wir sehen uns."
Yuchi sah den Kojoten davoneilen und blieb mit Maki und Ryo allein zurück. Er blickte zu den beiden und meinte: ,,Gehen wir am besten nach Hause und werden das Zeug hier los. Yoko hatte doch vorgeschlagen, dass wir zum See gehen könnten."
Ryo sagte nichts, doch Maki stimmte dem Vorschlag zu und freute sich schon darauf, wieder in dem kühlen Nass schwimmen zu können. Seine letzte Begegnung mit einem See hatte ja schon interessante Folgen gehabt.
,,Wie gefällt dir die hier?", fragte Yuchi, nachdem er sich eine grasgrüne, eng anliegende Badehose angezogen hatte.
Maki schüttelte augenrollend den Kopf. Er bevorzugte eine lange, hellblaue Badehose. Sie schnappten sich Handtücher und klopften an die Zimmertür des Panthers.
,,Bist du fertig?", fragte Maki. Die Tür öffnete sich und der Panther trat mit einem roten Shirt und einer langen, schwarzen Badehose vor.
Sie erreichten den See, der nur ein kurzer Fußmarsch vom Haus entfernt lag. Yuchi stemmte die Fäuste in die Hüften und nahm einen tiefen Atemzug der frischen Luft. Der Geruch des angrenzendes Waldes mischte sich mit dem des Wassers. Das leichte Rauschen des Sees hallte in Yuchis Ohren wider, der die sanfte Brise in seinem Fell spürte. Er breitete sein Handtuch auf dem Boden aus und warf einen Blick zu Ryo.
,,Kommst du mit?", fragte Yuchi den Panther, der sich auf das Gras gelegt hatte und in den wolkenlosen Himmel starrte.
,,Ich geh später ins Wasser. Wenn ihr nichts dagegen habt, bleibe ich noch eine Weile hier liegen."
Yuchi zuckte mit den Schultern und folgte dem Husky, der bereits wie ein Welpe im Wasser plantschte.
Als die beiden ein Stück hinausgeschwommen waren, forderte Maki den Wolf zum Halten auf und bedeutete ihm, leise zu sein.
,,Was ist denn?", erkundigte sich der Wolf.
,,Es geht um unseren kleinen Panther. Hast du die Kratzer an seinen Armen gesehen?", wollte Maki wissen.
,,Klar hab ich die gesehen. Glaubst du, er ist wasserscheu?"
,,Was hat das jetzt damit zu tun?"
Maki legte den Kopf schräg.
,,Er ist doch eine Katze und soweit ich weiß, gehen Katzen ungern ins Wasser", erklärte der Wolf. Plötzlich hörte er ein Plätschern und am Ufer sah er, wie der Panther ins Wasser tauchte.
,,Schon gut, ich nehm's ja zurück", brummte Yuchi und sah in Makis Gesicht. Er schloss die Augen und drückte dem Husky einen Kuss auf die Wange.
Maki beobachtete den Panther, der ein Stück an ihnen vorbeischwamm.
,,Was schaust du so komisch? Stimmt etwas nicht?", wollte Yuchi wissen und folgte Makis Blick zu Ryo.
,,Nein, alles in Ordnung", log er.
Während sich Maki sonnte und nachdenken konnte, hielt Yuchi neben ihm ein Nickerchen. Er räkelte sich im Schlaf und schnarchte leise. Der Husky beobachtete aus den Augenwinkeln, wie Ryo wieder ans Ufer schwamm und aus dem Wasser stieg. Er hatte sein T-Shirt anbehalten, welches nun eng an seinem Fell klebte.
Maki stand auf und gab dem Panther ein Handtuch. Ryo nahm es dankend an und rieb sich die Haare trocken, die er anschließend mit einem Haargummi zusammenband.
Als der Panther fertig mit Abtrocknen war, legte er sich aufs Handtuch, um die Sonne zu genießen.
Maki entschied, dass es ein guter Moment war, um mit dem Panther ein Gespräch zu beginnen. Er setzte sich neben den Panther und fragte: ,,Geht's dir gut?"
Ryo hielt die Augen geschlossen als er antwortete: ,,Klar, wieso nicht?"
,,Du machst den Eindruck, als ob dich etwas beschäftigt. Und deine Arme..."
Sofort richtete der Panther den Oberkörper auf, versteckte die Unterarme hinter dem Rücken und fauchte: ,,Was ist mit meinen Armen?!"
Yuchi grunzte im Schlaf und rieb sich die Nase.
,,Du hast dir diese Kratzer selbst zugefügt, nicht wahr?"
,,Ich wüsste nicht, was dich das angeht!", erwiderte Ryo und warf einen wütenden Blick zu dem Husky.
,,Was ist dein Problem?" Maki klang ruhig und versuchte somit auf Ryo einwirken zu können, doch dieser stand auf und griff an sein Shirt.
,,Was mein Problem ist? Wenn du es unbedingt wissen willst, zeig ich es dir", sagte er in einem Ton, den Maki nicht einzuordnen wusste. Ryo zog sich das Shirt über den Kopf und hielt es vor seine Brust. Seine Beine zitterten, als er wieder zu Boden sank. Es sah aus, als ob er das Gesicht in die Hände legte und weinte, doch beim genauerem Hinsehen fiel Maki auf, dass er etwas anderes tat.
Als der Panther wieder in Makis Augen sah, zuckte dieser sichtlich zusammen. Ryos Augen hatten eine blutrote Farbe. Ebenso auffällig war die nun auf der Brust sichtbare Narbe, die sich quer über den Brustkorb zog und sich tief ins Fleisch bohrte.
Ryo zog sich wieder das Shirt über und stapfte davon, doch Maki fing sich wieder und rief: ,,Warte! Was hat das zu bedeuten?"
Der Panther wartete nicht und rannte zurück ins Haus.
Maki sah ihm verwirrt hinterher und fragte sich, woher der Panther die Narbe haben könnte. Er weckte den Wolf auf, weihte ihn ein und meinte, dass sie dringend mit dem Panther sprechen mussten.
,,Blutrote Augen? Bist du sicher?", hakte Yuchi nach.
,,Ja. Er trägt farbige Kontaktlinsen, deswegen haben wir das nicht gleich gesehen."
,,Glaubst du, Yoko und Rakshasa wissen von den Augen und der Narbe?", fragte Yuchi während er sich sein Shirt über den Kopf zog.
,,Ich habe keine Ahnung, aber wir müssen es herausfinden."
Sie packten ihre Sachen zusammen und folgten dem Panther zurück ins Haus.
Wieder im Wohnzimmer angekommen fanden sie Ryo auf dem Sofa, wo er fern sah. Sie setzten sich neben den Panther, der den beiden keines Blickes würdigte.
Maki erhob die Stimme: ,,Willst du uns nicht sagen, was mit dir los ist?"
Ihm fiel auf, dass Ryo wieder blaue Augen hatte.
,,Du hast da eine ziemlich tiefe Narbe. Warst du beim Arzt?"
Ryo schaltete das Gerät ab, sah Maki in die Augen und fauchte: ,,Nein, ich war nicht beim Arzt und ich werde auch nicht hingehen."
Seine Stimme klang wütend und er stand auf, um zu gehen, doch Maki sagte: ,,Ich will dir nichts böses. Wir machen uns Sorgen um dich."
Ryo hielt inne und starrte ihn an. „Es war kein Unfall", flüsterte er und ließ sich wieder auf das Sofa sinken.
,,Dich hat also jemand verletzt?", hakte Maki nach.
Yuchi schüttelte nur verwirrt den Kopf und fragte: ,,Wer soll ihm das denn angetan haben?"
,,Dich haben sie doch auch fast ..."
,,Ja ja, schon gut."
Ryo seufzte und wandte dem Wolf seinen Vorderkörper zu. Er zog sich das T-Shirt aus und zeigte ihm die Narbe auf seiner Brust.
Als der Panther dem Husky den Rücken zudrehte, fiel Maki auf, dass der Rücken mit Narben, Kratzern und Blutergüssen übersät war.
,,Was ist denn bloß mit dir passiert?", fragte der Husky besorgt. ,,Wissen Rakshasa und Yoko davon?"
,,Nein und das sollen sie auch nicht", fauchte Ryo.
,,Aber es sind möglicherweise schwere Verletzungen."
,,Das ist meine Sache."
,,Nein. Yoko und Rakshasa müssen sich um dich kümmern und sie sollten das wissen. Es will dir doch niemand etwas antun."
Yuchi griff nach der Tempopackung auf dem Tisch und drückte sie dem Panther in die Pfoten, der sich die Nase schnäuzte und tief seufzte.
,,Du bist vor fast einem Monat hergekommen, oder?", fragte Maki. ,,Du hattest die Wunden, bevor du hier eingezogen bist, nicht wahr? Sie sehen nicht besonders frisch aus. Nur die Kratzer an den Armen sehen neu aus. Die hast du dir selbst zugefügt, oder?"
Ryo versteckte die Arme hinter dem Rücken und schwieg. Eine Träne rollte über seine Wange.